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72. Jahrgang Nr. 1/2008 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

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Mr. Detchevery berichtet, womit die Firma Guionneau & Le Blond handelte,<br />

führte Buch über die Befrachtung, entschied über Handelsverbindungen,<br />

über Einnahmen und Auslagen. Er empfahl geschäftliche Verbindung mit<br />

einer Firma in Léogane (Hafen von Port-au-Prince). Guionneau & Le Blond<br />

unterhielt ein Lagerhaus auf Haiti. Es entstanden politische Schwierigkeiten.<br />

Detchevery segelte die Schiffe bei Bedarf unter kanadischer (katholischer)<br />

Flagge oder der von Neu-England (protestantisch) und bestach die<br />

Behörden. An Bord der Schiffe befanden sich als Handelsgüter folgende<br />

Waren: süßes Öl, Mehl und Schweinefleisch, Fisch (Dorsch, Heringe, Makrelen),<br />

Kakao und Indigo jeweils in Fässern, Bretter und Planken, Ballen<br />

Seide, Artischocken, (zum ersten Mal) Obst oder Gemüse, Ballen mit gepresster<br />

Kochenille (aus getrockneten Schildläusen gewonnener scharlachroter<br />

Farbstoff), Logwood logs und Holz des Baumes „Haemataxylon<br />

Campeachianum“, der in großer Zahl in Mexico und Mittelamerika wächst.<br />

Er wurde als rotes Färbemittel und als Sud und Extrakt für medizinische<br />

Zwecke gebraucht (für den Export wurde das Holz in Klötze = logs zerschnitten,<br />

daher der Name). Die Spanier sahen den Diebstahl des Holzes<br />

als den eines wertvollen Rohstoffes an und forderten hohe Strafgelder von<br />

unerlaubten Campeche-Holzfällern. Die Schaluppe kehrte mit Sklaven nach<br />

Boston zurück. Damit bestätigt sich der Verdacht, dass die Firma auch mit<br />

Sklaven handelte. Für einen jungen, gesunden Mann bezahlten Händler<br />

1675 an der Goldküste drei Pfund. In der Karibik wurden 13 bis 15 Pfund<br />

für jeden Sklaven bezahlt. In Boston war der Preis dann höher.<br />

Da sich bei Henrys Tod am 1. Februar 1730 kein Testament fand, stellte<br />

man seinen Besitz – wie damals üblich – unter Administration. Eine Bestandsaufnahme<br />

wurde erstellt. Deshalb ist uns heute sein Besitz, in dem<br />

sich erstaunliche Gegenstände befanden, bekannt. Neben guten zeitgemäßen<br />

Möbeln besaß er eine Bibliothek von 160 Bänden und Silber von<br />

hohem Wert (geschätzt auf 150 Pfund), zwölf Teller und zwei Schüsseln<br />

aus chinesischem Porzellan, einen rotpolierten japanischen Tisch und<br />

Spiegel sowie zwei japanische Kommoden. Ware aus China und Japan<br />

musste über den Indischen Ozean und um das Kap der Guten Hoffnung<br />

gesegelt sein und dann den Atlantik von Süden nach Norden durchquert<br />

haben. Um Kap Horn segelten wegen der gefährlichen Passage nicht viele<br />

Schiffe. In Europa begann erst um 1750 die Porzellanherstellung, dann<br />

zuerst für Fürstenhäuser. Die aufgezählten Gegenstände waren damals<br />

von unschätzbarem Wert.<br />

Pierre Guionneau, Vater von Louis und Henry, starb am 20. Januar 1710 in<br />

Amsterdam mit 83 Jahren. Um diese Zeit ist sein ältester Sohn Louis wieder<br />

aus Amerika zurück nach Europa gesegelt. Vielleicht hat er seinen<br />

Vater noch gesehen, bevor er zu seiner Familie nach Berlin reiste.<br />

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