Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Franz Lanthaler
Bei den Überlegungen zur Förderung der Mehrsprachigkeit im Land wird die diglossische
Situation kaum oder nur gelegentlich am Rande mitgedacht. Und das obwohl wir seit langem
darauf hingewiesen haben (Lanthaler 1990 und 1994). So werden auch die Materialien zur
Förderung des Hörverstehens im deutschen Dialekt, die es seit Jahren gibt (Knapp et alii
1996), von der Schule kaum in Anspruch genommen. Im Lehrpan Deutsch an der italienischen
Pfl ichtschule wird zwar mehrfach darauf hingewiesen, dass die Zweitsprache die Sprache
der Nachbarschaft ist, dass mit der Sprache auch Alltagskultur vermittelt wird und dass
Kontakte von großer Bedeutung sind, die Begriffe „Dialekt“ und „Mundart“ kommen jedoch
nirgends vor (Civegna 2006: 228ff.). So ist es kaum verwunderlich, dass nur ein Viertel der
iatalienischsprachigen Bevölkerung der Meinung ist, dass der Zweitsprachunterricht ihnen eine
ausreichende Kompetenz in der Zielsprache vermittelt habe (ASTAT 2006: 44). Zwar zeigt die
Statistik gleichzeitig, dass die Jungen ihre Ausdrucksfähigkeit bedeutend höher einschätzen als
die ältere Generation, aber befriedigend ist die Situation auch hier keineswegs.
Vermittlung der Zweitsprachkompetenz in der Schule (Südtiroler Sprachbarometer 2006: 44)
Niemand wird Sinn und Notwendigkeit unserer „amtlichen Mehrsprachigkeit“ bezweifeln,
aber diese institutionelle Zweisprachigkeit darf uns nicht genügen.
Es ist nicht leicht, in Südtirol unvoreingenommen über Varietäten nachzudenken. Dass alle
Sprachen gleichen Wert und gleiche Würde, wenn auch nicht die gleiche Geltung haben, hat
sich leider erst bei den Linguisten herumgesprochen. Wenn man jedoch lokale Varietäten und
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Multilingualism.indb 376 4-12-2006 12:28:57