Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman
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ist, dass es keinerlei kosmetische Nachhilfe brauche. Tatsache ist, dass sie sehr hellhäutig war und die hellen Lichter ihre Haut rötlich erglänzen liessen, was mit dem passenden Puder etwas abgedämpft werden musste. Was nun Stradling anbetraf, war Selznick verzweifelt: er sah, was er in dieser zweiten Dreh-Woche sehen musste, nämlich eine Serie von visuellen Katastrophen, die den Film kaputt zu machen drohten. So war Stradling der Nächste, der aus der Produktion entlassen wurde; sein Ersatz war Gregg Toland (der für Wyler und Goldwyn "Wuthering Heights" fotografiert hatte) *) . Aber nun bekam es Ingrid mit der Angst zu tun. "Sie hatte Tränen in den Augen", schrieb Selznick erstaunt in einer Notiz an William Herbert, seinen Werbedirektor. Sie fürchtete, das werde Stradlings Ansehen schädigen, und alles in allem sei er doch ein sehr guter Kameramann gewesen und es spiele doch keine Rolle, ob er sie jetzt etwas weniger gut fotografierte – sie würde das lieber in Kauf nehmen, als ihn zu verletzen. Selznick als Mann, der (speziell von Schauspielern) nicht leicht zu beeindrucken war, musste erfahren – wie er Herbert gegenüber sagte, dass Ingrid die verantwortungsbewussteste Schauspielerin war, mit der er je gearbeitet hatte. Als Beweis dafür nannte er die Tatsache, dass sie ihr ganzes Leben den Anforderungen der Produktion unterordnete. "Sie verlässt das Studio zu keiner Zeit und verlangte noch keine einzige Minute vor 6 Uhr abends Feierabend . . .ganz im Gegenteil, sie ist unglücklich, wenn das Team nicht bis Mitternacht arbeiten will." Er wurde nicht müde, zu staunen. Ingrid war auch in Sorge über die Ausgaben für ihre Kleider in diesem Film. Wurde ein Kleid ausgeschieden, weil es ihr nicht stand, erkundigte sie sich bei der Garderobe-Abteilung, ob es nicht mit einem *) Typisch für Selznick: er wechselte seine Auffassungen über Stradlings Talent von Tag zu Tag und beauftragte ihn dann (klugerweise) mit den anspruchsvolleren Aufnahmen für "Rebecca". 116
Kragen, einer andern Farbe oder einem andern Schnitt zu retten wäre, womit man doch diese Geldverschwendung verhindern könnte. Ausserdem gefiel ihr ihr kleiner Umkleideraum (die grösseren wurden dem Starquartett aus "Vom Winde verweht" zugewiesen) so gut, dass sie Selznick vorschlug, die Miete für Camden Drive zu sparen und ihr zu erlauben, im Studio zu wohnen. "Das alles ist absolut unaffektiert", schrieb Selznick und auch darin sah er das Potenzial für einen positiven Werbeeffekt: "so dass ihr natürlicher Liebreiz, ihre Zurückhaltung und ihr Verantwortungsbewusstsein zu einer Art Legende werden – speziell auch im Hinblick auf den zunehmenden Unsinn, den uns die Stars heute zumuten". Ingrid wollte eine erfolgreiche, seriöse Schauspielerin sein; das Drum und Dran des Startums war nicht ihr höchstes Ziel. "Ich bin eine bodenständige Person", antwortete sie Jahre danach etwas müde auf die Frage, an welcher Stelle sie sich unter den Stars denn selbst sehe. "Ich stehe hier, wo ich bin. Ich mache meine Arbeit, das ist alles." Und so machte es auch Toland, der Selznick gab, was er verlangte: eine natürliche Bergman, dennoch mit allen verfügbaren Mitteln gerissen herausgeholt – Nuancen und Schatten, Umgebungs- und Schlaglichter, Winkel und Distanzen peinlich genau gemessen. In "Intermezzo" gibt es Momente von unglaublich realistischer Grösse – in der Boot-Szene zum Beispiel, wo ihr Haar im Wind flattert (eine Szene, die es in der schwedischen Originalversion nicht gibt). Aber das Natürlichste von allem war ihr Spiel. Der Film brachte hinsichtlich der romantischen Unbeholfenheiten des Originals nicht viel Neues. Während die schwedischen Arrangements beibehalten (und manche längeren Szenen gleich von Molanders Version übernommen) wurden, entschlossen sich der anglophile Selznick und der Engländer Leslie Howard (Co-Produzent des Films) offenbar, den Film von britischem Geist zu erfüllen, mit britischen Teetassen, Manieren, Dekorationen und Akzenten. Wenig mehr als ein moralischer 117
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ist, dass es keinerlei kosmetische Nachhilfe brauche. Tatsache<br />
ist, dass sie sehr hellhäutig war und die hellen Lichter ihre<br />
Haut rötlich erglänzen liessen, was mit dem passenden Puder<br />
etwas abgedämpft werden musste.<br />
Was nun Stradling anbetraf, war Selznick verzweifelt: er<br />
sah, was er in dieser zweiten Dreh-Woche sehen musste, nämlich<br />
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zu machen drohten. So war Stradling der Nächste, der aus der<br />
Produktion entlassen wurde; sein Ersatz war Gregg Toland (der<br />
für Wyler und Goldwyn "Wuthering Heights" fotografiert hatte)<br />
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Aber nun bekam es <strong>Ingrid</strong> mit der Angst zu <strong>tu</strong>n. "Sie<br />
hatte Tränen in den Augen", schrieb Selznick erstaunt in einer<br />
Notiz an William Herbert, seinen Werbedirektor. Sie fürchtete,<br />
das werde Stradlings Ansehen schädigen, und alles in allem sei<br />
er doch ein sehr guter Kameramann gewesen und es spiele<br />
doch keine Rolle, <strong>ob</strong> er sie jetzt etwas weniger gut fotografierte<br />
– sie würde das lieber in Kauf nehmen, <strong>als</strong> ihn zu verletzen.<br />
Selznick <strong>als</strong> Mann, der (speziell von Schauspielern)<br />
nicht leicht zu beeindrucken war, musste erfahren – wie er<br />
Herbert gegenüber sagte, dass <strong>Ingrid</strong> die verantwor<strong>tu</strong>ngsbewussteste<br />
Schauspielerin war, mit der er je gearbeitet hatte.<br />
Als Beweis dafür nannte er die Tatsache, dass sie ihr ganzes<br />
Leben den Anforderungen der Produktion unterordnete. "Sie<br />
verlässt das S<strong>tu</strong>dio zu keiner Zeit und verlangte noch keine<br />
einzige Minute vor 6 Uhr abends Feierabend . . .ganz im Gegenteil,<br />
sie ist unglücklich, wenn das Team nicht bis Mitternacht<br />
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Er wurde nicht müde, zu staunen. <strong>Ingrid</strong> war auch in<br />
Sorge über die Ausgaben für ihre Kleider in diesem Film. Wurde<br />
ein Kleid ausgeschieden, weil es ihr nicht stand, erkundigte<br />
sie sich bei der Garder<strong>ob</strong>e-Abteilung, <strong>ob</strong> es nicht mit einem<br />
*) Typisch für Selznick: er wechselte seine Auffassungen über Stradlings<br />
Talent von Tag zu Tag und beauftragte ihn dann (klugerweise) mit den<br />
anspruchsvolleren Aufnahmen für "Rebecca".<br />
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