29.01.2013 Aufrufe

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Magdalena Putz<br />

Cavagnoli/Nard<strong>in</strong> (1997: 23 ff.) fassen die vorherrschenden E<strong>in</strong>teilungen der sprachlichen<br />

Situation <strong>in</strong> Südtirol <strong>in</strong> drei Hauptmodelle zusammen und stellen fest: Je nach VertreterIn<br />

des e<strong>in</strong>en oder anderen Modells wird entweder zwischen (1) Hochsprache (Kultursprache,<br />

geschriebene Sprache) und (2) Umgangssprache, zwischen germanisch geprägter (3a) und<br />

österreichisch geprägter (3b) Hochsprache und Umgangssprache unterschieden; Das am<br />

weitesten verbreitete Modell unterteile jedoch <strong>in</strong> Standard, Umgangssprache und Dialekt.<br />

In diesem Beitrag wird der Begriff Dialekt stellvertretend für alle sprachlichen Varianten<br />

verwendet, die sich von e<strong>in</strong>er Hochsprache unterscheiden, wie sie von der Mehrheit der deutsch<br />

sprechenden Bevölkerung verstanden wird. Der Plural Dialekte wird synonym verwendet, wobei<br />

er jedoch unterstreicht, dass es sich nicht um etwas Homogenes handelt, sondern um Varianten<br />

die sich <strong>in</strong> verschiedenen Tälern vone<strong>in</strong>ander unterscheiden.<br />

2. Die Rolle der Dialekte im Südtiroler Kontext<br />

Nachdem im ersten Abschnitt allgeme<strong>in</strong> auf die Südtiroler Sprachrealität e<strong>in</strong>gegangen wurde,<br />

soll im zweiten Abschnitt das Augenmerk auf die Rolle der deutschen Dialekte gelenkt<br />

werden. Dabei werden Verständnisschwierigkeiten zwischen DialektsprecherInnen und Nicht-<br />

DialektsprecherInnen <strong>in</strong> Südtirol aufgezeigt sowie e<strong>in</strong>ige Beispiele gebracht, die den Dialekt als<br />

trennendes Element zwischen der italienischen und der deutschen Sprachgruppe defi niert. 2<br />

Im Südtiroler Sprachbarometer (2006) werden die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Untersuchung von 2004<br />

zur Bedeutung des Dialekts für die deutschsprachige Bevölkerung und daraus folgende Hürden<br />

für die italienischsprachige Bevölkerung folgendermaßen zusammengefasst 3 :<br />

„Für die deutsche Sprachgruppe […] geht die Bedeutung des Dialekts als Vorzugsschiene der<br />

‘realen‘ Kommunikation historisch betrachtet kaum zurück. Es handelt sich vielmehr um e<strong>in</strong>e<br />

Ausdrucksform, die vom Bildungsgrad unabhängig und unter Jugendlichen sehr gebräuchlich<br />

ist. Dies stellt für die italienischsprachige Bevölkerung e<strong>in</strong> schwer zu bewältigendes Problem<br />

dar: E<strong>in</strong>erseits wird erkannt, dass der deutsche Dialekt für e<strong>in</strong> gutes Zusammenleben<br />

hierzulande unumgänglich ist, andererseits besteht e<strong>in</strong> gewisses Unbehagen und mangelnde<br />

Fähigkeit ihn zu sprechen.“ (Südtiroler Sprachbarometer 2006: 162)<br />

Die tatsächliche Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Fähigkeit den Dialekt zu sprechen wird <strong>in</strong> Abschnitt<br />

fünf des vorliegenden Beitrags diskutiert.<br />

Dem Dialekt, der laut Sprachbarometer als „Vorzugsschiene der ’realen’ Kommunikation“<br />

gesehen werden kann, wird von Sitta (1994: 23) im Folgenden geradezu „prioritäre[r] Rang<br />

im Bereich der Mündlichkeit“ zugesprochen: „Es wäre aus verschiedenen Gründen […] sowohl<br />

unangemessen als auch uns<strong>in</strong>nig, dagegen anzugehen.“<br />

Auch Lanthaler weist aus der oben beschriebenen Situation resultierende Probleme auf:<br />

„In Regionen, wo der Dialekt praktisch die Verkehrssprache bildet, kann es […] e<strong>in</strong><br />

schwerwiegender Mangel se<strong>in</strong>, den Dialekt nicht zu beherrschen. Dies gilt […] für Südtirol<br />

<strong>in</strong> sehr starkem Maße.“ (Lanthaler 1990: 68)<br />

2 Auf e<strong>in</strong>e Beschreibung der Sprachdomänen wird hier verzichtet. Weiterführende Literatur ist zu fi nden bei: Egger<br />

2001, Egger/Lanthaler 2001, Südtiroler Sprachbarometer 2006, Cavagnoli/Nard<strong>in</strong> 1997 , Abel et. al. 2005,<br />

3 Die lad<strong>in</strong>ische Bevölkerung wird hier aus folgendem Grund nicht betrachtet: Die lad<strong>in</strong>ische Bevölkerung, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ausgesprochen ländlichen Umfeld lebt, sche<strong>in</strong>t mit anderen Sprachen ke<strong>in</strong>e nennenswerten Schwierigkeiten zu haben<br />

[…]” (Südtiroler Sprachbarometer 2006: 163)<br />

392<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 392 4-12-2006 12:29:07

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!