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ForschungsReport 2000-2 - BMELV-Forschung

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stoffqualität Gene von Erwinia-Enzymen<br />

kloniert worden, die am Krankheitsprozess<br />

beteiligt sind. Die Enzymproteine<br />

wurden vor allem im Hinblick auf ihre Rolle<br />

bei der Ausprägung der Erwinia-Nassfäule<br />

näher charakterisiert. Eines der untersuchten<br />

Pektatlyase-Enzyme baute<br />

zum Beispiel verstärkt Pektine der pflanzlichen<br />

Mittellamelle bis hin zur Freisetzung<br />

von einzelnen Zellen ab (Abb. 4).<br />

Neben dem Zellwandabbau haben die<br />

PL-Enzyme noch eine andere Aufgabe:<br />

Beim Abbau der Zellwandpektine liefern<br />

sie OG-Elicitoren für die Aktivierung der<br />

pflanzlichen Abwehr. Als Signale nutzt<br />

die Pflanze also die gleichen Spaltprodukte<br />

des Pektins, die auch von den Bakterien<br />

für die Aktivierung ihrer Enzymbiosynthese<br />

gebraucht werden. Daher<br />

setzt ein Wettlauf<br />

zwischen dem pathogenen<br />

Befall und der pflanzlichen<br />

Abwehr ein.<br />

Wir haben das Gen einer<br />

Erwinia-Pektatlyase in<br />

die Kartoffel übertragen.<br />

Dadurch wird das PL-Enzym<br />

in den Zellen der<br />

transgenen Pflanzen in<br />

Spuren produziert. Werden<br />

die Zellen durch eine<br />

Verwundung der Knollen<br />

zerstört, gelangt das Enzym<br />

an das Zellwandpektin<br />

und bildet hier sofort<br />

Spaltprodukte zur Aktivierung<br />

der pflanzlichen<br />

Abwehr. Dadurch erlangt<br />

die Pflanze einen Vorsprung gegenüber<br />

eventuell eindringenden Erregern der<br />

Nassfäule. Das so sensibilisierte pflanzliche<br />

Gewebe hat also im Falle einer Verwundung<br />

einen Vorlauf gegenüber potenziellen<br />

Krankheitserregern.<br />

Langjährige Gewächshaus- und Feldexperimente<br />

zeigen, dass auf diese Weise<br />

sensibilisierte Kartoffeln tatsächlich resistenter<br />

gegenüber der Erwinia-Nassfäule<br />

sind. Dies ist durch eine Vielzahl von Un-<br />

Abb. 5: Nekrose auf PL-aktivem Kartoffelknollengewebe<br />

(A) und Schnitt<br />

durch eine solche (B). Wachstum von Ec-<br />

Bakterien auf dem Gewebe der nichttransgenen<br />

Kontrolle (C) .<br />

Züchtungsforschung<br />

tersuchungsergebnissen, die publiziert<br />

wurden, belegt. Das deutlichste Zeichen<br />

für die erfolgreiche Abwehr von Erwinia-<br />

Bakterien ist die Bildung von Nekrosen an<br />

der Wundoberfläche von PL-aktiven Knollen<br />

(Abb. 5A und B).<br />

Auf dem Gewebe der nicht-transgenen<br />

Kontrollen hingegen wachsen die<br />

Bakterien nach der Infektion ungehindert<br />

weiter (Abb. 5C). Man kann also durch<br />

die Ausprägung eines PL-Pathoenzyms<br />

aus Erwinia im pflanzlichen Gewebe gezielt<br />

Resistenz induzieren. Dies erfolgt auf<br />

der Grundlage der pflanzeneigenen<br />

Mechanismen und wirkt daher sicher<br />

nicht nur gegen Erwinia-Bakterien, sondern<br />

auch gegen andere Krankheitserreger.<br />

Abb. 6: Knollen einer PL-aktiven, transgenen<br />

Linie der Sorte Désirée<br />

Die PL-transgenen Kartoffeln (Abb. 6)<br />

sind also ein gutes Modell, um die sehr<br />

komplexen Zusammenhänge der pflanzlichen<br />

Abwehr auf molekularer und biochemischer<br />

Ebene näher zu untersuchen. Wir<br />

erhoffen uns von diesen Arbeiten die Erschließung<br />

neuer, noch wirksamerer Resistenzquellen.<br />

Darüber hinaus ist es für uns<br />

sehr wichtig, die Auswirkungen der<br />

pflanzlichen Abwehrreaktionen auf die<br />

Qualität der Kartoffeln zu betrachten. ■<br />

Dr. Christina Wegener, Bundesanstalt für<br />

Züchtungsforschung an Kulturpflanzen,<br />

Institut für Stressphysiologie und Rohstoffqualität,<br />

18190 Groß Lüsewitz<br />

2/<strong>2000</strong> FORSCHUNGSREPORT 43

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