Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid war heute nicht erreichbar, sonst hätte ich sie
mit Hemingway zusammengebracht. Wir suchen heute
aber einen Flug für sie, damit sie Hemingway in San
Franzisco noch treffen kann, bevor sie nach China abreist.
Wenn sie ihm gefällt, bitte ich ihn, sich bei Paramount
einzusetzen. Sollte sie die Rolle nicht bekommen,
wäre es zumindest nicht, weil es keine systematische
Kampagne für sie gegeben hätte!"
Während er das schrieb, war Ingrid bereits auf dem
Weg zu Hemingway. In der Nacht vom 30. zum 31. Januar
fuhren sie und Petter von June Lake nach Reno, wo sie einen
Morgenflug nach San Franzisko erwischten. Nachmittags begaben
sie, Petter und ein LIFE-Fotograph sich zu Jack's Restaurant
an der Sacramento Street, wo sie Ernest Hemingway und
seine neue Frau, die Journalistin Martha Gellhorn, trafen. Über
Salattellern und einigen Flaschen Weisswein diskutierten sie
"Wem die Stunde schlägt" , wobei Hemingway mit ausladenden
Gesten und trunkener Tapferkeit über seine Charaktere und
Themen referierte.
Und dann, mit einer sonderbar heftigen Bewegung, griff
er sich eine Handvoll von Ingrids langen, hellbraunen Haaren:
das alles müsste verschwinden, wenn sie Maria spielen wollte,
die in der Geschichte als jungenhaft kurzgeschorene Blondine
geschildert wird.
Von diesem Element einer konfusen, unklaren Geschlechtlichkeit
war Hemingway besessen. Viele seiner Hauptdarstellerinnen
in Fiktion und realem Leben, von Lady Brett
Ashley in "The Sun Also Rises" bis hin zu seinen eigenen Frauen,
waren kurzgeschorene Androgene – woraus sich auch seine
grosse Freundschaft z.B. zur bisexuellen Marlene Dietrich erklärt,
die in seiner Gegenwart nur ihr Markenzeichen – eben
Herrenanzüge - trug. Wie bei allen andern von Hemingways
Lieblingsfrauen in Film und Leben, dachte er auch von Ingrid,
sie wäre viel attraktiver als jungenhaftes Mädchen – das, im
vorliegenden Fall, in Gary Cooper verknallt war.
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