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72. Jahrgang Nr. 1/2008 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

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und hat sich sicherlich mit der Druckerei beschäftigt. Diese Verbindungen<br />

der Flüchtlinge mit gleicher Ausrichtung sind sicherlich kein Zufall.<br />

Louis� Enkel, Ludwig-August v. Guionneau, schrieb 1783 an den Oberkonsistorialrat<br />

Erman in Berlin: Sein Vater erinnere sich, dass Großvater Louis<br />

im Dienst der englischen Marine gestanden und seinen Abschied am Anfang<br />

des Jahrhunderts eingereicht habe. Er konnte sich nicht mehr erinnern,<br />

ob er Kapitän oder Leutnant gewesen war. Im Londoner Warrant<br />

Book befindet sich eine Eintragung: Dem Kapitän Guinnenier und seinem<br />

Diener Peter Petit wurde am 7. Juni 1690 eine Befugnis ausgestellt, über<br />

Harwich nach Holland zu reisen. Der Name Guionneau wurde, wie viele<br />

französische Namen, in England auf mancherlei Art geschrieben.<br />

Louis verließ um 1690 Neu-England, kehrte nach Europa zurück und ließ<br />

sich in London im selben Jahr naturalisieren. Jetzt 33 Jahre alt, heiratete er<br />

die fünf Jahre jüngere Susanne Lieuvrard de Rageneau, eine Hugenottin<br />

aus noblem Hause. Minister (Pastor) Theodor Blank, der vor 1685 in La<br />

Rochelle amtierte hatte, bürgte in London für Louis�reformierten Glauben.<br />

Am 12. Januar 1695 wurde er Mitglied der Threadneedle Street-Kirche in<br />

London. Es war dasselbe Jahr, in dem auch sein Onkel Ozée Jourdain (der<br />

Mann der Schwester seines Vaters) dieser Kirche beitrat.<br />

Susanne Lieuvrard war mit ihrer Familie von einem Landsitz nahe von St.<br />

Quentin in der Picardie geflohen. Ihr Vater war Jacques Lieuvrard de Ragueneau,<br />

die Mutter hieß Marthe. Auf der Synode von Charenton wurde<br />

1669 St. Quentin u. a. von dem Ancien Daniel Lieuvrard vertreten, sicherlich<br />

der Großvater oder ein Onkel von Susanne. Die Lieuvrards waren eine<br />

kirchlich engagierte Familie.<br />

Susanne hatte drei Schwestern und als jüngstes der Geschwister noch<br />

einen Bruder. Die älteste Schwester, Anne, hatte ca. 1675 – damals noch<br />

sehr jung – einen Arzt aus Ailly bei Amiens geheiratet. Das Paar zog nach<br />

Paris, hatte zwei Töchter und lebte später in Brandenburg. Als Religionsflüchtling<br />

hat sich Jacques Lieuvrard mit seiner Frau und zwei Töchtern am<br />

20. März 1686 in London naturalisieren lassen. Die dritte Tochter muss<br />

minderjährig oder krank gewesen sein; sie starb 1696 in London. Die zweite<br />

Tochter, Marie, heiratete in London Bartholomae Basset aus dem Languedoc.<br />

Er bekleidete das Amt eines Ministers (Pastors) der französischen<br />

Kirche in der Crispin Street. Als Bartholomae Basset 1704 starb, blieb Marie<br />

mit ihren beiden Töchtern in England. Die Tochter Susanne ist später<br />

mit ihrem Mann Louis Guionneau nach Preußen emigriert. Dem einzigen,<br />

noch sehr jungen Sohn dieser Familie (David?) hat sein Vater das größte<br />

Vertrauen geschenkt. Jacques Lieuvrard ließ ihn in St. Quentin zurück,<br />

nachdem er ihn eingehend instruiert hatte, alles, was er in bares Geld verwandeln<br />

könne, zu veräußern. Der Sohn fing gut an. Er brachte dem Vater<br />

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