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15,8 MB, pdf - Wohnbauforschung

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DIVERSITÄT IM HALBÖFFENTLICHEN RAUM<br />

1. 2 WOHNEN IN DER EUROPÄISCHEN STADT<br />

In Wien entstehen die Probleme vorwiegend in zwei Wohntypen. Im städtischen Gemeindebau aus dem 20. Jahrhundert ziehen nun eingebürgerte<br />

Einwanderer als Mieter ein. Dies entspricht der Gesetzeslage, aber die Eingebürgerten werden dort nicht, wie beispielsweise in Kanada, als neue<br />

Bürger willkommen geheißen, sondern nach wie vor von Teilen der alteingesessenen Bevölkerung und der FPÖ weiterhin als Ausländer und<br />

Fremdkörper, ja „Schadstoffe“ betrachtet werden, für die es „Obergrenzen“ einzuführen gilt (siehe die zahlreichen formellen und informellen Quoten<br />

für Einwanderer auf Bundesebene). Es zählt offensichtlich nicht, dass zumindest die Ersteingebürgerten in einer Familie gewisse Voraussetzungen<br />

erfüllen mussten, wie geregelte Arbeit und Abgaben für acht, zehn oder zwanzig Jahre, inklusive Wohnsteuer, ohne einen Anspruch auf eine<br />

städtische Gemeindewohnung zu haben und erst mit der Einbürgerung diesen Anspruch einlösen können. Hier entstehen kleinteilige, oft<br />

überschaubare Konflikte, die angeheizt aber durch größere, diffuse Ängste um Überfremdung, Interessenskollisionen, Unsicherheit und<br />

Kontrollverlust, politisch ausgebeutet werden.<br />

Der andere Wohntypus ist der großen Masse der gemeinnützigen Wohnbauten, in den letzten Jahrzehnten vorwiegend jenseits der Donau,<br />

entstanden. Die Rede ist hier nicht von den herausragenden Themenwohnprojekten, wie „Inter-Ethnische Nachbarschaft“ in der Wiesen-Nord,<br />

Baugruppe Sargfabrik oder andere interkulturelle, autofreie, frauenspezifische oder umweltfreundliche Wohnmodelle. In diesen Themenbauten zieht<br />

freilich eine relativ aufgeklärte, offene, materiell abgesicherte Schicht von Stadtbewohnern ein, die Diversität nicht nur toleriert, sondern als<br />

Bereicherung empfindet. Auch die Menschen mit MH, die hier einziehen, gehören alleine aufgrund der Wohnkosten der Mittelschicht an und sind<br />

nicht so weit entfernt von ihren autochthonen Co-Bewohnern. Es entstanden aber bisher (auch 2009) in Hinblick auf die funktionale Diversität in der<br />

Mehrzahl schlichte und undifferenzierte Wohnbauten, wo es den Errichtern und Planern offensichtlich nicht der Mühe wert ist, konkrete<br />

architektonische Maßnahmen und Qualität steigernde, wohnbezogene Dienstleistungen und Management als Teil des Konzeptes zu integrieren.<br />

Dass das Angebot von Bewohnern in Anspruch genommen wird, die weder den untersten noch den oberen sozialen Schichten angehören, kann<br />

festgestellt werden (Kohlbacher, Reeger 2003, Obermayer 1996, Lebhart, Münz, Fassmann 2003, Gifflinger, Wimmer 2003), eine 2010 eingeführte<br />

Hebung der Einkommensgrenze sollte in der Praxis der Diversität dienen. Auch neuere Wettbewerbe 2010 zum Thema Interkulturelles Wohnen<br />

mögen in der Umsetzung der Situation verbessern.<br />

©2009 Atelier Biswas 27

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