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Informationen zu universitätsrechtlicher Theorie und Praxis 1 ... - ULV

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ektoren/innen) genießt als Kollegialorgan nunmehr extensive<br />

Rechte bei der Leitung der Universität. Die Transformation<br />

der vormals staatlich verwalteten Universitäten in eigenständige,<br />

vollrechtsfähige juristische Personen des öffentlichen<br />

Rechts mit betriebswirtschaftlicher Organisationsform<br />

führte darüber hinaus da<strong>zu</strong>, dass das Arbeitsverfassungsgesetz<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Regelungen <strong>zu</strong>r<br />

kollektiven Mitbestimmung <strong>zu</strong>r Anwendung gelangen. Auf<br />

dieser Gr<strong>und</strong>lage wurden Ende des Jahres 2004 Betriebsräte<br />

als Organe der Mitbestimmung an den österreichischen<br />

Universitäten installiert, die die bisherige Form der öffentlich<br />

rechtlichen Belegschaftsvertretung (Dienststellenausschuss,<br />

s. Legat 2009) weitgehend ablösten (Eckardstein/<br />

Kohnlechner 2007, 5). Das UG 2002 sieht darüber hinaus<br />

vor, dass den Universitäten erstmals die Kollektivvertragsfähigkeit<br />

<strong>zu</strong>kommt. Der zwischen dem Dachverband der<br />

Universitäten als Arbeitgebervertreter <strong>und</strong> der Gewerkschaft<br />

Öffentlicher Dienst (GÖD) verhandelte Kollektivvertrag ist<br />

mit 1. Oktober 2009 in Kraft getreten.<br />

Die genannten Universitätsreformen haben da<strong>zu</strong> geführt,<br />

dass eine sehr heterogene Beschäftigungsstruktur entstanden<br />

ist, die sich aus AssistentInnen ohne universitäre Laufbahnperspektive,<br />

befristet beschäftigten, durch Drittmittel<br />

finanzierten ForscherInnen <strong>und</strong> einer abnehmenden Anzahl<br />

unbefristeter (Beamten-)Stellen im Mittelbau <strong>und</strong> auf<br />

ProfessorInnenebene <strong>zu</strong>sammensetzt. Mit dem Kollektivvertrag<br />

werden zwar neue unbefristete Laufbahnstellen<br />

<strong>und</strong> permanente Positionen ohne institutionell vorgesehene<br />

Karriereoptionen (Senior Scientist/Artist <strong>und</strong> Senior<br />

Lecturer) eingerichtet <strong>und</strong> dadurch die interne Arbeitsmarktsegmentierung<br />

etwas entschärft. Die Dualisierung<br />

des universitären Arbeitsmarkts, der Beschäftigtengruppen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Laufbahnperspektive umfasst (s.u.), wird<br />

dadurch allerdings nicht aufgehoben. Darüber hinaus entspricht<br />

die Vergabepolitik von unbefristeten Stellen häufig<br />

nur bedingt einem Wettbewerbsverfahren der Exzellenz als<br />

vielmehr einer Kombination aus Managemententscheidungen<br />

(Rektorat weist Stellen <strong>zu</strong>; Dekanat trifft fakultätsstrategische<br />

Entscheidungen) <strong>und</strong> Glück, die richtige Person<br />

<strong>zu</strong>r richtigen Zeit am richtigen Ort <strong>zu</strong> sein. Der partielle<br />

Transfer von personalpolitischen Entscheidungen an die<br />

universitären Leitungsgremien hat überdies die Professoren-<br />

<strong>und</strong> Institutsebene nur vordergründig geschwächt.<br />

Die Universitäten weisen nach wie vor eine Organisationsstruktur<br />

auf, die hinsichtlich ihres Grades der Arbeitsteilung<br />

eher an eine Vielzahl von Handwerksbetrieben bzw. EinzelproduzentInnen<br />

– den ProfessorInnen – erinnert, denen<br />

MitarbeiterInnen <strong>zu</strong>geordnet sind, die hierarchisch unter<br />

ihnen stehen (Hefler 2008, 103f.). Diese Form der Arbeitsorganisation<br />

beeinflusst die persönlichen Laufbahnper-<br />

spektiven, weil ProfessorInnen ihre (!) MitarbeiterInnen in<br />

das universitäre Feld einführen <strong>und</strong> für sie soziale Beziehungen<br />

erschließen helfen, die sich gegebenenfalls in akademisches<br />

Kapital (Publikationen, Teilnahmen an Konferenzen,<br />

Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen,<br />

etc.) <strong>und</strong> eine entsprechende Karriere transformieren lassen<br />

oder eben nicht. Die Befristungen der Arbeitsverträge<br />

hat diese Abhängigkeiten noch verschärft, weil es sich, wie<br />

es ein befragter Betriebsrat ausdrückt, „kaum jemand leisten<br />

kann, wenn er im Dissertationsstadium ist, es sich mit seinem<br />

Chef <strong>zu</strong> verscherzen. […] Also die sind wirklich in […] gewisser<br />

Weise versklavt <strong>und</strong> halten den M<strong>und</strong> <strong>und</strong> lassen sich<br />

quälen“.<br />

Steuerungslogiken <strong>und</strong><br />

Organisationsfähigkeit wissenschaftlicher<br />

Arbeit(skraft)<br />

Die beschriebenen institutionellen <strong>und</strong> strukturellen Bedingungen<br />

an den Universitäten sind eng mit den ihnen <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Steuerungslogiken wissenschaftlicher<br />

Arbeit verknüpft, die wiederum die Organisationsneigung<br />

der Beschäftigten beeinflussen. Um wissensintensive Arbeit<br />

<strong>zu</strong> steuern, unterscheiden wir prinzipiell zwei Formen, <strong>und</strong><br />

zwar die Professionslogik <strong>und</strong> die Marktlogik (s. Tabelle 1).<br />

Eine weitere Form – die bürokratische Logik – spielt zwar<br />

eine vergleichsweise geringere Rolle, ist aber insbesondere<br />

an den Universitäten aufgr<strong>und</strong> der genannten Stärkung<br />

der Universitätsleitungen relevant (s.u.).<br />

Die Professionslogik (Freidson 2004) kennzeichnet etwa die<br />

klassischen freien Berufe, aber auch wissenschaftliche Disziplinen.<br />

Die <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>liegenden Wissensinhalte sind theoretisch-abstrakte<br />

Konzepte, die zwar kontinuierlich weiterentwickelt<br />

werden aber immer auf Basis eines anerkannten<br />

Kanons an Wissen. Die Tätigkeit von Professionen wird<br />

überwiegend selbst gesteuert – ist <strong>zu</strong>m Teil gesetzlich reguliert<br />

– <strong>und</strong> es wird über Eintrittsbedingungen, Statuspassagen,<br />

Laufbahnmodelle, etc. (also Insider/Outsider-Verhältnisse)<br />

durch die Mitglieder der Profession/wissenschaftlichen<br />

Disziplin selbst bestimmt. Professionen/wissenschaftliche<br />

Disziplinen sind daher Ausdruck <strong>und</strong> Ergebnis<br />

sozialer Schließungsprozesse (Weber 1980, 23, Parkin<br />

2004a, 30). Unter sozialer Schließung versteht Max Weber<br />

den Prozess, durch den soziale Gemeinschaften Vorteile <strong>zu</strong><br />

maximieren versuchen, indem sie den Zugang <strong>zu</strong> Privilegien<br />

<strong>und</strong> Erfolgschancen auf einen begrenzten Kreis von<br />

Auserwählten, etwa Habilitierten oder berufenen ProfessorInnen,<br />

einschränken. Dadurch entsteht eine Monopolisierung<br />

von sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Chancen. Die Vereinigung<br />

in professionellen Organisationen, wissenschaftlichen<br />

Fachverbänden, etc. ist häufig eine machtpolitische<br />

21<br />

UNILEX 1–2/2010

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