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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Kompetenz- und Fehlerbewusstheit bei der Erlernung von Drittsprachen (L3)<br />

„Language“ kann sich auf „langage“, die Sprache als fundamentales Kommunikations- und<br />

Denkobjekt des Menschen beziehen, aber auch auf e<strong>in</strong>e konkrete E<strong>in</strong>zelsprache („langue“) /auf<br />

mehrere konkrete E<strong>in</strong>zelsprachen („multil<strong>in</strong>gual awareness“/ <strong>Mehrsprachigkeit</strong>sbewusstheit;<br />

vgl. dazu auch Morkötter 2005), und dies sowohl unter e<strong>in</strong>em strukturellen als auch e<strong>in</strong>em<br />

funktional-pragmatisch-soziol<strong>in</strong>guistischem Blickw<strong>in</strong>kel. Es kann hier um Teilgebiete gehen<br />

(„phonetical, syntactical … awareness“, vgl. Mehlhorn 2005), es können aber auch anderen<br />

sprachlich relevanten Phänomenen entsprechende „awarenesses“ zugedacht werden, man<br />

denke an „language learn<strong>in</strong>g awareness“ (vgl. Knapp-Potthoff 1997) oder eben auch an unsere<br />

„error & competence awareness“.<br />

Bereits im ersten Abschnitt wurde erwähnt, dass die Beurteilung von „Fehlern“ nicht<br />

durch jede soziale Gruppierung <strong>in</strong> gleicher Weise erfolgt und auch historischen Veränderungen<br />

unterworfen ist. E<strong>in</strong> wesentlicher Schritt <strong>in</strong> der „Entdiabolisierung“ von Fehlern war sicher<br />

die wissenschaftliche Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Lerner- oder Interimssprache, bei der<br />

erkannt wurde, dass „Fehler“ e<strong>in</strong>e wesentliche Durchgangsphase zur Erreichung höherer<br />

Kompetenzstufen darstellen (vgl. Sel<strong>in</strong>ker 1972, Vogel 1990).<br />

Neben der bereits erwähnten, von manchen DidaktikerInnen und Lehrenden <strong>in</strong>zwischen<br />

praktizierten Tendenz, Fehlern überhaupt ke<strong>in</strong> besonderes Augenmerk mehr zuzuwenden<br />

(weder praktisch noch theoretisch), zum<strong>in</strong>dest so lange die pr<strong>in</strong>zipielle Verständlichkeit<br />

erhalten bleibt, können wir <strong>in</strong> letzter Zeit e<strong>in</strong>e weitere Trendwende feststellen, die sehr schön<br />

im Europäischen Referenzrahmen (vgl. Trim/Butz 2001) zum Ausdruck kommt: nämlich auch<br />

hier nicht mehr die Fehler <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu stellen, sondern das bereits Beherrschte – die<br />

Kompetenz. Wurden früher bestimmte Stufen der Sprachbeherrschung durch das (noch) nicht<br />

Gekonnte charakterisiert, s<strong>in</strong>d für den Referenzrahmen die „Kann“-Bestimmungen typisch, also<br />

z.B. „kann e<strong>in</strong>fache Sätze bilden“ und nicht etwa „kann noch nicht komplexe Sätze bilden“.<br />

Trotzdem sche<strong>in</strong>t es e<strong>in</strong>e anthropologische Konstante zu se<strong>in</strong>, Normabweichungen eher<br />

wahrzunehmen als Normübere<strong>in</strong>stimmungen. So werden wohl Fehler eher bewusst wahrgenommen<br />

als das ohneh<strong>in</strong> Korrekte. Die sich ansche<strong>in</strong>end immer mehr durchsetzende Bevorzugung der<br />

Kompetenz mag vor allem auch ethische und motivationsfördernde H<strong>in</strong>tergründe haben; die<br />

reguläre „Fehlerproblematik“ darf aber u.E. aus mehreren Gründen nicht völlig aus den Augen<br />

verloren werden.<br />

„Error awareness“ und „competence awareness“ s<strong>in</strong>d jedenfalls zwei Seiten e<strong>in</strong>er Münze<br />

und müssen geme<strong>in</strong>sam betrachtet und entwickelt werden. Auch hier haben wir es mit dem<br />

ganzen Spannungsfeld zwischen bloßer Aufmerksamkeit („Welche Fehler / welche positiven<br />

Züge fallen wem wann warum auf?“) und mehr oder m<strong>in</strong>der entwickelten Fehler- bzw.<br />

Kompetenztheorien („Welche Rolle spielen ‚Fehler’ <strong>in</strong> der Kommunikation mit non-native<br />

speakers / im Fremdsprachenunterricht?“) zu tun. In von an der Wirtschaftsuniversität Wien<br />

(= WU) teilweise geplanten, teilweise schon begonnenen Projekten geht es jedenfalls um die<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Fehler- und Kompetenzbewusstheit von „Laien“ (siehe Abschnitt<br />

3).<br />

An sich werden nicht-perfekte Sprachleistungen unabhängig davon wahrgenommen, ob<br />

es sich bei der jeweiligen Fremdsprache um e<strong>in</strong>e L2, L3 oder Ln handelt. Trotzdem wird die<br />

Situation bei „nicht-englischen“ Fremdsprachen (meist als L3, L4 …) anders se<strong>in</strong> als beim<br />

Englischen, der – als l<strong>in</strong>gua franca - verbreitetsten L2. (Zur Tertiärsprachenforschung seien hier<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 403 4-12-2006 12:29:13<br />

403

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