Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
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29.01.2013 Aufrufe

MEHR NOCH ALS ZUM SCHWERFÄLLIGEN Victor Fleming fühlte Ingrid in der kalifornischen Wildnis eine leidenschaftliche Verbundenheit zu Cooper, was ihr Selbstvertrauen erheblich stärkte und ihre Leistungen belebte. Für alle Zeit war sie ihm dankbar dafür, dass er ihr die Gelegenheit bot, sich (keusch oder nicht) in ihn zu verlieben – eine Voraussetzung, die sie brauchte, um Maria spielen zu können und eine, die sie seit Victor Fleming für keinen Mann mehr empfand. Wie immer die Beziehung war oder für wie lange sie immer gedauert haben mag, ist Ingrids letzter Kommentar ernst zu nehmen: "Ich schaffte es nie, eine wirklich vertraute Freundin Gary Coopers zu sein." Aus ihren speziellen Gründen mögen die Sentimentalisten und die Moralisten dies ignorieren und auf eine klare sexuelle Affäre erkennen. Aber der Historiker braucht solidere Grundlagen als die schnellen Gerüchte, und im vorliegenden Fall gibt es einfach keinen brauchbaren Hinweis auf eine Affäre zwischen Ingrid Bergman und Gary Cooper, obschon sie diese im Geiste vielleicht hatten. Wie so oft bei solchen Geschichten hat die simple Wiederholung der einfachsten Version diese zur Tatsache erhoben. Die Romanze wurde ausserdem von jenen zur physischen Realität erklärt, die wissen wollten, dass Ingrid während den Aufnahmen zu "Wem die Stunde schlägt" Selznick darum gebeten habe, sie im kommenden Frühjahr wieder an Warner Bros. auszuleihen, wo Cooper und Wood einen Film auf Basis der Novelle "Saratoga Trunk" von Edna Ferber zu drehen beabsichtigten. Aber sie wusste nicht, dass ihr Co-Star und Regisseur sie als nur eine Anwärterin auf die Liste der möglichen Hauptdarstellerinnen gesetzt hatten, neben Vivien Leigh, Olivia De Havilland, Hedy Lamarr und andern. IM OKTOBER WURDE DIE PRODUKTION in die Paramount-Studios in Hollywood verlegt, wo Dutzende (und Dutzende) von Szenen und Prozess-Aufnahmen, bei welchen gefilmte Hintergründe mit Schauspielern kombiniert wurden, gefilmt wurden. Seit dem 16. Juli hatte Petter mit Selznick und 202

Kay Brown einen lebhaften Briefwechsel über Ingrids Optionen für das kommende Jahr und das künftige Einkommen seiner Frau losgetreten. Petter sah sich zunehmend in der Pflicht, Ingrid vor den Industrie-Wölfen zu schützen – bis hin zum Punkt, wo er sich nun anschickte, sich selbst rechtens zu ihrem de facto-Anwalt aufzuschwingen. Am 7. November forderte Petter Selznick ostentativ auf, ihm die Kosten seiner Bahnreise von Rochester nach New York nebst seinen Hotelspesen dort zu vergüten, wo Ingrids Vertrag Gegenstand einer Besprechung mit Ernest I. Scanlon, Selznicks Finanzchef, war. Zu Beginn der Feiertage war Petter in Festlaune: er hatte von der Universität Rochester seinen amerikanischen Doktortitel der Medizin mit Auszeichnung verliehen erhalten (offiziell im Januar 1943). Und so beschloss er, eine kleine Gesellschaft von Filmleuten zur Feier im Appartment am Shirley Place einzuladen. "Er war natürlich der perfekte Gastgeber", erinnerte sich der Künstler Dietrich, der damals bei Paramount arbeitete und als Mitglied der Schwedisch-Amerikanischen Gemeinde des öftern bei den Lindströms zu Gast war. "Aber er war schrecklich grob zu Ingrid, Sie kam von einem Studio- Arbeitstag nachhause, müde aber glücklich – da sagte er:'So, kannst du jetzt etwas Brauchbares tun?' Was immer sie zur Antwort gab, sie schien zu sagen: 'Nein, es wäre besser, du würdest dieses oder jenes tun'. Ich wunderte mich, wie er so zu ihr sein konnte. Schliesslich hatte er noch keine Praxis, denn sie war es ja, die das ganze Geld einbrachte." Alfred Hitchcock, der sich ständig bemühte, das richtige Projekt aufzutreiben, für welches ihm Selznick Ingrid nicht verweigern konnte, blies ins selbe Horn. "Es war entzückend bei den Lindströms, aber da war immer ein gespannter Unterton in der Luft. Man dachte, jemand sollte kommen und Ingrid retten." Beruflich hätte er sich in dieser Rolle gesehen, romantisch – zu seinem Leidwesen – müsste es jemand anderer sein. Nach den Festtags-Parties kehrten Ingrid, Petter, Pia 203

Kay Brown einen lebhaften Briefwechsel über <strong>Ingrid</strong>s Optionen<br />

für das kommende Jahr und das künftige Einkommen seiner<br />

Frau losgetreten. Petter sah sich zunehmend in der Pflicht,<br />

<strong>Ingrid</strong> vor den Industrie-Wölfen zu schützen – bis hin zum<br />

Punkt, wo er sich nun anschickte, sich selbst rechtens zu ihrem<br />

de facto-Anwalt aufzuschwingen. Am 7. November forderte<br />

Petter Selznick ostentativ auf, ihm die Kosten seiner Bahnreise<br />

von Rochester nach New York nebst seinen Hotelspesen<br />

dort zu vergüten, wo <strong>Ingrid</strong>s Vertrag Gegenstand einer Besprechung<br />

mit Ernest I. Scanlon, Selznicks Finanzchef, war.<br />

Zu Beginn der Feiertage war Petter in Festlaune: er<br />

hatte von der Universität Rochester seinen amerikanischen<br />

Doktortitel der Medizin mit Auszeichnung verliehen erhalten<br />

(offiziell im Januar 1943). Und so beschloss er, eine kleine<br />

Gesellschaft von Filmleuten zur Feier im Appartment am Shirley<br />

Place einzuladen.<br />

"Er war natürlich der perfekte Gastgeber", erinnerte<br />

sich der Künstler Dietrich, der dam<strong>als</strong> bei Paramount arbeitete<br />

und <strong>als</strong> Mitglied der Schwedisch-Amerikanischen Gemeinde<br />

des öftern bei den Lindströms zu Gast war. "Aber er war<br />

schrecklich gr<strong>ob</strong> zu <strong>Ingrid</strong>, Sie kam von einem S<strong>tu</strong>dio-<br />

Arbeitstag nachhause, müde aber glücklich – da sagte er:'So,<br />

kannst du jetzt etwas Brauchbares <strong>tu</strong>n?' Was immer sie zur<br />

Antwort gab, sie schien zu sagen: 'Nein, es wäre besser, du<br />

würdest dieses oder jenes <strong>tu</strong>n'. Ich wunderte mich, wie er so<br />

zu ihr sein konnte. Schliesslich hatte er noch keine Praxis,<br />

denn sie war es ja, die das ganze Geld einbrachte."<br />

Alfred Hitchcock, der sich ständig bemühte, das richtige<br />

Projekt aufzutreiben, für welches ihm Selznick <strong>Ingrid</strong> nicht<br />

verweigern konnte, blies ins selbe Horn. "Es war entzückend<br />

bei den Lindströms, aber da war immer ein gespannter Unterton<br />

in der Luft. Man dachte, jemand sollte kommen und <strong>Ingrid</strong><br />

retten." Beruflich hätte er sich in dieser Rolle gesehen, romantisch<br />

– zu seinem Leidwesen – müsste es jemand anderer<br />

sein.<br />

Nach den Festtags-Parties kehrten <strong>Ingrid</strong>, Petter, Pia<br />

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