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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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von Theodor Fontane. Die Leidenschaft <strong>des</strong> Sammeins von Kunst hatte Louis Friedrich Jacob<br />

Ravene (1823-1879) beibehalten. Seinem Vater August ließ er von August Stüler - gegossen im<br />

Eisenhüttenwerk Lauchhammer - ein würdiges Grabmal auf dem Französischen Friedhof an<br />

der Chausseestraße errichten. Im Gegensatz zum Friedhof an der Liesenstraße, wo Fontane<br />

und andere Mitglieder der Familie Ravene liegen, abgeschnitten im Grenzgebiet, ist das<br />

Mausoleum jederzeit zugänglich. Nach <strong>die</strong>sem Enkel <strong>des</strong> alten Jacob Ravene ist übrigens 1879<br />

<strong>die</strong> Straße am Wedding benannt worden, weil sich dort einmal ein Lagerplatz der Firma<br />

befunden hatte. Die Raveneschule in Tiergarten ist ebenfalls auf den Kunstliebhaber zurückzuführen.<br />

In der Werftstraße hatte Kommerzienrat und k. u. k. Botschafter L. F. J. Ravene eine<br />

Villa samt Park und Gartenhaus stehen. Das Areal mußte in den achtziger Jahren <strong>des</strong> vorigen<br />

Jahrhunderts neuen Straßen weichen.<br />

Das Haus in der Wallstraße 5-8 brachte der Hugenottenfamilie in der Hitler-Zeit erheblichen<br />

Ärger ein. Ausgerechnet den „Volksgerichtshof wollte der „Führer" in <strong>die</strong>sem repräsentativen<br />

Haus unterbringen. Bereits 1933 hatten <strong>die</strong> Nazis <strong>die</strong> Herausgabe von Menzels Ölgemälde<br />

„Friedrich der Große auf Reisen" vorbereitet. Zunächst kam das Exponat unter „Nationalschutz"<br />

, ein Verkauf ins Ausland war damit verboten. Später sollte es „Geschenk an den Führer<br />

werden", schließlich mußte Louis Ravene das Bild <strong>für</strong> einen Spottpreis abgeben. Das Gemälde<br />

hing in Hitlers Führerresidenz in München, wurde im Krieg schwer beschädigt und befindet<br />

sich heute im Besitz der Stadt München.<br />

Louis Ravene und sein Sohn kamen in den Berliner Bombennächten <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />

ums Leben. Mit ihnen verschwanden auch das Haus und <strong>die</strong> Gemäl<strong>des</strong>ammlung.<br />

Anschrift <strong>des</strong> Verfassers:<br />

Konrad Beck, Müllerstraße 138 c, 1000 Berlin 65<br />

Das Einsturzunglück <strong>des</strong> S-Bahntunnels<br />

zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor vor 50 Jahren<br />

Von Werner Schaumann<br />

Mit dem Bau <strong>des</strong> Bahntunnels vom Anhalter Bahnhof über Potsdamer Platz, Friedrichstraße,<br />

Stettiner Bahnhof bis S-Bahnhof Humboldthain sollte <strong>die</strong> Verbindung zwischen dem Berliner<br />

Süden und dem Norden hergestellt werden, um <strong>die</strong> Erholungsgebiete der Stadt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

besser mit einem billigen und schnellen Verkehrsmittel zu erschließen.<br />

Das Bauprojekt wurde 1933 bekanntgegeben. Zahlreiche Firmen bewarben sich bei der Deutschen<br />

Reichsbahn. Die Berlinische BaugesesUschaft erhielt den Zuschlag. Die älteren Berliner<br />

werden sich noch an das Einsturzunglück während der Bauzeit <strong>des</strong> ca. 15 m tiefen Tunnels am<br />

20. August 1935 entsinnen, bei dem 19 Arbeiter ums Leben kamen. Das Unglück hatte damals<br />

<strong>die</strong> Gemüter der Berliner stark erregt. Es geschah gegen Mittag im Streckenabschnitt zwischen<br />

Potsdamer Platz und Brandenburger Tor entlang der damaligen Hermann-Göring-Straße,<br />

heute Stresemannstraße. In einer Länge von ca. 70 m brach <strong>die</strong> nach der Tiergartenseite<br />

gelegene Schachtwand mit Donnergetöse zusammen und verschüttete in Sekundenschnelle den<br />

gesamten Schacht. Riesige Staubwolken bildeten sich unmittelbar über der Einsturzstelle. Ein<br />

gähnender Abgrund mit einem undurchdringlichen Gewirr von eisernen Trägern, verbogenen<br />

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