Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

tiert war, wurden die öffentliche Meinungsbildung und die
künstlerische Experimentierfreude nie durch Zensur behindert.
Am stärksten umstritten unter den Werken, die während
des ersten Weltkriegs zur Aufführung gelangten, waren
die des führenden Dramatikers des Landes, August Strindberg,
der 1912 verstarb. Sein Werk verband ungeschminkte Leidensgeschichten
mit der eindrücklichen Schilderung sozialer
Probleme. Beides: der extreme Realismus und der provokative
Symbolismus seines Werks faszinierten das städtische Publikum
in zunehmendem Masse. Gleichzeitig forderte die aufstrebende
Lyrikerin Selma Lagerlöf (die erste Frau, die 1909 den
Literatur-Nobelpreis gewann) mit den moralischen Dilemmen
in ihren lyrischen Werken eine erweiterte Gesellschaftsordnung.
Aber das populärste Unterhaltungsmedium lieferte die
blühende schwedische Filmindustrie.
Bis vor Kurzem galt Dänemark als die führende Nation
in der Filmproduktion (ein noch keine zwei Jahrzehnte altes
Medium!) und beim Einsatz von Musikern, welche die flackernden
Stummfilme in improvisierten Vorführräumen begleiteten.
In den Kopenhagener Laboratorien entwickelten sich die Kameratechnologien
aber schnell, begünstigt durch die kühnen
Visionen von Regisseuren wie Viggo Larsen und Benjamin
Christensen, wie auch durch Schauspieltalente wie Asta Nielsen,
die sowohl als Trendsetterin wie auch als tragische Heldin
einen grossen Namen hatte. Diese Talente produzierten Serien
von melodramatischen Filmen und lancierten damit in der Tat
die Entstehung des europäischen Starwesens. Es war dann
1912, als sich der schwedische Geschäftsmann Charles
Magnusson drei Partner suchte, mit welchen er in Stockholm
ein Unternehmen gründete, das eine erstaunliche Vielfalt von
Kunstfilmen produzierte, die auch packende Unterhaltung boten.
Innerhalb von vier Jahren hatte Schweden im internationalen
Filmgeschäft die Führung übernommen, wobei die Konkurrenz
der kriegführenden Nationen natürlich fehlte. Schwedi-
19