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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Multil<strong>in</strong>gualität im Mittel- und Osteuropamanagement<br />

an geme<strong>in</strong>samem aus dem Urslavischen ererbten Wortschatz ausgegangen werden. Zybatow<br />

(2002: 364, spricht hier von „panslawischem“ Wortschatz). Genauere quantitative Angaben<br />

schwanken sehr stark <strong>in</strong> Abhängigkeit von Textsorte und Sprachpaar. Dazu kommen die auch <strong>in</strong><br />

den slawischen Sprachen stark vertretenen Internationalismen und Europäismen, die zusammen<br />

mit den slawischsprachigen Wörtern e<strong>in</strong>e relativ breite Basis für erschließbare lexikalische<br />

E<strong>in</strong>heiten bilden. Diese erhöht sich, wenn man auch den Bereich der produktiven lexikalischen<br />

Wortbildungsmittel e<strong>in</strong>bezieht.<br />

Auch im Bereich der Morphologie können e<strong>in</strong>e Reihe von Phänomenen übertragen werden.<br />

Dabei handelt es sich um zum Teil äußerst schwierig zu erlernende grammatische Teilbereiche wie<br />

die Kategorie des Aspekts beim Verbum, das Pr<strong>in</strong>zip der Genusfl exion, das Kasussystem (Anzahl<br />

der Kasus und Bildung der Kasusformen) und die Kategorie der Belebtheit bei Substantiven und<br />

kongruierenden Wortarten. Die weitgehende Übere<strong>in</strong>stimmung des morphologischen Materials<br />

reduzieren den mentalen Aufwand beim Sprachenlernen enorm. Der aufwendige Erwerb des<br />

komplizierten morphologischen Systems ist somit nur beim Erlernen der ersten Slaw<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e<br />

hohe Hürde für die korrekte Sprachbeherrschung.<br />

Trotz dieser weitgehenden Geme<strong>in</strong>samkeiten kann das Ausnutzen von positiven<br />

Transfermöglichkeiten <strong>in</strong> den slawischen Sprachen oftmals sehr e<strong>in</strong>geschränkt se<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von z.T. gravierenden Unterschieden zwischen den E<strong>in</strong>zelsprachen die vorhandenen<br />

Parallelen überdecken und somit e<strong>in</strong> Erkennen von Übertragbarem erschweren.<br />

Der gravierendste Unterschied liegt zweifellos im graphematischen Bereich. Die<br />

unterschiedlichen <strong>in</strong> slawischen Sprachen verwendeten Schriftsysteme erschweren oder<br />

verh<strong>in</strong>dern selbst das Erkennen von grundlegendsten (selbst <strong>in</strong>ternationalen) lexikalischen<br />

E<strong>in</strong>heiten. Hierbei ist nicht nur der Unterschied zwischen kyrillisch und late<strong>in</strong>isch schreibenden<br />

Sprachen geme<strong>in</strong>t. Auch <strong>in</strong>nerhalb der late<strong>in</strong>isch schreibenden Slaw<strong>in</strong>en können z.T. große<br />

graphematische Unterschiede bestehen Im phonologischen Bereich verschleiern v.a. lautliche<br />

Entwicklungen die geme<strong>in</strong>same etymologische Herkunft von lexikalischem Material. Davon s<strong>in</strong>d<br />

nicht nur Wurzeln, sondern auch Derivationsaffi xe betroffen, daneben aber auch grammatische<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten, etwa durch die lautliche Veränderung von Flexionsendungen, Kontraktionen,<br />

lautlichen Vere<strong>in</strong>fachungen, u.ä.). Auch im Bereich der Morphologie können Vere<strong>in</strong>fachungen,<br />

die <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sprachen unterschiedlich weit gehen, wie etwa Vere<strong>in</strong>heitlichungen im<br />

Dekl<strong>in</strong>ationssystem, die Reduktion der Zahl der Dekl<strong>in</strong>ationsmuster oder der Zusammenfall von<br />

Kasus, zu Unterschieden führen, die das geme<strong>in</strong>same ererbte Grundpr<strong>in</strong>zip überdecken und<br />

zu Fehl<strong>in</strong>terpretationen oder –anwendungen führen. Beim Verbum s<strong>in</strong>d Abweichungen v.a. im<br />

Temporalsystem (<strong>in</strong> den südslavischen Sprachen) und bei der Bildung der Tempora (ostslavische<br />

Sprachen) vorhanden. Im Pronom<strong>in</strong>alsystem treten v.a. bei Personalpronom<strong>in</strong>a z.T. das<br />

Verständnis gefährdende Unterschiede (<strong>in</strong>ter- und <strong>in</strong>tral<strong>in</strong>guale Verwechslungsmöglichkeiten,<br />

v.a. bei Kurzformen) auf. Im syntaktischen Bereich bilden e<strong>in</strong>e Reihe von abweichenden<br />

Wortfolgeregeln, v.a. für enklitische Wörter wie Personal- und Refl exivpronomen, Hilfsverben,<br />

u.ä. Schwierigkeiten.<br />

Im Bereich der Semantik führen Unterschiede zur Übertragung von nichtübertragbaren<br />

Bedeutungen. Hierunter fallen die <strong>in</strong> großer Zahl vorhandenen „falschen Freunde“ (vgl. etwa<br />

die Übersicht von Bunčić auf wikipedia), die die Übertragung von Bedeutungen bei gleich- oder<br />

ähnlich kl<strong>in</strong>genden Wörtern nahelegen, obwohl e<strong>in</strong>e Transfermöglichkeit nicht gegeben ist.<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 289 4-12-2006 12:28:07<br />

289

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