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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Rossella Pugliese<br />

Die deutsche Konsonantenfolge im Wort Vollkasko – Beispiel (19) - wird im Arbëreshen<br />

als stimmloser alveolar-palataler Frikativlaut [∫] ausgesprochen und deshalb graphisch mit<br />

wiedergegeben. Das Suffi x –un drückt hier e<strong>in</strong>en maskul<strong>in</strong>en, determ<strong>in</strong>ierten Akkusativ<br />

aus. Bei Substantiven, deren Wortstamm mit dem velaren Plosivlaut [k] endet, steht <strong>in</strong> diesem<br />

Fall anstatt . Altimari berichtet auch von folgenden syntaktischen Lehnprägungen im<br />

Germanese aus Carfi zzi, wobei das Suffi x -artur zum Ausdruck des Perfektes, und das Suffi x<br />

–arem zum Ausdruck des Refl exivums gebraucht wird:<br />

(20) Jom anmeldartur. 27 (arb.) →[(Ich) b<strong>in</strong> angemeldet.] (dt.)<br />

(21) anmeldarem 28 (arb.) → [ (Ich) melde mich an.] (dt.)<br />

5. Vom Italienischen <strong>in</strong>s Deutsche – und umgekehrt: Code-Switch<strong>in</strong>g-<br />

Phänomene im Germanese aus Carfi zzi<br />

Zu den verschiedenen Sprachenmischungsphänomenen, die im literarischen Sprachkorpus Abates<br />

häufi g auftreten, gehört neben den genannten Transferphänomenen auch das Code-Switch<strong>in</strong>g-<br />

Phänomen 29 . Code-Switch<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> Charakteristikum mehrsprachiger Gesellschaften (vgl. Clyne<br />

2003: 73) bzw. mehrsprachiger Personen, die mite<strong>in</strong>ander kommunizieren und <strong>in</strong> Kontakt treten.<br />

Kontakte zwischen zwei oder mehreren Sprachen- bzw. Varietäten müssen aber nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

zu Mischungsphänomenen, also zur sprachlichen Veränderung der e<strong>in</strong>en oder der anderen Sprache<br />

oder Varietät führen, sondern können, wie es beim Code-Switch<strong>in</strong>g der Fall ist, e<strong>in</strong>fach nur zum<br />

Wechsel von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> die andere Sprache führen. Abates Literatur dokumentiert die Sprache von<br />

zwei- bzw. mehrsprachigen Menschen mit e<strong>in</strong>er bi- oder mehrkulturellen Identität, die sie auf Grund<br />

e<strong>in</strong>er eigenen Migrationsbiographie oder der <strong>in</strong> der Familie erlebten Migration erworben haben<br />

und für die Code-Switch<strong>in</strong>g zu der natürlichsten Sache der Welt zählt. Deshalb ist <strong>in</strong> diesem Beitrag<br />

mit dem Term<strong>in</strong>us Code-Switch<strong>in</strong>g der abwechselnde Gebrauch zweier oder mehrerer Sprachen<br />

bzw. Varietäten <strong>in</strong>nerhalb des literarischen Textkorpus’ des Schriftstellers Abate zu verstehen,<br />

das e<strong>in</strong>erseits als Ausdruck e<strong>in</strong>er Mischidentität (Francesch<strong>in</strong>i: 1999) – und als solches durchaus<br />

als „soziol<strong>in</strong>guistisch motiviertes Code-Switch<strong>in</strong>g“ (Riehl 2004: 22) gelten kann. Andererseits<br />

kann es auch als „psychol<strong>in</strong>guistisch motiviertes Code-Switch<strong>in</strong>g“ (ebda.) e<strong>in</strong>es multil<strong>in</strong>gualen<br />

Sprechers defi niert werden, der als Literat durch den Gebrauch des Code-Switch<strong>in</strong>g mit dem<br />

Effekt des Fremdwortes spielt und damit Kraftfelder zwischen den Sprachen erzeugt, um das,<br />

was die Monol<strong>in</strong>gualität verdeckt, hervorzuheben, sodass „die Diskrepanz zwischen Fremdwort<br />

und Sprache <strong>in</strong> den Dienst des Ausdrucks der Wahrheit treten“ 3028 kann. Abate bietet se<strong>in</strong>em Leser<br />

e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Innenwelt des multil<strong>in</strong>gualen Sprechers selbst, e<strong>in</strong>en Ausschnitt von dessen<br />

Innenleben <strong>in</strong> der Darstellung se<strong>in</strong>er existenziellen Dimension. Als Beispiel für nicht funktionales<br />

Code-Switch<strong>in</strong>g (vgl. Francesch<strong>in</strong>i 1998: 58) kann folgender Satz stehen:<br />

(22) “’Io will spielen con voi, spielen all’ammuccia’ disse Marco nella sua l<strong>in</strong>gua<br />

ibrida che conoscevo bene, avendola usata anch’io da piccolo.” (Abate<br />

2002: 51).<br />

27 Ebenda.<br />

28 Dass dieser Term<strong>in</strong>us <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>schlägigen Fachliteratur ziemlich umstritten ist, ist schon aus folgendem Zitat Clynes<br />

(2003: 70) ersichtlich, wenn er bemerkt, dass es sich dabei um e<strong>in</strong>e „troublesome term<strong>in</strong>ology“ handelt. Im Anschluss<br />

an Riehl (2004: 21) möchte ich aber festhalten, dass Code-Switch<strong>in</strong>g zwar e<strong>in</strong>zelne Wörter und auch mehrere<br />

Worte<strong>in</strong>heiten, Teilsätze oder ganze Sätze e<strong>in</strong>beziehen kann, Entlehnungen dagegen immer nur e<strong>in</strong> Wort umfassen.<br />

29 Adorno, Theodor W. (1981): Noten zur Literatur. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 220.<br />

30 28 Adorno, Theodor W. (1981): Noten zur Literatur. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 220.<br />

462<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 462 4-12-2006 12:29:48

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