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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Erfahrungen der <strong>Mehrsprachigkeit</strong> im Kontext Kalabriens: Das “Germanese” aus Carfi zzi<br />

Das Italienische als „Matrixsprache“ (Riehl 2004: 22) gibt hier den morphosyntaktischen<br />

Rahmen vor, <strong>in</strong> den der Schriftsteller die darauf folgende deutsche Hilfsverb-Infi nitiv-Sequenz<br />

(will spielen) <strong>in</strong>tegriert, um wieder <strong>in</strong>s Italienische (con voi) überzuwechseln und schließlich <strong>in</strong><br />

den kalabresischen Dialekt zurückzukehren (ammuccia).<br />

Im folgenden Beleg fungiert das Code-Switch<strong>in</strong>g als Identitätsmerkmal, d.h. jede der beteiligten<br />

Sprachen entspricht e<strong>in</strong>er anderen Identität: das Italienische entspricht der so genannten Wir-<br />

Identität, das Deutsche („Frau Gieß”, „’Du arroganter Typ!“), der Sie-Identität (Riehl 2004:<br />

25):<br />

(23) “Pers<strong>in</strong>o Frau Gieß ce l’aveva apertamente con me:’Du arroganter Typ!<br />

Invece di r<strong>in</strong>graziarci che lavori da noi, rispondi sempre male, non ci vieni<br />

mai <strong>in</strong>contro.” (Abate 1993: 69)<br />

E<strong>in</strong>e expressive Funktion (Riehl 2004: 24) erfüllt das Code-Switch<strong>in</strong>g im folgenden Beispiel, <strong>in</strong><br />

dem das italienische Wort devo nochmals auf Deutsch wiederholt wird. Die deutsche Wiederholung<br />

wird als Stilmittel sowohl zur Intensivierung, bzw. zur Akzentuierung des italienischen Begriffs,<br />

als auch zur Hervorhebung zweier Welten, zum Ausdruck des <strong>in</strong>dividuellen Erfahrungsbereiches<br />

des Schriftstellers.<br />

(24) „[…] diceva Giorgio Bellusci quando parlava seriamente.’ Ma devo, muss, come dicono<br />

qua’“ (Abate 2002: 114)<br />

6. Resümee<br />

Aus dem geschilderten, sehr heterogenen l<strong>in</strong>guistischen Panorama <strong>in</strong> der Literatur Abates bleibt<br />

abschließend festzuhalten, dass es Abate mit se<strong>in</strong>er spezifi schen Schreibstrategie gel<strong>in</strong>gt, den<br />

langwierigen Prozess der Identitätsfi ndung, des Ich-Werdens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt des Aufe<strong>in</strong>andertreffens<br />

verschiedener Sprachen und Kulturen zu vermitteln. E<strong>in</strong>e so versöhnte wie dialogische Sprache,<br />

die das Eigene und das Fremde im Austausch auszutarieren und e<strong>in</strong>e von B<strong>in</strong>dungslosigkeit<br />

geprägte Lebensweise im Dazwischen, im Zwischenraum (Homi Bhaba), darzustellen vermag,<br />

ersche<strong>in</strong>t als Möglichkeit, nationale Sprachen <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Sprachen zu verwandeln, <strong>in</strong><br />

Sprachen, die sich dem kulturell Anderen öffnen, <strong>in</strong> Sprachen die den nunmehr <strong>in</strong>terkulturell<br />

gewordenen Alltag der westlichen Länder auszudrücken vermögen und als solche den Weg <strong>in</strong> die<br />

Zukunft des vere<strong>in</strong>igten, und dennoch pluralistischen und multil<strong>in</strong>gualen <strong>Europa</strong>s ebnen (vgl.<br />

Chiell<strong>in</strong>o (2001: 13).<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 463 4-12-2006 12:29:49<br />

463

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