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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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gut drauf; ihr musikalisches Repertoire umfasste nun auch<br />

einige Chopin-Préludes, und ihre Beherrschung der neuen<br />

Sprache war nachgerade beeindruckend, ihr Vokabular wuchs,<br />

ihre Briefe waren durchwegs korrekt und nahmen Stil an.<br />

"Nur meine Lektüre und das Stricken retteten mich",<br />

vertraute sie Ruth in einem Brief an.<br />

176<br />

"Ich stricke Pia eine Puppe, Pullover und Röcke. Sie ist<br />

ein aussergewöhnliches Kind. Ich sagte ihr, dass wir zu<br />

Weihnachten alles Spielzeug, das sie nicht mehr mochte<br />

oder mit dem sie glaubte, andern Kindern eine<br />

Freude machen zu können, weggeben würden. Aber<br />

sie selbst sollte auswählen und entscheiden, denn es<br />

waren ihre Sachen und ich hatte da nichts zu bestimmen.<br />

Und Ruth, mir kamen die Tränen. Ich sah zu, wie<br />

sie während einer S<strong>tu</strong>nde alles sehr sorgfältig musterte...sie<br />

war so süss. Sehr schöne Sachen gab sie weg<br />

und sagte: "Ich denke nicht, dass ich damit noch oft<br />

spielen werde". Aber eine alte, schmutzige und abgenutzte<br />

Puppe behielt sie mit den Worten: "Ja, sie ist<br />

schmutzig, aber sie war wirklich ein ganz liebes Mädchen".<br />

Und ihre Mutter schwieg. All das von einer Dreijährigen!"<br />

Weihnachten war nur eine kurze Verschnaufpause auf<br />

dem Lebensweg einer Schnecke. "Ein Heim, einen Mann und<br />

ein Kind zu haben, sollte eigentlich jeder Frau genügen – ich<br />

meine, dafür sind wir doch bestimmt, oder?" fragte <strong>Ingrid</strong> dam<strong>als</strong><br />

Ruth R<strong>ob</strong>erts mit klagendem Unterton, womit sie ein Dilemma<br />

ansprach, das weiter verbreitet war, <strong>als</strong> ihr bewusst<br />

war. "Aber für mich ist nach wie vor jeder Tag ein verlorener<br />

Tag. Als würde ich nur zur Hälfte leben. Die andere Hälfte in<br />

einen Sack gesteckt und erstickt. Was soll ich nur <strong>tu</strong>n? Wenn<br />

ich nur ein Licht sähe."

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