ForschungsReport 2000-2 - BMELV-Forschung
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Regionen Zeit, ihre Ideen weiter zu entwickeln.<br />
Besonderes Gewicht legt die Jury<br />
auf die Umsetzungsmöglichkeiten und<br />
praktischen Nutzanwendungen, die in den<br />
Konzepten stecken. Schon jetzt hat sich in<br />
den beteiligten Regionen ein intensives<br />
Netzwerk an Kooperationen herausgebildet,<br />
das zu gemeinsamen <strong>Forschung</strong>sprojekten,<br />
aber auch zur Gründung aufstrebender<br />
BioTech-Unternehmen geführt hat.<br />
Dass die Bundesforschungsanstalten in den<br />
Netzwerken als gefragte Partner mitten<br />
drin stehen, liegt nicht zuletzt an der anwendungsorientierten<br />
Arbeit ihrer Wissenschaftler.<br />
(M. Welling, Senat)<br />
Bundesforschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft (FAL)<br />
Zentrum für Agrarlandschaftsund<br />
Landnutzungsforschung<br />
Weltneuheit auf<br />
den DLG-Feldtagen<br />
vorgestellt<br />
Innovationen durch „pre agro”<br />
Wissenschaftler des Instituts für Betriebstechnik<br />
und Bauforschung der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
(FAL) haben zusammen mit dem Landmaschinenhersteller<br />
Anazonen-Werke eine<br />
„Kreisel-Grubber-Kombination” entwickelt,<br />
die den Boden innerhalb eines<br />
Ackerschlages gerade so tief bearbeitet,<br />
wie es die kleinräumigen Gegebenheiten<br />
erfordern (precision agriculture). Auf den<br />
diesjährigen DLG-Feldtagen in Rottmersleben<br />
bei Magdeburg wurde ein Prototyp des<br />
Geräts erstmals einem größeren Fachpublikum<br />
vorgestellt.<br />
Die Besucher der DLG-Feldtage erwartete<br />
eine Weltneuheit: Die Maschinen-Kombination<br />
für ortsspezifische Bodenbearbeitung<br />
erlaubt – gesteuert vom Bordterminal<br />
des Traktors – eine gezielte Veränderung<br />
der Arbeitstiefe von 8-25 cm. Bislang konnten<br />
die Landwirte den Boden nur mit einer<br />
starren, fest eingestellten Arbeitstiefe bearbeiten<br />
– ein Nachteil besonders auf großen,<br />
uneinheitlichen Flächen hinsichtlich Kraftstoffverbrauch<br />
und Bodenschonung. Mit<br />
dem vorgestellten Gerät lassen sich zum<br />
Beispiel Zonen mit Bodenverdichtungen individuell<br />
tiefer bearbeiten. Möglich wird<br />
die Neuerung durch computerlesbare Anweisungskarten.<br />
Zusammen mit dem Gerät wurde ein<br />
vom Zentrum für Agrarlandschafts- und<br />
Landnutzungsforschung (ZALF) in Müncheberg<br />
entwickeltes Konzept zur Berechnung<br />
einer standortangepassten Saatmenge vorgestellt,<br />
das von der Firma Agricon softwaremäßig<br />
umgesetzt wurde.<br />
Die Maschinen-Kombination wie auch<br />
das Softwaremodul zur Aussaatmenge<br />
sind Ergebnisse des vom ZALF koordinierten<br />
Verbundprojektes „pre agro”. Ziel dieses<br />
Projektes ist es, ein Managementsystem<br />
für ortsspezifischen Pflanzenbau zu entwickeln,<br />
das ökonomische und ökologische<br />
Ziele der Landbewirtschaftung miteinander<br />
verbindet. Dipl.-Ing. Andreas Jarfe<br />
vom ZALF zu den Hintergründen: „In der<br />
Landwirtschaft führen bereits kleinräumig<br />
auftretende Standortunterschiede zu<br />
großen Ertrags- und Qualitätsunterschieden.<br />
Durch Berücksichtigung der kleinräumigen<br />
Standortgegebenheiten sollen die<br />
vorhandenen Ertragspotenziale besser ausschöpft<br />
werden”. Umgesetzt in Softwareprodukte<br />
versetzen die Ergebnisse den<br />
Landwirt in die Lage, die Bewirtschaftung<br />
optimal auf die jeweiligen Teilflächen innerhalb<br />
seiner Felder abzustimmen. Gefördert<br />
wird das „pre agro”-Projekt vom Bundesministerium<br />
für Bildung und <strong>Forschung</strong><br />
(BMBF). (ZALF, Senat)<br />
Bundesforschungsanstalt für<br />
Viruskrankheiten der Tiere<br />
Neunzig Jahre<br />
Virusforschung auf<br />
der Insel Riems<br />
'Eure Exzellenz berichte ich gehorsamst,<br />
daß ich sofort nach dem Eintreffen<br />
einer frischen Lymphprobe aus Witkowo<br />
am Montag, dem 10. Oktober 1910 mit<br />
den Arbeiten auf der Insel Riems begonnen<br />
habe'. Dieser Bericht des Greifswalder<br />
Universitätsprofessors Friedrich Loeffler an<br />
den preußischen Minister für Landwirtschaft,<br />
Domänen und Forsten vor 90 Jahren<br />
markiert den Beginn der <strong>Forschung</strong>sarbeiten<br />
auf der Insel Riems und damit die<br />
Gründung der weltweit ersten und damit<br />
heute ältesten virologischen <strong>Forschung</strong>sstätte.<br />
Der Umzug auf die Insel geschah nicht<br />
ganz freiwillig: Nachdem Loefflers Experimente<br />
mit dem Virus der Maul- und Klau-<br />
Nachrichten<br />
enseuche, das er gemeinsam mit Paul<br />
Frosch 1898 als erstes tierpathogenes Virus<br />
identifiziert hatte, in der Umgebung<br />
von Greifswald zu wiederholten Ausbrüchen<br />
der Seuche geführt hatten, wurde<br />
ihm 1907 die Fortführung der Arbeiten in<br />
Greifswald untersagt. Er war sich der Gefahr<br />
durch diesen Erreger aber vorher<br />
schon bewusst und schrieb 1906: '... daß<br />
die Lage eines künftigen Instituts an und<br />
für sich eine derartige sein müsse, daß eine<br />
Verbreitung des Infektionsstoffes durch sie<br />
allein schon vollständig ausgeschlossen<br />
sein würde. Am besten würde sich ohne<br />
Zweifel eine Insel für diese Zwecke eignen'.<br />
Nach mehreren Besichtigungen der<br />
Ostsee-Inseln Riems und Koos entschied er<br />
sich letztlich für die Insel Riems.<br />
Ursprünglich ausschließlich zur Erforschung<br />
der Maul- und Klauenseuche gegründet,<br />
weiteten sich die <strong>Forschung</strong>sarbeiten<br />
nach dem Tod Loefflers (1915) unter<br />
seinem Nachfolger Prof. Otto Waldmann<br />
auf eine Vielzahl anderer Viruserkrankungen<br />
bei Tieren aus, so zum Beispiel<br />
Schweinepest und Geflügelpest. Dem Zusammenbruch<br />
nach dem 2. Weltkrieg mit<br />
der Auflösung des Instituts folgte unter<br />
Prof. Heinz Röhrer ein Neubeginn, der die<br />
Tradition der Virusforschung fortsetzte.<br />
Nach der Wiedervereinigung wurde das<br />
Riemser Institut in die Bundesforschungsanstalt<br />
für Viruskrankheiten der Tiere<br />
(BFAV) eingegliedert.<br />
Heute ist die Insel Riems unter Leitung<br />
von Prof. Thomas C. Mettenleiter Hauptsitz<br />
dieser <strong>Forschung</strong>sanstalt. Nach Plänen<br />
des Bundesministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten soll die Insel<br />
Riems in den nächsten Jahren zum zentralen<br />
Tierseuchenforschungsstandort<br />
Deutschlands ausgebaut werden, wofür<br />
Investitionen in Höhe von 200 Millonen<br />
DM vorgesehen sind. Damit eröffnet sich<br />
für das Riemser Institut eine weit in die Zukunft<br />
weisende Perspektive, die eine Fortführung<br />
der langen Tradition sicherstellen<br />
sollte. (BFAV)<br />
2/<strong>2000</strong> FORSCHUNGSREPORT 57<br />
Das Loeffler-<br />
Haus auf der<br />
Insel Riems ist<br />
die Keimzelle<br />
des Riemser<br />
<strong>Forschung</strong>sstandortes.<br />
Ab 1910<br />
arbeitete<br />
Friedrich Loeffler<br />
hier über den<br />
Erreger der<br />
Maul- und<br />
Klauenseuche.