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Bilbao – eine beispiellose Erfolgsstory<br />
Eines der erstaunlichsten Phänomene der Kulturentwicklung<br />
liegt im Museumsboom, der 1997 unübersehbar mit<br />
Frank O. Gehrys Museo Guggenheim im Hafen von Bilbao<br />
begann. Doch seit Beginn der Finanzkrise vor fünf Jahren<br />
ist das Museum im globalen Maßstab nicht von der explosiven<br />
Entwicklung der Städte in den südostasiatischen<br />
Boomstaaten zu trennen. In China, dem Land maßstabsloser<br />
städtebaulicher und architektonischer Projekte bauten<br />
von Gerkan, Marg und Partner seit Beginn des Jahres drei<br />
Kulturzentren: eines in Changchun, ein weiteres in Changzhou<br />
und schließlich das dreigliedrige Tianjin Grand Theater<br />
mit insgesamt 3.200 Plätzen. Währenddessen entwarf<br />
das Rotterdamer Büro MVRDV, das derzeit in Holland aufgrund<br />
der öffentlichen Finanzsituation keine Kulturbauten<br />
errichten kann, für Huangzhou das Comic- und Cartoon-<br />
Museum mit 30.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.<br />
Der Bilbao-Effekt, der im krisengeschwächten Spanien keine<br />
ernsthafte Rolle mehr spielt, ist in den fernöstlichen<br />
„emerging countries“ zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor<br />
geworden. Bevor der viel beschworene „Effekt“ im<br />
baskischen Bilbao entstand, planten die Stadtpolitiker, das<br />
neue Guggenheim Museum inmitten des Hafenquartiers<br />
Abandoibarra entstehen zu lassen, um damit die grundlegende<br />
Umwandlung des Viertels voranzutreiben. Dass das<br />
Guggenheim schließlich zu einer beispiellosen Erfolgsstory<br />
06<br />
wurde und 2008, nach Beginn der Wirtschaftskrise, über<br />
eine Million Besucher anzog, konnte natürlich niemand in<br />
Bilbao ahnen. Allerdings darf nicht übersehen werden,<br />
dass dieser Erfolg, der im Grunde von keiner anderen Stadt<br />
erfolgreich kopiert werden konnte, auch seine Schattenseiten<br />
hatte. Denn von der ursprünglichen Hafenbebauung<br />
sind keine Spuren mehr erhalten. Schließlich gilt die einstige<br />
Industriestadt heute als eine der teuersten Städte Spaniens,<br />
was darauf zurückzuführen ist, dass sich das Abandoibarra-Viertel<br />
in den letzten 15 Jahren zum Hotspot des<br />
internationalen Tourismus entwickelte. Tatsächlich hat<br />
Gehrys expressive Titanskulptur einen unvergleichlichen<br />
städtebaulichen Wirtschaftsboom ausgelöst: Zunächst baute<br />
Santiago Calatrava eine Brücke über den Nervión, danach<br />
Norman Foster eine moderne Metrolinie und Ricardo<br />
Legorreta eine markante Hotelskulptur. Neben vielen<br />
anderen renommierten Projekten von Arata Isozaki, Carlos<br />
Ferrater und César Pelli, Masterplänen von Zaha Hadid und<br />
Richard Rogers für den Zorrozaure-Pier bzw. das Garellano-<br />
Quartier gestalteten schließlich, in unmittelbarer Nähe des<br />
Guggenheim, Altmeister Alvaro Siza die Baskische Universität<br />
und Rafael Moneo die Universitätsbibliothek Deusto.<br />
Überdimensionierte Kulturprojekte<br />
Seit dem Bilbao-Boom setzten nicht nur viele spanische<br />
Politiker auf die visuelle Ausstrahlung ihrer Kulturbauten<br />
Roland Halbe<br />
Die Museumsarchitektur neu<br />
buchstabiert: Dem spanischen<br />
Büro Nieto Sobejano gelingt in<br />
Projekten wie dem Umbau des<br />
Museums Moritzburg in Halle<br />
glänzend die Verbindung zwischen<br />
Alt und Neu (oben).<br />
Schneider+Schumacher gingen<br />
bei der Erweiterung des Frankfurter<br />
Städel Museums erfolgreich<br />
in die Tiefe. Große Oberlichtfenster<br />
spenden den unterirdischen<br />
Räumen Tageslicht (r.)<br />
puls 01 | 2013