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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Schlussmonolog an <strong>Ingrid</strong> auf das Publikum dam<strong>als</strong> und heute<br />

nur ärgerlich: "Du musst gehen, weil du ich bist und ich du<br />

bin, und wohin du gehst, gehe auch ich – verstehst du? – und<br />

wenn du bleibst, kann ich nicht gehen, weil wir uns nie trennen<br />

können, weil ich nur gehe, wohin du gehst und wenn du<br />

gehst, dann bin ich frei zu gehen, <strong>ob</strong>wohl ich bleibe – weil ich<br />

du bin und du ich bist."<br />

Der Geist gerät ins Torkeln bei dieser Art von Humbug-<br />

Mystik, in Zweitklässler-Syllogismus von der Sorte verpackt,<br />

mit der Primarschüler ihre Kumpel zu überrumpeln versuchen,<br />

so wenig überzeugend, wie das Versprechen eines Politikers,<br />

die Steuern senken zu wollen. Abgesehen davon enthält der<br />

Text einen gravierenden logischen Fehler: wenn sie er ist und<br />

er sie, dann müsste sie eigentlich bleiben und mit ihm umkommen<br />

– weil sie er ist! Doch was soll's. Cooper murmelt die<br />

Szene herunter, <strong>als</strong> litte er eher an Gehirnerweichung <strong>als</strong> an<br />

einem gebrochenen Bein.<br />

Was <strong>Ingrid</strong> anbelangt, so war sie in "Walpurgis Night",<br />

"A Woman's Face", "Dr. Jekyll and Mr. Hyde" und "Casablanca"<br />

so souverän, dass sie hier ausnahmsweise der Oberfläche<br />

von Marias Charakter entlang schlittern konnte. Ohne jede<br />

Führung durch das Script, die Regie oder den Co-Star, muss<br />

Marias quälende Vergangenheit und die Ungewissheit ihrer<br />

Zukunft zum Durcheinander geraten. <strong>Bergman</strong>s Spiel in diesen<br />

Schlüsselszenen wiederspiegelt einen uncharakteristisch <strong>ob</strong>erflächlichen<br />

Kummer, der in keiner Relation zur brutalen Wirklichkeit<br />

einer Frau steht, die monströsen Verrat überlebt hat.<br />

Sie wendet sich ab von ihrem Freund, der Kamera, zupft an<br />

ihren geschorenen Locken und umarmt einen Baumstamm,<br />

um ihrem Kummer Ausdruck zu geben. Aber selbst die rastlose<br />

Folge dieser Szenen kann ihre emotionale Leere nicht verbergen<br />

– und niemand empfand das quälender, <strong>als</strong> <strong>Ingrid</strong><br />

selbst.<br />

Es ist unmöglich, Sam Wood freizusprechen, denn er<br />

hatte nicht das Format, seine Darsteller ins tiefere Wasser zu<br />

führen; statt dessen verherrlichte der Film den Krieg, den<br />

198

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