15,8 MB, pdf - Wohnbauforschung

P08 Soziale Kontrolle – Sichtbeziehungen im halböffentlichen Raum
Traditionell wurden Erkerfenster eingesetzt, um einen geschützten Blick in den
Außenraum zu ermöglichen, während er gleichzeitig einen geschützten Blick ins
Wohnzimmerinnere erlaubte. So musste man nicht aktiv am Gesellschaftsleben teilhaben,
war aber durch die sichtbare Präsenz stets Teil der Wirklichkeit und des Familien- bzw.
öffentlichen Lebens. (Gaston Bachelard)
Studien von E.T. Hall haben gezeigt, dass deutschsprachige Kulturen oft das Gefühl
haben, jemand habe den Raum betreten, selbst wenn dieser sich noch auf der
Türschwelle befindet und lediglich ein Sicht- und gegebenenfalls lauter Sprechkontakt
bestehen kann. Das Distanzempfinden lässt sich demnach nicht nur in gemessene 0.5 m
für intime, 1.2 m für interpersonale und 3 m für soziale Begegnungen einteilen, sondern ist
immer auch ein subjektives Empfinden, das von Kultur zu Kultur variiert. Welche Räume in
(Sicht-)beziehung gestellt werden ist abhängig vom Alltag und Art des halböffentlichen
Kontakts, den man herstellen möchte.
Distanzempfinden Sichtkontakt Weitere Sichtkontakt-
Möglichkeiten z. B über
innenliegende Balkone, die
auf einen Innenhof schauen
DIVERSITÄT IM HALBÖFFENTLICHEN RAUM
3.2 TEIL A: PATTERNS – HARDWARE
Hoch frequentierte Aufzüge dienen
ebenso der sozialen Kontrolle wie das
abgesetzte, einem Hochstand für
Rettungsschwimmer nachempfundene
Lesezimmer einer privaten Residenz in
Malibu. Auch können Ausblicke auf
Nachbargebäude oder auf sein Kind in der
Spielgruppe positiven Kontakt schaffen.
Direkte Kontaktmöglichkeiten werden
weniger genutzt wie das Beispiel der
beiden Männer auf den Bänken im Central
Park zeigt.
©2009 Atelier Biswas
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