15,8 MB, pdf - Wohnbauforschung
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DIVERSITÄT IM HALBÖFFENTLICHEN RAUM<br />
1.3 ÖFFENTLICHER RAUM - PRINZIPIEN<br />
Die Zersplitterung der Stadt durch Fehlplanung und zentrifugale Wirtschaftsstrukturen hat unweigerlich einen Verlust an mischungs-<br />
und dichtebedingten öffentlichen Leben zur Folge. Wenn man die Fragmentierungsprozesse genauer ansieht, kann man aber auch<br />
eine zeitgleiche, gegenläufige Entwicklung vermuten. „Da ist zum anderen zu vermerken, dass es auch heute noch bei genauerem<br />
Hinsehen auf Märkten und Plätzen, in Straßencafés und auf Volksfesten Formen des Umgangs miteinander im öffentlichen Raum gibt,<br />
denen man durchaus urbane Qualitäten zusprechen kann, wenn man die kulturellen Ansprüche nicht zu hoch hängt. Diese gilt es,<br />
durch geeignete räumliche und funktionale Konstellationen, wenn nicht hervorzurufen, so doch zu fördern und zu stützen“ (Sieverts<br />
1998). Inszenierungen müssen nicht nur als Gefahr gesehen werden: „Öffentlicher Raum muss bewusst inszeniert werden. Dennoch<br />
kann auch heutiger öffentlicher Raum schön und aufregend sein. Er kann inszeniert werden. Man kann Wege inszenieren, man kann<br />
Bewegung inszenieren, man kann Beruhigung inszenieren. Stadt, das ist heute eine künstlerische Herausforderung“ (Adrian 2002).<br />
Es gibt also offenbar eine gleichzeitige Gegenentwicklung und –strategie zur Fragmentierung der Stadt und der Stadtgesellschaft.<br />
Planer betrachten die Förderung dieser Gegenbewegung als stadtentwicklungspolitisches Ziel. Stadtbürger scheinen den sozialen<br />
Kontakt auch in den zersplitterten Strukturen der „Zwischenstadt“ noch zu brauchen und zu suchen. Den vier von Sieverts genannten<br />
Beispielen Markt, Platz, Straßencafé und Volksfest sind mehrere Eigenschaften gemein. Sie sind räumliche und/ oder zeitliche<br />
Kristallisationspunkte für öffentliches Leben, und es gibt einen Anlass, ein Ereignis oder einen guten Grund, hier<br />
zusammenzukommen. Sieverts fragt: „Welche Arten von öffentlichem Raum, welche Kommunikationsstrukturen, welche örtlichen<br />
Netze müssen aufgebaut werden, um die ökonomisch und sozial auseinander driftenden Bevölkerungsgruppen zusammenzuhalten? “<br />
(Sieverts 1998).<br />
©2009 Atelier Biswas 35