Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

eitgeschlagen. Aber es ist auch bezeichnend, dass weder
Cooper noch Bergman Freunden gegenüber je eine solche Beziehung
erwähnten, wie das in anderen Fällen geschah.
Es ist möglich, dass die Liebe diesen Sommer in der Sierra
Nevada loderte, und wenn es so war, hatte es keine Bedeutung.
Es könnte auch durchaus sein, dass die beiden sich
gegenseitig etwas Wärme und Trost spendeten gegen den
Mangel an Charme dieser Produktion und die Auswirkungen
ihrer beider Ehen. Coopers Liebesgeflüster zu Bergman vor
der Kamera und seine beharrlich liebenswürdige Aufmerksamkeit,
die er ihr auch schenkte, nachdem die Kamera längst
gestoppt hatte, können tatsächlich auf ein kurzes Feuer hinweisen.
Ausserdem vermisste Ingrid als temperamentvolle
Siebenundzwanzigjährige sowohl die Gesellschaft als auch ein
einvernehmliches Verhältnis mit ihrem Ehemann. Als weiteren
Hinweis mag man eine Bemerkung sehen, die Ingrid im folgenden
Winter Ruth gegenüber beim Besuch einer Farm im
mittleren Westen machte (zwischen den beiden Filmen, die sie
mit Cooper drehte): "Du solltest die Söhne dieses Farmers
sehen. Wäre es nicht wegen Petter und Gary Cooper, denke
ich, möchte ich eine Farmersfrau werden." Die – allerdings
sehr oberflächliche - Andeutung schien zu signalisieren, dass
wenn sie sich nicht diesen beiden Männern verpflichtet fühlte,
sie einen Wechsel in ihrem Leben oder doch wenigstens eine
neue Romanze durchaus ins Auge fassen würde.
Aber Ingrid hatte ihr Leben lang ein "byronsches" Verhältnis
zu Hauptdarstellern und Regisseuren, und diese Haltung
war generell Teil ihrer sentimentalen Einstellung Männern
gegenüber – das heisst, ihre Intimitäten waren wie gallische
Idylle, zärtliche und romantische Verbindungen, manchmal
erotisch, aber meistens nicht. Ob sie und Cooper 1942/43 ein
Liebespaar waren, ist letztlich weniger wichtig als die Tatsache,
dass ihre Verliebtheit in ihn in ihrer Natur etwas freisetzte.
201