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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Manuela Moroni<br />

am Stellungsverhalten der Modalpartikeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em komplexen Textausschnitt deutlich, dass es<br />

syntaktische Phänomene gibt, die nur unter Rückgriff auf die Prosodie erklärbar s<strong>in</strong>d.<br />

1. Thema-Rhema-Gliederung und Satzakzent<br />

1.1 Thema-Rhema-Gliederung<br />

Die Begriffe Thema und Rhema gehören zum großen Bereich der Informationsstruktur. Unter<br />

Informationsstruktur wird die Verteilung unterschiedlicher Informationskomponenten auf die<br />

sprachliche Zeichenkette verstanden. Traditionell wird als Thema das bezeichnet, worüber<br />

der Sprecher redet, und als Rhema das, was er darüber sagt, was also den Schwerpunkt der<br />

Information bildet. In der Forschung werden neben Thema/Rhema zahlreiche Begriffe wie<br />

Topik/Kommentar, Präsupposition/Assertion, H<strong>in</strong>tergrund/Fokus verwendet, deren Defi nitionen<br />

sich oft überschneiden, da häufi g ke<strong>in</strong>e klaren Grenzen zwischen grammatischen, semantischen<br />

und pragmatischen Kriterien gezogen werden. Zu e<strong>in</strong>em Überblick über die unterschiedlichen<br />

Defi nitionen und Anwendungen der Begriffe der Informationsstruktur verweise ich auf Meireles/<br />

Blühdorn (1997) und Musan (2002).<br />

Geht man von der traditionellen Defi nition von Thema-Rhema als Aufteilung <strong>in</strong> alte und<br />

neue Information aus, lassen sich e<strong>in</strong>fach strukturierte Sätze wie (1) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en thematischen und<br />

e<strong>in</strong>en rhematischen Teil 2 aufgliedern:<br />

(1) {Was schenkt Hans se<strong>in</strong>em Vater?}<br />

[Hans schenkt se<strong>in</strong>em Vater] [e<strong>in</strong>e Uhr] Thema Rhema<br />

Die Frage <strong>in</strong> geschweiften Klammern beschreibt den Kontext, <strong>in</strong> dem der Satz geäußert<br />

wird. In e<strong>in</strong>em Kontext, <strong>in</strong> dem es um die Frage geht, was Hans se<strong>in</strong>em Vater geschenkt hat,<br />

bildet die Konstituente, die das Geschenk bezeichnet, den Schwerpunkt der Information also<br />

das Rhema. Der restliche Teil des Satzes ist thematisch.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Kodierungsmittel der Thema-Rhema-Gliederung ist die Serialisierung (vgl.<br />

Weil 1844). Wie man auch <strong>in</strong> (1) beobachten kann, beg<strong>in</strong>nen Sätze, die die unmarkierte<br />

Konstituentenabfolge aufweisen, mit thematischem Material und enden mit dem Rhema.<br />

Das Vorfeld wird typischerweise durch thematisches Material besetzt, etwa durch Rahmen-<br />

Adverbialia (Zeit- oder Raum-Adverbien wie gestern und auf der Tagung, die dazu dienen,<br />

e<strong>in</strong> Ereignis zu situieren). Die häufi ge Abfolge Thema vor Rhema wird durch die V2-Syntax des<br />

Deutschen e<strong>in</strong>geschränkt, da jede Satzkonstituente <strong>in</strong>s Vorfeld verschoben werden kann. So<br />

kann auch das Rhema im Vorfeld am Anfang des Satzes stehen wie <strong>in</strong> (2):<br />

(2) {Wen hast du gestern getroffen?}<br />

[Max] [habe ich gestern getroffen] Rhema Thema<br />

In (2) muss der Sprecher durch den Satzakzent anzeigen, dass Max das Rhema bildet.<br />

Dies legt die Vermutung nahe, dass die Akzentuierung zur Kodierung der Informationsstruktur<br />

beiträgt. In diesem Zusammenhang wurde <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>guistik (vgl. Halliday 1967: 203 ff.) die<br />

These formuliert, dass der Satzakzent die rhematische Konstituente markiert. Diese These hat<br />

2 In der traditionellen Thema-Rhema-Lehre wird von altem bzw. neuem Teil der Information gesprochen. Dem liegt<br />

die Annahme zugrunde, dass Information Oberfl ächencharakter aufweist und <strong>in</strong> Segmente zerlegbar ist. Wenn man<br />

aber unter Information e<strong>in</strong>e Proposition versteht, wird diese Annahme problematisch, da e<strong>in</strong>e Proposition ke<strong>in</strong><br />

Oberfl ächenphänomen d.h. nicht segmentierbar ist. Auf diese Frage kann ich allerd<strong>in</strong>gs nicht weiter e<strong>in</strong>gehen. Hierzu<br />

verweise ich auf Lambrecht (1994: 47f.).<br />

382<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 382 4-12-2006 12:29:01

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