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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Staat – Nation - Sprache<br />

Sie ist e<strong>in</strong> Instrument um e<strong>in</strong>e nationale Identität zu konstruieren und wirkungsvoll zu<br />

symbolisieren. Außerdem ist sie das Instrument, mit dem nicht nur e<strong>in</strong>e kollektive, sondern<br />

auch die <strong>in</strong>dividuelle Identität konstruiert wird.<br />

• Nationalsprachen erfüllen nicht nur ideologisch-symbolhafte, sondern auch praktische<br />

Funktionen: Mit Sprache kann man „Ordnungen“ schaffen, die Massen lenken – im<br />

schlimmsten Falle auch manipulieren. Mit e<strong>in</strong>er dom<strong>in</strong>anten Staatssprache kann man die<br />

Defi nitionsgewalt ausüben. Mit Sprache kann man also <strong>in</strong>sgesamt Menschen beherrschen.<br />

Sie stellt daher <strong>in</strong> der Politik e<strong>in</strong> wirkungsvolles Macht<strong>in</strong>strument dar. Diese Erkenntnis hat<br />

vielfach zu dem politischen Imperativ cuius regio eius l<strong>in</strong>gua geführt. - Man denke an den<br />

Sprachimperialismus der Kolonialmächte: Behörden- und Umgangssprache im Kontakt mit<br />

den E<strong>in</strong>geborenen ist die Sprache der herrschenden Kolonialmacht.<br />

• Die außerordentliche Bedeutung der Sprache für die Gestaltung des gesellschaftlichen<br />

Lebens ergibt sich auch daraus, dass Sprache das wichtigste Instrument der Kommuni kation<br />

ist. Das mag banal ersche<strong>in</strong>en, bedeutet aber, dass wir mit und durch Sprache verstehen<br />

– oder auch nicht verstehen, wenn wir e<strong>in</strong>e Sprache nicht beherrschen. Für die Art und<br />

Weise, wie wir mit „Anderem/Fremdem/Nicht Vertrautem“ umgehen, ist die Frage, ob wir<br />

etwas verstehen, ganz entscheidend. „Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man<br />

nicht mehr“. (Marie Curie)<br />

4. Aussichten und Aufgaben für die Zukunft<br />

Im Verlaufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben wir zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Westeuropa gelernt,<br />

das Problem der Anders- bzw. <strong>Mehrsprachigkeit</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Staats geme<strong>in</strong>schaft anders als<br />

durch Beseitigung der M<strong>in</strong>derheiten(merkmale) zu lösen. Aber kaum haben wir diese neuen<br />

„ethnischen Umgangsformen“ gelernt, sehen wir uns nicht nur durch die globale Mobilität, die<br />

durch den technischen Fortschritt ermöglicht und ständig erweitert wird, sondern auch durch<br />

das Zusammenwachsen der alten National staaten <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> sowie das unaufhaltsame Zunehmen<br />

der Migration unausweichlich mit der Tatsache konfrontiert, dass wir <strong>in</strong> den alltäglichen,<br />

öffentlichen, berufl ichen zwischenmenschlichen Begegnungen <strong>in</strong> weit höherem Maße mit<br />

anderen, fremden Sprachen konfrontiert se<strong>in</strong> werden als bisher. Diese veränderten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens zw<strong>in</strong>gen uns dazu, mit Sprachkontakt<br />

und <strong>Mehrsprachigkeit</strong>, aber auch mit Andersartigkeit und Fremdheit anders umzugehen, als das<br />

im alten <strong>Europa</strong> der Nationalstaaten der Fall war. E<strong>in</strong> friedliches gesellschaftliches Leben, <strong>in</strong><br />

dem für jeden Mitbürger e<strong>in</strong>e hohe Lebensqualität und die Wahrung der persönlichen Würde<br />

gewährleistet s<strong>in</strong>d, kann im zukünftigen <strong>Europa</strong> bestimmt nicht alle<strong>in</strong>e dadurch gesichert<br />

werden, dass wir zwar M<strong>in</strong>derheiten großzügig dulden und durch ökonomischen Wohlstand bei<br />

Laune halten (und selbst das nur, soweit es sich um territorial und kulturell e<strong>in</strong>heitlich und<br />

klar defi nierte M<strong>in</strong>derheiten handelt), an dem Konzept der E<strong>in</strong>heit von Staat – Nation – Sprache<br />

aber weiterh<strong>in</strong> festhalten und im Herzen e<strong>in</strong>sprachig bleiben. Damit stellen sich der Sprachwissenschaft<br />

und der Sprachpolitik neue Aufgaben.<br />

Bestimmte Faktoren werden trotz dieser Veränderungen weiterh<strong>in</strong> bestehen bleiben.<br />

Bleiben wird das Bedürfnis, sich <strong>in</strong> Gruppen zu organisieren. Dazu müssen Gruppen identitäten<br />

geschaffen und Gruppenloyalitäten gesichert werden. Bleiben wird auch das Bedürfnis, diese<br />

Identität und Loyalität durch gut sichtbare/wahrnehmbare Symbole darzustellen.<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 55 4-12-2006 12:25:14<br />

55

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