Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
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29.01.2013 Aufrufe

136 dem unglaublichen Neuankömmling aus Schweden zu vergleichen gewesen wäre'. Sie sei, wie er mit Posaunen und Fanfaren weiterfuhr, "ein skandinavisches Traummädchen...so schlicht und echt,..... wie von der nicht immer unfehlbaren Filmindustrie bisher noch niemand – die legendäre Garbo eingeschlossen – zu uns hergeholt wurde." Crowther schwelgte über ihre Unaffektiertheit und ihr kindlich-unschuldiges Lächeln, ihre gute Laune und Einfachheit, er bewunderte ihre Schönheit, die er genüsslich bis ins Detail beschrieb ("lichtbraunes Haar, hellblaue Augen, eine edle Erscheinung, die Gesundheit und Kraft ausstrahlt, eine athletische Figur"). Er berichtete weiter, dass sie viele verschiedene Rollen spielen wollte, "sogar komische und eine gefallene Frau". Während der kommenden zwei Jahre setzte Selznick seine Pressekampagne fort, die zusehends zu einem festen Bestandteil des amerikanischen Journalismus wurde, der die wachsende Liebesaffäre des Landes mit Ingrid Bergman sowohl reflektierte wie auch weiter entflammte. "Ein Mittagessen mit ihr", seufzte der Kommentator Thornton Delehanty in einem Anfall von schulbübischer Schwärmerei, "ist wie eine Stunde oder so sich hinzusetzen, um mit einer charmanten und hochintelligenten Orchidee zu plaudern". Ein anderer Reporter fand, sie sei "so unverdorben wie frisch gefallener Schnee in Schweden". Orchideen, Schneefall, Pfirsiche und Sahne, Elfenbeinseife und Dresdener Porzellan: das war die Kraft von Ingrids offensichtlichem Charme, der sogar abgestumpfte New Yorker Autoren dazu verleitete, ihre Federn in Purpur zu tauchen und die unglaublichsten, anbetenden Metaphern zu kreieren und Gleichnisse zusammenzubasteln, die zum Schreien übertrieben. Sogar die nüchterneren und glaubwürdigen Berichte waren unisono positiv gestimmt. "Erstmals traf ich sie bei den Aufnahmen zu "Intermezzo" ', erinnerte sich der Autor und Universitäts-Professor Åke Sandler, Sohn des schwedischen Premierministers und damals ebenfalls Immigrant. Er hatte

Ingrid mit Walter Danielson, dem schwedischen Vize-Konsul, im Selznick-Studio von Culver City besucht und einen reizenden Artikel über Ingrid in der Schwedisch-Amerikanischen Presse veröffentlicht. "Selten habe ich ein unschuldigeres Gesicht gesehen", gemäss Sandler. "Sie verströmte eine besondere Art von Reinheit und war unglaublich charmant und entgegenkommend. Ich verstand sehr wohl, dass Petter ihr verfallen war." So sehr sie sich darüber freuen mochte, so bereitete dieses Mass an Verehrung Ingrid auch einige Sorge: konnte sich dieses plötzliche und überschwängliche Lob nicht ebenso plötzlich durch die Laune eines Reporters oder ein unbedachtes Wort von ihr in der Öffentlichkeit ins Gegenteil verkehren? "Ja", sagte Selznick, "du musst dich einfach in Acht nehmen: Achte auf jeden Schritt, den du tust, spiele nach den Regeln und tu', was ich dir sage." Sie versprach, es zu versuchen. ENDE JANUAR WAR INGRID ZURÜCK in New York bei Pia, dem Mädchen, Kay und Jim Barrett und Kays beiden kleinen Töchtern Kate und Laurinda, die eben ins Schulalter kamen und die noch nicht zweijährige Pia mit Freude in ihrer Mitte willkommen hiessen. Aber während die Kinder glücklich waren, fühlte sich die unbeschäftigte Ingrid mehr und mehr elend. Als Kay erfuhr, dass Vinton Freedley (der mehrere Gershwin-Musicals produziert hatte) beabsichtigte, Ferenc Molnárs romantische Fantasie "Liliom" neu aufzuführen, packte sie die Gelegenheit beim Schopf, um Ingrids nervöser Trägheit ein Ende zu bereiten. "Liliom" , dem Publikum besser bekannt durch die 1945 durch Rogers and Hammerstein erfolgte Transformation in das Musical "Carousel", war die Geschichte eines faulen Marktschreiers, der für seine grossen Verführungskünste bekannt war. Liliom heiratet die sanfte Julie, die er liebt, aber oft vergewaltigt und misshandelt; als sie schwanger wird, versucht er, mit kriminellen Mitteln zu leichtem Geld zu kommen und lässt sich lieber umbringen als gefangen nehmen. Vor dem himmlischen Gericht bereut er seine Taten und erhält nach 137

<strong>Ingrid</strong> mit Walter Danielson, dem schwedischen Vize-Konsul,<br />

im Selznick-S<strong>tu</strong>dio von Culver City besucht und einen reizenden<br />

Artikel über <strong>Ingrid</strong> in der Schwedisch-Amerikanischen<br />

Presse veröffentlicht. "Selten habe ich ein unschuldigeres Gesicht<br />

gesehen", gemäss Sandler. "Sie verströmte eine besondere<br />

Art von Reinheit und war unglaublich charmant und entgegenkommend.<br />

Ich verstand sehr wohl, dass Petter ihr verfallen<br />

war." So sehr sie sich darüber freuen mochte, so bereitete<br />

dieses Mass an Verehrung <strong>Ingrid</strong> auch einige Sorge: konnte<br />

sich dieses plötzliche und überschwängliche L<strong>ob</strong> nicht ebenso<br />

plötzlich durch die Laune eines Reporters oder ein unbedachtes<br />

Wort von ihr in der Öffentlichkeit ins Gegenteil verkehren?<br />

"Ja", sagte Selznick, "du musst dich einfach in Acht nehmen:<br />

Achte auf jeden Schritt, den du <strong>tu</strong>st, spiele nach den Regeln<br />

und <strong>tu</strong>', was ich dir sage." Sie versprach, es zu versuchen.<br />

ENDE JANUAR WAR INGRID ZURÜCK in New York bei<br />

Pia, dem Mädchen, Kay und Jim Barrett und Kays beiden kleinen<br />

Töchtern Kate und Laurinda, die eben ins Schulalter kamen<br />

und die noch nicht zweijährige Pia mit Freude in ihrer Mitte<br />

willkommen hiessen. Aber während die Kinder glücklich waren,<br />

fühlte sich die unbeschäftigte <strong>Ingrid</strong> mehr und mehr<br />

elend. Als Kay erfuhr, dass Vinton Freedley (der mehrere<br />

Gershwin-Music<strong>als</strong> produziert hatte) beabsichtigte, Ferenc Molnárs<br />

romantische Fantasie "Liliom" neu aufzuführen, packte<br />

sie die Gelegenheit beim Schopf, um <strong>Ingrid</strong>s nervöser Trägheit<br />

ein Ende zu bereiten.<br />

"Liliom" , dem Publikum besser bekannt durch die 1945<br />

durch Rogers and Hammerstein erfolgte Transformation in das<br />

Musical "Carousel", war die Geschichte eines faulen Marktschreiers,<br />

der für seine grossen Verführungskünste bekannt<br />

war. Liliom heiratet die sanfte Julie, die er liebt, aber oft vergewaltigt<br />

und misshandelt; <strong>als</strong> sie schwanger wird, versucht<br />

er, mit kriminellen Mitteln zu leichtem Geld zu kommen und<br />

lässt sich lieber umbringen <strong>als</strong> gefangen nehmen. Vor dem<br />

himmlischen Gericht bereut er seine Taten und erhält nach<br />

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