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15,8 MB, pdf - Wohnbauforschung

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DIVERSITÄT IM HALBÖFFENTLICHEN RAUM<br />

1.1 IST DER WOHNBAU EIN ORT DER DIVERSITÄT - ODER KANN ER ES WERDEN?<br />

In sieben Bezirken wohnen etwa 50% aller Ausländer in Wien, die auch noch zwischen 1991 und 2001 eine Steigerung von 26%<br />

aufwiesen. 44% davon leben in Kategorie C- und D-Wohnungen und zahlen dafür im Schnitt mehr Miete als „Österreicher“. Von den<br />

türkischen Einwanderern wohnen 60% in Substandard-Wohnungen auf dem privaten Wohnungsmarkt (7,6% der Inländer), während<br />

nur 32% in Kategorie A-Wohnungen leben (84% der Inländer) (Rischanek, Amann, 2006). Jedoch steigt der Anteil an<br />

Neuvermietungen im gemeinnützigen Sektor an Ausländer auf bereits über 20% - zurückzuführen ist dies auf höhere<br />

Einbürgerungszahlen (Förster, 2006). Dies führte auch zu einem Einzug von Neoösterreichern in sozialen Wohnhausanlagen, die<br />

bislang den autochthonen Wienern vorbehalten waren. Die Einführung der allgemeinen Wohnbeihilfe der Stadt Wien 2001 unterstützte<br />

auch sozial schwache Mieter, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, in allen Wohnungsmarktsegmenten. Die nicht vorhandene<br />

Bereitschaft vieler Altmieter, diese Veränderung zu akzeptieren, führte zu kleinen und systematischen Konflikten, die auch politisch<br />

entfacht und ausgenutzt werden.<br />

In Wien, der Stadt mit großem Migrationszuwachs, ist das Thema immer wieder auch von höchster politischer Brisanz. Dabei ist die<br />

Thematik ungemein differenzierter als die plakativen Wahlkampf- und Wirtshaussprüche es vermuten lassen. Offensichtlich sind<br />

Probleme mit der ursprünglichen Einwanderergeneration von klassischen Gastarbeitern nicht aus der Welt: Mangelnde Integration<br />

durch fehlende Sprachkenntnisse, Aufstiegsmöglichkeiten und Akzeptanz. Dazu kommen ähnliche Probleme mit der zweiten und<br />

dritten Generation der bildungsfernen Schichten, die trotz Sprachkenntnisse weiterhin keine Akzeptanz und Perspektive in der<br />

österreichischen Gesellschaft sehen und streckenweise Quelle von Jugendkriminalität und Gewalt sind. Die Radikalisierung des<br />

politischen Islams bewirkt vor allem unter frustrierten Mitgliedern der jungen Generation einen Widerstand gegen Integration und eine<br />

Ablehnung der Werte und Normen der österreichischen Gesellschaft. Die Situation von Migranten aus dem afrikanischen Raum ist<br />

besonders durch einen Mangel an Akzeptanz gezeichnet, was sich langfristig unweigerlich zu einem Protestpotenzial entwickeln wird,<br />

wie bereits in französischen Städten zu sehen war.<br />

©2009 Atelier Biswas <strong>15</strong>

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