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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Zur Signalfunktion der Modalpartikeln für die Prosodie<br />

/ERS\te /AN\zeichen<br />

B: e<strong>in</strong> schriftsteller is aber nich gleich ne ganze kul/TUR\<br />

das musst du doch /SA\gen /JA\<br />

A: aber er ist doch e<strong>in</strong> ver/TRE\ter davon<br />

[...]<br />

A: /AUßerdem /STEHT er schließlich nich alle<strong>in</strong> /DA\ /NICH<br />

B: ja aber aber mit ge/WIS\sen eigenheiten doch ich me<strong>in</strong><br />

es gibt doch /VIEle schriftsteller die haben /KEIne /EIgene vorstellung von zeichensetzung<br />

die /GIBT s ja /AUCH\<br />

Die unterstrichenen Konstituenten s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>en steigenden bzw. fallenden oder<br />

steigend-fallenden Akzent als Topiks bzw. Foki markiert. Unmittelbar rechts oder l<strong>in</strong>ks von<br />

ihnen steht e<strong>in</strong>e Modalpartikel. Während man über die Konstituenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues /STAdium<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er andern kultur und wandeln behaupten kann, dass sie rhematisch s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d<br />

Konstituenten wie sagen, e<strong>in</strong> Vertreter davon und auch thematisch. So wird hier an e<strong>in</strong>em<br />

komplexeren Textausschnitt bestätigt, was durch das eher e<strong>in</strong>fache und konstruierte Beispiel<br />

(10) angedeutet wurde. Das heißt, auch thematische Elemente können akzentuiert se<strong>in</strong>. Das<br />

Textbeispiel zeigt zum e<strong>in</strong>en, dass Topik und Thema bzw. Fokus und Rhema ke<strong>in</strong>eswegs immer<br />

zusammenfallen. Zum anderen lässt sich feststellen, dass die Modalpartikeln an e<strong>in</strong>en Fokus<br />

oder an e<strong>in</strong> Topik angrenzen. Dies hat sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er größeren Korpusuntersuchung bestätigt<br />

(Moroni 2006: 201 ff.). 8 Aufgrund dieses Zusammenhangs zwischen Modalpartikelstellung und<br />

Akzentuierung kann den Modalpartikeln e<strong>in</strong>e Signalfunktion zugeschrieben werden, die sie auf<br />

den ersten Blick nicht haben. Modalpartikeln verweisen darauf, dass an sie e<strong>in</strong>e prosodisch<br />

hervorgehobene Konstituente angrenzt. Dies zeigt sich auch <strong>in</strong> (15), wo auf die Modalpartikel<br />

denn e<strong>in</strong>e akzentuierte Konstituente folgt. Diese kann e<strong>in</strong>en Fokus- bzw. Topikakzent tragen:<br />

(15) Me<strong>in</strong> Gott, wie sehen denn Sie aus! [...] Sie müssen ja ganz schön was auf dem<br />

Herzen haben, wenn Sie <strong>in</strong> der Verfassung herkommen.<br />

(15a) me<strong>in</strong> gott, wie sehen denn /SIE\ aus! [...] Sie müssen ja ganz schön was auf dem<br />

Herzen haben, wenn Sie <strong>in</strong> der Verfassung herkommen.<br />

(15b) me<strong>in</strong> gott, wie sehen denn /SIE AUS\! [...] Sie müssen ja ganz schön was auf dem<br />

Herzen haben, wenn Sie <strong>in</strong> der Verfassung herkommen.<br />

4. Fazit und Ausblick<br />

Es besteht zweifellos e<strong>in</strong>e große Kluft zwischen der Forschung zur Prosodie und Informationsstruktur<br />

(vgl. Jacobs 1984, 1988; Bür<strong>in</strong>g 1997, 2006) und der praktischen Umsetzung entsprechender<br />

Erkenntnisse im DaF-Unterricht. Auf theoretischer Ebene wurde bewiesen, dass die thematische<br />

und die prosodische Ebene der Informationsstruktur nicht immer zusammenfallen. Diese<br />

Erkenntnis <strong>in</strong> die Praxis des DaF-Unterrichts e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und zu vermitteln, ist jedoch nicht<br />

leicht. Die <strong>in</strong> den DaF-Lehrwerken e<strong>in</strong>gesetzte Faustregel „Rhema = Satzakzent“ funktioniert <strong>in</strong><br />

vielen Fällen, vor allem wenn man mit relativ e<strong>in</strong>fachen Sätzen arbeitet. Bei komplexeren Texten<br />

lassen sich Konstituenten jedoch nicht immer durch die Thema-Rhema-Gliederung erfassen.<br />

Es wäre daher wünschenswert, e<strong>in</strong>e Methode zu entwickeln, um auf e<strong>in</strong>em fortgeschrittenen<br />

8 Modalpartikeln können <strong>in</strong> Distanzstellung zu e<strong>in</strong>em Fokus stehen, wenn dieser <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Klammer steht. Zur Analyse<br />

dieses Falles verweise ich hier auf Moroni (2006: 193 ff.).<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 387 4-12-2006 12:29:04<br />

387

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