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Gutachterliche Empfehlung für ... - Siebert Consulting Group

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<strong>Siebert</strong> <strong>Consulting</strong><br />

Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger <strong>für</strong><br />

Outdoor-Trainings/Erlebnispädagogik<br />

und Ropes Courses<br />

Walter <strong>Siebert</strong><br />

Ramperstorffergasse 37<br />

A - 1050 Wien<br />

TEL.: (+43) – 664 – 102 8487<br />

FAX: (+43) - 1 – 545 32 00 32<br />

http://www.siebert.at<br />

e-mail: walter@siebert.at<br />

<strong>Gutachterliche</strong> <strong>Empfehlung</strong> <strong>für</strong> Pressverbindungen in Seilgärten<br />

1. Einleitung<br />

Pressverbindungen werden seit Jahrzehnten im Ropes Course Bau eingesetzt. Bereits<br />

der erste ACCT Standard (compiled 1993, published 1994) empfiehlt „Swaged Eyes“<br />

als Seilendverbindung in kritischen Applikationen.<br />

Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen Verpressungen, die in einem<br />

Pressvorgang hergestellt werden und solchen, die in mehreren, zumeist 3<br />

Pressvorgängen/Hülse hergestellt werden („multibite swages“, „multibite pressed<br />

cables“).<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in den USA Kupferhülsen <strong>für</strong> kritische<br />

Verbindungen verpflichtend sind, in Europa Aluminium.<br />

Bis dato wurden keine Unfälle im Zusammenhang mit dem Versagen einer<br />

Pressverbindung in Seilgärten dokumentiert.<br />

Pressverbindungen haben den Vorteil, wenig fehleranfällig zu sein sowie wartungsfrei.<br />

In Europa sind Pressverbindungen in der EN 13411-3 beschrieben.<br />

Weiter spezifiziert sind Seilendverbindungen in der EN 15567-1.<br />

Dort ist gefordert, dass Seilendverbindungen nach der EN 13411 hergestellt werden<br />

müssen. Andere Seilendverbindungen sind zulässig, solange sie nach<br />

Herstellerangaben erfolgen.<br />

Als Hersteller gilt die Person, die die Pressverbindung physisch herstellt.<br />

Der Hersteller kann, muss aber nicht in seinen Herstellerangaben den Vorgaben der<br />

EN 13411-3 folgen, wenn in begründeten Fällen davon abgewichen wird.<br />

A-1050 Wien • Ramperstorffergasse 37 • Walter <strong>Siebert</strong><br />

Tel.: +43 664 102 8487• Fax: +43 (1) 545 32 00 32 • e-mail: walter@siebert.at • http://www.siebert.at<br />

<strong>Gutachterliche</strong> <strong>Empfehlung</strong> Pressverbindungen <strong>Siebert</strong> Seite 1 von 6


2. Herstellungsarten<br />

Pressverbindungen werden mit einer hydraulischen Presse hergestellt. Dies ist die<br />

zuverlässigste Methode sowie durch die EN 13411-3 gefordert.<br />

Die ERCA empfiehlt, dass <strong>für</strong> mit „Handpressen“ hergestellte Seilendverbindungen ein<br />

Prüfzertifikat von einem hier<strong>für</strong> zugelassenem Prüfinstitut erstellt wird.<br />

Typ A wird in einem Pressvorgang<br />

hergestellt:<br />

Dabei muss das Seilende aus der<br />

Presshülse herausragen.<br />

Bild rechts oben: Verpressung in einem<br />

Pressvorgang. Darunter: „Multibite Swage“<br />

Typ C wird durch mehrere, zumeist 3<br />

Pressvorgänge hergestellt:<br />

Die Klemme im Bild rechts wurde <strong>für</strong> die<br />

Prüfung des Verfüllfaktors an der linken<br />

Verpressung durchgeschnitten.<br />

Der Abstand zwischen Kausche und Klemme muss nach den Herstellerangaben<br />

(gemäß Baumusterprüfung) erfolgen. EM 13411-3 legt fest, dass ein Abstand<br />

bestehen muss, davon kann aber vom Hersteller abgewichen werden.<br />

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3. Baumusterprüfung<br />

Gemäß EN 13411 reichen 3 Proben (=Verbindungen) aus. Ein Seil mit zwei<br />

Seilendverbindungen gilt als 2 Proben, somit kommt man mit 2 Tests aus.<br />

Die freie Seillänge zwischen den Endverbindungen muss mindestens das 30fache des<br />

Seilnenndurchmessers betragen.<br />

Dabei wird die Bruchlast gemäß EN 13411-3 gemessen.<br />

4. Ist ein Dauerschwingtest notwendig?<br />

Die EN 13411-3 fordert eine Baumusterprüfung im Dauerschwingversuch.<br />

Dies ist nach den bisherigen Erkenntnissen aus dem Seilgartenbau in den meisten<br />

Anwendungen nicht erforderlich.<br />

Auf jeden Fall kann bei Belastungen bis zu 15% der Mindestbruchlast des Seiles auf einen<br />

Dauerschwingtest verzichtet werden, da geringere Lasten durch den Dauerschwingtest<br />

(zwischen 15 % und 30 %) ohnehin nicht erfasst werden.<br />

Der Verzicht bei höheren zu erwartenden Lasten ist zu begründen.<br />

5. Welche Tragkraft ist gefordert?<br />

Laut EN 15567-1 ist gefordert, dass die Seilendverbindung – wie alle<br />

Sicherungssysteme – mit einem Sicherheitsfaktor von 3 zu berechnen sind.<br />

Hier gilt gemäß EN 15567-1 nicht als Lastannahme 6 kN, sondern die tatsächlich<br />

auftretende Last, die bei Seilgärten im allgemeinen - abhängig vom Design – deutlich<br />

darunter liegt und im Allgemeinen 3 kN nicht übersteigt.<br />

6 kN dürfen aber keinesfalls überschritten werden.<br />

Die tatsächlich auftretende Last wird im Zweifel durch Messung festgestellt.<br />

Seilendverbindungen müssen einer Kraft von 6 kN im Sicherungssystem standhalten,<br />

ohne dass eine bleibende Deformation auftritt.<br />

Die EN 13411-3 fordert, dass eine Seilendverbindung 90% der Bruchlast des Seiles im<br />

Zugtest aufweist. Die EN 15567 fordert dies nicht.<br />

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6. Muss das Seilende aus der Presshülse ragen?<br />

Die EN 13411-3 fordert, dass das Seilende nach dem Verpressen aus der Hülse<br />

herausragt. Damit soll sichergestellt werden, dass das Seilende durch den<br />

Pressvorgang erfasst wird.<br />

Bei der Verwendung in Seilgärten stellen diese<br />

Seilenden eine erhebliche Verletzungsgefahr bei<br />

allen erreichbaren Seilen dar.<br />

Um dieser Verletzungsgefahr zu begegnen, werden<br />

Verpressungen „Typ C“ empfohlen, bei denen ein Teil<br />

nicht durch das Presswerkzeug erfasst wird:<br />

Das Seilende soll hierbei in diesem Bereich liegen.<br />

Es muss von der Pressung erfasst sein, soll jedoch<br />

nicht (wie im Bild) aus der Presshülse herausragen.<br />

Das Seilende muss in jedem Fall sichtbar sein. Bei Verwendung von zwei Presshülsen<br />

kann die zweite Hülse das Seilende verdecken, wenn dies der Baumusterprüfung<br />

entspricht.<br />

7. Herstellerangaben<br />

Empfehlenswert (aber nicht zwingend) ist es, sich an die <strong>Empfehlung</strong>en der<br />

EN 13411-3 zu halten:<br />

5.1.3 Anweisungen, die der Entwickler des Pressverbindungssystems bereitstellen muss<br />

Der Entwickler des Pressverbindungssystems muss Anweisungen mindestens hinsichtlich<br />

folgender Punkte bereitstellen:<br />

a) Vorbereitung des Seilendes;<br />

b) Einzelheiten des(der) Seiles(e), <strong>für</strong> das(die) das System ausgelegt ist;<br />

c) Zuordnung von Werkstoff und Größe der Pressklemme zu Seildurchmesser und Seilart;<br />

d) Lage des Seilendes;<br />

e) Verpressen der Pressklemme;<br />

f) Fluchtung, Zustand und Instandhaltung der Werkzeuge;<br />

g) Verfahren zum Entfernen von Graten;<br />

h) Anforderungen an die Maße der verpressten Pressklemme;<br />

i) Beschränkungen <strong>für</strong> die Kennzeichnung der Pressklemme;<br />

j) Temperaturgrenzen des Pressverbindungssystems.<br />

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8. Prüfbescheinigung und Kennzeichnung<br />

Bei Verbindungen, die in einem System eingebaut sind (im Gegensatz zu beweglichen<br />

Teilen) ist nur eine Bescheinigung in der Dokumentation gemäß Punkt 7<br />

Herstellerangaben notwendig. Die einzelnen Pressverbindungen müssen bei einem<br />

Seilgarten nicht gekennzeichnet werden.<br />

Nach Fertigstellung muss der Hersteller (Errichter) <strong>für</strong> die Seilgartendokumentation<br />

folgende Angaben zur Verfügung stellen:<br />

a) Name und Anschrift des Herstellers der verpressten Seilschlaufe oder seines<br />

Bevollmächtigten sowie das<br />

b) Ausstellungsdatum der Bescheinigung und ihre Beglaubigung;<br />

c) Hergestellt nach EN 15567-1, in Anlehnung an EN 13411-3<br />

d) Beschreibung der Seilkonstruktion; und<br />

e) Möglichkeit <strong>für</strong> die Rückverfolgung.<br />

9. Qualitätsprüfung<br />

Der Durchmesser der Verpressung nach dem Pressvorgang ist gemäß den<br />

Herstellerangaben zu prüfen (Durchmesser mit Lehre, alles andere durch<br />

Sichtprüfung)<br />

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10. Eindeutig fehlerhafte Pressverbindungen<br />

Das Seilende ist nicht sichtbar, bei einer einzelnen<br />

Presshülse.<br />

Das Seilende müsste bei diesem Bild sichtbar sein.<br />

Die Presshülse weist Risse auf<br />

Die Pressungen sind nicht ausgerichtet<br />

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