ForschungsReport 2000-2 - BMELV-Forschung
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Nachrichten<br />
Biologische Bundesanstalt für<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Durchbruch beim<br />
biologischen<br />
Pflanzenschutz im<br />
Apfelanbau<br />
Wer deutsche Äpfel der diesjährigen<br />
Ernte verzehrt, hat große Chancen in einen<br />
Apfel zu beißen, bei dem der Wurm<br />
biologisch bekämpft wurde. 5.000 ha,<br />
ein Sechstel der deutschen<br />
Anbaufläche, wurden<br />
dieses Jahr mit einer<br />
kombinierten Methode<br />
aus einem Viruspräparat<br />
gegen den Wurm und Sexualduftstoffen,<br />
durch die<br />
die Männchen des Schädlings<br />
ihre Weibchen nicht<br />
finden können, behandelt.<br />
Ist dies der Durchbruch beim biologischen<br />
Pflanzenschutz? Dr. Erich Dickler<br />
vom Obstbauinstitut der Biologischen<br />
Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft<br />
(BBA) in Dossenheim bei Heidelberg<br />
bejaht dies vehement: „Nach mehr<br />
als 20 Jahren <strong>Forschung</strong> hat die Praxis<br />
endlich den richtigen Weg beschritten”.<br />
Bei der so genannten Verwirrungsmethode<br />
mit Sexuallockstoffen verdunsten<br />
im Laufe des Sommers winzige Mengen<br />
von Pheromonen aus kleinen Plastikkapseln,<br />
die im Bestand aufgehängt werden.<br />
Der Geruchsstoff wird in der Natur von<br />
den Weibchen des Apfelwicklers verbreitet,<br />
um damit die Männchen anzulocken.<br />
Der Trick der Methode ist ganz<br />
einfach: Es riecht überall nach Weibchen,<br />
die Männchen sind nicht in der<br />
Lage, die Weibchen zu finden und für<br />
eine neue Generation zu sorgen. Leider<br />
funktioniert das nicht hundertprozentig,<br />
zufällig finden immer einige Männchen<br />
ein Weibchen. Deshalb muss außerdem<br />
auch die zweite Bekämpfungsmethode<br />
angewandt werden.<br />
Diese Methode, die Bekämpfung der<br />
Schmetterlingsraupen mit einer Viruskrankheit,<br />
wurde in mehr als 20jähriger<br />
Arbeit an den Dossenheimer und Darmstädter<br />
Instituten der BBA entwickelt.<br />
Das Virus selbst ist für Menschen völlig<br />
ungefährlich, es kann nur die Raupen<br />
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des Apfelwicklers befallen. Schon<br />
nach Aufnahme weniger Viruspartikel<br />
erkranken die Raupen und sterben. Die<br />
beiden Verfahren zusammen können<br />
den Wurm im Apfel zu fast 100 %<br />
bekämpfen.<br />
Der Apfelwickler hat vielerorts gegen<br />
die wichtigsten im Obstbau verwendeten<br />
Insektizide Resistenzen entwickelt.<br />
Die biologischen Methoden bieten daher,<br />
obwohl sie teurer sind, die besten<br />
Erfolgschancen. Das Apfelanbauland Baden-Württemberg<br />
gewährt Obstbauern,<br />
die auf Biologie setzen, Ausgleichszahlungen<br />
als zusätzlichen Anreiz. (BBA)<br />
Bundesanstalt für Getreide-,<br />
Kartoffel- und Fettforschung<br />
Deutsches Getreide<br />
nahezu frei von<br />
unerwünschten<br />
Rückständen<br />
In Deutschland erzeugtes Getreide ist<br />
nahezu frei von Rückständen unerwünschter<br />
Inhaltsstoffe. Das ergaben Untersuchungen<br />
der Bundesanstalt für Getreide-,<br />
Kartoffel- und Fettforschung<br />
(BAGKF) in Detmold an Getreideproben<br />
aus der letztjährigen ‘Besonderen Ernteermittlung’.<br />
Aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
waren 221 repräsentativ entnommene<br />
Weizen- und Roggenproben<br />
auf die Gehalte an Pflanzenschutz- und<br />
Schädlingsbekämpfungsmittelrückständen<br />
sowie Polychlorierten Biphenylen<br />
(PCB) untersucht worden. In weiteren<br />
320 Weizen- und Roggenproben wurden<br />
die Gehalte des Mykotoxins Zearalenon,<br />
eines von Schimmelpilzen der Gattung<br />
Fusarium gebildeten Giftstoffes, bestimmt.<br />
Nur in wenigen Proben wurden<br />
die gesuchten Rückstände analytisch<br />
nachgewiesen, wobei deren Gehalte fast<br />
ausnahmslos im Spurenbereich lagen. In<br />
keinem Fall wurden die nach der Rückstands-Höchstmengenverordnungzulässigen<br />
Mengen überschritten. Die Untersuchungen<br />
erbrachten damit – wie schon<br />
in den Vorjahren – den Nachweis einer<br />
hohen Qualität des deutschen Getreides.<br />
Die Rückstände an Insektiziden, Fungiziden<br />
und Herbiziden in Getreide sind in<br />
den vergangenen Jahren ständig zurückgegangen.<br />
Dies wertet die <strong>Forschung</strong>sanstalt<br />
als ein wichtiges Indiz für den<br />
sachgerechten Umgang der Landwirte<br />
mit Pflanzenschutzmitteln. (BML)<br />
Bundesanstalt für<br />
Milchforschung<br />
Probiotische<br />
Milchprodukte<br />
unter der Lupe<br />
Probiotische Milchprodukte zählen zu<br />
den Rennern unter den Milcherzeugnissen.<br />
Sie werden intensiv beworben und<br />
versprechen oft einen zusätzlichen gesundheitlichen<br />
Nutzen. Den Verbrauchern<br />
fällt es schwer, das vielfältige Angebot sowie<br />
die Qualität der verschiedenen Milchprodukte<br />
und deren Preis zu überblicken.<br />
Mit fachlicher Unterstützung der Bundesanstalt<br />
für Milchforschung (BAfM) in<br />
Kiel haben die Arbeitsgemeinschaft der<br />
Verbraucherverbände (AgV) und die Verbraucherzentralen<br />
60 probiotische Milchprodukte<br />
unter die Lupe genommen. In einem<br />
Untersuchungsbericht haben sie die<br />
Ergebnisse dieses Marktchecks über Inhaltsstoffe,<br />
Kennzeichnung, probiotische<br />
Bakterienkulturen und Werbeaussagen<br />
zusammengestellt. Die Kennzeichnung<br />
der verwendeten Mikroorganismen, so ein<br />
Ergebnis der Untersuchung, wurde sehr<br />
unterschiedlich gehandhabt. Die Werbeaussagen<br />
der erfassten Produkte waren<br />
meist vage gehalten. Nach dem Untersuchungsbericht<br />
sind folgende Verbraucherempfehlungen<br />
zu geben:<br />
● Probiotische Milchprodukte sind keine<br />
Wundermittel.<br />
● Nährstoffgehalt und Zutaten ähneln<br />
denen herkömmlicher Milchprodukte.<br />
● Sauermilchprodukte – seien sie mit<br />
oder ohne Probiotika – leisten allesamt<br />
einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit.<br />
FORSCHUNGSREPORT 2/<strong>2000</strong>