ForschungsReport 2000-2 - BMELV-Forschung
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Wissenschaftler<br />
am Rande der<br />
ECCO-Sitzung in<br />
Braunschweig<br />
Tagungen<br />
Biologische Bundesanstalt für<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
100. Sitzung des<br />
ECCO-Teams in<br />
Braunschweig<br />
Die Prüfung von Pflanzenschutzmitteln<br />
auf europäischer Ebene kommt stetig voran.<br />
An der Biologischen Bundesanstalt für<br />
Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig<br />
fand vom 3. bis 7. Juli <strong>2000</strong> die<br />
einhundertste Sitzung einer Arbeitsgruppe<br />
statt, die Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln<br />
bewertet.<br />
Alle in Pflanzenschutzmitteln enthaltenen<br />
Wirkstoffe werden in der Europäischen<br />
Union nach einer 1991 festgelegten<br />
EU-Richtlinie geprüft. In die europäische<br />
Positivliste werden nur Wirkstoffe<br />
übernommen, deren Anwendung keine<br />
Gefahr für Gesundheit von Mensch und<br />
Tier und kein unvertretbares Risiko für<br />
den Naturhaushalt darstellen. Künftig<br />
dürfen in der EU nur Pflanzenschutzmittel<br />
zugelassen werden, deren Wirkstoffe in<br />
dieser Positivliste aufgeführt sind.<br />
1991 wurde zur Prüfung der rund 800<br />
auf dem EU-Markt befindlichen Wirkstoffe<br />
ein Arbeitsprogramm festgelegt, das<br />
2003 abgeschlossen werden soll. Seit August<br />
1996 wird die EU-Prüfung im Auftrag<br />
der Europäischen Kommission von<br />
zwei renommierten Zulassungsbehörden<br />
koordiniert: der Biologischen Bundesanstalt<br />
in Braunschweig und dem Pesticides<br />
Safey Directorate in York (Großbritannien).<br />
Dazu wurden in beiden Zentren so<br />
genannte ECCO-Teams gegründet (ECCO<br />
= European Commission Co-ordination),<br />
58<br />
welche die Expertensitzungen organisieren<br />
und durchführen.<br />
In den Eröffnungsansprachen der 100.<br />
Sitzung wurde die herausragende Bedeutung<br />
der ECCO-Teams für die europäische<br />
Wirkstoffprüfung unterstrichen. In den<br />
bisherigen Sitzungen berieten etwa 200<br />
Experten über 93 Wirkstoffe. Außerdem<br />
wurden Leitlinien zur gemeinsamen Prüfung<br />
und Bewertung erarbeitet sowie ein<br />
Handbuch zu technischen Fragen der Prüfung<br />
erstellt. Ein Randergebnis war vielleicht<br />
das wichtigste: Der intensive persönliche<br />
Kontakt der beteiligten Experten<br />
war die Grundlage für die Entwicklung<br />
von Vertrauen und Partnerschaft.<br />
Zum zufriedenen Zurücklehnen besteht<br />
jedoch kein Anlass, denn eine abschließende<br />
Beurteilung steht für die meisten<br />
Mittel noch aus. Erst 17 Entscheidungen<br />
sind bisher von der Europäischen<br />
Kommission gefällt worden, und nur sieben<br />
Wirkstoffe stehen auf der Positivliste.<br />
„Die Interessen der einzelnen Länder sind<br />
sehr unterschiedlich und die bisherigen<br />
Zulassungssysteme zu verschieden”, sagt<br />
Dr. Jörg-Rainer Lundehn als zuständiger<br />
Koordinator von der Biologischen Bundesanstalt.<br />
So spielt zum Beispiel der Umweltschutz<br />
in Schweden und Finnland<br />
eine größere Rolle als die Landwirtschaft,<br />
die jedoch in den südlichen EU-Staaten<br />
ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist.<br />
Nach der Phase des Zusammenwachsens<br />
ist jetzt der Übergang zu effizienter<br />
Arbeitsteilung zwischen den einzelnen<br />
Zulassungsbehörden dringend nötig. Das<br />
in den 100 gemeinsamen Sitzungen gewachsene<br />
Vertrauen wird dabei eine<br />
große Hilfe sein. (J. v. Kietzell, BBA)<br />
Senat der<br />
Bundesforschungsanstalten<br />
Biokonversion:<br />
der aktuelle<br />
<strong>Forschung</strong>sstand<br />
Tagungsband erschienen<br />
In der Vielfalt ihrer Fähigkeiten noch<br />
lange nicht erforscht, sind Mikroorganismen<br />
für die moderne Industrie mittlerweile<br />
unentbehrlich. Woran die Wissenschaftler<br />
derzeit in ihren Labors arbeiten,<br />
wurde beim zweiten Workshop „Biokon-<br />
version nachwachsender Rohstoffe”<br />
deutlich, den der Arbeitskreis „Nachwachsende<br />
Rohstoffe” des Senats der<br />
Bundesforschungsanstalten zusammen<br />
mit der Fachagentur Nachwachsende<br />
Rohstoffe (FNR) im Oktober 1999 an der<br />
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />
(FAL) in Braunschweig durchgeführt<br />
hat. Die Ergebnisse der Tagung fasst<br />
der jetzt erschienene Band 15 der Schriftenreihe<br />
„Nachwachsende Rohstoffe”<br />
zusammen.<br />
Mit dem Begriff „Biokonversion” bezeichnen<br />
die Experten Verfahren, pflanzliche<br />
Rohstoffe auf biotechnologische Weise<br />
zu veredeln, also in höherwertige Produkte<br />
umzuwandeln. Ob pflanzliche Öle,<br />
Lignocellulose oder Zucker: An fast allen<br />
nachwachsenden Rohstoffen machen<br />
sich Bakterien oder Pilze unter der Aufsicht<br />
der Chemiker schon zu schaffen.<br />
Wie kleine Fabriken sind sie in der Lage,<br />
daraus wichtige Rohstoffe für die Industrie<br />
herzustellen.<br />
Den jetzigen Stand der <strong>Forschung</strong> geben<br />
die Beiträge des Bandes wieder, wobei<br />
allen präsentierten Arbeiten ein Ziel<br />
gemein ist: Innovative Methoden sollen<br />
dazu führen, dass nachwachsende Rohstoffe<br />
von der Industrie besser nachgefragt<br />
werden.<br />
Während sich Produkte aus biotechnologisch<br />
veränderter Stärke unter den Reinigungsmitteln,<br />
Pharmazeutika und Biokunststoffen<br />
schon fest etabliert haben,<br />
greift die Industrie auf Zucker bislang<br />
kaum zurück. Man ist sich lediglich seines<br />
großen Nutzungspotenzials bewusst. Einzelbeiträge<br />
beleuchten erfolgversprechende<br />
<strong>Forschung</strong>sansätze.<br />
Im Bereich Holz arbeiten die Wissenschaftler<br />
verstärkt daran, mit Enzymen die<br />
Cellulose besser abzubauen, um der Papier-<br />
und Textilindustrie ihre Verwendung<br />
zu erleichtern. Für Feinchemikalien, Tenside<br />
und Beschichtungsmaterialien zeichnen<br />
sich Perspektiven ab.<br />
Relativ weit sind die <strong>Forschung</strong>en zur<br />
Biokonversion pflanzlicher Öle gediehen.<br />
Vor allem für die Herstellung von Tensiden<br />
oder von Kunststoffen greifen die Chemiker<br />
vermehrt auf die neuen Methoden<br />
zurück.<br />
Die neue Publikation der FNR ist beim<br />
Landwirtschaftsverlag Münster oder über<br />
den Buchhandel (ISBN 3-7843-3044-4)<br />
erhältlich. (FNR)<br />
FORSCHUNGSREPORT 2/<strong>2000</strong>