Heft 1 - Juni 2007 - Bundesarbeitskreis der Seminar
Heft 1 - Juni 2007 - Bundesarbeitskreis der Seminar
Heft 1 - Juni 2007 - Bundesarbeitskreis der Seminar
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<strong>Heft</strong> 1 <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong><br />
<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e. V. ,<br />
Landesgruppe Berlin (Hrsg.)<br />
An Stelle eines Vorwortes<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
liebe an <strong>der</strong> Lehrerausbildung interessierte Leserinnen und Leser,<br />
Sie halten die erste Broschüre „Betrifft: Lehrerausbildung und Schule“ in Ihren Händen,<br />
die in <strong>der</strong> Verant wortung <strong>der</strong> Landesgruppe Berlin des BAK (<strong>Bundesarbeitskreis</strong>es<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.) herausgeben wird. Was <strong>der</strong> BAK tut, welche<br />
Ziele und Aufgaben er verfolgt und was er in <strong>der</strong> Vergangenheit bereits alles getan hat,<br />
können Sie dem Beitrag am Ende <strong>der</strong> Broschüre entnehmen. An dieser Stelle sei kurz<br />
gesagt:<br />
Wir wollen mit dieser Broschüre einen Anfang machen und uns in die bildungspolitische<br />
Diskussion um die Lehrerausbildung in unserem Land einbringen. Deswegen<br />
versenden wir sie u.a.<br />
• an alle öffentlichen Schulen Berlins,<br />
• an alle Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e unseres Bundeslandes,<br />
• an die im Abgeordnetenhaus von Berlin vertretenen Parteien,<br />
• an Vertreter <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung,<br />
• an Vertreter <strong>der</strong> Berliner Universitäten,<br />
• an die Lehrerverbände im DBB Berlin sowie die GEW Berlin,<br />
• an die Berliner Schulleiterverbände,<br />
• an den Personalrat <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Lehreranwärter und<br />
• die großen Berliner Zeitungen.<br />
Wir wollen unsere jahrelangen Erfahrun gen und unsere Ideen für die Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> qualifi zierten, in den an<strong>der</strong>en Bun deslän<strong>der</strong>n hoch anerkannten Berliner Lehrerausausbildung<br />
zu Gehör bringen. Wir hoffen mit unseren Ausführungen nicht nur gehört<br />
zu werden, son<strong>der</strong>n wollen Ge sprächspartner sein im Gedankenaustausch mit den<br />
Berliner Universitäten, den Schulen, <strong>der</strong> Senatsverwaltung, den Gewerkschaften und<br />
Lehrerverbänden sowie jenen, die für die Lehrerausbildung in dieser Stadt politische<br />
Verantwortung tragen. Gleichzeitig ist es unser Ziel, den Gedankenaustausch zwischen<br />
den Schulprakti schen <strong>Seminar</strong>en selbst sowie den Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en mit<br />
den Schulen und Universitäten zu för<strong>der</strong>n und zu pfl egen.<br />
Daher wird diese Broschüre nicht die letzte bleiben, mit <strong>der</strong> wir uns zu Wort melden;<br />
Seite
An Stelle eines Vorwortes<br />
vielmehr beabsichtigen wir, uns zwei- bis<br />
dreimal im Jahr auf diesem Weg an Sie zu<br />
wen den.<br />
Wir hoffen sehr, dass unsere Broschüren<br />
auch den einen o<strong>der</strong> den an<strong>der</strong>en unter<br />
Ihnen veranlassen wird, sich intensiver mit<br />
den von uns aufgeworfenen Fragen zu<br />
beschäftigen, mit uns in Kontakt zu treten<br />
und damit unseren Wunsch auf eine<br />
weiterführende Kommunika tion zu folgen.<br />
Sie erreichen uns über das<br />
• 2. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> Neukölln,<br />
Wildhüter Weg 5, 12353 Berlin,<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Fax: 030 - 667 060 12; E-Mail: SPS-2-Neukoelln.kn-we@t-online.de<br />
• 2. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> Lichtenberg,<br />
Harnackstraße 25, 10365 Berlin,<br />
Herbert Böpple, Fax: 030 - 55 77 97 87-9;<br />
E-Mail: sps1u2lib@web.de<br />
• o<strong>der</strong> über den Vorsitzenden <strong>der</strong> Landesgruppe<br />
Berlin <strong>der</strong> BAK, Bernd Knittel,<br />
Wilskistraße 9, 14169 Berlin, BAKBerlin@tonline.de<br />
In dieser ersten Ausgabe befassen wir<br />
uns mit dem Thema „Lehrerausbildung<br />
im Wandel“: Im Anschluss an eine kurze<br />
Darstellung <strong>der</strong> Organisation des Ablaufs<br />
und einiger aktueller Aufgaben <strong>der</strong> schulpraktischen<br />
Ausbildung in Berlin sowie<br />
einer Zusammenstellung statistischer<br />
Angaben zur Schulpraktischen Ausbildung<br />
im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> äußern sich<br />
verschiedene Autoren aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln zu diesem Thema, u.a.<br />
stellt Herr Dannert von <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />
den <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Reform<br />
<strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin dar.<br />
Im zweiten Abschnitt fi nden Sie Beiträge<br />
aus <strong>der</strong> Praxis, verfasst von <strong>Seminar</strong>leitern,<br />
Fachseminarleitern, Schullei tern und<br />
ehemaligen Referendaren, die sich dieses<br />
Mal vorrangig mit <strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong><br />
Einstellung erfolgreicher Absolventen <strong>der</strong><br />
Zweiten Staatsprüfung in den (Berliner)<br />
Schuldienst beschäftigen.<br />
Unter <strong>der</strong> Rubrik „Aufgeschnappt“ haben<br />
wir Veröffentlichungen zu den angesprochenen<br />
Themen aus den Printmedien<br />
zusammengestellt und unter „Mitteilungen“<br />
Daten zusammengetragen, die nicht<br />
nur für die Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e<br />
von Bedeutung sind.<br />
Zu guter Letzt stellt sich <strong>der</strong> BAK etwas<br />
ausführlicher vor.<br />
Wir möchten an dieser Stelle nicht<br />
vergessen, allen zu danken, die ge holfen<br />
haben, das Erscheinen dieser Schrift zu<br />
ermöglichen. Dass nicht alle Beiträge<br />
die Meinung <strong>der</strong> Berliner Landesgruppe<br />
des BAK wie<strong>der</strong>geben, ist sicher jedem<br />
verständlich, daher tragen die Beiträge<br />
den Namen <strong>der</strong> Verfasserin bzw. des<br />
Verfassers.<br />
Danken möchten wir auch <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />
für Bildung, Wissenschaft und<br />
Forschung, die es uns gestattet hat, diese<br />
und die folgenden Schriften auf dem<br />
Wege <strong>der</strong> Dienstpost zu versenden.<br />
Nun bleibt uns nur noch, Ihnen eine<br />
interessante Lektüre zu wünschen und<br />
Sie noch ein mal zu bitten, uns auf das<br />
Gelesene anzusprechen sowie sich<br />
evtl. mit einem eigenen Beitrag an <strong>der</strong><br />
nächsten Ausgabe zu beteiligen, die sich<br />
voraussichtlich dem Thema „Reform<br />
<strong>der</strong> Lehrerausbildung in <strong>der</strong> 2. Phase“<br />
widmen wird.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
für das Redaktionsteam<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Herbert Böpple<br />
<strong>Seminar</strong>leiter<br />
Berlin, <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Lehrerbildung im Wandel Seite<br />
Der Vorbereitungsdienst in Berlin – eine Zustandsbeschreibung<br />
Jens Kühne, Jens-Uve Wahner 4<br />
Aus <strong>der</strong> Statistik <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e 2006/07 Ingrid Stampe 7<br />
Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin Joachim Dannert<br />
Bologna – die Türme stehen noch schief<br />
11<br />
Michael Quast-Cojocaru, Prof. Dr. Daniela Caspari<br />
„Großseminare“ – eine Chance für die schulpraktische Ausbildung<br />
14<br />
Herbert Böpple 21<br />
Kooperation zwischen Schule und <strong>Seminar</strong> Roswitha Kneer-Werner<br />
24<br />
Das Jenaer-Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung Andreas Stephan 28<br />
Forum<br />
Folgen des Weggangs junger Lehrkräfte aus Berlin Roswitha Kneer-Werner 31<br />
E-Mail nach Brasilien Herbert Böpple 35<br />
Mit offenen Armen. Erfahrungen einer Berufsanfängerin in Hamburg<br />
Chantal Rosenschon 37<br />
Ruhe vor dem nächsten Sturm? Gabriele Eisenberg 38<br />
Briefe an die Senatsverwaltung Elisabeth von Schöning 42<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> Einstellung von Referendaren Michael Frank 45<br />
Die Personalkostenbudgetierung Dr. Jobst Werner 48<br />
Ein persönlicher Rückblick auf meine Ausbildung – und ein Ausblick<br />
auf den Reformbedarf in <strong>der</strong> Lehrerbildung Stefan Wagner<br />
51<br />
Aufgeschnappt<br />
Zöllner will Schulen mehr Freiheit bei Finanzen geben<br />
Der Tagesspiegel vom 12.02.07 57<br />
Gesucht: Längerfristige Perspektiven Der Tagesspiegel vom 18.02.07 58<br />
Keine Kandidaten fürs Lehrercasting Der Tagesspiegel vom 04.03.07 59<br />
Län<strong>der</strong> einigen sich bei Lehrerbildung Der Tagesspiegel vom 09.03.07 60<br />
Lehrerausbildung in Brandenburg wird reformiert 28.04.<strong>2007</strong>,<br />
aus dem Landtag von Brandenburg 61<br />
Baustelle Lehrerbildung Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 06.05.07 61<br />
Mitteilungen<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e 64<br />
Bewerbungstermine, Vereidigungstermine, Einführungsseminare 63<br />
Aufnahme von Lehramtsanwärtern zum August <strong>2007</strong> 63<br />
Fachseminarleiter/in werden! 63<br />
Personalia 66<br />
Jour fi xe 68<br />
Literaturhinweise 69<br />
Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen<br />
Wer wir sind – was wir tun – was wir wollen Bernd Knittel<br />
69<br />
BAK-Beitrittserklärung <strong>Heft</strong>mitte<br />
Impressum 56<br />
Seite 2 Seite 3
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Der Vorbereitungsdienst in Berlin – eine Zustandsbeschreibung<br />
Lehrerausbildung und Reform<br />
– immer, wenn in jüngster Zeit von<br />
Lehrerausbildung die Rede ist, taucht<br />
dieses Begriffspaar auf. In <strong>der</strong> Ersten<br />
Phase ist die Reform so weit gediehen,<br />
dass mit dem Wintersemester<br />
07/08 die Masterstudiengänge beginnen<br />
können; eine Reform <strong>der</strong> Zweiten<br />
Phase ist geplant (vgl. den Beitrag<br />
von Joachim Dannert). Angesichts<br />
dieser Reformdiskussion lohnt ein<br />
Blick auf die Zweiten Phase und ihrer<br />
aktuellen Probleme; die Grundzüge<br />
<strong>der</strong> geplanten Reform mögen dadurch<br />
deutlicher werden.<br />
Die gegenwärtige Ausbildungsstruktur.<br />
Das <strong>der</strong>zeitige Ausbildungssystem<br />
sieht eine intensive Betreuung<br />
<strong>der</strong> Lehramtsanwärter (LAA)1 vor:<br />
Die <strong>Seminar</strong>leiter sind für die Ausbildung<br />
<strong>der</strong> ihnen zugewiesenen<br />
LAA verantwortlich: Sie leiten die<br />
Veranstaltungen des Allgemeinen<br />
<strong>Seminar</strong>s, beraten und betreuen sie<br />
individuell und führen bis zum Ende<br />
<strong>der</strong> Ausbildung mindestens 6 Unterrichtsbesuche<br />
mit anschließen<strong>der</strong><br />
Beratung durch.<br />
Die Fachseminarleiter führen die LAA<br />
in die Unterrichtspraxis des jeweiligen<br />
Faches ein und besuchen sie<br />
während <strong>der</strong> Ausbildungszeit mindestens<br />
sechsmal in ihrem Unterricht,<br />
beraten und beurteilen sie. Das<br />
Allgemeine <strong>Seminar</strong> fi ndet einmal<br />
wöchentlich nachmittags statt, die<br />
beiden Fachseminare jeweils einmal<br />
wöchentlich vormittags. Die LAA sind<br />
in <strong>der</strong> Regel an drei Unterrichtstagen<br />
in <strong>der</strong> Woche an ihren Ausbildungsschulen<br />
tätig. Mit Beginn des Vorbereitungsdienstes<br />
werden die LAA mit<br />
selbständigem Unterricht beauftragt,<br />
<strong>der</strong> zwischen vier und acht Wochenstunden<br />
beträgt. Die LAA haben<br />
insgesamt zehn bzw. zwölf Wochenstunden<br />
Ausbildungsunterricht zu<br />
erteilen, <strong>der</strong> sich aus selbständigem<br />
Unterricht, Hospitationen und Unterricht<br />
unter Anleitung zusammensetzt.<br />
Die Teilnahme an Gesamt-,<br />
Fach- und Klassenkonferenzen sowie<br />
Dienstbesprechungen ist, soweit<br />
dem nicht Ausbildungsverpfl ichtungen<br />
entgegenstehen, verpfl ichtend.<br />
In <strong>der</strong> aktuellen Struktur gilt, dass die<br />
Ausbil<strong>der</strong> auch ihre LAA prüfen. Zwischen<br />
dem neunten und dem zwölften<br />
Ausbildungsmonat erhalten die<br />
LAA das Thema für ihre schriftliche<br />
Prüfungsarbeit. Die Bearbeitungszeit<br />
für die Prüfungsarbeit beträgt fünf<br />
Monate.<br />
Vor dem Ende des ersten Ausbildungsjahres<br />
führt <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter<br />
nach Rücksprache mit den Fachseminarleitern<br />
und Schulleitern mit<br />
den LAA ein Gespräch über <strong>der</strong>en<br />
Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistungen<br />
nach dem Ausbildungsstand und<br />
erörtert mit ihnen die Schwerpunkte<br />
<strong>der</strong> weiteren Ausbildung. Über dieses<br />
Gespräch wird ein Protokoll angefertigt<br />
Am Ende des dritten Ausbildungshalbjahres<br />
äußern sich die Ausbil<strong>der</strong><br />
und die Schulleiter schriftlich zu den<br />
Kenntnissen und Leistungen <strong>der</strong><br />
LAA. Alle Beurteilungen schließen mit<br />
einer Note. Der <strong>Seminar</strong>leiter erstellt<br />
eine zusammenfassende Beurteilung;<br />
diese Note wird bei <strong>der</strong> Bildung des<br />
Gesamtergebnisses <strong>der</strong> Zweiten<br />
Staatsprüfung zweifach gewichtet.<br />
Die Zweiten Staatsprüfungen werden<br />
im vierten Ausbildungshalbjahr<br />
durchgeführt. Die Prüfungszeiträume<br />
liegen – je nach Einstellungstermin<br />
– zwischen März und <strong>Juni</strong> bzw.<br />
September und Dezember. Am letzten<br />
Tag des Vorbereitungsdienstes<br />
werden den Lehramtsanwärtern die<br />
Zeugnisse ausgehändigt.<br />
In Berlin dauert <strong>der</strong> Vorbereitungsdienst<br />
für die LAA zurzeit noch zwei<br />
Jahre. Ab dem Jahre 2009 wird das<br />
Referendariat nach <strong>der</strong>zeitiger Planung<br />
für den gehobenen Dienst zwölf<br />
Monate (Lehrerlaufbahn) und für die<br />
höheren Dienst bis zu 24 Monate<br />
(Studienratslaufbahn) betragen. Für<br />
die Studienratslaufbahn können von<br />
gleichwertigen praktischen Ausbildungszeiten,<br />
die während des Studiums<br />
geleistet wurden, bis zu zwölf<br />
Monate angerechnet werden.<br />
Aktuelle Problemfel<strong>der</strong>. Dass diese<br />
Ausbildungsstruktur gute Ergebnisse<br />
zeitigt, belegen das große Interesse,<br />
das den (guten) Absolventen des<br />
Berliner Vorbereitungsdienstes in<br />
an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n zuteil wird,<br />
aber auch die traurigen Blicke, die<br />
die Berliner Schulleiter diesen jungen<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Lehrern nachsenden. Allein im letzten<br />
Jahr fanden viele Absolventen aus<br />
Berlin in Hamburg ihren Arbeitsplatz<br />
bei – im Vergleich zu Berlin – wesentlich<br />
höheren Bezügen und günstigeren<br />
Einstellungsbedingungen. (vgl.<br />
die weiteren Beiträge zu diesem<br />
Thema)<br />
Trotz <strong>der</strong> bundesweiten Anerkennung<br />
<strong>der</strong> Ausbildungsqualität, zeichneten<br />
sich in den letzten Jahren in <strong>der</strong> Berliner<br />
Lehrerausbildung doch einige<br />
Problemfel<strong>der</strong> ab, die im Folgenden<br />
angesprochen werden.<br />
Die Fachseminare: Hier ergibt sich<br />
seit geraumer Zeit eine immer stärkere<br />
werdende Arbeitsbelastung für die<br />
Fachseminarleiter:<br />
• Die Fachseminarleiter erhalten<br />
für ihre Tätigkeit eine Stundenermäßigung<br />
im Umfang von 10 Stunden.<br />
Dafür haben sie ein komplexes<br />
Aufgabenfeld zu bewältigen (vgl.<br />
oben). Vergleicht man die Stundenermäßigung<br />
mit diesem Aufgabenfeld,<br />
kommt man zu dem Schluss, dass<br />
die Ermäßigung zu gering ist. Mit <strong>der</strong><br />
Erhöhung <strong>der</strong> Pfl ichtstundenzahl ging<br />
darüber hinaus eine vermin<strong>der</strong>te Wirkung<br />
<strong>der</strong> Stundenermäßigung einher.<br />
• Fachseminarleiter sind häufi g<br />
„Leistungsträger“ in ihren Schulen;<br />
man fi ndet sie an exponierter Stelle<br />
bei <strong>der</strong> Arbeit am Schulprogramm,<br />
in <strong>der</strong> erweiterten Schulleitung, aber<br />
auch als Prüfer beim MSA, bei <strong>der</strong> 5.<br />
Prüfungskomponente, im Zentralabitur.<br />
• In <strong>der</strong> Regel wird <strong>der</strong> Richtwert<br />
für die Teilnehmerzahl in den<br />
Fachseminaren erreicht, in einigen<br />
Fällen hat ein Fachseminar 14-15<br />
Teilnehmer.<br />
Seite 4<br />
Seite 5
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
• Um Ungleichgewichtigkeit<br />
bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />
auf die Fachseminare zu<br />
vermeiden, wird eine gleichmäßige<br />
Verteilung angestrebt. Das führt<br />
dazu, dass Lehramtsanwärter aus<br />
verschiedenen Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>en sich im Fachseminar<br />
treffen. Für die Fachseminarleiter<br />
bedeutet das weitere Fahrwege bei<br />
den Unterrichtsbesuchen, da die<br />
Leiter <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e<br />
die Lehramtsanwärter in unterschiedlichen<br />
Regionen auf die Ausbildungsschulen<br />
verteilen.<br />
Die Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e: Natürlich<br />
hat die oben skizzierte stärkere<br />
Belastung <strong>der</strong> Fachseminare auch<br />
Auswirkungen auf die Zusammenarbeit<br />
im Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>.<br />
Auch für die Leiter <strong>der</strong> Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>e zeigen sich spezielle<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
• Für sie ist die Erhöhung <strong>der</strong><br />
Stunden, mit denen die Lehramtsanwärter<br />
den Schulen angerechnet<br />
werden, gewichtig. Grundsätzlich<br />
kann man sagen, dass die Kooperation<br />
mit den Schulleitern bei <strong>der</strong><br />
Zuweisung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter zu<br />
den Ausbildungsschulen vertrauens-<br />
voll und gut ist. Allerdings überlegt<br />
es sich ein Schulleiter gründlich, ob<br />
er einen Lehramtsanwärter mit dem<br />
Fach X, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Statistik mit 7,5<br />
Stunden verbucht wird, an seiner<br />
Schule haben will, wenn ein Mangel<br />
im Fach Y besteht. Für den <strong>Seminar</strong>leiter<br />
wie<strong>der</strong>um macht es Sinn, einen<br />
Lehramtsanwärter für das Fach X<br />
an genau diese Schule zu schicken,<br />
weil dieser dort im Fach X optimale<br />
Ausbildungsbedingungen vorfi ndet.<br />
Bedarfsdecken<strong>der</strong> Unterrichtseinsatz<br />
versus optimale Ausbildungsbedingungen<br />
– hier besteht die Gefahr<br />
eines grundsätzlichen Interessenkonfl<br />
iktes.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> geplanten Nutzung<br />
<strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung<br />
dürften die relativ hohen<br />
Anrechnungsstunden für die LAA zu<br />
Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Zuweisung<br />
<strong>der</strong> LAA an die Schulen führen, da<br />
die Lehrerausstattung nicht über<br />
100 % liegen darf.<br />
Jens Kühne Jens-Uve Wahner<br />
<strong>Seminar</strong>leiter<br />
1 Vereinfachend wird bei Personenangaben im<br />
Folgenden nur die männliche Form verwendet.<br />
Aus <strong>der</strong> Statistik <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e 2006/<strong>2007</strong><br />
(Quelle: SenBildWiss II A 2.03, Hr.<br />
Wüstenberg, Stichtag 01.01.<strong>2007</strong>)<br />
In Berlin werden zurzeit 1500 Lehramtsanwärter<br />
in insgesamt 35<br />
Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en für die<br />
verschiedenen Laufbahnen ausgebildet.<br />
35 <strong>Seminar</strong>leiter, 11 hauptamtliche<br />
Fachseminarleiter und 259<br />
Fachseminarleiter gestalten die Ausbildung<br />
in den Allgemeinen <strong>Seminar</strong>en<br />
und den Fachseminaren. Außerdem<br />
leisten natürlich noch sehr viele<br />
Schulleiter/innen und Lehrer/innen an<br />
den Ausbildungsschulen einen ganz<br />
wesentlichen Beitrag zur Ausbildung<br />
<strong>der</strong> Lehramtsanwärter.<br />
Schulpraktische <strong>Seminar</strong>e und <strong>Seminar</strong>mitglie<strong>der</strong><br />
in Berlin nach Bezirk<br />
(Siehe Tabelle auf <strong>der</strong> folgenden<br />
Doppelseite)<br />
Geschlecht und Durchschnittsalter<br />
• 74 % <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />
(kurz: LAA) insgesamt sind weiblich.<br />
In <strong>der</strong> Lehrer-Laufbahn mit einem<br />
Wahlfach sind dies sogar über 86<br />
%, in <strong>der</strong> Laufbahn des Studienrates<br />
mit berufl icher Fachrichtung gibt es<br />
dagegen „nur“ 55 % weibliche LAA.<br />
• Das Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />
LAA im Vorbereitungsdienst beträgt<br />
ca. 32,5 Jahre, wobei das <strong>der</strong> Lehrer<br />
mit fachwissenschaftlicher Ausbildung<br />
in zwei Fächern mit 33 Jahren<br />
ca. 1,5 Jahre über dem <strong>der</strong> Studien-<br />
ratslaufbahn mit wissenschaftlichen<br />
o<strong>der</strong> künstlerisch-wissenschaftlichen<br />
Fächern liegt.<br />
• Bei <strong>der</strong> Studienratslaufbahn<br />
mit einer berufl ichen Fachrichtung<br />
liegt das Durchschnittsalter bei fast<br />
35 Jahren, was teilweise dadurch<br />
erklärt werden kann, dass durch die<br />
Möglichkeit des Quereinstiegs LAA<br />
ausgebildet werden, die vorher schon<br />
einen Beruf ausgeübt haben.<br />
Seite 6 Seite 7<br />
Fächer<br />
Bei den folgenden Angaben muss<br />
berücksichtigt werden, dass sich die<br />
Zahlen jeweils auf ein Fach beziehen<br />
und die Fächerkombinationen insgesamt<br />
nicht erfasst bzw. ausgewertet<br />
wurden.<br />
Lehrer und Lehrer mit fachwissenschaftlicher<br />
Ausbildung in zwei<br />
Fächern:<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
• Für das Fach Mathematik<br />
werden in den Laufbahnen für Lehrer<br />
mit einem bzw. zwei Fächern insgesamt<br />
37 LAA mit dem Fach Mathematik<br />
ausgebildet.<br />
• Im Fach Physik gibt es<br />
insgesamt 5 LAA, im Fach Chemie 2<br />
LAA und im Fach Informatik zurzeit<br />
überhaupt keinen LAA.<br />
• Im Vergleich dazu werden<br />
125 LAA im Fach Deutsch, 92 LAA<br />
im Fach Englisch, 63 LAA im Fach<br />
Sport und 58 LAA in Bildende Kunst<br />
ausgebildet.
Lehrerfortbildung im Wandel Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Lehrer an Son<strong>der</strong>schulen:<br />
• 90 LAA werden im Fachseminar<br />
für Sprachbehin<strong>der</strong>tenpädagogik,<br />
74 LAA im Fachseminar für<br />
Lernbehin<strong>der</strong>tenpädagogik, 72 LAA<br />
im Fachseminar für Geistigbehin<strong>der</strong>tenpädagogik,<br />
dagegen nur 14 in<br />
Blindenpädagogik und 9 in Sehbehin<strong>der</strong>tenpädagogik<br />
ausgebildet.<br />
Studienrat mit wissenschaftlichen<br />
o<strong>der</strong> künstlerischen Fächern:<br />
• Das Fach Mathematik ist<br />
durch 63 LAA, das Fach Physik<br />
durch 32 LAA vertreten, wobei die<br />
Kombinationen M/Ph hier doppelt erscheinen,<br />
die tatsächliche Anzahl <strong>der</strong><br />
LAA mit diesen Fächern also deutlich<br />
unter <strong>der</strong> Summe liegt.<br />
• Im Fachseminar Informatik<br />
(S) werden zurzeit 13 LAA betreut.<br />
• 205 LAA werden in <strong>der</strong><br />
Laufbahn des Studienrats im Fach<br />
Deutsch, 172 im Fach Englisch und<br />
112 LAA im Fach Biologie ausgebildet.<br />
Studienrat mit einer berufl ichen<br />
Fachrichtung:<br />
• 6 LAA besuchen das Fachseminar<br />
Deutsch und 3 LAA das<br />
Fachseminar Englisch.<br />
• Im Fach Mathematik werden<br />
insgesamt 25 LAA und im Fach Physik<br />
5 LAA ausgebildet.<br />
• Am stärksten vertreten sind<br />
Seite 8 Seite 9
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
die Fächer Wirtschaftslehre mit 75<br />
LAA, Sozialkunde mit 65 LAA und<br />
betriebliches Rechnungswesen mit<br />
60 LAA.<br />
Prüfungsergebnisse<br />
• Im Jahr 2006 sind 516 LAA<br />
zur Zweiten Staatsprüfung angetreten,<br />
466 davon haben sie erfolgreich<br />
abgelegt.<br />
• Auffällig ist dabei, dass<br />
bei den Lehrern mit zwei Fächern<br />
81% das Examen bestanden haben<br />
im Vergleich zu fast 92 % bei den<br />
Lehrern, 95 % bei den Lehrern an<br />
Son<strong>der</strong>schulen, 90 % bei den Studienräten<br />
mit wissenschaftliche o<strong>der</strong><br />
künstlerisch-wissenschaftlichen Fächern<br />
und fast 93 % bei Studienräten<br />
mit einer berufl ichen Fachrichtung.<br />
• Mit dem Fach Mathematik<br />
haben in <strong>der</strong> Laufbahn <strong>der</strong> Lehrer mit<br />
einem bzw. zwei Fächern 15 LAA, mit<br />
dem Fach Physik 1 LAA die Zweite<br />
Staatsprüfung erfolgreich abgelegt.<br />
• In <strong>der</strong> Studienrats-Laufbahn<br />
(allgemeinbildend) waren dies 24 LAA<br />
im Fach Mathematik und 13 LAA im<br />
Fach Physik, wobei die Kombinati-<br />
onen M/Ph hier doppelt erscheinen,<br />
die tatsächliche Anzahl <strong>der</strong> LAA mit<br />
diesen Fächern also deutlich unter<br />
<strong>der</strong> Summe liegt.<br />
Zukunft<br />
• Voraussichtlich werden im<br />
Jahr <strong>2007</strong> insgesamt 680 LAA zur<br />
Zweiten Staatsprüfung antreten: 138<br />
LAA aus <strong>der</strong> Lehrer-Laufbahn mit<br />
einem Fach, 74 LAA aus <strong>der</strong> Lehrer-Laufbahn<br />
mit zwei Fächern, 83<br />
Lehrer an Schulen mit son<strong>der</strong>pädagogischem<br />
För<strong>der</strong>schwerpunkt, 299<br />
LAA aus <strong>der</strong> Studienrats-Laufbahn<br />
(allgemein) und 86 LAA aus <strong>der</strong> Studienrats-Laufbahn<br />
(berufl ich).<br />
• Es ist geplant, die Zahl <strong>der</strong><br />
Ausbildungsplätze im Vorbereitungsdienst<br />
in den Jahren 2008 und 2009<br />
jeweils um 200 anzuheben, so dass<br />
dann 1900 Ausbildungsplätze für den<br />
Vorbereitungsdienst zur Verfügung<br />
stehen sollen.<br />
Ingrid Stampe<br />
<strong>Seminar</strong>leiterin (komm.)<br />
Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin<br />
Die Lehrerausbildung befi ndet<br />
sich seit einigen Jahren in einem<br />
rasanten Wandel. In Berlin entwickelten<br />
sich aus einer Bestandsaufnahme,<br />
die gemeinsam mit<br />
den vier Berliner Universitäten<br />
und <strong>der</strong> Senatsbildungsverwaltung<br />
im Sommer 2002 vorgenommen<br />
wurde, die ersten Schritte zu<br />
einer Reform.<br />
Es wurde hierbei nicht nur festgestellt,<br />
dass die Aufgabe <strong>der</strong><br />
Lehrerausbildung an den Universitäten<br />
mangelhaft verankert<br />
war. Übereinstimmend kam man<br />
außerdem zu <strong>der</strong> Schlussfolgerung,<br />
dass das herkömmliche<br />
Lehramtsstudium die künftigen<br />
Lehrerinnen und Lehrer zu wenig<br />
auf den Beruf vorbereitet hatte.<br />
Der Praxisbezug im Studium war<br />
zu gering. Die Studieninhalte<br />
zeichneten sich zum Teil durch<br />
allzu große Beliebigkeit aus.<br />
Neben diesen Mängeln wurde<br />
überdies die überlange Dauer des<br />
bisherigen Lehramtsstudiums zu<br />
einem nicht mehr hinnehmbaren<br />
Problem.<br />
In Berlin lag 2001/02 das Durchschnittsalter<br />
<strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />
beim Eintritt in den Vorbereitungsdienst<br />
bei 32 Jahren. Von<br />
den Studierenden, die im gleichen<br />
Jahr ihr Lehramtsstudium mit <strong>der</strong><br />
Ersten Staatsprüfung abgeschlos-<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
sen hatten, befand sich rund ein<br />
Drittel im 17. o<strong>der</strong> einem höheren<br />
Fachsemester.<br />
Die Fehlentwicklungen in <strong>der</strong> von<br />
den Universitäten verantworteten<br />
ersten Ausbildungsphase<br />
<strong>der</strong> künftigen Lehrkräfte konnten<br />
nicht ohne Auswirkungen auf die<br />
zweite Ausbildungsphase, den<br />
Vorbereitungsdienst, bleiben.<br />
Dieser entwickelte sich zunehmend<br />
zu einem Reparaturbetrieb<br />
und versuchte, fach- und berufswissenschaftliche<br />
Defi zite aus <strong>der</strong><br />
ersten Phase aufzuarbeiten. Dies<br />
wie<strong>der</strong>um führte auch dort zu<br />
Überlastungserscheinungen, die<br />
dem erwarteten Erwerb professioneller<br />
Kompetenzen nicht immer<br />
gut taten.<br />
Die Reformschwerpunkte wurden<br />
im Zwölften Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung<br />
des Lehrerbildungsgesetzes vom<br />
5. Dezember 2003 fi xiert. Die lehramtsbezogenen<br />
Studiengänge<br />
wurden als gestufte Studiengänge<br />
mit den Abschlüssen Bachelor<br />
und Master eingerichtet. Die Abschlüsse<br />
sind jeweils berufsqualifi<br />
zierend. Absolventen, die über<br />
einen lehramtsbezogenen Masterabschluss<br />
verfügen, können ihren<br />
Studienabschluss im Rahmen<br />
eines förmlichen Verfahrens mit<br />
einer Ersten Staatsprüfung gleich-<br />
Seite 10<br />
Seite 11
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
setzen lassen und sich dann für<br />
den Vorbereitungsdienst bewerben.<br />
Diese neue Struktur <strong>der</strong> lehramtsbezogenen<br />
Studiengänge<br />
soll ermöglichen, dass die Studienqualität<br />
erhöht, die Studierbarkeit<br />
verbessert, die Studiendauer<br />
reduziert und die Verwendbarkeit<br />
<strong>der</strong> Abschlüsse erweitert wird.<br />
Die neuen, modularisierten lehramtsbezogenen<br />
Studiengänge<br />
behalten das Zweifachprinzip bei,<br />
allerdings erfahren die berufswissenschaftlichen<br />
und schulpraktischen<br />
Studienanteile eine<br />
deutliche Ausweitung. Damit wird<br />
das Signal gegeben, dass die<br />
Berufswissenschaften nicht mehr<br />
ein notwendiges Übel im Lehrerstudium,<br />
son<strong>der</strong>n ein prägendes<br />
Element sind.<br />
Grundlage für diese Entwicklung<br />
bilden die Standards für die<br />
Lehrerbildung, die von <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) verabschiedet<br />
wurden bzw. bezogen<br />
auf die Fächer zur Zeit entwickelt<br />
werden. Diese Standards geben<br />
vor, dass auch im Studium berufspraktische<br />
Bezüge von den<br />
Universitäten zu beachten und zu<br />
vermitteln sind. Damit erhalten<br />
auch die von den Universitäten<br />
verantworteten schulpraktischen<br />
Studien mit den integrierten<br />
Schulpraktika ein neues Gewicht,<br />
weil sie direkt in das Studium<br />
integriert sind und insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Fachdidaktik Raum für neue<br />
Entfaltungsmöglichkeiten geben.<br />
Die Universitäten und <strong>der</strong> staatlich<br />
verantwortete Vorbereitungsdienst<br />
werden daran gemessen<br />
werden, ob es gelingt, <strong>der</strong> Schule<br />
Absolventen, die über die Kompetenz<br />
zur Gestaltung von Lehr- und<br />
Lernprozessen, kommunikative<br />
Fähigkeiten und Teamfähigkeit<br />
verfügen, zur Verfügung zu stellen.<br />
Dabei ist es unbestritten,<br />
dass zum Beispiel die Diagnosefähigkeit<br />
von Lehrerinnen und<br />
Lehrern ebenso wie <strong>der</strong> Umgang<br />
mit Heterogenität in Klassen verbessert<br />
werden muss.<br />
Die Lehrerbildung <strong>der</strong> Ersten Phase<br />
wird nicht mehr durch enge<br />
staatliche Vorgaben bestimmt.<br />
Am Ende des Studiums steht<br />
nicht mehr eine staatliche Überprüfung<br />
<strong>der</strong> Leistungen, son<strong>der</strong>n<br />
eine Hochschulprüfung. Es wird<br />
darauf vertraut, dass die Universitäten<br />
den Verantwortungszuwachs<br />
mit einer an hohen Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
zu messenden<br />
Ausbildung rechtfertigen.<br />
Ergänzt wird die Umstellung <strong>der</strong><br />
universitären Lehrerausbildung<br />
durch eine Reform des Vorbereitungsdienstes.<br />
Im Vorbereitungsdienst<br />
muss die durch die<br />
Umstellung <strong>der</strong> Lehramtsstudi-<br />
engänge angestrebte berufsbezogene<br />
Kompetenzentwicklung<br />
weitergeführt werden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Erhöhung und die neue<br />
Ausgestaltung <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen<br />
Studienanteile in den<br />
lehramtsbezogenen Bachelor-<br />
und Masterstudiengängen müssen<br />
auch zu Konsequenzen für<br />
den Vorbereitungsdienst führen.<br />
Der Vorbereitungsdienst soll von<br />
verbindlichen Ausbildungsinhalten<br />
getragen werden, zu denen<br />
Ausbildungs- und Qualifi kationsmodule<br />
gehören, die überprüfbare<br />
Kompetenzen und Standards<br />
ausweisen und eine größere Eigenverantwortung<br />
aller Beteiligten<br />
gewährleisten. Mit einer neuen<br />
Ausbildungsverordnung wird die<br />
Grundlage für einen modularisierten<br />
Vorbereitungsdienst in<br />
Berlin geschaffen werden. Dies<br />
bietet dann auch einen Anknüpfungspunkt<br />
für eine künftig stärkere<br />
Verzahnung <strong>der</strong> ersten und<br />
zweiten Ausbildungsphase. Diese<br />
neue Ausbildungsordnung dient<br />
als Rahmen für die Ausbildung<br />
<strong>der</strong> Absolventen mit lehramtsbezogenen<br />
Masterabschlüssen, den<br />
Absolventen mit herkömmlichem<br />
Erstem Staatsexamen wie auch<br />
für die sog. Seiteneinsteiger, die<br />
einen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst<br />
absolvieren.<br />
So kann gewährleistet werden,<br />
dass eine einheitliche Ausbildung<br />
erfolgt und <strong>der</strong> aktuelle Stand<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
<strong>der</strong> Ausbildung im Vorbereitungsdienst<br />
für alle Auszubildende<br />
gesichert ist.<br />
Jede Reform wird von hohen<br />
Erwartungen, manchmal auch<br />
von heftigen Rückschlägen<br />
und natürlich von immer wie<strong>der</strong><br />
auffl ammen<strong>der</strong> Kritik begleitet.<br />
Nach meinem Eindruck sind wir<br />
insgesamt auf gutem Wege, denn<br />
die Universitäten und die Ausbil<strong>der</strong>innen<br />
und Ausbil<strong>der</strong> im Vorbereitungsdienst<br />
reden nicht übereinan<strong>der</strong>,<br />
son<strong>der</strong>n miteinan<strong>der</strong>.<br />
Und wenn wir miteinan<strong>der</strong> reden,<br />
dann reden wir darüber, wie wir<br />
die begonnene Reform optimieren<br />
können.<br />
Ein weiterer Weg zu einer mo<strong>der</strong>nen<br />
Lehrerausbildung wird durch<br />
die Verzahnung <strong>der</strong> ersten und<br />
zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
begangen. Möglichkeiten<br />
einer Verzahnung werden zur Zeit<br />
auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> KMK diskutiert<br />
und entwickelt. In ihrer 317. Sitzung<br />
am 28. Februar <strong>2007</strong> hat die<br />
KMK die Richtung dafür aufgezeigt.<br />
Die Anrechnung schulpraktischer<br />
Ausbildungsleistungen<br />
über beide Ausbildungsphasen<br />
hinweg eröffnet die Möglichkeit<br />
für eine die Berufsfähigkeit stärkende<br />
Lehrerausbildung und gibt<br />
Impulse für die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Universitäten und<br />
dem Vorbereitungsdienst. Dies<br />
Seite 12 Seite 13
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
wird aber nur gelingen, wenn über<br />
die inhaltliche Abstimmung und<br />
gegenseitige Anerkennung <strong>der</strong><br />
Ausbildungsmodule hinaus auch<br />
organisatorische und strukturelle<br />
Vorkehrungen getroffen werden.<br />
Eine wesentliche Rolle können<br />
dabei die in den Berliner Universitäten<br />
eingerichteten Zentren<br />
Bologna – die Türme stehen noch schief<br />
Bericht eines Lehrers und<br />
Zeitzeugen<br />
über den Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong><br />
Lehramtsausbildung in <strong>der</strong> Ersten<br />
Phase<br />
... dieses Italien, von Natur hoechlich<br />
beguenstiget ...<br />
In PISA steht ein schöner Turm, wenn<br />
auch immer noch schief. Sein Nie<strong>der</strong>gang<br />
ist vorläufi g vermieden worden,<br />
besser gesagt: er stagniert: jetzt darf<br />
wie<strong>der</strong> je<strong>der</strong>mann hinauf, theoretisch,<br />
mit numerus clausus (10 biglietti), auf<br />
Zeit (30 Minuten), mit erheblichem<br />
Kostenaufwand (17€); nur die Kleinen<br />
(unter 8 Jahren) müssen draußen<br />
bleiben. Also vorläufi ges Ende von<br />
„Panik“, „Alarm“, „Gau“, „Fiasco“,<br />
„Schock“ nach PISA, zumindest bis<br />
zur Veröffentlichung <strong>der</strong> nächsten<br />
Messungen <strong>der</strong> dritten PISA-Runde<br />
am Ende des Jahres.<br />
In PISA bin ich jeden Tag, kenne die<br />
Lage vor Ort, arbeite mit wechselndem<br />
Erfolg mit an <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong><br />
Fundamente, hoffe auf Begradigung<br />
o<strong>der</strong> Begnadigung. Eine langfristige<br />
für Lehrerbildung im Zusammenwirken<br />
mit den Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>en spielen.<br />
Joachim Dannert<br />
Senatsverwaltung für Bildung,<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
Aufgabe! Nachhaltige Erfolge zeigen<br />
sich – wenn überhaupt – erst nach<br />
Jahren.<br />
Nun bin ich auch viele Male nach<br />
Bologna gefahren, als Tourist,<br />
Beobachter, Zaungast. Da stehen<br />
- was kaum einer weiß - auch schiefe<br />
Türme, gleich zwei an <strong>der</strong> Zahl und<br />
direkt nebeneinan<strong>der</strong>. Zwillinge<br />
werden sie genannt, die vielbesuchte<br />
majestätische Torre degli Asinelli<br />
(„kleine Esel“), die trotz ihrer offensichtlichen<br />
Neigung in dieser Universitätsstadt<br />
wie ein Symbol für die<br />
Erhabenheit <strong>der</strong> Wissenschaft alles<br />
überragt, und die Torre Garisenda,<br />
die kleine Schwester, weitaus geneigter,<br />
staatlich geprüft und geschlossen,<br />
schulmeisterlich schlicht. Und<br />
das Schönste an dem Anblick: von<br />
Zuneigung keine Spur! Je<strong>der</strong> für sich<br />
nimmt sich wichtig, jeden scheint<br />
es zu an<strong>der</strong>en Ufern zu ziehen, man<br />
geht sich nach Möglichkeit aus dem<br />
Wege. Aber um auf Dauer überleben<br />
zu können, müssten sie begradigt<br />
werden, beide, soll heißen aufeinan<strong>der</strong><br />
zugehen. Einstmals machten<br />
sie das Zentrum dieser kleinen Welt<br />
aus, doch heute dreht sich nicht<br />
mehr alles um sie. An Respekt und<br />
Achtung haben sie verloren, sind<br />
aber gewiss weiterhin wichtige Symbole,<br />
heißt es.<br />
Wie schief stehen diese beiden<br />
Türme <strong>der</strong> Bildung von Bologna<br />
wirklich?<br />
1999 hatten sich 29 (mittlerweile<br />
46) europäische Bildungsminister<br />
eben hier getroffen und sich darauf<br />
geeinigt, mit <strong>der</strong> Einführung des<br />
zweistufi gen Systems von Studienabschlüssen<br />
bis zum Jahr 2010 den<br />
großen erhabenen Turm <strong>der</strong> Asinelli<br />
umzustrukturieren und einen einheitlichen<br />
Hochschulraum in <strong>der</strong> EU<br />
zu schaffen. Für den ersten akademischen<br />
Grad, den Bachelor (BA), ist<br />
eine Studienzeit von in <strong>der</strong> Regel drei<br />
Jahren vorgesehen, für den Master<br />
(MA) folgen in <strong>der</strong> Regel noch einmal<br />
zwei Jahre. Der BA soll praktischer,<br />
berufsqualifi zierend, <strong>der</strong> MA i.d.R.<br />
wissenschaftlicher, auf eine komplexere<br />
Tätigkeit o<strong>der</strong> eine Hochschullaufbahn<br />
vorbereitend, sein.<br />
Diese Hochschulstrukturreform<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
wurde im Sinne einer größeren<br />
Transparenz und Mobilität und einer<br />
stärkeren Sicherung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />
des Hochschulwesens in<br />
Angriff genommen. Neue Baumaterialien<br />
wurden für dieses Konstrukt<br />
entwickelt: Modularisierung, Polyvalenz,<br />
Kompetenzorientierung, Einführung<br />
eines Punktesystems (ECTS),<br />
Profi lierung <strong>der</strong> Masterstudiengänge<br />
und Akkreditierung.<br />
In einer <strong>der</strong> „10 Thesen zur Bachelor-<br />
und Masterstruktur in Deutschland“<br />
beschloss die deutsche Kultusministerkonferenz<br />
im Jahre 2003 den<br />
Bachelor zum Regelabschluss eines<br />
Hochschulstudiums und zum ersten<br />
berufsqualifi zierenden Abschluss<br />
zu machen: Das genaue Beschäftigungsfeld<br />
für solche Lehrer wäre<br />
allerdings noch abzustecken.<br />
Die erste Stufe <strong>der</strong> Strukturreform<br />
Die deutschen Universitäten, die ja<br />
im Ruf stehen, Lehramtsstudenten<br />
eher schlecht auf den Beruf vorzubereiten<br />
und junge Pädagogen dem<br />
„Praxisschock“ auszusetzen, hatten<br />
damit die lange gefor<strong>der</strong>te Berufsorientierung.<br />
Die neuen Strukturvorgaben<br />
dienten den Hochschulen<br />
als Grundlage (Orientierungsrahmen)<br />
für Planung und Konzeption<br />
von Studiengängen. Im Bereich <strong>der</strong><br />
staatlich geregelten Studiengänge<br />
(z.B. Lehramt) mussten nun Kommissionen<br />
die Modularisierung zunächst<br />
<strong>der</strong> Bachelor- und dann <strong>der</strong> Masterstudiengänge<br />
konzipieren. Eine sinnvolle<br />
Modularisierung verlangt eine<br />
strukturelle und inhaltliche Neuorganisation<br />
des Lehrangebots und<br />
<strong>der</strong> Studiengänge. Module werden<br />
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Seite 15
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
dabei weniger als Lehreinheiten,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr als Lerneinheiten<br />
mit konkreten Qualifi kationszielen<br />
verstanden. Lernaufwand und Inhalte,<br />
die zur Zielerreichung durch die<br />
ebenfalls entsprechend festgelegten<br />
Prüfungsformen führen, werden<br />
dokumentiert. Der mit einer solchen<br />
Modularisierung verbundene Aufwand<br />
an Verän<strong>der</strong>ungen und Konsequenzen<br />
für die Lehre ist spürbar<br />
hoch. Soweit die Theorie.<br />
In <strong>der</strong> Tat hat <strong>der</strong> Bologna-Prozess<br />
für neue Dynamik gesorgt, indem<br />
die Län<strong>der</strong>gemeinschaft sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> Hauptstadt Berlin<br />
mit gestrenger Zeitleiste selbst unter<br />
Zugzwang gesetzt hat. Für den kleinen<br />
Berliner Bereich <strong>der</strong> Romanistik<br />
darf ich sagen, dass ich in <strong>der</strong> Praxis<br />
in vielen anstrengenden Abendstunden<br />
als Zaungast mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong><br />
komplexen Berechnungen von Leistungspunkten<br />
und verbalen Scharmützeln<br />
um Wertschätzungen und<br />
Rangordnungen beiwohnen musste,<br />
hilfsbereit, aber doch hilfl os.<br />
Die Kommission für sich war nicht in<br />
<strong>der</strong> Lage, in <strong>der</strong> Form, geschweige<br />
denn bei Inhalten Einigung zu erzielen.<br />
In einer längeren Verschnaufpause<br />
– 498 Stufen in <strong>der</strong> völligen<br />
Dunkelheit und Abgeschiedenheit<br />
des Turmes kosten Kraft – hat sich<br />
die Universität mit ihrem ursprünglichen<br />
Wunsch <strong>der</strong> „Polyvalenz“<br />
zumindest weitgehend durchgesetzt.<br />
Kompromiss für die Lehrerbildung<br />
war, die Leistungspunkte für die<br />
Allgemeine Berufsvorbereitung<br />
lehramtsspezifi sch mit Erziehungswissenschaften<br />
und Fachdidaktik<br />
auszugestalten. So wurden kurzfristig<br />
Module vorgeschlagen und auf dem<br />
Postwege verteilt, die von Schulseite<br />
– unter dem Druck <strong>der</strong> drängenden<br />
Fristen – auch angesichts <strong>der</strong> höchst<br />
unverbindlichen Formulierungen in<br />
einem Akt <strong>der</strong> Notwehr nur noch hastig<br />
durchgewunken werden konnten.<br />
Sieht so eine Strukturreform für den<br />
ehrwürdigen Asinelli-Turm aus? Wen<br />
wun<strong>der</strong>t da noch <strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>t billige<br />
Eintrittspreis (3€)?<br />
Die vergleichsweise stärkere Neigung<br />
des kleineren, staatstragenden,<br />
schulmäßigen Garisenda-Turmes<br />
geht auf das Nachgeben des Bodens<br />
und <strong>der</strong> Fundamente zurück. Auch<br />
hier wird eifrig in <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />
an einer Umstrukturierung <strong>der</strong><br />
Zweiten Phase gearbeitet, die eine<br />
Annäherung <strong>der</strong> beiden Säulen <strong>der</strong><br />
Lehrerausbildung möglich machen<br />
soll, was aber an an<strong>der</strong>er Stelle weitaus<br />
fachmännischer erläutert wird.<br />
(siehe Artikel „Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong><br />
Lehrerausbildung in Berlin“)<br />
Die zweite Stufe <strong>der</strong> Strukturreform<br />
Für die zweite Stufe <strong>der</strong> Reparaturmaßnahmen<br />
am Asinelli-Turm, den<br />
Masterstudiengängen, ergab sich<br />
– immer in dem genannten, vergleichsweise<br />
kleinen Rahmen <strong>der</strong><br />
Berliner Romanisten, Anglisten und<br />
Slavisten – eine ungleich bessere<br />
Grundvoraussetzung als für die erste<br />
Stufe, durch personelle Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und klarere Strukturvorgaben:<br />
stärkere Orientierung am angestrebten<br />
Berufsfeld, verbindliche Leistungspunktevorgaben,<br />
verbindliche<br />
Verknüpfung von Fachwissenschaft<br />
und Fachdidaktik, Aufwertung <strong>der</strong><br />
Fachdidaktik und <strong>der</strong> Bildungswis-<br />
senschaften.<br />
Es bestand generelle Übereinstimmung,<br />
dass die thematische Binnenstruktur<br />
eines Lehramtsstudiums<br />
durch die Verbindung von fachwissenschaftlichen,<br />
fachdidaktischen,<br />
bildungswissenschaftlichen und<br />
schulpraktischen Ausbildungskomponenten<br />
bestimmt sein muss. Die<br />
sprachspezifi schen Module wurden<br />
folgerichtig von den Fachwissenschaften,<br />
Fachdidaktiken, <strong>der</strong><br />
Sprachpraxis und den Schulvertretern<br />
gemeinsam erstellt. Die Erziehungswissenschaften<br />
sind von den<br />
einzelnen Lehramtsfächern abgekoppelt<br />
und bildeten auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
<strong>der</strong> KMK-Standards eigenständige<br />
Module mit unverän<strong>der</strong>lichen Leistungspunktzahlen.<br />
Es bleibt zu überprüfen,<br />
ob die immer wie<strong>der</strong>kehrende<br />
Kritik <strong>der</strong> Beliebigkeit <strong>der</strong> Themen<br />
und des schwankenden Anspruchsniveaus<br />
<strong>der</strong> Angebote ihre Berechtigung<br />
tatsächlich verlieren wird.<br />
Hauptproblem <strong>der</strong> Kommission war<br />
<strong>der</strong> Umstand, dass für die Fremdsprachen<br />
<strong>der</strong> eminent wichtige<br />
Faktor des Spracherwerbs zu den<br />
genannten Ausbildungskomponenten<br />
hinzukommt, <strong>der</strong> sich aber nicht in<br />
die festen, für alle Fächer gleichen<br />
(!) Schemata pressen ließ! Sohin<br />
musste erneut <strong>der</strong> Löwenanteil <strong>der</strong><br />
nervenaufreibenden Kommissions-<br />
Sitzungen für Diskussionen über die<br />
Umverteilung <strong>der</strong> Leistungspunkte<br />
aufgewendet werden, da auch von<br />
übergeordneter Stelle keinerlei<br />
Spielraum gegeben werden konnte:<br />
Wie kann die Sprachpraxis angemessen<br />
berücksichtigt werden, wenn<br />
man <strong>der</strong> eh schon gestutzten Fach-<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
wissenschaft und <strong>der</strong> gerade erst<br />
aufgewerteten Fachdidaktik keine<br />
Punkte nehmen will und den unantastbaren<br />
Erziehungswissenschaften<br />
keine nehmen darf? Woher nehmen,<br />
wenn nicht stehlen? Aus diesem<br />
Dilemma kam die Kommission erst in<br />
allerletzter Minute mit einem kühnen<br />
konstruktiven Kompromiss heraus,<br />
so dass die eigentlichen Module aus<br />
Zeitmangel dann wie<strong>der</strong> (siehe Bachelor)<br />
in Windeseile gefertigt werden<br />
mussten.<br />
Während mit meinem ehrerbietigen<br />
Blick durch das Fernglas in die Höhe<br />
des Asinelli-Turmes die Fachdidaktik<br />
– zumindest in Berlin – durch<br />
ihre grundsätzliche Nähe zur Schule<br />
und ihre überzeugende personelle<br />
Besetzung als Garant für Schulrelevanz<br />
auf <strong>der</strong> Turmspitze zu fi nden<br />
ist, wachsen Zweifel mit dem Wissen<br />
um die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong><br />
Module und mit dem Unwissen über<br />
die Umsetzung <strong>der</strong> noch sehr weit<br />
formulierten Inhalte bei den Fachwissenschaften.<br />
Zwar ist <strong>der</strong> Bezug <strong>der</strong> jeweiligen<br />
fachspezifi schen Inhalte auf den<br />
schulischen Anwendungsrahmen in<br />
den fachwissenschaftlichen Modulen<br />
vorhanden, jedoch sehr allgemein<br />
gehalten (im Zweifelsfall mit einem<br />
passe partout wie: unter Berücksichtigung<br />
schulrelevanter Aspekte,<br />
in Bezug auf den Fremdsprachenunterricht<br />
etc.), nicht konkretisiert worden<br />
und bleibt demnach ein wenig<br />
beliebig, wodurch einer eventuell zu<br />
theorielastigen Ausrichtung Vorschub<br />
geleistet werden kann, das Fachwissenschaftliche<br />
doch das Schulspezifi<br />
sche in den Hintergrund drängen<br />
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Lehrerfortbildung im Wandel<br />
könnte.<br />
Generell bleibt aus Schulsicht<br />
<strong>der</strong> Eindruck, dass die strukturellen<br />
und inhaltlichen Bedingungen<br />
<strong>der</strong> fremdsprachlichen Fakultäten,<br />
gemeint in erster Linie die klassische<br />
Unterteilung in Literatur- und<br />
Sprachwissenschaft, <strong>der</strong> Schulrealität<br />
und damit den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an eine berufsbezogene<br />
Lehrerausbildung für die mo<strong>der</strong>nen<br />
Fremdsprachen nur bedingt Rechnung<br />
tragen können, auch wenn man<br />
sich, wie schon erwähnt, deutlich um<br />
einen Schulbezug bemüht hat.<br />
Zudem bleibt in Anbetracht <strong>der</strong><br />
kostenneutralen Durchführung <strong>der</strong><br />
Reform die größte Sorge: die personelle.<br />
Bei aller Bereitschaft und<br />
bestem Gewissen auf universitärer<br />
Seite kann und darf man nicht davon<br />
ausgehen, dass sich die Inhalte und<br />
Methoden in den Teilmodulen <strong>der</strong><br />
Fachwissenschaften umgehend und<br />
augenblicklich auf die Schulrealität<br />
zubewegen. Dafür arbeiten – fürchte<br />
ich – Schule und Universität mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> Fachdidaktik schon zu<br />
lange aneinan<strong>der</strong> vorbei.<br />
Reaktionen <strong>der</strong> Beteiligten<br />
Kürzlich, Anfang Mai <strong>2007</strong>, verkündet<br />
das Bildungsministerium wenige<br />
Tage vor <strong>der</strong> fünften Bologna-Folgekonferenz<br />
(17./18. Mai <strong>2007</strong>) in<br />
London nun in einem Bericht stolz,<br />
dass im Zuge des Bologna-Prozesses<br />
inzwischen für gut 45 Prozent aller<br />
Studiengänge in Deutschland Bachelor-<br />
und Master-Abschlüsse eingeführt<br />
worden seien und Deutschland<br />
sich damit auf gutem Wege befände...<br />
, was die reinen Zahlen angeht!<br />
Vom Campus ertönen allerdings<br />
Warnrufe. Umfragen an <strong>der</strong> FU und<br />
dann auch <strong>der</strong> HU scheinen zu<br />
bestätigen, dass die Reform mit ihren<br />
strikten modularisierten Abläufen<br />
wenig Freiräume lässt und zu stärkerer<br />
Verschulung und damit zu Problemen<br />
führt, z. B. für die große Zahl <strong>der</strong><br />
Studenten, die nebenbei auf Erwerbstätigkeit<br />
angewiesen sind, um<br />
sich das Studium zu fi nanzieren, für<br />
junge Eltern, für chronisch Kranke,<br />
für all diejenigen, die ihre Fremdsprachenkenntnisse<br />
– und nicht nur<br />
die – vor Ort mit einem längeren Auslandsaufenthalt<br />
verbessern wollen,<br />
o<strong>der</strong> für diejenigen, die sich neben<br />
dem Studium auch noch an<strong>der</strong>weitig<br />
engagieren. Auch Lehrende leiden<br />
offenbar unter dem administrativen<br />
Aufwand <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> vielen<br />
Hausaufgaben und Protokolle und<br />
<strong>der</strong> vorgegebenen Lehrzeiten („Überschneidungsfreiheit<br />
des Lehrangebots“).<br />
Von Gewerkschaftsseite werden Sorgen<br />
laut, ob nicht mit <strong>der</strong> Abschaffung<br />
des Hochschulrahmengesetzes<br />
(Okt. 08) beispielsweise die unterschiedlichen<br />
Modelle zur Zulassung<br />
in den Vorbereitungsdienst in den<br />
einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>n eine gegenseitige<br />
Anerkennung erschweren<br />
werden, während die Verabredungen<br />
von Bologna auf europäischer Ebene<br />
gut zu greifen scheinen.<br />
Die Baumert-Kommission in NRW<br />
und die Berliner Erfahrungen<br />
Da kommt ebenso in diesen Tagen<br />
ein Gutachten zur Reformierung<br />
<strong>der</strong> Lehrerausbildung gerade recht,<br />
welches das Ministerium für Inno-<br />
vation, Wissenschaft, Forschung<br />
und Technologie in NRW von einer<br />
„Expertenkommission“ durchführen<br />
ließ. Der Kommission gehörten 13<br />
Wissenschaftler an; geleitet wurde<br />
sie von Jürgen Baumert, <strong>der</strong> als<br />
Direktor des Max-Planck-Instituts für<br />
Bildungsforschung die erste Pisa-<br />
Studie in Deutschland koordinierte.<br />
Einigen Sprengstoff bietet das<br />
Gutachten schon, aber es gibt auch<br />
klare Empfehlungen zur ersten Phase<br />
<strong>der</strong> Lehrerausbildung. Die von mir<br />
gemachten Erfahrungen in den Berliner<br />
Kommissionen zur Modularisierung<br />
decken sich in vielen Punkten<br />
mit den Feststellungen <strong>der</strong> Experten<br />
in NRW. Den Empfehlungen kann ich<br />
ebenfalls gut folgen:<br />
Die Aufteilung in eine erste (universitäre)<br />
und eine zweite Ausbildungsphase<br />
(Referendariat) müsse<br />
beibehalten werden, heißt es da. Die<br />
Zuständigkeit für die erste Phase<br />
sehen die Experten „eindeutig bei<br />
den Hochschulen“. Das erste Staatsexamen<br />
sollte durch einen Master<br />
ersetzt werden, staatliche Prüfer<br />
hätten dabei nicht mehr mitzureden.<br />
Trotzdem wirbt <strong>der</strong> Kommissions-<br />
Bericht für die Verbesserung des<br />
Ansehens <strong>der</strong> Lehramtsausbildung in<br />
<strong>der</strong> Universität.<br />
Eine weitere dringende Aufgabe wird<br />
es – laut Kommission – sein, die<br />
institutionelle Kooperation von Erster<br />
und Zweiter Phase zu beför<strong>der</strong>n.<br />
In diesem Zusammenhang sollten<br />
Vertreterinnen und Vertreter bei<strong>der</strong><br />
Phasen aufeinan<strong>der</strong> zugehen. Es<br />
fehlen die strukturellen Voraussetzungen<br />
für eine auf Dauer ausgerichtete<br />
Abstimmung zwischen Erster und<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Zweiter Ausbildungsphase. Glücklicherweise<br />
gibt es an den hiesigen<br />
Unis erfahrene Fachlehrkräfte, die<br />
zum einen in ihren Stammschulen<br />
unterrichten und zum an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong><br />
Universität Schulpraktika in <strong>Seminar</strong>en<br />
vor- und nachbereiten. Erfreulicherweise<br />
gibt es auch in an<strong>der</strong>en<br />
Bereichen Bewegung: Um beispielsweise<br />
die Spracherwerbs-Teilmodule<br />
in den Lehramts-Mastern von Anfang<br />
an auf die Bedürfnisse Schule<br />
auszurichten, hat die Leitung des<br />
Sprachenzentrums <strong>der</strong> FU beschlossen,<br />
die neuen Lehrveranstaltungen<br />
gemeinsam mit erfahrenen Kolleginnen<br />
und Kollegen aus dem Schulbereich<br />
zu entwickeln und zu erproben.<br />
Die Frage <strong>der</strong> angemessenen Vergütung<br />
für die enorme Zusatzbelastung<br />
<strong>der</strong> Kollegen mit vollem Stundendeputat<br />
ist aber noch dringend zu klären.<br />
Die Gutachter betonen, dass sich<br />
die Bedeutung von „Praxis“ in den<br />
beiden Ausbildungsphasen erheblich<br />
unterscheide. An <strong>der</strong> Universität gehe<br />
es um „Vorbereitung auf Praxistauglichkeit“,<br />
im Referendariat solle „Handlungssicherheit“<br />
erzeugt werden.<br />
Die Baumert-Kommission stellt für<br />
NRW fest, dass oft keine verbindlichen<br />
inhaltlichen und organisatorischen<br />
Konzepte existieren für die<br />
Integration von Praktika in den Studienverlauf<br />
einschließlich ihrer Vor- und<br />
Nachbereitung, so dass die Funktion<br />
<strong>der</strong> praktischen Studienanteile nicht<br />
wirklich geklärt ist und eine ausreichende<br />
Qualitätssicherung fehlt. In<br />
Berlin gibt es gerade in diesen Punkten<br />
Bewegung, so dass abzuwarten<br />
bleibt, welche Früchte das Engagement<br />
des Senats tragen wird.<br />
Seite 18<br />
Seite 19
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Den Fachwissenschaften, denen es<br />
auch in Berlin beson<strong>der</strong>s schwer fi el,<br />
sich auf das Schulniveau und die<br />
dortigen Anfor<strong>der</strong>ungen zu begeben<br />
und von alteingesessenen Themen,<br />
Lektüren, Epochen abzulassen, empfi<br />
ehlt die Baumert-Kommission:<br />
... Vielmehr ist die Defi nition eines<br />
gemeinsamen fachwissenschaftlichen<br />
curricularen Kerns erfor<strong>der</strong>lich,<br />
<strong>der</strong> obligatorisches Wissen über<br />
theoretische und konzeptuelle Basisstrukturen<br />
und die grundlegenden<br />
methodischen Arbeitsweisen <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Disziplin o<strong>der</strong> des jeweiligen<br />
Forschungsfeldes vermittelt. Erst mit<br />
<strong>der</strong> Vorlage von Kerncurricula und<br />
<strong>der</strong> Modularisierung lässt sich prüfen,<br />
ob die Fachwissenschaften auch<br />
ihren berufsfeldspezifi schen Ausbildungsverpfl<br />
ichtungen nachkommen<br />
und diese nicht delegieren.<br />
Die oben beschriebene Notlage mit<br />
<strong>der</strong> Leistungspunkteverteilung führte<br />
kurioserweise in <strong>der</strong> Berliner Kommission<br />
<strong>der</strong> Modularisierung zur<br />
Entwicklung eines integrativen Konzeptes,<br />
soll heißen: zu einer<br />
grundsätzlichen Koordination <strong>der</strong><br />
zwei Fachwissenschaften jeweils mit<br />
dem Spracherwerb und <strong>der</strong> Fachdidaktik<br />
mit dem Spracherwerb.<br />
Kernvorschlag des NRW-Gutachtens<br />
ist die Einrichtung eines Zentrums<br />
für Professionalisierung <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />
oberhalb <strong>der</strong> Fakultäten,<br />
das hoffentlich nicht unter dem<br />
<strong>der</strong>zeitigen Einsparungsdruck zu<br />
einer Neuaufl age <strong>der</strong> Pädagogischen<br />
Hochschulen degeneriert.<br />
Ebenso wichtig erscheinen mir die<br />
vorgeschlagene „Entwicklung und<br />
Institutionalisierung einer Berufs-<br />
eingangsphase für Lehrkräfte nach<br />
Beendigung <strong>der</strong> Ausbildung und<br />
<strong>der</strong>en Anbindung an abgesicherte<br />
Prozesse <strong>der</strong> Weiterbildung im Lehrerberuf“.<br />
Der Appell an die Finanzminister und<br />
Senatoren, ein Reformprozess wie<br />
<strong>der</strong> jetzige sei nicht kostenneutral<br />
durchzuführen, sollte sicher auch in<br />
Berlin nicht verhallen, wie strukturell<br />
unterausgestattete Bereiche, die zum<br />
Kern <strong>der</strong> Reform gehören, immer<br />
wie<strong>der</strong> anmahnen.<br />
„Die Hochschulen ihrerseits werden<br />
gut daran tun, den Erprobungscharakter<br />
ihrer Modelle bzw. <strong>der</strong><br />
Neuentwicklungen noch geraume<br />
Zeit ernst zu nehmen, um rechtzeitig<br />
nachzujustieren.“ ... wenn man die<br />
Bildungs-Türme von Bologna nicht<br />
zum Einsturz bringen will.<br />
Die erhabene Torre degli Asinelli hat<br />
in ihrer fast tausendjährigen Geschichte<br />
so manche Blitze, Brände,<br />
Regengüsse und Erdbeben erlebt,<br />
wurde deshalb auch schon gleich zu<br />
Beginn einmal auf ihre heutige Größe<br />
gestutzt und hat seitdem standgehalten.<br />
Vielleicht muss man sich im<br />
Zusammenspiel von Schule und Universität<br />
nach Jahren <strong>der</strong> gegenseitigen<br />
Nichtwahrnehmung auch mehr<br />
in Geduld üben, sich nach üppiger<br />
Beschäftigung mit Formfragen nun<br />
mehr Zeit für die Inhalte nehmen, die<br />
hehren Ziele auf ein realistisches und<br />
tragfähiges Niveau bringen und somit<br />
eine Lehrerausbildung für die Zukunft<br />
bauen, die den Namen verdient.<br />
Tatsache ist, dass die Bildungs-<br />
Türme noch schief stehen, dass an<br />
den Fundamenten eifrig gearbeitet<br />
wird, neuartige Baumaterialien zur<br />
Verfügung stehen, für die große<br />
Technik und Organisation allerdings<br />
noch die fi nanzielle Grundlage fehlt<br />
und letztendlich alles Gelingen – wie<br />
so oft im Leben – an den Menschen<br />
hängt, die vor Ort ihre praktische<br />
Arbeit leisten.<br />
Michael Quast-Cojocaru, Fachseminarleiter<br />
für Italienisch und Lehrer für<br />
Italienisch und Französisch an <strong>der</strong><br />
Paul-Natorp-Oberschule<br />
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr.<br />
Daniela Caspari, Freie Universität<br />
Berlin, Institut für Romanische Philologie,<br />
Didaktik <strong>der</strong> romanischen<br />
Sprachen und Literaturen<br />
„Großseminare“ – eine Chance für die schulpraktische Ausbildung<br />
zur Diskussion<br />
Die Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
wird voraussichtlich eine Zusammenführung<br />
<strong>der</strong> Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>e an wenigen Standorten<br />
mit sich bringen. Die so genannten<br />
„Großseminare“ sollen bestimmten<br />
Bezirken zugeordnet werden.1 Die<br />
Berufsbildenden und die Son<strong>der</strong>pädagogischen<br />
<strong>Seminar</strong>e bilden dabei<br />
separate Großseminare. Ob die<br />
<strong>Seminar</strong>e <strong>der</strong> Lehrer- und <strong>der</strong> Studienratslaufbahn<br />
getrennt werden o<strong>der</strong><br />
ob sie gemeinsam ein Großseminar<br />
an einem Standort bilden werden, ist<br />
noch nicht bekannt.<br />
Großseminare können in vielerlei Hinsicht<br />
dazu beitragen, die Qualität <strong>der</strong><br />
Berliner Lehrerausbildung weiter zu<br />
verbessern. Dies soll im Folgenden<br />
unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />
dargestellt werden. Dabei werden<br />
einige Vorschläge gemacht, die zu<br />
einer erfolgreichen Arbeit <strong>der</strong> Großseminare<br />
beitragen könnten. Der Beitrag<br />
hat zum Ziel, einen Austausch<br />
über die zukünftige Ausgestaltung<br />
des Ausbildungsmodells „Großseminare“<br />
anzuregen.<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Autonomie und Einheitlichkeit in <strong>der</strong><br />
Berliner Lehrerausbildung<br />
Die Ausbildungsordnung und die Prüfungsordnung<br />
geben <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />
Großseminare eindeutige Vorgaben,<br />
in <strong>der</strong>en Rahmen die Großseminare<br />
ganz im Sinne des Schulgesetzes die<br />
Lehrerausbildung in größerer Autonomie<br />
gestalten können. Dabei wird es<br />
ein Vorzug sein, dass die einzelnen<br />
Großseminare eigene Ausbildungsmodelle<br />
entwickeln und erproben<br />
können. Die Großseminare werden<br />
miteinan<strong>der</strong> konkurrieren und sie<br />
werden Vorbil<strong>der</strong> füreinan<strong>der</strong> sein.<br />
Auf diese Weise kann sich die Berliner<br />
Lehrerausbildung kontinuierlich<br />
weiter entwickeln und verbessern.<br />
Die mögliche Gefahr, dass sich die<br />
Großseminare zu stark unterscheiden<br />
und keine gemeinsame Handschrift<br />
<strong>der</strong> Berliner Lehrerausbildung zu erkennen<br />
ist, lässt sich durch verschiedene<br />
Maßnahmen begrenzen:<br />
- Wichtig wird es sein, dass<br />
die Großseminare im kontinuierlichen<br />
und verpfl ichtenden Austausch<br />
miteinan<strong>der</strong> stehen. Der Austausch<br />
Seite 20 Seite 21
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
muss zum Ziel haben, sich gegenseitig<br />
anzuregen und sich darüber<br />
hinaus auf Vorgaben zu verständigen,<br />
die von allen Großseminaren beachtet<br />
werden und die die Gemeinsamkeit<br />
<strong>der</strong> Berliner Lehrerausbildung<br />
zum Ausdruck bringen. Solche Vorgaben<br />
werden bereits entwickelt und<br />
sollen als so genanntes „Handbuch“<br />
veröffentlicht werden. Die Vorgaben<br />
des Handbuches werden für den<br />
Start <strong>der</strong> Ausbildung in den Großseminaren<br />
hilfreich sein und sollten<br />
verbindlich für die Arbeit <strong>der</strong> Großseminare<br />
werden. Es ist jedoch sinnvoll,<br />
in <strong>der</strong> noch verbleibenden Zeit das<br />
Handbuch im Kreise <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter/innen<br />
ausführlich zu diskutieren<br />
und es auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> Praxis gegebenenfalls zu<br />
modifi zieren. Auf diese Weise kann<br />
das Handbuch eine Erfolg versprechende<br />
Grundlage für die Arbeit <strong>der</strong><br />
Großseminare werden. In <strong>der</strong> Folge<br />
müsste das Handbuch im Austausch<br />
<strong>der</strong> Großseminare kontinuierlich<br />
weiter entwickelt und an verän<strong>der</strong>te<br />
Bedingungen angepasst werden. Der<br />
verbindliche Charakter des Handbuches<br />
muss beibehalten werden.<br />
- Maßgebend für die Einheitlichkeit<br />
<strong>der</strong> Berliner Lehrerausbildung<br />
wird die Einheitlichkeit <strong>der</strong> Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
sein. Aus diesem<br />
Grund ist es zu begrüßen, wenn<br />
die Prüfungen weitgehend extern<br />
durchgeführt werden. Zu den externen<br />
Kommissionsmitglie<strong>der</strong>n sollten<br />
daher <strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleiter/innen<br />
an<strong>der</strong>er Großseminare<br />
gehören. Wenigstens mit beraten<strong>der</strong><br />
Stimme sollte jeweils ein/e Vertreter/<br />
in des ausbildenden Großseminars<br />
an <strong>der</strong> Prüfung beteiligt sein, damit<br />
das Feedback über den Prüfungsverlauf<br />
und -erfolg auch Verbesserungen<br />
am ausbildenden Großseminar<br />
bewirken kann.<br />
- Eine Arbeit <strong>der</strong> Großseminare<br />
in größerer Selbstbestimmung for<strong>der</strong>t<br />
eine stärkere Evaluation <strong>der</strong> Arbeit<br />
<strong>der</strong> einzelnen Großseminare. Dabei<br />
sollte man es nicht bei einer internen<br />
Evaluation bewenden lassen, neben<br />
<strong>der</strong> internen muss in regelmäßigen<br />
Abständen auch eine externe Evaluation<br />
erfolgen.<br />
- Die Einheitlichkeit <strong>der</strong> Berliner<br />
Lehrerausbildung sollte außerdem<br />
durch eine gemeinsame „Homepage“<br />
zum Ausdruck kommen,<br />
die die Berliner Lehrerausbildung als<br />
Ganzes repräsentiert.<br />
- Wechselweise und in regelmäßigen<br />
Abständen sollte ein<br />
Großseminar unter einem Themenschwerpunkt<br />
Fortbildungstage für<br />
die Berliner Lehrerausbil<strong>der</strong>/innen<br />
organisieren. Das Tagungsprogramm<br />
sollte mit Vorträgen und <strong>Seminar</strong>angeboten<br />
<strong>der</strong> eigenen Fach- und <strong>Seminar</strong>leiter/innen<br />
bestritten und durch<br />
einzelne Experten ergänzt werden.<br />
Das Großseminar als Ausbildungszentrum<br />
Das Großseminar bietet als Ausbildungszentrum<br />
in vielerlei Hinsicht<br />
die Chance, häufi g genannte Defi zite<br />
<strong>der</strong> aktuellen Ausbildungsstruktur zu<br />
überwinden:<br />
- Die Zusammenführung von<br />
mehreren Schulpraktischen Semina-<br />
ren an einem Standort ermöglicht die<br />
effi ziente und nachhaltige Nutzung<br />
<strong>der</strong> vorhandenen Mittel. Großseminare<br />
könnten großzügig eingerichtet<br />
und mit technischem Equipment<br />
ausgestattet werden. Durch eine<br />
größere Zahl von Lehramtsanwärtern<br />
würden insbeson<strong>der</strong>e die besser sortierten<br />
<strong>Seminar</strong>bibliotheken und die<br />
IT-Einrichtungen intensiver genutzt<br />
werden. Für die Lehramtsanwärter/<br />
innen könnte das Großseminar zu<br />
einem wirklichen Ausbildung- und<br />
Forschungszentrum werden.<br />
- Das Großseminar wäre ein<br />
autonomes Ausbildungszentrum in<br />
einer Region. Zugewiesene Lehramtsanwärter/innen<br />
würden selbstständig<br />
auf die eigenen <strong>Seminar</strong>-,<br />
Fachseminarleiter/innen und Schulen<br />
verteilt werde.<br />
- Am Großseminar bestünde<br />
für die <strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleiter/innen<br />
die Möglichkeit, stärker<br />
miteinan<strong>der</strong> zu kooperieren und die<br />
Ausbildungsarbeit zu koordinieren.<br />
Delegierungen von Fachseminarleitern<br />
an an<strong>der</strong>e Großseminare sollten<br />
die Ausnahme sein.<br />
- Ein breites und z. T. wählbares<br />
Ausbildungsangebot am<br />
Großseminar könnte zu einer Individualisierung<br />
und damit Optimierung<br />
<strong>der</strong> Ausbildung führen. Ziel müsste<br />
es z.B. sein, durch ein Angebot<br />
an Pfl icht- und Wahlmodulen den<br />
Lehramtsanwärtern die Möglichkeit<br />
zu geben, entsprechend ihrer Defi zit-<br />
Diagnose Ausbildungsschwerpunkte<br />
zu setzen.<br />
- Die Auswahl und Fortbildung<br />
von Fachseminarleitern - in<br />
Zukunft voraussichtlich auch von<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Ausbildungslehrern - könnte von den<br />
Großseminaren zunächst in Eigenregie<br />
durchgeführt werden.<br />
- Die Großseminare könnten<br />
spezifi sche Arbeitsschwerpunkte<br />
übernehmen, z. B. Spezialisierung<br />
im Bereich <strong>der</strong> neuen Medien o<strong>der</strong><br />
Schwerpunktsetzungen im Bereich<br />
<strong>der</strong> Gewaltprävention, des sozialen<br />
Lernens o<strong>der</strong> des Erprobens aktueller<br />
didaktischer Konzepte. Von den<br />
Ergebnissen müssten alle Großseminare<br />
profi tieren.<br />
- Die Notwendigkeit und Bereitschaft<br />
zur Kooperation innerhalb<br />
<strong>der</strong> Großseminare sollte auch in den<br />
Strukturen ihren Ausdruck fi nden.<br />
Daher wird vorgeschlagen, dass<br />
jedes Großseminar einen <strong>Seminar</strong>rat<br />
einrichtet, <strong>der</strong> unter Beteiligung von<br />
<strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleitern an<br />
Entscheidungsprozessen mitwirkt.<br />
Auch Vertreter/innen <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />
könnten beratend an Sitzungen<br />
des <strong>Seminar</strong>rats teilnehmen.<br />
Unbekannt ist bislang, ob die Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>e <strong>der</strong> Lehrer- (L)<br />
und <strong>der</strong> Studienratslaufbahn (S) jeweils<br />
eigene o<strong>der</strong> „gemischte“ Großseminare<br />
bilden werden. Für eine<br />
Mischung von L- und S-<strong>Seminar</strong>en<br />
an einem Großseminar spräche, dass<br />
an einem regionalen Ausbildungsstandort<br />
alle Schultypen vertreten<br />
sein und im Austausch miteinan<strong>der</strong><br />
stehen sollten. Unbedingt müsste<br />
den „gemischten“ Großseminaren<br />
<strong>der</strong> Vorzug gegeben werden, wenn in<br />
Berlin weitere und eindeutige politische<br />
Weichenstellungen in Richtung<br />
Einheitsschule erfolgen würden. Für<br />
eine Trennung in reine L- und S-Se-<br />
Seite 22<br />
Seite 23
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
minare spräche, dass die inhaltliche<br />
Übereinstimmung größere Möglichkeiten<br />
für die Kooperation <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>-<br />
und Fachseminarleiter/innen und<br />
die Koordination <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit<br />
böte.<br />
Das Großseminar in Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> 1. und 3. Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
Der mangelnde inhaltliche und personelle<br />
Austausch zwischen <strong>der</strong> ersten<br />
und zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
ist ein Defi zit, das unstrittig ist,<br />
auf das aber bislang nicht befriedigend<br />
reagiert wurde. Wünschenswert<br />
wäre, dass mittelfristig <strong>der</strong> personelle<br />
Austausch zwischen den beiden<br />
Phasen ermöglicht wird, davon unabhängig<br />
sollten sich Großseminare<br />
die in den „Standards für die Lehrerbildung“<br />
(KMK, 2004) vorgesehene<br />
„Kooperation und Abstimmung <strong>der</strong><br />
Ausbil<strong>der</strong>innen und Ausbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
ersten und zweiten Phase“ zur Aufgabe<br />
machen.<br />
Darüber hinaus könnten Großseminare<br />
in ihrer Region ein Zentrum<br />
des Informationsaustausches, <strong>der</strong><br />
Kooperation und <strong>der</strong> Fortbildung<br />
für Lehrkräfte sein. Die Verankerung<br />
in <strong>der</strong> Region hat die Vorzüge <strong>der</strong><br />
kurzen Wege und <strong>der</strong> persönlichen<br />
und langfristigen Kontakte; Aspekte,<br />
die beson<strong>der</strong>s bedeutend für ein<br />
dauerhaftes Interesse <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />
an Fortbildung sind. Entscheidend<br />
für die Akzeptanz und den Erfolg wird<br />
die Praxisnähe <strong>der</strong> Arbeit sein, daher<br />
sollte sich das Großseminar auch als<br />
regionalen Treffpunkt verstehen, <strong>der</strong><br />
Fragen und Probleme aus den Schulen<br />
und von den Lehrkräften aufgreift<br />
und mit ihnen geeignete Veranstaltungen<br />
plant.<br />
Eine Übernahme solcher Aufgaben<br />
durch die in <strong>der</strong> Region angesiedelten<br />
Großseminare erscheint sinnvoll.<br />
Übernehmen können die Großseminare<br />
solche Aufgaben aber nur im<br />
Rahmen einer Gesamtkonzeption <strong>der</strong><br />
Lehrerbildung in Berlin und verbunden<br />
mit zusätzlichen Stellen und<br />
fi nanziellen Mitteln.<br />
Die Vorzüge <strong>der</strong> Großseminare liegen<br />
in <strong>der</strong> größeren Eigenständigkeit und<br />
<strong>der</strong> Pfl icht aller an <strong>der</strong> Ausbildung<br />
Beteiligten zu größerer Koordination<br />
und Kooperation. Großseminare<br />
werden sich selbst Aufgaben stellen<br />
und sich kontinuierlich entwickeln<br />
müssen, darin liegt die Chance für<br />
die Berliner Lehrerausbildung. Ergriffen<br />
werden kann diese Chance, wenn<br />
mehrere Schulpraktische <strong>Seminar</strong>e<br />
tatsächlich an jeweils einem Standort<br />
zusammengeführt werden. Je früher<br />
die Entscheidung über die Standorte<br />
fällt, umso eher kann die Chance<br />
ergriffen werden.<br />
Herbert Böpple<br />
<strong>Seminar</strong>leiter<br />
1 In Anlehnung an den Sprachgebrauch <strong>der</strong><br />
internen Diskussion wird dafür im Folgenden<br />
<strong>der</strong> Begriff „Großseminar“ verwendet.<br />
Kooperation zwischen Schule und <strong>Seminar</strong><br />
Angeregt durch einen Vortrag von<br />
Herrn Josef Leisen, Studienseminar<br />
Koblenz, auf <strong>der</strong> 6. Exper tentagung<br />
Lehrerbildung in Bad Berka im März<br />
<strong>2007</strong> möchte ich einige Gedanken<br />
aus diesem Vortrag vorstellen und<br />
anschließend <strong>der</strong> Frage nachgehen,<br />
ob und wie diese Gedanken auf die<br />
Ausbildungssituation in Berlin zu<br />
übertragen sind.1<br />
Denkt man über die Kooperation<br />
zwischen Schule und <strong>Seminar</strong> nach,<br />
so stellen sich zwei Fragen:<br />
1. Ist die Kooperation Schule-<br />
<strong>Seminar</strong> eine strukturelle<br />
Frage? und<br />
2. Was ist entscheidend für<br />
die Kooperation Schule und<br />
<strong>Seminar</strong>?<br />
J. Leisen kommt zu dem mich<br />
überzeugenden Schluss, dass die<br />
Struktur alleine keine gute Kooperation<br />
zwischen Schule und <strong>Seminar</strong><br />
ausmacht, da diese nur den Rahmen<br />
bildet. In Berlin ist <strong>der</strong> strukturelle<br />
Rahmen in <strong>der</strong> Ausbildungsordnung<br />
festgelegt:<br />
Der Leiter des Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>s weist die ihm zugewiesenen<br />
Lehramtsanwärter zur weiteren<br />
Ausbildung den Schulen zu. Der<br />
Schulleiter weist im Einvernehmen<br />
mit dem Leiter des Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>s dem an seiner Schule tätigen<br />
Lehramtsanwärter selbstän digen<br />
Unterricht zu. Dabei soll <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />
Umfang <strong>der</strong> zu erteilenden Stunden<br />
mindestens 4 bzw. 6 (je nach<br />
Laufbahn) und höchstens 8 bzw. 10<br />
Stunden (ebenfalls je nach Lauf bahn)<br />
umfassen.<br />
Daneben ist <strong>der</strong> weitere schulische<br />
Einsatz <strong>der</strong> Lehramtsanwärter zwischen<br />
Schulleiter und <strong>Seminar</strong>leiter<br />
gemeinsam abzusprechen (z.B. Begleitung<br />
von Klassenfahrten; Betreuung<br />
von Arbeitsgemeinschaften).<br />
Diesen Aussagen ist abzulesen, dass<br />
eine enge Kooperation aller Beteiligten<br />
notwendig ist, damit Ausbildung<br />
erfolgreich verlaufen kann.<br />
Nach J. Leisen setzt Kooperation in<br />
<strong>der</strong> Ausbildung eine gute Koordination<br />
voraus. Merkmale guter Koordination<br />
sind:<br />
1. Kohärenz <strong>der</strong> Ausbildung<br />
2. Transparenz in allen Bereichen<br />
3. Vernetzung <strong>der</strong> Institutionen und<br />
Personen<br />
Eine gute Koordination ist vor allem<br />
bei einer gestuften und modularisierten<br />
Ausbildung notwendig.<br />
zu 1. Kohärenz <strong>der</strong> Ausbildung<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Betrachtet man die Abbildung<br />
(folgende Seite) aus Berliner Sicht,<br />
so wird deutlich, dass Schule und<br />
Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> auch in<br />
Berlin eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft<br />
sind:<br />
• Den Lehramtsanwärtern<br />
werden sowohl im Allgemeinen<br />
<strong>Seminar</strong> als auch in den Fachseminaren<br />
Kenntnisse und Kompetenzen<br />
vermittelt, die für ihren Unterricht<br />
wesentlich sind. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite erhalten sie in ihrer Schule<br />
ebenfalls Rüstzeug für Unterricht,<br />
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Lehrerfortbildung im Wandel<br />
indem sie z.B. in unterschiedlichen<br />
Lerngruppen unterrichten, im Kontakt<br />
mit den Kollegen <strong>der</strong> Schule<br />
von <strong>der</strong>en Erfahrungen profi tieren<br />
und durch Teilnahme an Fach- und<br />
Gesamtkonfe renzen einen Einblick<br />
über Entscheidungen, die die eigenen<br />
Fächer betreffen, erhalten bzw.<br />
auch Kenntnisse über die Entwicklung<br />
und den Stand <strong>der</strong> schulinternen<br />
Curricula und des jeweiligen<br />
Schulprogramms erlangen.<br />
• Die Verantwortlichen in <strong>der</strong><br />
Schule erhalten durch Unterrichtsbesuche<br />
und Mitwirkung bei den<br />
Lehramtsprüfungen ein Bild davon,<br />
wie sich Lehramtsanwärter im Verlauf<br />
<strong>der</strong> Ausbil dung entwickeln und am<br />
Ende <strong>der</strong> Ausbildung zeigen, was sie<br />
können.<br />
• Sie sind gleichermaßen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Erstellung von Gutachten<br />
an <strong>der</strong> Beurteilung von Lehramtsanwärtern<br />
beteiligt.<br />
Abb. Kohärenz <strong>der</strong> Ausbildung nach J. Leisen<br />
zu 2. Transparenz in allen Bereichen<br />
Die For<strong>der</strong>ung nach Transparenz in<br />
allen Bereichen verlangt, dass<br />
• <strong>der</strong> Ablauf <strong>der</strong> Ausbildung<br />
allen Beteiligten frühzeitig<br />
vorgestellt wird.<br />
• die Standards den Lehramts-<br />
anwärtern im ersten Aus-<br />
bildungshalbjahr vorgestellt<br />
und ausführ lich erläutert<br />
werden.<br />
• die Bewertungskriterien<br />
und die Modalitäten <strong>der</strong> Beurteilung<br />
frühzeitig und situativ<br />
passend dargelegt werden.<br />
zu 3. Vernetzung <strong>der</strong> Institutionen<br />
und Personen<br />
In einigen Bundeslän<strong>der</strong>n gibt es für<br />
die Lehramtsanwärter sowohl spe-<br />
zielle Ausbildungsschulen als auch<br />
Ausbildungsleiter an diesen Schulen,<br />
die z.B. durch Hospitatio nen und die<br />
Teilnahme an Unterrichtsbesuchen<br />
<strong>der</strong> Fach- und <strong>Seminar</strong>leiter aktiv an<br />
<strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />
beteiligt sind. Sie unterstützen<br />
inhaltlich sowie organisatorisch die<br />
Kooperation von Schule und <strong>Seminar</strong>.<br />
An den Berliner Schulen gibt es<br />
die Funktionsstelle eines Ausbildungskoordinators<br />
nicht, wenn auch<br />
an einzelnen Schulen im Rahmen <strong>der</strong><br />
Mitwirkung <strong>der</strong> Lehrkräfte bei <strong>der</strong><br />
Verwaltung <strong>der</strong> Schulen im Rahmen<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Geschäftsverteilung<br />
bereits einer Lehrkraft die Mitwirkung<br />
und Mitverantwortung für die<br />
Ausbildung übertragen wird. Da <strong>der</strong><br />
Grad <strong>der</strong> Vernetzung stark von <strong>der</strong><br />
Initiative <strong>der</strong> einzelnen an <strong>der</strong> Ausbildung<br />
beteiligten Personen und ihrer<br />
Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />
abhängt, ist die Existenz vielfältiger<br />
Arbeitskontakte die Voraus setzung<br />
für eine gute Kooperation zwischen<br />
dem <strong>Seminar</strong> und den Schulen. Dazu<br />
zählen z.B.<br />
• <strong>der</strong> regelmäßige Gedankenaustausch<br />
zwischen <strong>Seminar</strong> und<br />
Schule,<br />
• die Durchführung von<br />
Unterrichtsbesuchen bei den Lehramtsanwärtern<br />
gemeinsam mit dem<br />
Schulleiter und / o<strong>der</strong> den die Lehramtsanwärter<br />
betreuenden Lehrkräften<br />
in den Schulen,<br />
• die Teilnahme von <strong>Seminar</strong>leitern<br />
an Gesamtkonferenzen <strong>der</strong><br />
Lehrkräfte bei bestimmten pädagogischen<br />
Themen,<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
• die Beteiligung von Schulleitern<br />
an <strong>Seminar</strong>sitzungen zu<br />
bestimmten die Schule betreffenden<br />
Themen<br />
• <strong>der</strong> Einsatz von Lehramtsanwärtern<br />
<strong>der</strong> Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>e im Rahmen schulinterner<br />
Fortbildungen bei methodisch-didaktischen<br />
Neuerungen,<br />
• die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen<br />
durch die<br />
Fachseminarleiter für die Lehr kräfte<br />
an Schulen zu neuen fachdidaktischen<br />
Fragen.<br />
Bei den Arbeitskontakten steht vor<br />
allem die Professionalität <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Sie ist die<br />
Grundlage von Vertrauen und gegenseitiger<br />
Wertschätzung.<br />
Aus den obigen Ausführungen wird<br />
deutlich, dass die Kooperation<br />
zwischen Schule und <strong>Seminar</strong> kein<br />
einmaliges Geschenk ist, vielmehr<br />
muss sich diese täglich in den<br />
Arbeitskontakten neu be währen.<br />
Dafür ist sowohl eine solide Arbeit<br />
mit Augenmaß als auch Redlichkeit<br />
und Ehrlichkeit all <strong>der</strong> Personen<br />
erfor<strong>der</strong>lich, die an <strong>der</strong> Ausbildung<br />
beteiligt sind. So müssen Befi ndlichkeiten<br />
abge baut werden, z.B. darf<br />
sich die betreuende Lehrkraft durch<br />
die Unterrichtsanalyse mit dem von<br />
ihr betreuten Lehramtsanwärter nicht<br />
mitbewertet fühlen. Entscheidend<br />
ist das Bewusstsein, dass je<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Ausbil<strong>der</strong> (Schulleiter, Leiter <strong>der</strong><br />
Schulprakti schen <strong>Seminar</strong>e und die<br />
Fachseminarleiter <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Fächer) nicht für die Leistungen des<br />
Referendars, son<strong>der</strong>n ausschließlich<br />
Seite 26<br />
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Lehrerfortbildung im Wandel<br />
für sein eigenes Handeln verantwortlich<br />
ist.<br />
Wichtig ist, dass sich sowohl das <strong>Seminar</strong><br />
als auch die Schule die Frage<br />
stellen: Welche Anknüp fungspunkte<br />
kann es bei dieser Aufgabe zwischen<br />
Schule und <strong>Seminar</strong> geben? Sind<br />
diese ggf. für beide von Vorteil? Wie<br />
auf <strong>der</strong> Expertentagung deutlich<br />
wurde, ist aber genau diese Zusammenarbeit<br />
in allen Bun deslän<strong>der</strong>n ein<br />
ständiges Thema, eine permanente<br />
Baustelle, an <strong>der</strong> fortwährend mit<br />
<strong>der</strong> gebote nen Sensibilität gearbeitet<br />
werden muss.<br />
Lassen Sie mich daher abschließend<br />
kurz die Frage beantworten:<br />
Lohnt es sich für eine Schule – neben<br />
<strong>der</strong> Abdeckung von Unterricht<br />
– Lehramtsanwärter zu betreuen?<br />
Ich denke ja!<br />
Auch wenn Lehramtsanwärter „Unruhe“<br />
in den alltäglichen Schulbetrieb<br />
bringen, so stellt die Lehrerausbildung<br />
ein wichtiges Instrument für<br />
die Schulentwicklung dar. Eine gute<br />
Zusammenar beit mit den Lehramts-<br />
anwärtern kann für die „gestandenen“<br />
Kollegen auch eine Lehrerfortbildung<br />
bedeuten. Gerade, wenn<br />
man berücksichtigt, dass nur wenige<br />
<strong>der</strong> jungen und sehr gut ausgebildeten<br />
Lehrer eine Anstellung in Berlin<br />
erhalten, kann die Schule die Chance<br />
<strong>der</strong> Betreuung von Lehramtsanwärtern<br />
nicht außer Acht lassen. Um die<br />
Unterrichtsqualität zu verbessern und<br />
das produktive Zusammenwirken<br />
von neu ausgebildeten Berufsanfängern<br />
und erfahrenen Lehrkräften zu<br />
för<strong>der</strong>n, können Schule und <strong>Seminar</strong><br />
einen Koopera tionsverbund eingehen.<br />
Die Zusammenarbeit aller an <strong>der</strong><br />
Ausbildung Beteilig ten auf gleicher<br />
Augenhöhe wird entscheidend sein<br />
für die Entwicklung einer lebendigen<br />
Schulkultur, die getragen wird von<br />
Novizen und von Experten.<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
<strong>Seminar</strong>leiterin<br />
1 Alle gewählten Personen- und Amtsbezeichnungen<br />
sind geschlechtsneutral zu verstehen<br />
und schließen Frauen und Männer gleichermaßen<br />
ein.<br />
Das Jenaer-Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung mit Eingangspraktikum und<br />
Praxsissemester<br />
Das Jenaer-Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />
mit Eingangspraktikum und Praxissemester<br />
Modularisierung des Studiums,<br />
Modularisierung <strong>der</strong> 2. Phase, Verkürzung<br />
des Vorbereitungsdienstes,<br />
stärkere Praxisbezüge während des<br />
Studiums und alles auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
<strong>der</strong> Lehrerbildungsstandards<br />
<strong>der</strong> KMK „Unterrichten“, „Erziehen“,<br />
„Innovieren“, „Beurteilen“ – was ist<br />
an diesen Aspekten aus <strong>der</strong> aktuellen<br />
Diskussion um eine Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
neu o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s als in<br />
den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n? Hier<br />
ein Beispiel aus Thüringen:<br />
Ein erster Blick auf das Schaubild<br />
zeigt im Vergleich z. B. zum Berliner<br />
Modell einige gravierende Unterschiede:<br />
1. Eingangs- und damit Zulassungsvoraussetzung<br />
für das Studium<br />
ist <strong>der</strong> Nachweis von 320 Stunden<br />
(ca. 2 Monate) pädagogischer Arbeit<br />
mit Kin<strong>der</strong>n.<br />
2. Im 5. Studiensemester absolvieren<br />
die Studierenden ein Praxissemester<br />
an Thüringer Schulen.<br />
3. Trotz <strong>der</strong> Modularisierung<br />
des Studienganges gibt es keinen<br />
Bachelor- und Masterabschluss, es<br />
bleibt beim 1. Staatsexamen nach 10<br />
Semestern.<br />
4. An das 2. Staatsexamen<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
(entnommen aus dem Vortrag von Prof. Will Lütgert während <strong>der</strong> 6. Expertentagung zur Lehrerbildung am 1.<br />
März <strong>2007</strong> in Bad Berka)<br />
schließen sich eine Berufseingangsphase<br />
und verbindliche Fortbildungen<br />
an.<br />
Mit dem Modell wird eine enge<br />
Verzahnung <strong>der</strong> konzeptuellen und<br />
personalen Ressourcen von Erster,<br />
Zweiter und Dritter Phase angestrebt,<br />
um die Segmentierung <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />
zu überwinden und ein in sich<br />
geschlossenes Konzept anbieten zu<br />
können.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt ist in<br />
<strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> Praxisanteile<br />
vor und während des Studiums zu<br />
sehen, um in <strong>der</strong> direkten Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Berufsfeld bzw.<br />
mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen im<br />
Vorfeld des Studiums den Interessier-<br />
Seite 28 Seite 29
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
ten eine Erfahrung zu verschaffen,<br />
die vor einem späteren Praxisschock<br />
bewahren soll. Die 320 Stunden pädagogische<br />
Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n können<br />
in einem Praktikum z. B. in einem<br />
Kin<strong>der</strong>garten, mit Jugendgruppen, in<br />
Heimen, im Rahmen des institutionalisierten<br />
Nachhilfeunterrichts o<strong>der</strong> in<br />
Jugendfreizeiten abgeleistet werden.<br />
Am Ende soll eine kleine Dokumentation<br />
über das Geleistete stehen.<br />
Das Praxissemester soll zweimal im<br />
Jahr für jeweils 200 Studierende in<br />
Kooperation mit 80 Gymnasien und<br />
30 Realschulen durchgeführt werden.<br />
Die Studierenden werden in kleinen<br />
„Handlungseinheiten“ (Teams von<br />
zwei bis drei Studenten) auf Schulen<br />
im Umkreis von Jena verteilt, so dass<br />
eine Verknüpfung von <strong>Seminar</strong>tagen<br />
an <strong>der</strong> Universität und dem schuli-<br />
(entnommen aus dem Vortrag von Prof. Will Lütgert während <strong>der</strong> 6. Expertentagung zur Lehrerbildung am 1.<br />
März <strong>2007</strong> in Bad Berka)<br />
schen Erfahrungsraum möglich ist.<br />
Die Konzeption wird von Vertretern<br />
<strong>der</strong> drei Phasen geplant und über<br />
das Zentrum für Lehrerbildung und<br />
Didaktikforschung koordiniert. Aus<br />
diesem Grund sind z. B. 15 Lehrerstellen<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> Schule<br />
vom Kultusministerium an die Universität<br />
gegeben worden. Hintergrund<br />
ist u. a. <strong>der</strong> Gedanke, dass diese Kollegen<br />
<strong>der</strong> Garant dafür sind, dass das<br />
Praxissemester bereits in den Semesterferien<br />
begonnen werden kann.<br />
Schwerpunkte im Praxissemester<br />
sind wöchentliche Veranstaltungen<br />
(<strong>Seminar</strong>tag) zur Fachdidaktik in<br />
beiden Fächern, zur pädagogischen<br />
Psychologie (Diagnostizieren) und<br />
zu Forschungsmethoden (Evaluieren<br />
und Innovieren). Wie dem Schaubild<br />
zu entnehmen ist, werden die Studierenden<br />
in die Schule eingeführt, sie<br />
machen erste Unterrichtsversuche,<br />
ehe sie dann selbständig unterrichten<br />
und anschließend ihre Erfahrungen in<br />
<strong>der</strong> Diagnose- und Evaluationsphase<br />
auswerten.<br />
Auch die Ausbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zweiten Phase<br />
werden an <strong>der</strong> Universität Jena<br />
auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Ein<br />
postgradualer Studiengang, <strong>der</strong> 18<br />
Monate dauert und die Interessierten<br />
einen Tag in <strong>der</strong> Woche zurück an die<br />
Universität bringt, sorgt dafür, dass<br />
die Fachleiter (so heißen die Fachseminarleiter<br />
dort) mit den Aufgaben<br />
und Inhalten <strong>der</strong> Zweiten Phase<br />
intensiv vertraut gemacht werden.<br />
Dabei kooperieren die Universität,<br />
die Studienseminare und das ThILLM<br />
(Thüringer Institut für Lehrerfortbildung,<br />
Lehrplanentwicklung und<br />
Medien) sehr eng miteinan<strong>der</strong>.<br />
Betrachtet man das Jenaer Konzept<br />
vor allem unter dem Gedanken des<br />
verstärkten Praxisbezuges vor und<br />
während des Studiums und unter<br />
dem Aspekt <strong>der</strong> Kooperation <strong>der</strong> drei<br />
Phasen, so scheint hier in interessantes<br />
Modell an den Start zu gehen,<br />
denn noch ist es ein Modell, das<br />
zum Wintersemester <strong>2007</strong>/2008 an<br />
<strong>der</strong> Universität Jena zum ersten Mal<br />
erprobt werden wird.<br />
Andreas Stephan<br />
<strong>Seminar</strong>leiter<br />
Lehrerfortbildung im Wandel<br />
Seite 30<br />
Seite 31
FORUM FORUM<br />
FORUM<br />
Folgen des Weggangs junger Lehrkräfte aus Berlin<br />
Als <strong>Seminar</strong>leiter besuchen wir im Rahmen unserer Tätigkeit eine Vielzahl von<br />
Schulen in Berlin und haben damit auch oftmals Einblick in die Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Kollegien dieser Schulen. Daher können auch wir mit gutem Gewissen<br />
sagen: Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> Kollegien ist sehr unterschiedlich.<br />
Nach unserem Eindruck ist das Alter <strong>der</strong> unterrichtenden Kollegen im Westteil<br />
<strong>der</strong> Stadt im Allgemeinen höher ist als im Ostteil. Die Kollegien im Westteil <strong>der</strong><br />
Stadt sind im Durchschnitt älter.<br />
Nun gibt es Menschen, die fi nden das nicht so schlimm, nicht bedenklich.<br />
Sie sind vielmehr <strong>der</strong> Auffassung, dass es gut sei, wenn lebens- und unterrichtserfahrene<br />
Lehrkräfte in <strong>der</strong> Schule wirken. Und das ist sicher richtig,<br />
wenn es sich um Einzelfälle handelt – ich aber denke hier an Kollegien, <strong>der</strong>en<br />
Durchschnittsalter 50 Jahre o<strong>der</strong> mehr beträgt. Und dann denke ich an die<br />
Schülerinnen und Schüler. Für sie ist es wichtig, in den Kollegien eine Mischung<br />
aus „Jung und Alt“ zu fi nden. Sie brauchen dies zu ihrer Orientierung<br />
und die Kollegien für ihre Arbeit. Nichts ist befruchten<strong>der</strong> für das gemeinsame<br />
Lernen und Arbeiten in <strong>der</strong> Schule, als dass jüngere Kollegen die Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> Älteren nutzen und selbst neue Ideen an diese weitergegeben. Das ist ein<br />
Faktum, das durch die geringe Zahl von Neueinstellungen junger Lehrkräfte in<br />
den letzten Jahren und durch den Weggang junger Kollegen und Kolleginnen<br />
nur selten Wirklichkeit werden konnte und in Zukunft werden kann.<br />
Die Gründe für den Weggang <strong>der</strong> jungen, in Berlin fertig ausgebildeten Kolleginnen<br />
und Kollegen sind hinreichend bekannt: die diesen nicht gebotene<br />
Vollzeitbeschäftigung, <strong>der</strong> Verzicht auf die Übernahme ins Beamtenverhältnis<br />
(während in den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n die Verbeamtung nach einem Jahr<br />
lockt). – Berlin ist berufl ich nicht mehr attraktiv. Die Lehramtsanwärter, die<br />
sich heute in <strong>der</strong> Ausbildung befi nden, artikulieren dies ganz deutlich. Warum<br />
nur wird dieses von den für die Personalentwicklung <strong>der</strong> Berliner Lehrerschaft<br />
Verantwortlichen nicht so ernst genommen, so dass Überlegungen zu einer<br />
Verän<strong>der</strong>ung wenigstens in Ansätzen erkennbar werden?<br />
Es werden in <strong>der</strong> Zukunft in zunehmendem Maße Lehrkräfte in Berlin fehlen.<br />
Das wird sich sowohl in den Grund- und Hauptschulen als auch in Real- und<br />
Gesamtschulen ebenso wie in Gymnasien zeigen, in denen junge Lehrkräfte<br />
– insbeson<strong>der</strong>e die männlichen – für die Schüler und Schülerinnen wichtig<br />
sind, damit sich die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen an ihnen messen und in ihnen<br />
auch ein Vorbild fi nden können. Gerade für Kin<strong>der</strong> aus Single-Haushalten<br />
könnte die Schule hier ergänzend wirken.<br />
Hinzu kommt das aufwändige Proce<strong>der</strong>e des Einstellungsverfahrens für den<br />
Fall, dass einer Schule tatsächlich die vorübergehende Einstellung einer Vertretungslehrkraft<br />
genehmigt wird, um eine langzeiterkrankte Lehrkraft vorübergehend<br />
zu ersetzen. (vgl. Artikel zur Personalkostenbugetierung)<br />
Eine ehemalige Referendarin, die – nachdem sie Ende November 2005 ihr<br />
Zeugnis (Note im 2. Staatsexamen: sehr gut) erhalten hatte – im Dezember<br />
2005 sofort in Hamburg mit einer vollen Stelle eingestellt worden war, berichtet,<br />
dass an ihrer Hamburger Schule 15 neue Lehrkräfte in den letzten Jahren<br />
eingestellt worden sind (man lasse sich diese Zahl einmal auf <strong>der</strong> Zunge<br />
zergehen). Von diesen 15 jungen Kolleginnen und Kollegen kommen allein 10<br />
aus Berlin.<br />
Sie selbst ist inzwischen Beamtin auf Lebenszeit und leitet kommissarisch<br />
den Fachbereich Deutsch mit einer Stundenentlastung von 2 Wochenstunden.<br />
Unsere Ausbildung in Berlin wird nicht nur in Hamburg geschätzt, auch an<strong>der</strong>e<br />
Bundeslän<strong>der</strong> rufen nach in Berlin ausgebildeten Lehramtsanwärtern.<br />
Immer wie<strong>der</strong> erfahren wir durch Telefonate, Faxanfragen und Briefe davon,<br />
dass wir in Berlin gut ausbilden. Sogar aus Bayern, dem Land, das in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit Bewerber aus Berlin zurückstellte, gibt es zunehmend Angebote<br />
für unsere Absolventinnen und Absolventen. Auch aus <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />
Schweiz hat es bereits Angebote gegeben: So schrieb ein ehemaliger<br />
Referendar, <strong>der</strong> heute an einer Schweizer Schule unterrichtet, in einer Email<br />
an seine Ausbil<strong>der</strong>in im Namen <strong>der</strong> Schulleiterin, ob es in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Gruppe <strong>der</strong> Referendare auch Kollegen o<strong>der</strong> Kolleginnen gäbe, die ebenfalls<br />
bereit seien, in die Schweiz zu kommen, um die neuen Ideen, die er selbst<br />
vor einem Jahr in die Schweiz gebracht habe, weiter mit ihm in seinem neuen<br />
Kollegium zu verankern.<br />
Herr Zöllner hat im März <strong>2007</strong> auf einer Veranstaltung <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong><br />
Oberstudiendirektoren des Landes Berlin e.V. mitgeteilt, dass er zunächst<br />
prüfen müsse, ob auch alle Ressourcen in den Schulen ausgeschöpft seien,<br />
erst dann könne man über Neueinstellungen konkret nachdenken. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Schule tätig ist, fragt sich, an welche Ressourcen Herr Zöllner denkt.<br />
Ein weiterer Aspekt muss in diesem Zusammenhang angesprochen werden:<br />
Nicht nur, dass unsere jungen, gut ausgebildeten Lehrkräfte Berlin aufgrund<br />
<strong>der</strong> widrigen Umstände verlassen, auch für die weitere Ausbildung unserer<br />
jungen Leute wird es schwieriger, stehen doch aufgrund <strong>der</strong> nicht erfolgten<br />
Einstellungen auch viel weniger junge Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung,<br />
die als anleitende Lehrer/innen an den Schulen eingesetzt werden<br />
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FORUM<br />
können o<strong>der</strong> bereit sind als Fachseminarleiter bzw. Fachseminarleiterinnen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung tätig zu werden. Auf <strong>der</strong> einen Seite werden gerade<br />
engagierte Lehrkräfte in den Schulen mit vielfältigen Aufgaben betraut, z.B.<br />
<strong>der</strong> Erstellung eines internen Curriculums, <strong>der</strong> Schulprogrammentwicklung<br />
und, und …, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite werden gerade diese Lehrkräfte aber<br />
benötigt, um in <strong>der</strong> 2. Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung die Lehramtsanwärterinnen<br />
und -anwärter auf die Schulpraxis vorzubereiten. Die Personaldecke wird<br />
also zunehmend dünner. Es wird demnach auch immer schwieriger werden,<br />
jüngere Kolleginnen und Kollegen zu fi nden, die bereit sind, in <strong>der</strong> Ausbildung<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Fachseminare mitzuwirken.<br />
Bedenkt man dabei weiter, dass in Berlin die Anzahl <strong>der</strong> Lehramtsanwärter im<br />
Jahr 2008 um 200 und im Jahre 2009 eventuell um weitere 200 erhöht werden<br />
wird, wird die Frage, wo die notwendigen Personen zu fi nden sein werden,<br />
von brennen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />
Zusammenfassend stelle ich fest:<br />
· die Schulen benötigen unbedingt neue, gut ausgebildete Lehrkräfte,<br />
um den notwendigen Austausch zwischen den Generationen zu<br />
gewährleisten und somit den Schülerinnen und Schülern gerecht zu<br />
werden;<br />
· die Lehrerausbildung benötigt zusätzliche junge Kolleginnen und Kol-<br />
legen, um neben dem Ersatz ausscheiden<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiterinnen und<br />
-leiter <strong>der</strong> geplanten erhöhten Anzahl <strong>der</strong> Lehramtsanwärter ab dem<br />
Jahr 2008 auch eine adäquate Ausbildung zu gewähren;<br />
· Berlin wird aufgrund zahlreicher Pensionierungen in den nächsten<br />
Jahren seinen Bedarf an guten Lehrkräften nicht decken können, da<br />
diese die Stadt wegen <strong>der</strong> bestehenden Rahmenbedingungen bereits<br />
verlassen haben und sie auch in Zukunft verlassen werden.<br />
Die Lösung dieser Probleme muss umgehend angegangen werden – soweit<br />
es in unseren Kräften steht, bieten die in <strong>der</strong> Lehrerausbildung Tätigen ihre<br />
Mitwirkung dabei an.<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
<strong>Seminar</strong>leiterin<br />
Von: Herbert.Boepple@lo-net3.de<br />
Gesendet: Montag, 26. März <strong>2007</strong> 22:15<br />
An: marisa.pacifi co@expansive.com.br<br />
Betreff: ArmSexyDumm?<br />
Liebe Marisa,<br />
E-Mail nach Brasilien<br />
kamen deine Studenten gesund und fröhlich zurück? Was erzählen sie von<br />
ihrem Deutschlandaufenthalt? – In Berlin schienen sie sich wie zu Hause zu<br />
fühlen: Sie erklärten die Strandbar am Spreeufer zu exterritorialem Staatsgebiet<br />
Brasiliens und sie verteilten Bestnoten für die Caipiriñas in Mitte. – Solltet<br />
es euch in Brasilien also mal an Sonnenschein und Caipiriña mangeln, wir<br />
helfen gerne aus!<br />
Erinnerst du dich daran, wie ich 2005 von den guten Leistungen meiner<br />
<strong>Seminar</strong>gruppen schwärmte? Fast 50 meiner Lehramtsanwärterinnen und<br />
-anwärter bestanden in diesem Jahr die Zweite Staatsprüfung, und ich hoffte,<br />
möglichst bald und möglichst vielen in Berliner Lehrer- und Klassenzimmern<br />
zu begegnen. Stattdessen erreichten mich haufenweise E-Mails aus an<strong>der</strong>en<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n, und ich gewann den Eindruck, dass alle Berlin verlassen<br />
haben. Dabei hatten die meisten gehofft, hier eine Anstellung zu fi nden. Inzwischen<br />
schrieb ich alle an und ich erkundigte mich nach ihrem Verbleib. Vierzig<br />
von ihnen antworteten bislang. Ich ertappe mich jetzt dabei, dass ich bereits<br />
froh darüber bin, dass immerhin neun von ihnen eine Teilzeitbeschäftigung<br />
in Berlins staatlichen Schulen haben. Unter den Antworten gibt es fünfzehn<br />
Glückliche. Fünfzehn, die inzwischen in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n Vollzeitstellen<br />
erhielten und bereits verbeamtet wurden. Sie scheinen wirklich glücklich<br />
zu sein. Ungefragt äußern sie sich froh darüber, dass sie ihr Referendariat<br />
in Berlin machen konnten und jetzt gewappnet sind für die Belastungen im<br />
neuen Bundesland. Tatsächlich scheint unsere schulpraktische Ausbildung<br />
richtig gut zu sein. Wir ernten viel Anerkennung – aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />
Immerhin, noch haben wir eine Ausbildungsdauer von zwei Jahren und<br />
noch kümmern sich <strong>Seminar</strong>leiter/innen und Fachseminarleiter/innen intensiv<br />
um die Lehramtsanwärter/innen. Wir könnten uns glücklich schätzen: Unsere<br />
guten und sehr guten Absolventen gehen weg wie die warmen Semmeln …<br />
Lei<strong>der</strong> hat Berlin wenig davon. Es ist wirklich zum „Mäusemelken“. - Ich weiß<br />
um deine tollen Deutschkenntnisse, aber kennst du diese Redewendung?<br />
Versuch mal Mäuse zu melken! Die Aussichten auf Erfolg sind gering. - Genauso<br />
aussichtslos erscheint es uns Lehrausbil<strong>der</strong>n in Berlin, unsere besten<br />
Absolventen dauerhaft in den Berliner Schuldienst zu bekommen. Berlin ist<br />
arm, wir wissen das. Berlin ist sexy, du weißt das. Aber müssen wir jetzt auch<br />
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FORUM
FORUM<br />
noch dumm werden?<br />
Ich erinnerte mich gerade an eine Anekdote, die Reinhard Kahl, <strong>der</strong> Bildungsjournalist<br />
und Filmemacher, in <strong>der</strong> ZEIT zum Besten gab:<br />
Im Jahre 1813 nach dem Krieg mit England war Dänemark bankrott. Trotzdem<br />
wurden die Ausgaben für Bildung und Kultur erhöht. Auf den Protest des Finanzministers<br />
antwortete König Christian VIII.: „Arm und elend sind wir. Wenn<br />
wir jetzt auch noch dumm werden, können wir aufhören, ein Staat zu sein.“<br />
So einen Christian könnten wir gerade gut brauchen. Immerhin, wir erhielten<br />
in Berlin einen neuen Dienstherrn. Der heißt Zöllner, allerdings nicht Christian.<br />
Im Unterschied zu an<strong>der</strong>en Senatoren hat er sich noch nicht so richtig<br />
unbeliebt gemacht. - Das war jetzt ein Berliner Lob. Wertschätzung zweiten<br />
Grades ;-) -<br />
Er muss (!) ein politisches Schwergewicht sein: Im Februar veranlasste er kurzerhand,<br />
dass 310 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden, um den Unterrichtsausfall<br />
einzugrenzen. Das „Kurzerhand“ hätte ihm meiner Meinung nach<br />
einigen Ärger einhandeln müssen, denn ohne Beteiligung des Senats sind<br />
Entscheidungen, die zu Lasten des Berliner Haushalts gehen, kaum möglich.<br />
- Du weißt: Wir sind „arm wie eine Kirchenmaus“. - Aber von Ärger war im<br />
Berliner Blätterwald nichts zu lesen. - Hat sich da einer was getraut? Entwe<strong>der</strong><br />
er hat einen guten Draht zum Finanzsenator o<strong>der</strong> er hatte doch alles mit<br />
Wowereit & Co. abgesprochen. Das Berliner Lehrerzimmer bleibt vorläufi g<br />
misstrauisch: Das Kleinhirn poltert, dass diese Lehrkräfte nur befristet eingestellt<br />
wurden. Dagegen hofft das Großhirn, dass da einer vorausschauend<br />
und klug entscheidet. Könnte es sein, dass die Stellen nur befristet vergeben<br />
wurden, um zum neuen Schuljahr die jungen Lehrer und Lehrerinnen - und<br />
davon die besten - voll und unbefristet einzustellen? Ich habe jetzt schon<br />
Mitleid mit den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n. Was machen die ohne unsere guten<br />
Absolventen? L Aber wahrscheinlich gibt’s in <strong>der</strong> Senatsverwaltung einen<br />
Plan B: Berlin bleibt weiter ein „Geberland“. Wir exportieren weiter ausgebildete<br />
Lehrer, verlangen dann aber Geld dafür und sanieren so den Berliner<br />
Haushalt! - Was würde wohl König Christian dazu sagen?<br />
Übrigens: Es soll nicht ganz einfach gewesen sein, die 310 Lehrer/innen für<br />
die befristeten Stellen zu bekommen. Die Listen waren voll, aber zur Verfügung<br />
standen nur wenige Bewerber/innen. – Also, ohne Flachs & ganz im<br />
Ernst: Lass’ deine Lehramtsstudenten fl eißig Deutsch pauken. Sollten sie in<br />
Brasil nur eine ärmliche Anstellung kriegen, holt sie „König Christian“ vielleicht<br />
schon bald nach Deutschland. Wir locken mit Strandbar und „Caipi“!<br />
Herzliche Grüße aus sexy Berlin!<br />
Herbert<br />
Mit offenen Armen.<br />
Erfahrungen einer Berufsanfängerin<br />
Allgemein sagt man den Norddeutschen und beson<strong>der</strong>s den BewohnerInnen<br />
<strong>der</strong> Hansestadt ja eine gewisse Zurückhaltung und Distanziertheit gegenüber<br />
neuen Bekanntschaften nach. Meine Erfahrungen mit den Einstellungsmodalitäten<br />
und <strong>der</strong> Schulanfangsphase allerdings wi<strong>der</strong>legen dieses Klischee,<br />
denn butterweicher hätte es gar nicht gehen können.<br />
Je<strong>der</strong> und jede, die in den letzten eineinhalb Jahren in Hamburg eine Stelle<br />
als Studienrat o<strong>der</strong> Studienrätin an einem <strong>der</strong> städtischen Gymnasien <strong>der</strong><br />
Hansestadt angetreten hat, kennt vor allem eine Person: Frau Led<strong>der</strong>bogen.<br />
Ihr muss je<strong>der</strong> und jede unter die Augen treten, um hier eine Stelle zu bekommen.<br />
Meiner Erfahrung nach, und die teile ich mit vielen an<strong>der</strong>en NeuHamburgerInnen,<br />
sind das allerdings sehr freundliche und vor allem treffsichere Augen.<br />
Nicht nur, dass Frau Led<strong>der</strong>bogen jedem und je<strong>der</strong> das Gefühl vermittelt<br />
als Berufsanfängerin in Hamburg herzlich willkommen zu sein und gebraucht<br />
zu werden. Sie reagiert auch auf eine Bewerbung prompt mit einer Einladung<br />
zu einem Treffen, das man nicht mit leeren Händen verlässt. Denn nach einem<br />
kurzen Gespräch über die Beweggründe und Motivationen für den Beruf<br />
und die eigene Fächerkombination, setzt sich Frau Led<strong>der</strong>bogen an ihren<br />
Computer und zaubert drei bis vier Adressen von Schulen in den vom Bewerber<br />
bevorzugten Stadtgebieten hervor, welche die eigene Fächerkombination<br />
zum nächsten Einstellungstermin bei ihr angefor<strong>der</strong>t haben. Falls möglich,<br />
prüft sie dabei auch, ob <strong>der</strong> Bewerber o<strong>der</strong> die Bewerberin und das Profi l <strong>der</strong><br />
Schulen gut zueinan<strong>der</strong> passen, und gibt noch entsprechende Tipps mit auf<br />
den Weg.<br />
Solchermaßen motiviert und vorsortiert macht man sich dann auf den Weg,<br />
schaut sich die Schulen an, vereinbart Vorstellungsgespräche mit <strong>der</strong> Schulleitung<br />
und hat dann, wenn man etwas Glück hat, die Wahlmöglichkeit zwischen<br />
verschiedenen Stellen.<br />
Für die Begleitung <strong>der</strong> JunglehrerInnen in <strong>der</strong> Berufseinstiegsphase (BEP)<br />
haben sich die Hamburger etwas Beson<strong>der</strong>es einfallen lassen. So bietet das<br />
Institut für Lehrerbildung, kurz Li, verschiedene Möglichkeiten zur Vernetzung<br />
und professionellen Begleitung <strong>der</strong> „BEPis“ an. Wer möchte, kann sich einmal<br />
im Monat in einer festen Gruppe treffen, die von einem ausgebildeten Coach<br />
geleitet wird. Hier hat man dann die Möglichkeit, die kleineren o<strong>der</strong> auch größeren<br />
Probleme des Berufsalltags aufzuarbeiten und im geschützten Bereich<br />
zu besprechen. Das Angebot kann über zwei Jahre kostenlos genutzt und<br />
außerdem als Fortbildung angerechnet werden. Für viele neue KollegInnen<br />
ist das auch eine gute Möglichkeit, Leute kennen zu lernen, denn oftmals hat<br />
man als Zugezogene am Anfang kaum Kontakt zu an<strong>der</strong>en Menschen als zu<br />
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FORUM
FORUM<br />
den SchülerInnen und KollegInnen <strong>der</strong> eigenen Schule – und die will man ja in<br />
seiner Freizeit auch nicht immer sehen.<br />
Vernetzung mit an<strong>der</strong>en „BEPis“ ist auch über die Internetplattform des Li<br />
möglich. Hier kann man Gruppen bilden o<strong>der</strong> sich über aktuelle Fortbildungsangebote<br />
informieren lassen.<br />
Auch was die fi nanzielle Versorgung von jungen Lehrerinnen und Lehrern angeht,<br />
macht Hamburg eine gute Figur. Nach bereits zwei Monaten wird man<br />
– nach entsprechen<strong>der</strong> Untersuchung durch den personalärztlichen Dienst<br />
– in das Beamtenverhältnis auf Probe übernommen. Die Verbeamtung auf<br />
Lebenszeit wird dann abhängig von den Noten im ersten und zweiten Examen<br />
bereits nach einem Dienstjahr eingeleitet.<br />
Zusammenfassend kann ich feststellen, dass Hamburg alles tut, um einem<br />
das Gefühl zu vermitteln mit offenen Armen aufgenommen zu werden und<br />
herzlich willkommen zu sein.<br />
von Gabriele Eisenberg<br />
Fachseminarleiterin Deutsch<br />
Ruhe vor dem nächsten Sturm?<br />
Ruhe scheint eingekehrt nach einem Sturm <strong>der</strong> Entrüstung über die Pläne für eine<br />
Neugestaltung <strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin. Was mag das bedeuten?<br />
Niemand hätte etwas gegen eine sinnvolle Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lehrerausbildung, wie aus<br />
einer umfangreichen, fächerübergreifenden Unterschriftensammlung von Fachseminarleitern<br />
[des Weiteren wird die weibliche Form mitgedacht] bekannt ist.<br />
Wir wollen und müssen aber gemeinsam versuchen, Verän<strong>der</strong>ungen von gut funktionierenden<br />
Strukturen nur dann zu akzeptieren, wenn sie durch noch bessere ersetzt<br />
werden.<br />
Hauptseminarleiter und Fachseminarleiter tragen die Verantwortung für die pädagogische<br />
und fachliche Qualität unserer jungen Lehrer. Diese hängt, wie je<strong>der</strong> weiß, auch<br />
von <strong>der</strong>en Motivation und physisch-psychischen Kraft ab, die erhalten, ja gesteigert<br />
werden muss. Wenn die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Referendare geschwächt wird, wird<br />
das Bildungsniveau in unseren Schulen gesenkt, keinesfalls angehoben.<br />
Verbesserungen sind vielfach denkbar und werden bereits angedacht. Was u. a. nicht<br />
zur Disposition stehen darf, ist die enge Verzahnung von Praxis und Theorie in den<br />
Fachseminaren, an den Schulen und durch die Person des Fachseminarleiters.<br />
Längere Praktika in den Schulen während des Studiums und danach, vielleicht sogar<br />
unter Begleitung von Wissenschaftlern; Ratschläge und freundliche Hilfe durch Lehrer,<br />
die ihre Zeit jedoch vor allem auf diejenigen konzentrieren müssten, <strong>der</strong>etwegen Schule<br />
da ist, auf die Schüler; „Betriebskunde“ und fachdidaktische <strong>Seminar</strong>e während <strong>der</strong><br />
Universitätsausbildung, die vor allem dem wissenschaftlichen Interesse von Erziehungswissenschaftlern<br />
und Fachdidaktikern nutzen – all diese Ausbesserungen: Sie<br />
dienen nicht erschöpfend dem einzelnen Referendar, <strong>der</strong>, sobald er in seiner Schule<br />
eigenverantwortlich unterrichten muss, verantwortlich ist für eine Fülle von relevanten<br />
Entscheidungen.<br />
Hierzu benötigt er Hilfestellungen auf allen den Lernprozess <strong>der</strong> Schüler steuernden<br />
Ebenen. Diese kann er in den Schulen bekommen von überlasteten Lehrern und<br />
Direktoren, wenn diese sich über die eigenen Kräfte hinaus strapazieren, was letztendlich<br />
aber auch kontraproduktiv wirkt. Ich erlebe, wie es zunehmend schwieriger für<br />
die Referendare wird, Mentoren überhaupt zu fi nden, geschweige denn, solche, die<br />
genügend Zeit haben, sich auf ihre Probleme und Fragen einzustellen. Wie belastet<br />
Direktoren sind, zeigt sich auch darin, dass sie immer häufi ger bedauern, über das<br />
Notwendige hinaus Lehrproben we<strong>der</strong> begleiten und noch besprechen zu können.<br />
Die Fachseminare sind deshalb das unverzichtbare Element <strong>der</strong> Ausbildung und dürfen<br />
in ihren eigentlichen Aufgaben beschnitten werden. Sie garantieren die Qualität <strong>der</strong><br />
Ausbildung durch ihre „Mischung aus theorienaher Praxis und personaler Betreuung“<br />
(Harnischfeger, blz Januar 2006, S.7).<br />
Wenn wir es für zunehmend wichtiger, ja für unabdingbar halten, dass Schüler individuell<br />
geför<strong>der</strong>t werden müssen, dann gilt das ebenso und dringlicher als je für unsere<br />
angehenden Lehrer. Sie benötigen eine sehr dichte Betreuung im Fachseminar: wo <strong>der</strong><br />
Fachseminarleiter häufi g die Rolle <strong>der</strong> Feuerwehr übernimmt, um die bei jedem Referendar<br />
unterschiedlich anfallenden Probleme aufzufangen; wo individuelle Probleme<br />
in Einzelgesprächen vertraulich besprochen werden können; wo individuelle Probleme<br />
verallgemeinert und versachlicht werden; wo aber auch Fachwissen vermittelt werden<br />
muss, da die Referendare häufi g mit allzu wenig verwertbarem Wissen aus <strong>der</strong> Universität<br />
kommen; wo gemeinsam Unterricht geplant und in <strong>Seminar</strong>klassen an <strong>der</strong> Schule<br />
des Fachseminarleiters umgesetzt werden kann; wo auch vor Ort Prüfungsgeschehen<br />
beobachtet und refl ektiert werden kann; wo im Probeunterricht, <strong>der</strong> ohne Notendruck<br />
durchgeführt wird, neue Erkenntnisse bzw. Entwicklungen in fachlicher und fachdidaktischer<br />
Hinsicht aufgegriffen und erprobt werden können.<br />
Und all dies, damit wir neue Lehrer bekommen, die gerne und gut unterrichten – um<br />
das Allerwichtigste einmal ganz einfach zu sagen.<br />
In diesem Sinne arbeiten die Fachseminare in Berlin seit Jahren sehr erfolgreich und<br />
es ist eine Katastrophe, dass Berlin nicht die Früchte dieser Arbeit erntet. Es ist zum<br />
Verzweifeln, wenn wir sehen, dass unsere gut ausgebildeten Lehrer nicht in Berlin<br />
angestellt werden. Dass sie gut ausgebildet und motiviert sind, das zeigt sich allein<br />
schon daran, wie schnell und freundlich und gerne sie in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
aufgenommen und angestellt, ja verbeamtet werden – und dabei wesentlich mehr<br />
verdienen als hier in Berlin. Ich habe kürzlich 15 Referendare angeschrieben, um zu<br />
hören, wie ihr Berufsweg nach dem Examen verlaufen ist. 10 haben mir geantwortet.<br />
Ihre Briefe bzw. Mails sprechen für sich. Vier Briefe möchte ich gerne vorstellen:<br />
Liebe Frau Eisenberg,<br />
mir geht es gut und das kam so:<br />
Ich hatte mich sowohl beim Senat Berlin als auch bei zwei Schulämtern in Branden-<br />
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FORUM
FORUM FORUM<br />
burg beworben. Zusätzlich schrieb ich im Mai auch noch einige Privatschulen in <strong>der</strong><br />
Region an. Die Königin-Luise-Stiftung in Dahlem hat dann sofort - vor allem wegen<br />
des Faches PW - Interesse gezeigt und mir noch vor den Sommerferien ein Angebot<br />
gemacht. Nun bin ich seit August mit einer 3/4-Stelle unbefristet angestellt, unterrichte<br />
11 Stunden Deutsch (7. bis 9. Klasse) und 8 Stunden Ge/PW. Der Lehrerberuf<br />
macht hier Freude, da ich das Gefühl habe, mich um einzelne Schüler kümmern zu<br />
können, und das Kollegium eine gesunde Portion Selbstvertrauen (als Schutz vor<br />
Frustration und destruktivem „Meckern“) besitzt und eine gute Mischung aus Tradition<br />
und Reformtätigkeit anstrebt. Auch die Korrekturen sind bei einer Klassengröße von<br />
maximal 22 Schülern zu bewältigen. Schüler- und vor allem Elternschaft sind nicht<br />
immer leicht und mitunter hapert es an einer straffen Organisation des Schulbetriebes,<br />
aber irgendwo muss es ja auch noch zusätzliche „Herausfor<strong>der</strong>ungen“ geben. Nach<br />
9 Monaten kann ich also sagen, dass ich gerne erst einmal dort bleiben möchte und<br />
meine Bewerbungen an staatlichen Stellen zurückziehe.<br />
Was für Ihren Artikel vielleicht noch ganz interessant sein könnte, ist mein Unmut hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> späten staatlichen Einstellungsbemühungen. Ab Ende August riefen immer<br />
wie<strong>der</strong> Berliner und Brandenburger Schulämter an, die mir (stark befristete) Stellen<br />
anboten. Ich hatte den Eindruck, dass man das Schuljahr erst einmal laufen lässt<br />
und dann schaut, wo man wen benötigt. Das ist (bestimmt nicht nur mir persönlich)<br />
einfach zu spät! Aktuell störe ich mich gerade daran, dass durch die vielen Prüfungen<br />
im 2. Halbjahr kaum Unterricht möglich ist und viele außerschulische Vorhaben (z.B.<br />
Exkursionen) wegfallen, was ja eigentlich nicht das Ziel <strong>der</strong> Schulreformen sein sollte.<br />
Ende Juli wird es Nachwuchs im Hause Langner/Kirstein geben, sodass ich vermutlich<br />
bis Ende des Jahres pausieren werde. Danach will ich aber wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Königin-Luise<br />
einsteigen.<br />
Alles Gute für Sie!<br />
Carolin Kirstein<br />
Liebe Frau Eisenberg!<br />
Ich wollte Ihnen auch noch ein paar Informationen zu meiner jetzigen<br />
Situation schicken. Ich arbeite im Moment mit einer vollen Stelle am<br />
Gymnasium zum Grauen Kloster in Wilmersdorf. Lei<strong>der</strong> gab es keinen Bedarf<br />
für Deutsch, so dass ich 26 Stunden Englisch unterrichte (von 7 bis 13<br />
LK alles dabei). Ich fühle mich an <strong>der</strong> Schule sehr wohl, das Arbeiten<br />
mit den Schülern macht wirklich Spaß. Allerdings bin ich den Lockrufen Hamburgs<br />
jetzt auch erlegen und fange am 20. August an einem Hamburger Gymnasium an; eine<br />
Aufgabe, auf<br />
die ich mich sehr freue. Auch da wartet eine volle Stelle auf mich mit<br />
Klassenleitung 5 und einem LK Deutsch. Außerdem werde ich rund €600 mehr<br />
verdienen. Ich kenne mittlerweile keinen mehr, den es noch in Berlin<br />
hält. Meine Kollegen am Grauen Kloster sind auch alle ziemlich sauer,<br />
dass die jungen Leute das sinkende Schiff verlassen.“<br />
Sollten Sie noch weitere Fragen haben, können Sie mir gerne schreiben.<br />
Viele Grüße,<br />
Christian Seydel<br />
Liebe Frau Eisenberg,<br />
lei<strong>der</strong> habe ich Ihre Mail erst jetzt gelesen, weil ich die gmx-Adresse nur<br />
selten abrufe. Ich weiß nicht, ob mein Berufsweg für Ihre Publikation<br />
interessant ist, wahrscheinlich nicht, weil ich ja überhaupt nicht die<br />
Möglichkeit hatte, als Lehrerin zu arbeiten. Jetzt bin ich an <strong>der</strong> HU und<br />
bilde Lehrer aus. Seit April habe ich eine unbefristete volle Stelle und<br />
koordiniere das Deutsch-als-Zweitsprache-Modul für alle Studiengänge mit<br />
Lehramtsoption. Dazu bin ich weiterhin im Bereich Fachdidaktik Deutsch<br />
tätig und gebe Lehrveranstaltungen. Mein Schwerpunkt liegt im Bereich <strong>der</strong><br />
Sprachdidaktik und dazu promoviere ich auch. Mir macht meine Arbeit sehr<br />
viel Spaß, auch wenn ich es bedauere, keine Schulerfahrung sammeln zu<br />
können. Letztendlich bin ich an <strong>der</strong> Uni gelandet, weil in Berlin keine<br />
Lehrer eingestellt wurden und ich hier nicht weg wollte. Bevor ich an <strong>der</strong><br />
HU anfi ng, hatte ich mich wie<strong>der</strong> beim Landesschulamt um eine Lehrerstelle<br />
beworben. Einladungen zum Vorstellungsgespräch habe ich in <strong>der</strong> letzten<br />
Woche vor Beginn des neuen Schuljahrs bekommen. Da hatte ich meinen<br />
HU-Vertrag schon unterschrieben. Zudem habe ich vorher Vertretungsanfragen<br />
bekommen, um befristet (bis zu den Sommerferien) zu unterrichten. Diese<br />
Bedingungen legen nahe, einen alternativen Berufsweg einzuschlagen.<br />
Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Ihre Arbeit macht Ihnen weiterhin Freude.<br />
Immerhin haben Sie bei mir die Lust auf die Deutschdidaktik geweckt und<br />
mit meinem damaligen Thema für die Staatsexamensarbeit den Anschub<br />
gegeben, dass ich heute da bin, wo ich bin.<br />
Ich wünsche Ihnen alles Gute, viele Grüße,<br />
Beate Lütke<br />
Liebe Frau Eisenberg,<br />
wie geht es Ihnen denn? Schade, dass es mit unserem Treffen neulich nicht geklappt<br />
hat! Vielleicht ja ein an<strong>der</strong>mal?<br />
Gut, dass Sie sich jetzt auch noch über die Berliner Schulpolitik auslassen wollen.<br />
Bei mir ist tatsächlich so einiges passiert, das Schönste ist, dass letzten Oktober<br />
Adam geboren wurde. Ich schicke Ihnen also diesmal keinen Unterrichtsentwurf im<br />
Anhang, son<strong>der</strong>n ein Foto aus unserem Urlaub.<br />
Berufl ich bin ich, wie so viele an<strong>der</strong>e, nach Hamburg ausgewichen und dort sehr<br />
zufrieden. Von Februar 05 bis September 06 bin ich zwischen Berlin und Hamburg gependelt.<br />
Das ging ziemlich problemlos und für den Spagat zwischen den beiden Städten<br />
wurde ich mit guten Arbeitsbedingungen in HH entschädigt. Dort ist die Stimmung<br />
in den Kollegien viel positiver, es weht ein frischerer Wind, na ja und die Bezahlung<br />
(Beamtenstatus) ist eben doch angemessener als in Berlin. Man trifft dort übrigens in<br />
fast allen Kollegien mehrere ehemalige Berliner Referendare.<br />
Jetzt wird es natürlich etwas komplizierter, da mein Freund berufl ich an Berlin gebunden<br />
ist. Ich werde ab dem nächsten Schuljahr mit einer halben Stelle wie<strong>der</strong> nach<br />
HH pendeln – an drei Tagen die Woche. Län<strong>der</strong>tausch hat noch nicht geklappt und<br />
Neueinstellungen mit meiner Fächerkombination (De, Ge, DS) gibt es wohl immer noch<br />
nicht. Wir hatte auch überlegt, ob wir jetzt ins Ausland gehen – ich dort eine Stelle<br />
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FORUM FORUM<br />
annehme und mein Freund Elternzeit nimmt, aber letztendlich dachte ich mir, dass<br />
ich erst die Probezeit in HH beenden sollte. Ich kenne auch einige Berliner Mütter und<br />
Väter, die im Hamburger Schuldienst waren bzw. sind.<br />
So denn, ich hoffe, das ist etwas Futter für Sie. Falls Sie noch Fragen haben, melden<br />
Sie sich ruhig noch mal – ich habe viel Zeit, Adam schläft viel und beschäftigt sich<br />
auch schön selbst. Davon abgesehen ist es ja auch schön, auf diese Weise mal wie<strong>der</strong><br />
voneinan<strong>der</strong> zuhören.<br />
Herzliche Grüße,<br />
Helene Renger<br />
Elisabeth von Schöning<br />
Karl-Fischer-Weg 27<br />
12169 Berlin, d. 15. 01. 07<br />
Albert-Einstein-Gymnasium<br />
Parchimer Allee 109<br />
12359 Berlin<br />
Herrn Prof. Dr. Jürgen Zöllner<br />
Senator für Bildung, Wissenschaft<br />
und Forschung<br />
Beuthstr. 6 -. 8<br />
10117 Berlin<br />
Sehr geehrter Herr Senator,<br />
Briefe an die Senatsverwaltung<br />
Zunächst möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: als Studienrätin und Fachseminarleiterin<br />
arbeite ich im Bezirk Neukölln am Albert-Einstein-Gymnasium.<br />
Ich unterrichte die Fächer Deutsch und Englisch und bilde als Fachseminarleiterin<br />
seit 1997 Referendare im Fach Deutsch aus.<br />
Als Sie nach einer gewissen Zeit des Bangens und Hoffens nach dem Rückzug<br />
unseres bisherigen Schulsenators Herrn Böger dieses schwergewichtige<br />
Amt übernommen hatten, waren viele meiner Kollegen sehr gespannt und<br />
eigentlich auch erfreut, denn ein hervorragen<strong>der</strong> Ruf eilte Ihnen voraus. Beson<strong>der</strong>s<br />
optimistisch stimmt mich persönlich, dass Sie hervorheben, wie viel<br />
Ihnen am direkten Kontakt mit den Betroffenen liegt, sei es Hochschullehrern<br />
o<strong>der</strong> Lehrern an Schulen.<br />
Genau deshalb habe ich den Mut und möchte mich auf diesem Wege an Sie<br />
persönlich wenden.<br />
Ausgelöst von einer Bemerkung, die ich vor nicht allzu langer Zeit im „Tagesspiegel“<br />
las, möchte ich Ihnen meine Erfahrungen darlegen. Sie stellten fest,<br />
dass Ihrer Meinung nach die Stadt Berlin so viel zu bieten habe, dass junge<br />
gutausgebildete Lehrer die Attraktivität <strong>der</strong> Stadt anerkennten und insofern<br />
mühelos Lehrer zu fi nden seien, die hier arbeiten wollten.<br />
Dem ist lei<strong>der</strong> nicht so. Ich möchte das am Beispiel einer jungen engagierten<br />
Lehrerin festmachen. Frau T. hatte bereits als Referendarin für Deutsch<br />
und Kunst ihre beson<strong>der</strong>en Fähigkeiten unter Beweis gestellt, die sie in einer<br />
hervorragenden Prüfung dann auch bestätigt bekam. Sie hat ein Kind, ihr<br />
Mann verdient als Designer nur sporadisch Geld, von ihr ist die kleine Familie<br />
also abhängig. Sie wäre tatsächlich gern in Berlin geblieben, aber die ziemlich<br />
ruppige Art <strong>der</strong> Verwaltung, die ihr fast drohend nahe legte, zum Vorstellungsgespräch<br />
ja keine Minute zu spät zu kommen, da sonst an<strong>der</strong>e Kandidaten<br />
bevorzugt würden, (eigentlich schon eine Unterstellung, wie ich fi nde), und<br />
zudem das Angebot einer befristeten Einstellung mit einer ¾ Stelle, ließ Frau<br />
T. das Ganze doch ein wenig nüchterner betrachten. Auch die Haltung <strong>der</strong><br />
hiesigen Behörde, die Einstellungen erst am Ende <strong>der</strong> Sommerferien vorzunehmen,<br />
um sich ein Monatsgehalt zu sparen, verprellt viele junge Menschen.<br />
Frau T. hatte sich gleichzeitig in Hamburg beworben aufgrund <strong>der</strong> guten<br />
Erfahrungen vieler früherer Absolventen. Aus Hamburg nun kamen ganz an<strong>der</strong>e<br />
Töne. Man bot ihr eine Auswahl von drei Schulen an, die sie sich vorher<br />
ansehen könnte. Sie würde sofort übernommen ohne jegliche Wartezeit und<br />
man versprach ihr Unterstützung bei <strong>der</strong> Wohnungssuche. Das Angebot einer<br />
vollen Stelle bei gleichzeitiger Verbeamtung machte ihr die Entscheidung<br />
dann schließlich leicht. Sie ist jetzt in Hamburg, hat dort auch noch Aufstiegschancen<br />
und könnte schließlich mit einer A 15 Stelle triumphierend nach<br />
Berlin zurückkehren, in die Stadt, in <strong>der</strong> sie das alles niemals erreicht hätte.<br />
Das ist überhaupt kein Einzelfall, inzwischen kann ich Ihnen mindestens 15<br />
erfolgreiche Absolventen aufzählen, die ich mit ausgebildet habe, die mit<br />
fl iegenden Fahnen in die durchaus auch attraktive Hansestadt abgewan<strong>der</strong>t<br />
sind, dort ein höheres Gehalt beziehen und ihren Beamtenstatus genießen.<br />
Berlin hat bisher einen hervorragenden Ruf als Ausbildungsort, auch das<br />
sollten sie bedenken bei all den bevorstehenden Neuerungen, die nach den<br />
Erfahrungen in Schleswig- Holstein nicht in jedem Fall qualitätsför<strong>der</strong>nd sind.<br />
Hamburg bildet kaum noch aus, und so werden die besten jungen Lehrer, die<br />
in dieser Stadt ausgebildet wurden, von <strong>der</strong> hiesigen Misere abgeschreckt<br />
und gehen dahin, wo man sie herzlich willkommen heißt.<br />
Wenn dann plötzlich hän<strong>der</strong>ingend Lehrer gebraucht werden, dann gibt es<br />
noch diejenigen, die mangels eines guten Abschlusses hier sich weiterhin<br />
durchgeschlagen haben und auf den Wartelisten allmählich vorgerückt sind,<br />
auf die Berlin dann zurückgreifen muss.<br />
Dazu kommt, dass es in den Korrekturfächern wie z. B. Deutsch und Englisch<br />
(meine Fächer) in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n inzwischen deutliche Erleichterungen<br />
gibt, so dass auch das ein Grund ist, dieser von Ihnen als so<br />
attraktiv beschriebenen Stadt den Rücken zu kehren.<br />
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FORUM FORUM<br />
Sie werden demnächst im Abgeordnetenhaus von Berlin an einem Podiumsgespräch<br />
teilnehmen, das die FDP organisiert hat. Die Frage nach Qualität,<br />
Chancen und Leistung ist immer auch verknüpft mit Geld. Auf diesem Ohr<br />
war man bisher taub, auch aufgrund <strong>der</strong> fi nanziellen Situation Berlins. Aber<br />
es ist illusorisch, Leistung und Qualität immer stärker steigern zu wollen und<br />
von den Betroffenen immer mehr Engagement zu erwarten ohne jegliche<br />
fi nanzielle Unterstützung. Der Blick auf Hamburg zeigt uns, auch ein noch<br />
so engagierter Kollege, wie <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Presse vorgestellte Lehrer <strong>der</strong> Gustav-<br />
Heinemann- Schule, wird sich auf Dauer einer um 800 Euro besseren Bezahlung<br />
nicht verschließen können.<br />
Ich bitte Sie um Nachsicht für dieses lange Schreiben, aber ich weiß nicht,<br />
wie ich sonst den von Ihnen doch auch gewünschten Kontakt herstellen kann.<br />
Haben Sie vielen Dank für dieses Signal, das mir Mut gemacht hat, Sie jetzt<br />
so ausführlich zu strapazieren.<br />
Elisabeth von Schöning<br />
Karl-Fischer-Weg 27<br />
12169 Berlin, d. 14. 02. 07<br />
An Herrn Christian Blume<br />
Senatsverwaltung für Bildung,<br />
Wissenschaft und Sport<br />
Beuthstr. 6-8<br />
10117 Berlin<br />
Betr.: Ihr Schreiben vom 02. 02. 07<br />
Sehr geehrter Herr Blume,<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Elisabeth von Schöning<br />
In meinem Schreiben an Herrn Senator Prof. Dr. Zöllner hatte ich ausdrücklich<br />
auf die in <strong>der</strong> Berliner Presse veröffentlichten Äußerungen des Herrn Senators<br />
verwiesen, <strong>der</strong> darin immer wie<strong>der</strong> sein Interesse an direkten Kontakten zu<br />
den Betroffenen, wie u. a. den Lehrern bekundete.<br />
Auch bei dem kurze Zeit darauf stattfi ndenden Podiumsgespräch <strong>der</strong> FDP<br />
im Berliner Abgeordnetenhaus war dem Vortrag des Herrn Senators dieses<br />
Anliegen zu entnehmen. Insofern steht Ihre Antwort mit dem Verweis, ich<br />
möge in Zukunft bitte den Dienstweg einhalten, dazu in einem sehr deutlichen<br />
Wi<strong>der</strong>spruch. Denn das heißt, dass ein direkter Kontakt ausdrücklich unerwünscht<br />
ist und unterbunden wird.<br />
Ich bedaure dies außerordentlich.<br />
Mein Wunsch war es, in meinem Schreiben auf einen Missstand aufmerksam<br />
zu machen, <strong>der</strong> sich jetzt in gravieren<strong>der</strong> Weise bemerkbar macht, wenn<br />
bereits Pensionäre aufgefor<strong>der</strong>t werden, eventuell aus ihrem wohlverdienten<br />
Ruhestand zurück an die Schulen zu kehren, um die größten Ausfälle notdürftig<br />
zu beheben.<br />
Ich habe also eigentlich nur meinen Finger auf die inzwischen offene Wunde<br />
legen wollen, indem ich in meinem Schreiben nahe legte, gut ausgebildete<br />
junge Lehrer möglichst mit attraktiven Angeboten in dieser Stadt zu halten.<br />
Ihr Hinweis, dass Sie nunmehr Interesse an <strong>der</strong> von mir geschil<strong>der</strong>ten Lehrerin<br />
mit den Fächern Deutsch und Kunst hätten, kommt zu spät. Ich war mir<br />
sicher, Ihnen verdeutlicht zu haben, dass diese junge Frau mit voller Stelle in<br />
Hamburg und Aussicht auf Verbeamtung in naher Zukunft hier nicht mehr zur<br />
Verfügung steht.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Elisabeth von Schöning<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> Einstellung von Referendaren<br />
Seit knapp neun Jahren leite ich ein recht großes Gymnasium im Süden<br />
Neuköllns. In diesen Jahren hat die Schule eine sehr große Zahl von StudienreferendarInnen<br />
ausgebildet. Das gesamte Kollegium hat sich die Ausbildung<br />
unserer jungen KollegInnen zur Aufgabe gemacht und bereitwillig die zeitliche<br />
Belastung auf sich genommen. Diese Form <strong>der</strong> Nachwuchsför<strong>der</strong>ung wurde<br />
konsequenterweise Teil unseres Schulprogramms.<br />
In einigen Schulhalbjahren hatten wir eine sehr hohe Zahl, in <strong>der</strong> Spitze bis<br />
zu 16 bzw. 20 ReferendarInnen an unserer Schule. Durch die hohe Belastung<br />
durch weitere Aufgaben am Berliner Gymnasium in den letzten Jahren hat<br />
sich <strong>der</strong>en Zahl bei 10 bis 12 eingependelt, mehr jungen Nachwuchskräften<br />
kann man auch bei gutem Willen in dieser Zeit nicht gerecht werden.<br />
Diese Ausgangslage berücksichtigend, kann man nur überrascht sein, dass<br />
es uns bisher nur in einem Fall gelungen ist, eine Referendarin nach ihrem<br />
Zweiten Staatsexamen als Mitglied unseres Kollegiums begrüßen zu können.<br />
Wir würden diesen Zustand nicht beklagen, wenn <strong>der</strong> gut ausgebildete<br />
Nachwuchs in an<strong>der</strong>en Schulen Berlins Planstellen fände. Tatsächlich aber<br />
mussten wir erleben, dass die große Mehrheit nicht in Berlin, son<strong>der</strong>n in an-<br />
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FORUM FORUM<br />
<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n bereitwillige Aufnahme fand, obgleich sie gern in Berlin<br />
geblieben wären. In einigen Hamburger Schulen gibt es bereits kleine Nester<br />
unserer Ehemaligen.<br />
Im laufenden Schuljahr sollte jedoch die Wende kommen. Bereits früh,<br />
während des ersten Halbjahres zeichnete sich durch Pensionierungen und<br />
langfristige Erkrankungen ein erheblicher Stundenbedarf nach Weihnachten<br />
und zum zweiten Halbjahr ab. Ein bezirklicher Ausgleich o<strong>der</strong> Umsetzungen<br />
aus an<strong>der</strong>en Bezirken waren nicht möglich, so dass wir auf Neueinstellungen<br />
hoffen konnten. Bestehende Kontakte zu ehemaligen ReferendarInnen ergab<br />
eine große Bereitschaft, teilweise auch eine fi nanzielle Notwendigkeit zur<br />
Aufnahme <strong>der</strong> Arbeit an unserer Schule.<br />
Durch mir nicht bekannte Umstände - Gerüchte sprachen vom Wechsel an<br />
<strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Schulsenatsverwaltung o<strong>der</strong> von Hoffnung auf Überhänge in<br />
an<strong>der</strong>en Bezirken - verzögerte sich die Einstellung <strong>der</strong> dringend benötigten<br />
Kräfte. Unterricht musste bereits im großen Stil vertreten werden, Teilungsstunden<br />
wurden aufgehoben, einige Stunden fi elen aus.<br />
Unmittelbar vor den Winterferien erfuhren wir, dass unser Bedarf Anerkennung<br />
fand, nun aber nicht die KollegInnen sofort beginnen konnten, son<strong>der</strong>n<br />
wir ein umfängliches Einstellungsverfahren durchführen mussten. Trotz allem<br />
sollte es sich nur um befristete Verträge handeln. Das Proze<strong>der</strong>e begann, aber<br />
nur für die Vertretung <strong>der</strong> Erkrankten und Schwangeren. Ersatz für die Pensionierungen<br />
war nicht möglich, da sie unbefristete Einstellungen erfor<strong>der</strong>n.<br />
Zentrale Bewerberlisten wurden zugefaxt und entziffert, Termine mit Personalvertretung<br />
und Frauenbeauftragter vereinbart, die Bewerberlisten einer<br />
Vorauswahl unterzogen, nicht ohne Personalvertretung und Frauenbeauftragte<br />
einzubinden, und schließlich die BewerberInnen per Email eingeladen. Dies<br />
alles geschah unmittelbar vor bzw. in den Winterferien. Die Bewerbungsgespräche<br />
fanden gleich nach den Ferien statt, für jede Stelle an einem an<strong>der</strong>en<br />
Tag. Der Auswahlvermerk wurde jeweils unverzüglich angefertigt und auf den<br />
Weg gebracht. Zur besseren Einschätzung <strong>der</strong> Bewerberlage sei gesagt, dass<br />
in einem Fall von fünf eingeladenen Bewerberinnen eine erschien, im an<strong>der</strong>en<br />
Fall wurden drei von zehn Einladungen wahrgenommen, und im dritten Fall<br />
erschienen zwei Kandidaten von sechs Eingeladenen. Die meisten Absagen<br />
kamen von KollegInnen, die längst in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n unterrichten,<br />
o<strong>der</strong> von BewerberInnen, die an<strong>der</strong>weitige Tätigkeiten nicht für eine zeitlich<br />
sehr beschränkte Stelle aufgeben wollten o<strong>der</strong> konnten.<br />
Nun begann für uns, die Lerngruppen, das Kollegium, die Schulleitung und<br />
nicht zuletzt die ausgewählten BewerberInnen das Warten. Die stellvertretende<br />
Schulleiterin hatte den Stundenplan bereits völlig neu gestaltet und<br />
mehrmals N. N. eingeplant.<br />
Die erste Etappe für die Unterlagen ist immer die Außenstelle <strong>der</strong> Senatsschulverwaltung,<br />
in <strong>der</strong> <strong>der</strong> wöchentlich tagende Personalrat und die Frauenvertreterin<br />
und gegebenenfalls <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreter mitzeichnen<br />
müssen. Auch bei Zustimmung aller Genannten vergehen einige Tage. Zur<br />
Abkürzung des Verfahrens habe ich selbst die Unterlagen in die Außenstelle<br />
gebracht und den ersten Einstellungsvorgang von <strong>der</strong> Außenstelle zur Senatsverwaltung<br />
transportiert. Dort werden die Unterlagen von verschiedenen<br />
Stellen bearbeitet, <strong>der</strong>en MitarbeiterInnen sehr freundlich und entgegenkommend<br />
sind, aber selbst unter <strong>der</strong> Flut von plötzlichen Einstellungsvorgängen<br />
litten. Auch dort vergingen einige Tage. Danach müssen die Unterlagen zur<br />
Personalstelle in die Flottenstraße weitergeleitet werden, denn dort werden<br />
die Verträge geschrieben und die BewerberInnen dann zur Unterzeichnung<br />
<strong>der</strong>selben eingeladen. Vorher mussten die BewerberInnen noch weitere<br />
Unterlagen nachliefern. In weiser Voraussicht übernahmen unsere BewerberInnen<br />
selbst den Transport von <strong>der</strong> Beuth- in die Flottenstraße. Es durften<br />
aber die Papiere eines an<strong>der</strong>en Bewerbers nicht mitgenommen werden, was<br />
nicht nur Zeit, son<strong>der</strong>n auch Wege erspart hätte. Am dem Vertragsunterzeichnungstag<br />
folgenden Montag konnten die jungen ehemaligen Referendarskollegen<br />
ihren von allen lang ersehnten Unterricht aufnehmen. Dieses gesamte<br />
Proze<strong>der</strong>e nach dem Auswahlvermerk seitens <strong>der</strong> Schulleitung dauerte drei<br />
Wochen. Wären die langfristig erkrankten Kolleginnen zu den Osterferien<br />
zurückgekehrt, hätte die Krankheitsvertretung nur in den letzten drei Wochen<br />
stattgefunden. In unserem Fall werden die Verträge wohl bis zu den Sommerferien<br />
gültig bleiben. Eine Chance auf Weiterbeschäftigung sollte man ihnen<br />
auf jeden Fall geben. Dieses müsste sehr bald geschehen, denn die Angebote<br />
aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n sind weiterhin attraktiver. Eine nachhaltige Personalplanung<br />
in unserem Bundesland muss im Kern die Übernahme <strong>der</strong> von<br />
uns ausgebildeten StudienreferendarInnen beinhalten!<br />
Für das kommende Schuljahr haben wir unser Interesse bekundet, an <strong>der</strong><br />
vom Senat favorisierten Personalbudgetierung teilzunehmen, die bei notwendiger<br />
Krankheitsvertretung greifen soll. Eine einschneidende Än<strong>der</strong>ung des<br />
Verfahrens erscheint mir nach den erläuterten Erfahrungen dringend notwendig,<br />
denn eine Vertretungskraft muss spätestens eine Woche nach <strong>der</strong> Krankmeldung<br />
ihren Dienst aufnehmen können, sonst ist die geplante Budgetierung<br />
zum Scheitern verurteilt.<br />
Michael Frank<br />
Schulleiter, Leonardo-da-Vinci-Gymnasium<br />
Seite 46 Seite 47
FORUM FORUM<br />
Die Personalkostenbudgetierung – ein Zusatzangebot zur<br />
Verringerung des Unterrichtsausfalls an den Berliner Schulen?<br />
Seit Jahren arbeiten die Schulen und die Berliner Schulverwaltung an dem<br />
Problem <strong>der</strong> Minimierung des Unterrichtsausfalls in Berlin. So wurde seitens<br />
<strong>der</strong> Schulverwaltung ein aufwändiges Verfahren <strong>der</strong> Erfassung von Unterrichtsausfall<br />
berlinweit eingeführt und an schließend das Merkblatt zum Vertretungsunterricht<br />
im Jahre 2001 unwesentlich überar beitet – es war zu diesem<br />
Zeitpunkt bereits 20 Jahre alt.<br />
Schließlich wurde mit <strong>der</strong> Einführung des neuen Schulgesetzes im Februar<br />
2004 die Ver antwortung auf die Schulleiter/innen übertragen. In diesem<br />
Zusammenhang vertritt die Schulauf sichtsbehörde nunmehr den Standpunkt,<br />
dass die Schulleiter/innen die Ver pfl ichtung für die Lösung des Problems<br />
Unterrichtsausfall an ihrer Schule haben und daher <strong>der</strong> Umgang mit dem<br />
Unterrichtsausfall ein wesentlicher Indikator für die gute Organisati onsleistung<br />
<strong>der</strong> Schulleitung ist.<br />
Das Konzept <strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung wird den Schulleiter/innen<br />
nunmehr als eine zusätzliche Handlungsoption an die Hand gegeben. Dieses<br />
bietet ihnen die Möglich keit rasch und fast unbürokratisch bei krankheitsbedingten<br />
Ausfällen (und nur bei sol chen!!) in nerhalb des Lehrerkollegiums <strong>der</strong><br />
Schule durch Personalwirtschaftsmaßnahmen selbst zu reagieren.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass solche Maßnahmen des<br />
Schulleiters bzw. <strong>der</strong> Schulleiterin in <strong>der</strong> Regel spätestens nach zwei Wochen<br />
greifen werden. So besteht auch künftig weiterhin die Notwendigkeit, die Länge<br />
des Ausfalls einer Lehrkraft abzu schätzen – wenig hilfreich sind in diesem<br />
Zusammenhang also auch in Zukunft Aussagen <strong>der</strong> erkrankten Lehrkraft: „Es<br />
dauert nur eine Woche“, wenn abzusehen ist, dass sich dar aus Zeitläufe von<br />
mehreren Wochen ergeben können.<br />
Maßnahmen im Rahmen <strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung<br />
Der Schulleiter/ Die Schulleiterin kann nun in dem Fall, dass eine Lehrkraft<br />
voraussichtlich für eine längere Zeit ausfallen wird, eine <strong>der</strong> folgenden Möglichkeiten<br />
ergreifen, um dem Unterrichtsausfall entgegenzuwirken:<br />
1. eine <strong>der</strong> Maßnahmen im Rahmen des schulinternen Konzepts gegen<br />
Unterrichtsaus fall und/o<strong>der</strong><br />
2. eine befristete Stundenaufstockung einer befristet teilzeitbeschäftig-<br />
ten Lehrkraft <strong>der</strong> eigenen o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Schule (Letzteres natür-<br />
lich nur in Absprache mit dem/<strong>der</strong> Schulleiter/in dieser Schule) und/<br />
o<strong>der</strong><br />
3. die befristete vollständige o<strong>der</strong> teilweise Rückkehr von Lehrkräften,<br />
die sich in Beurlau bung o<strong>der</strong> Elternzeit (nicht im Mutterschutz) befi n-<br />
den und/o<strong>der</strong><br />
4. die befristete Einstellung von externen Bewerber/innen.<br />
Zu 1. gehört auch die Prüfung, ob Lehramtsanwärter, die ihre Ausbildung<br />
noch nicht ab geschlossen haben (die Ausbildung endet erst mit dem Tag <strong>der</strong><br />
Zeugnisausgabe !! und nicht mit dem Bestehen <strong>der</strong> Prüfung) den Unterricht<br />
übernehmen können. Dabei ist zu be achten:<br />
• Die Höchstgrenze für den selbständigen Unterricht beträgt zurzeit<br />
acht bzw. zehn Wo chenstunden.<br />
• Diese Grenze kann in begründeten Fällen nach bestandener Zweiter<br />
Staatsprüfung bis zum Ende des Vorbereitungsdienstes überschritten werden,<br />
um Unterrichtsaus fall abzuwenden. (Dabei handelt es sich dann um eine<br />
Tätigkeit im Rahmen des be stehenden Ausbildungsverhältnisses.)<br />
Die unter 2. und 3. genannten Möglichkeiten sind solche, die sich bürokratisch<br />
am schnellsten realisieren lassen, sofern es sich um eine Beschäftigung<br />
handelt, die sich längstens über zwei Monate erstrecken wird und nur eine<br />
Stundenzahl von maximal ¼ <strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit 26 bzw. 28 Wochenstunden<br />
(also 6 bzw. 7 Wochenstunden) umfasst, da in einem solchen<br />
Fall eine Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigtenvertretungen entfällt und ausschließlich<br />
eine Benachrichtigung <strong>der</strong> Dienstbehörde (Personalstelle) auf einem vorgegebenen<br />
Formblatt erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
zu 4.:<br />
Hier sei einleitend deutlich darauf hingewiesen, dass auf keinen Fall eingestellt<br />
werden können:<br />
• Lehramtsanwärter vor Aushändigung ihres Zeugnisses (siehe oben)<br />
• Bewerber/innen, die ihre Zweite Staatsprüfung abschließend nicht<br />
bestanden haben<br />
• Bewerber/innen ohne einen für den anstehenden Vertretungsunter-<br />
richt relevanten Stu dienabschluss, die sich nicht in einem Studium<br />
befi nden.<br />
Jedoch können sehr wohl auch Student/innen eingestellt werden, von denen<br />
angenom men werden kann, dass sie durch ihr Studium den Vertretungsunterricht<br />
fachgerecht wer den erteilen können, bei <strong>der</strong> Einstellung von Student/<br />
innen vorrangig – aber nicht aus schließlich – Bachelor-Absolvent/innen und<br />
Lehramts-Stu dent/innen<br />
sowie – wenn diese zur Verfügung stehen – selbstverständlich<br />
• Lehrkräfte mit <strong>der</strong> 2. Staatsprüfung für ein Lehramt<br />
• Lehrkräfte mit dem 1. Staatsexamen für ein Lehramt<br />
• Hochschul-/Fachhochschul-Absolvent/innen<br />
• Beamtete – nicht angestellte – Lehrkräfte in <strong>der</strong> Freistellungsphase<br />
<strong>der</strong> Altersteilzeit<br />
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FORUM FORUM<br />
• Pensionierte Lehrkräfte (nach Erreichen <strong>der</strong> Altersteilzeit, aber in<br />
beson<strong>der</strong>en Fällen auch solche, die wegen Dienstunfähigkeit ausge<br />
schieden sind)<br />
• Ausgeschiedene Lehrkräfte im Angestelltenverhältnis, die bereits<br />
Rente beziehen.<br />
Die Verantwortung für die Entscheidung, dass ein/e Bewerber/in für den vorgesehenen<br />
Unterrichtseinsatz entsprechend geeignet ist, liegt ausschließlich<br />
beim Schulleiter/<strong>der</strong> Schulleiterin. Eine Unterrichtserlaubnis <strong>der</strong> Schulaufsichtsbehörde<br />
muss nicht mehr ein geholt werden.<br />
Dauer <strong>der</strong> so getroffenen Maßnahmen<br />
Alle vom Schulleiter/ <strong>der</strong> Schulleiterin getroffenen Maßnahmen im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Personal kostenbudgetierung sind nur befristete Maßnahmen. In den Absprachen<br />
und Verträgen wird daher das Ende stets dadurch festgelegt,<br />
• dass die erkrankte Lehrkraft den Dienst wie<strong>der</strong> aufnimmt o<strong>der</strong><br />
• ein früheres Ende durch Angabe eines Datums vereinbart wird.<br />
Längstens kann ein/e Schulleiter/in eine Absprache bis zum Ende des laufenden<br />
Schul halbjahres treffen (bzw., sofern <strong>der</strong> Vertretungsfall erst im Dezember<br />
o<strong>der</strong> später eintritt, bis zum Ende des Schuljahres).<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Bewerbung<br />
Interessierten externen Personen, die sich für eine befristete Einstellung im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung zur Verfügung stellen wollen, stehen<br />
zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> Bewerbung zur Verfügung:<br />
• sie bewerben sich direkt bei <strong>der</strong> einzelnen Schule unter Beifügung<br />
eines Lebenslau fes und relevanter Zeugniskopien o<strong>der</strong><br />
• sie tragen sich in die zentrale Datenbank für interessierte Vertretungs<br />
kräfte bei <strong>der</strong> Se natsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und For-<br />
schung ein; dabei können fol gende Angaben gemacht werden:<br />
- Persönliche Daten (Name, Geburtsfatum, Adresse, Schwer-<br />
behin<strong>der</strong>ung)<br />
- Kommunikationsdaten (Telefon, Fax, Handy, E-Mail)<br />
- Ausbildung, Staatsexamen, an<strong>der</strong>e Abschlüsse<br />
- Studierte Fächer<br />
- Neigungsfächer<br />
- Beson<strong>der</strong>e Qualifi kationen (z.B. DaZ, Berufsausbildung, Bilin-<br />
guale Ausbil dung, Sport)<br />
- Angaben zur Verfügbarkeit<br />
Die Schulen können im Bedarfsfall auf diese Datenbank direkt zugreifen und<br />
werden dann ggf. notwendige Bewerbungsunterlagen anfor<strong>der</strong>n.<br />
Es darf jedoch abschließend nicht verschwiegen werden, dass bei so manchem<br />
Betroffe nen Zweifel bestehen, ob es eine ausreichende Zahl von<br />
Bewerber/innen geben wird, wenn dieses Modell berlinweit von allen Schulen<br />
praktiziert wird.<br />
Dr. Jobst Werner<br />
Schulleiter, Paulsen-Gymnasium<br />
Ein persönlicher Rückblick auf meine Ausbildung – und ein<br />
Ausblick auf den Reformbedarf in <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />
Was hat man mir nicht alles vor Beginn meines Referendariats für „Gruselgeschichten“<br />
erzählt: Nächtelanges Arbeiten an wirklichkeitsfernen „Vorführstunden“,<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor1 wird Hinweise in Richtung A und bei <strong>der</strong><br />
nächsten Lehrprobe <strong>der</strong> Fachseminarleiter in Richtung B geben, Schulleiter<br />
und anleitende Lehrer mit den Erwartungen in Richtung C einem begegnen<br />
und – im Zweifelsfall – irgendwelche überengagierte Eltern, die von einem<br />
Unterricht nach <strong>der</strong> Methode D verlangen und sich unentwegt beschweren<br />
werden...<br />
Und wie war es nun „wirklich“? Was ist m. E. an dem Ausbildungsinhalt <strong>der</strong><br />
2. Phase erhaltenswert, welche Bereiche sollte man weiterentwickeln (neudeutsch:<br />
gar reformieren o<strong>der</strong> doch lieber nur evaluieren!)?<br />
Zunächst möchte ich einen ehemaligen Hauptseminarleiter gerne zitieren,<br />
dessen Wahlspruch mich im ganzen Referendariat regelmäßig und gut begleitet<br />
hat (wenn ich neuen Referendaren begegne, werde ich nicht müde,<br />
diesen Satz zu wie<strong>der</strong>holen): „Die Wahrheit über das Referendariat entsteht in<br />
Deinem Kopf!“<br />
Anfangs verstand ich diesen Satz selbst nicht wirklich. Doch inzwischen ist<br />
er mir sehr klar geworden und ich wünsche letztlich einem jeden Referendar,<br />
dass er ihn beherzigt und ihn für sich gewinnbringend einsetzt:<br />
Zunächst kurz zum formalen Rahmen <strong>der</strong> (bisherigen) 2. Ausbildungsphase:<br />
24 Monate beträgt die Gesamtdauer des Referendariats im Wi<strong>der</strong>rufs-Beamtenverhältnis<br />
(A13 Anwärterbezüge bedeuten für einen studierten, ledigen<br />
Mann ca. 1000 EUR brutto, von denen noch eine Krankenversicherung bezahlt<br />
werden muss. Nur so am Rande: Einer <strong>der</strong> vielen Gründe, warum diese<br />
bescheidene Bezahlung erst recht keine Chemiker o<strong>der</strong> Mathematiker in die<br />
Ausbildung lockt… ).<br />
12 Ausbildungsstunden pro Woche, sechs Stunden pro Fach – unterteilt in<br />
einem (anfangs mehr, später geringeren) Anteil Hospitation, Unterricht unter<br />
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FORUM FORUM<br />
Anleitung (in <strong>der</strong> Regel des anleitenden Lehrers) und selbstständigen Unterricht<br />
in <strong>der</strong> Schule. Hinzukommend zwei Fachseminare und ein Hauptseminar<br />
(wöchentlich drei Veranstaltungen von drei bis vier Stunden Dauer).<br />
Bis zum Tage <strong>der</strong> 2. Staatsexamensprüfung absolviert man mindestens sechs<br />
Lehrproben bei jedem Ausbil<strong>der</strong>, so dass in <strong>der</strong> Regel mindestens 15 bis 18<br />
Lehrproben in <strong>der</strong> Ausbildungszeit zu meistern sind (hin und wie<strong>der</strong> lassen<br />
sich die Ausbil<strong>der</strong> zu einem Termin gemeinsam einladen, was eine Summe<br />
unter 18 erklärt).<br />
Zusätzlich ist im Laufe <strong>der</strong> Ausbildungszeit eine Staatsexamensarbeit von<br />
nicht mehr als 50 Seiten zu fertigen, die einen ausgewählten Unterrichts- und<br />
Problemgegenstand zum Thema hat und den Lehreranwärter „zwingt“, seine<br />
theoretisch gewonnenen pädagogisch-didaktischen Kenntnisse in <strong>der</strong> realen<br />
Unterrichtssituation umzusetzen und über die hierbei gewonnenen Erkenntnisse<br />
für den weiteren Lehr- und Lernprozesse <strong>der</strong> Schüler angemessen zu<br />
refl ektieren.<br />
Zu den geplanten (neudeutsch: angedachten) wesentlichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> 2. Ausbildungsphase gehört die Erhöhung <strong>der</strong> Pfl ichtstundenzahl des<br />
Ausbildungsunterrichts auf bis zu 16 Stunden pro Woche, die Reduzierung<br />
<strong>der</strong> Ausbildungszeit für Lehreranwärter auf 12 Monate und die weitgehende<br />
Beschränkung insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Fachseminarleiter auf die bloße theoretische<br />
Ausbildung in den Fachseminaren. In den allgemein-didaktischen „Modulen“<br />
werden dann die <strong>Seminar</strong>direktoren wirken dürfen. Die praktische Ausbildung<br />
wird den mit einer zusätzlichen Stundenermäßigung ausgestatteten anleitenden<br />
Lehrern in <strong>der</strong> Schule vor Ort in die Hand gegeben (mit Unterstützung <strong>der</strong><br />
Schulleitung und sehr häufi gen Beurteilungen des Lehreranwärters im „Ankreuzverfahren“<br />
nach einem vorgegeben Kriterienkatalog).<br />
Somit wird diese geplante Reform sicher als beson<strong>der</strong>s ausbildungsorientiert<br />
„verkauft“ werden, da <strong>der</strong> Praxis-Unterrichtsanteil durch die erhöhte Pfl ichtstundenzahl<br />
steigt und die Bewertung und praktische Ausbildung künftig<br />
durch den anleitenden Lehrer in <strong>der</strong> Schule erfolgen wird.<br />
Doch die entscheidende Frage, die bezogen auf die Ausbildung zuerst gestellt<br />
werden muss, kann doch nicht lauten, was ist – übrigens auch nur auf<br />
den ersten Blick – „praxisnäher“, son<strong>der</strong>n welche Ausbildung befähigt den<br />
Lehreranwärter gut zu unterrichten (verstanden in einer sehr weiten Bedeutung<br />
dieser Phrase!)?<br />
Hier sehe ich unverän<strong>der</strong>t den Hauptvorzug <strong>der</strong> bisherigen Ausbildung: Eine<br />
enge Theorie-Praxis-Verknüpfung, die sich auch im Umgang mit den Ausbil<strong>der</strong>n<br />
und im Unterricht wi<strong>der</strong>spiegelt! Ich erinnere mich selbst an den Anfang<br />
meiner Ausbildungszeit, in dem <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor verschiedene „Unterrichtsphasen“<br />
vorstellte, die in unterschiedlichen Sozialformen (von Einzelar-<br />
beit bis Quergruppenarbeit) unterrichtet werden können – je nach Notwendigkeit<br />
in <strong>der</strong> spezifi schen Lerngruppe. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich jedoch<br />
aus eigener Unterrichtung am humanistischen Gymnasium ausschließlich<br />
Frontalunterricht und keine wirklichen „Wechsel“ in Methodik o<strong>der</strong> Stundenablauf.<br />
Dieser Unterricht funktionierte übrigens weitgehend reibungslos, da<br />
eine diesen Unterricht weitgehend akzeptierende Lerngruppe vor den Lehrern<br />
saß, die bereitwillig über „den Nürnberger Trichter“ bereit war, die quasi schon<br />
„von sich aus“ interessanten Unterrichtsgegenstände aufzusaugen. Doch,<br />
wo war ich jetzt als Lehreranwärter „gelandet“? An einer Weddinger Gesamtschule<br />
mit einem Anteil an hauptschulempfohlenen Schülern von 80%, fast<br />
durchgängig Schüler nicht deutscher Herkunftssprache. Schon in den ersten<br />
Hospitationsstunden sah ich zum einen, wie wenig diese Schüler das Geschichtsbuch<br />
mit europäischer Geschichte aus dem Mittelalter interessierte<br />
(es ist ja auch nicht ihre Geschichte…), zum an<strong>der</strong>en, dass es sie sprachlich<br />
völlig überfor<strong>der</strong>t, Quellen/Textsequenzen des Schulbuches zu verstehen und<br />
– im klassischen Frage- und Antwort-Spiel mit dem Lehrer – Informationen<br />
aus dem Text zu Antworten zu verarbeiten. Stattdessen herrschte viel Unruhe<br />
im Klassenraum und die wenigen Schüler, die sich anfangs noch bemühten,<br />
gaben alsbald ebenfalls entnervt von Lärm und Text auf. Der Kollege war<br />
die überwiegende Unterrichtszeit mit Disziplinierungen beschäftigt und nach<br />
diesen Stunden physisch und psychisch „fi x und fertig“.<br />
Auch in mir wuchs die Panik: Wie sollte ich bei diesen Rahmenbedingungen<br />
bestehen können? Wie kann man diese Schüler unterrichten? usw. Sicher<br />
alles die ganz normalen kleinen Ängste, die einem im Referendariat – gerade<br />
am Anfang – hin und wie<strong>der</strong> begleiten.<br />
Ich fand die Antworten auf meine Fragen in <strong>der</strong> kontinuierlichen und fachlich<br />
miteinan<strong>der</strong> verschränkten Unterstützung in den Fachseminaren und dem<br />
Allgemeinen <strong>Seminar</strong>: Schon früh sah ich meine Ausbil<strong>der</strong> nicht mehr bloß<br />
als meine „Vorgesetzte“, son<strong>der</strong>n als Coach an, mit dem ich mich pädagogisch<br />
austauschen kann und <strong>der</strong> – durch seine reichhaltige Erfahrung und die<br />
Betreuung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lehreranwärter in den verschiedenen Schulen – einen<br />
Überblick und einen Erfahrungsschatz darüber besitzt, was erreichbar, möglich<br />
und erstrebenswert ist.<br />
Natürlich bin ich meinen Ausbil<strong>der</strong>n auch so begegnet, da ich fest davon<br />
überzeugt bin, dass sie einem die bestmögliche Ausbildung zukommen lassen<br />
wollen. Ich habe sie nie als „Feinde“ o<strong>der</strong> „Gegner“ erlebt o<strong>der</strong> gesehen,<br />
wie man dies von an<strong>der</strong>en Referendaren manchmal hört.<br />
Die Erkenntnis war also nicht für irgendwelche Lehrproben o<strong>der</strong> aus Liebe<br />
zu System A, B o<strong>der</strong> C, dass die Unterrichtsstunden wohlbedacht und gut<br />
geplant sein müssen: Es kann m. E. nicht um das reine Faktenwissen gehen,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Lehreranwärter muss das „übergeordnet Wichtige“ an seinem<br />
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FORUM FORUM<br />
Lerngegenstand zunächst selbst erkennen (Stichwort: Weltwissen/Klafki) und<br />
sich einen interessanten Weg überlegen, wie seine Lerngruppe ein ihr gestelltes<br />
Problem – natürlich mit seiner Hilfe, wenn nötig – lösen kann und will. Mit<br />
<strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong> Lösungen ist das Lernziel – „das übergeordnet Wichtige“<br />
für die Schüler vorgestellt und hoffentlich erreicht. Wahrscheinlich klingt dies<br />
wie<strong>der</strong> sehr abstrakt, also konkret: Die Fachseminarleiterin schil<strong>der</strong>te, dass<br />
sie zur Motivation von Schülern mit historischen Hörspielen gute Erfahrungen<br />
gemacht hätte. Für die beson<strong>der</strong>en Bedürfnisse von Texten mit ndH-Schülern<br />
besuchten wir die DaZ-Werkstatt in Mitte usw. Folglich erprobte ich diese<br />
Anregungen in meinem Unterricht (und natürlich auch in Lehrproben, die<br />
einem stets Gelegenheit geben, sich gemäß des Ausbildungsstands über die<br />
Umsetzung des theoretischen-praktischen Unterrichts selbst zu überprüfen<br />
und anschließend mit den Ausbil<strong>der</strong>n gemeinsam hierüber zu refl ektieren):<br />
Siehe da, die gleichen Schüler, die mir keine fünf Minuten bei einem Lehrervortrag<br />
konzentriert folgen können o<strong>der</strong> wollen, lauschen gespannt einer<br />
historischen Begebenheit, die in einer Frage o<strong>der</strong> einem Problem mündet ...<br />
Mit <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> DaZ-Hilfen können schwierige Text auf einmal<br />
leichter verständlich werden, was wie<strong>der</strong>um den Schülern hilft, auch positive<br />
Leistungserlebnisse in <strong>der</strong> Schule zu fi nden (die so wichtig sind und auch von<br />
ihnen herbeigesehnt werden!) usw.<br />
Im Fach Deutsch stellte ich fest, dass meine Schüler kaum eine klare Vorstellung<br />
davon hatten, was sie genau (!) im Fach Deutsch und vor allem warum<br />
lernten. Hie und da wurden Texte gelesen, Fragen beantwortet, Textstreifen<br />
geschnitten usw.<br />
Ich bin sehr froh, dass die engagierte Fachseminarleiterin in ihrer Arbeit im<br />
Fachseminar klar machte, wie sehr gerade Deutschunterricht darunter leidet,<br />
dass er „additiv“ und „zwangsweise integrativ“ erfolgt und nicht wirklich<br />
geprüft wird, welchen nachhaltigen Nutzen dieser Unterricht für die Schüler<br />
denn in diesem Moment hat. Schon in <strong>der</strong> Grundschule wird vor allem gerne<br />
„geschnippelt“, „gebastelt“, „gemalt“ – natürlich müssen auch motorische<br />
Fähigkeiten ausgebildet werden. Aber doch nur dann, wenn es noch einen<br />
an<strong>der</strong>en fachlichen Sinn in <strong>der</strong> Aufgabe gibt. Gruppenarbeit ist keine Gruppenarbeit,<br />
wenn es keine übergeordnete Fragestellung o<strong>der</strong> Aufgabe gibt,<br />
die die Gruppe miteinan<strong>der</strong> interagieren lassen muss (!) usw. – Es gibt eine<br />
Vielzahl von weiteren Beispielen, die sich aufzählen ließen, um vor allem vor<br />
einem zu warnen:<br />
Die geplante Reform <strong>der</strong> Lehrerbildung gefährdet eben diese feine und ausgewogene<br />
Verschränkung von anspruchsvoller theoretischer Ausbildung und<br />
praktischer Unterrichtsarbeit. Warum soll die bewährte und hochqualitative<br />
Arbeit <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktoren und Fachseminarleiter so beschnitten werden?<br />
Sie sind es doch, die einen Überblick über alle Lehreranwärter haben, <strong>der</strong>en<br />
Leistungsfähigkeit damit vergleichen und fachlich – jeden Einzelnen – ange-<br />
messen beraten können.<br />
Denn welche Qualifi kationen haben die künftigen anleitenden Lehrer? Haben<br />
sie auch die Zeit mit dem Referendar über seinen Unterricht in dieser Weise<br />
refl ektieren zu können, wie dies den bisherigen Ausbil<strong>der</strong>n möglich war –<br />
auch angesichts <strong>der</strong> geplanten Pfl ichtstundenzahlerhöhung <strong>der</strong> Referendare?<br />
Wie sollen die anleitenden Lehrer vergleichbar und objektiv benoten, wenn<br />
sie doch keinen Unterricht von an<strong>der</strong>en Referendaren an an<strong>der</strong>en Schulen<br />
erleben und sehen können?<br />
Werden die künftig geplanten theoretischen Module <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktoren<br />
und Fachseminarleiter nicht zu Veranstaltungen verkommen, bei denen die<br />
chronisch zeitlich überlasteten Referendare einen „billigen Sitzschein“ erwerben<br />
werden müssen – und die Inhalte dieser Module auf einmal fern wie in<br />
einem Raumschiff wirken?<br />
Wenn <strong>der</strong> eine Referendar – worst case – bei einem anleitenden Lehrer landet,<br />
<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> nur (noch) das Schulbuch mo<strong>der</strong>iert – wer wird dem<br />
Referendar die Instrumente an die Hand geben, um z. B. kritisch Schulbuchmaterialien<br />
zu prüfen, Phasen- und Methodenwechsel in seinen Unterricht zu<br />
integrieren, wo werden interaktive Innovationen wie die Quergruppenarbeit<br />
bleiben? Wie<strong>der</strong>um ein an<strong>der</strong>er Referendar – Glück gehabt – bekommt diese<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fähigkeiten (Zeitmanagement) besser vermittelt, doch dann<br />
kommt auf beide Kandidaten – wie ein Sahnehäubchen <strong>der</strong> Reform – die 2.<br />
Staatsprüfung vor einer „unbekannten“ Prüfungskommission.<br />
Wie werden die Kandidaten dann abschneiden, wer wird die Verantwortung<br />
für die dann sehr individuell nur vom anleitenden Lehrer abhängigen praktischen<br />
Fähigkeiten des Referendars übernehmen?<br />
„Die Wahrheit über das Referendariat entsteht in meinem Kopf!“ Es war eine<br />
arbeitsreiche, spannende und ungemein kreative Zeit und ich bedauere aus<br />
heutiger Sicht – jetzt mit 26 Wochenstunden arbeitend – nicht mehr ausreichend<br />
Zeit für Refl exion und Diskussion meiner Stunden mit einem Coach<br />
zu haben. (Stattdessen hetzt man von Stunde zu Stunde und wenn man eine<br />
„Freistunde“ zur Vorbereitung o<strong>der</strong> gar Refl exion erwartet, so verbringt man<br />
sie mit 90% Sicherheit mit Vertretungsunterricht.)<br />
Zum Abschluss möchte ich drei „Reformvorschläge“ für die weitere Diskussion<br />
unterbreiten:<br />
• In den ersten sechs Monaten einer Ausbildung, die natürlich 24 Monate<br />
weiterhin benötigt, besuchen Fachseminarleiter und <strong>Seminar</strong>direktor den<br />
Lehreranwärter unangemeldet (zwei bis dreimal/ohne Benotungen) im „alltäglichen“<br />
regelmäßigen Unterricht zur Beratung. Es wird auf die Beobachtung<br />
und Entwicklung <strong>der</strong> Lehrerperson zunächst abgezielt und nach den ersten<br />
sechs Monaten eine Zielvereinbarung zwischen Lehreranwärter und Ausbil<strong>der</strong>n<br />
für die verbleibende Ausbildungszeit gemeinsam geschlossen;<br />
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FORUM Aufgeschnappt<br />
ufgeschnappt<br />
• <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor unterrichtet mindestens zwei Wochenstunden an<br />
einer Schule seines Ausbildungsbezirks in einem Fach seiner Wahl und zeigt<br />
mindestens einmal im Schulhalbjahr seinen Referendaren eine Stunde;<br />
• einmal halbjährlich setzen sich <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor mit allen Fachseminarleitern<br />
und allen Lehreranwärtern zur „offenen Manöverkritik“ über den<br />
Stand und Fortgang <strong>der</strong> Ausbildung zusammen.<br />
Stefan Wagner<br />
1 Alle gewählten Personen- und Amtsbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen und schließen<br />
Frauen und Männer gleichermaßen ein.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.,<br />
Landesgruppe Berlin Bernd Knittel, Wilskistraße 9, 14169 Berlin<br />
Verantwortlich für diese Ausgabe:<br />
Herbert Böpple, 2. SPS Lichtenberg, Harnackstr. 25. 10365 Berlin<br />
Roswitha Kneer-Werner, 2. SPS Neukölln, Wildhüter Weg 5, 12353 Berlin<br />
Layout:<br />
Thomas Greeske, Rudolf-Virchow-Oberschule<br />
Druck:<br />
textbild, digitaldruck und verlag<br />
Thomas Kliche<br />
Aufgeschnappt<br />
Aus „Der Tagesspiegel“ vom 12. Februar <strong>2007</strong><br />
Zöllner will Schulen mehr Freiheit bei Finanzen geben<br />
Geld für Vertretungslehrer kann auch für Erzieher und Sozialpädagogen<br />
ausgegeben werden<br />
von Susanne Vieth-Enthus<br />
Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will den Schulen möglichst große<br />
Freihei ten bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> geplanten Honorarbudgets geben. Sollten<br />
sie die Gel<strong>der</strong> nicht vollständig für den Vertre tungsunterricht benötigen,<br />
können sie mit den Mitteln auch pädagogisches Fachpersonal wie Erzieher<br />
o<strong>der</strong> Sozialarbei ter einstellen. Dies bedeutet, dass beson <strong>der</strong>e Projekte außerhalb<br />
des Unterrichts fi nanziert werden können. Dies kündigte Zöllner jetzt in<br />
einem Gespräch mit <strong>der</strong> GEW-Schulleitervereinigung an.<br />
Demnach hat Zöllner inzwischen die Eckdaten <strong>der</strong> Honorarbudgetierung<br />
festgelegt. Bis zum 9. März sollen die Schulen entscheiden, ob sie überhaupt<br />
an dieser neuen Form <strong>der</strong> Finanzplanung teilhaben wollen. Wenn ja, werden<br />
Ihnen im kommenden Schuljahr keine festen Lehr kräfte mehr als sogenannte<br />
Vertretungs reserve zugewiesen, son<strong>der</strong>n stattdessen ein bestimmter Geldbetrag,<br />
<strong>der</strong> sich nach <strong>der</strong> Größe ihrer Schule richtet.<br />
Hat eine Schule beispielsweise 100 Lehrer, so wird ihr das Gehalt von weiteren<br />
drei Lehrern in bar ausbezahlt. Wenn kein Lehrer krank ist, kann man das<br />
Geld „ansparen“ für künftige Grippewellen. Falls eine Schule es darüber hinaus<br />
schafft, den Vertretungsunterricht durch geschickte Organisation sicherzustellen,<br />
kann sie die nicht benötigten Mittel auch nutzen, um beispielsweise<br />
Sport- o<strong>der</strong> Theaterprojekte anzubieten. Dafür könnte sie dann das sogenannte<br />
„pädago gische Fachpersonal“ einsetzen.<br />
Die beiden Vorsitzenden <strong>der</strong> GEW-Schulleitervereinigung, Erhard Laube und<br />
Wolfgang Harnischfeger, rea gierten am Wochenende erleichtert auf Zöllners<br />
Ankündigung. Er begrüße die neue Gestaltungsmöglichkeit, betonte Harnischfeger.<br />
Laube erwartet, dass sich viele Schulen für die Honorarbudgets<br />
ent scheiden werden. Allerdings werde es auch „Ängste“ geben. Denn wenn<br />
Schu len diesen Weg gehen, werden sie auch die Kritik seitens <strong>der</strong> Eltern ernten,<br />
falls es zu gravierenden Unterrichtsausfallen kommt.<br />
Einige Schulen fragen sich deshalb, ob sie diese Verantwortung überhaupt<br />
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Aufgeschnappt Aufgeschnappt<br />
über nehmen wollen. Denn noch ist gar nicht klar, ob es auf dem Markt genug<br />
Pädagogen gibt, die sich als Honorarkräfte eig nen. Allerdings hat Berlin den<br />
Vorteil, dass hier viele Universitäten vor Ort sind und viele Lehramtsanwärter.<br />
Zudem gibt es Tausende Teilzeitlehrer. Von ihnen werden möglicherweise<br />
etliche bereit sein, befristet ihre Stellen aufzustocken. Auch dies ist mittels<br />
Honorarbudgetierung möglich.<br />
Um Schulleiter auf die neue Freiheit vorzubereiten, wird die Bildungsverwaltung<br />
ab Mitte April spezielle Fortbildun gen anbieten. Zudem ist eine Internetplattform<br />
in Arbeit, die etwa Details zu den arbeitsrechtlichen Fragen klären<br />
soll.<br />
Um gut gerüstet zu sein, sollten Schu len möglichst bald damit anfangen, in<br />
ih rem Umfeld nach geeigneten Kräften zu suchen. Denkbar ist etwa, dass<br />
eine Schule einen Referendar, mit dem sie gute Erfahrungen gemacht hat,<br />
als Honorarkraft zu sich holt, um die Zeit zu über brücken, bis für ihn eine<br />
feste Stelle an <strong>der</strong> Schule frei wird. Schließlich mussten viele Schulen in den<br />
vergangenen Jahren erfolgreiche Junglehrer gehen lassen, weil es keine Neueinstellungen<br />
gab. Wie viele dieser Pädagogen noch in <strong>der</strong> Stadt o<strong>der</strong> bereits<br />
in an<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong> ab gewan<strong>der</strong>t sind, wird sich spätestens nach den<br />
Sommerferien zeigen, wenn es ernst wird mit den Honorarbudgets.<br />
Leserbriefe aus „Der Tagesspiegel“ vom 18.02.07 zum Artikel<br />
„Bildungssenator will pensionierte Lehrer einstellen“ vom 9. Februar<br />
<strong>2007</strong><br />
Gesucht: längerfristige Perspektive<br />
Senator Zöllners Sprecher Frisse weist den Vorwurf zurück, dass die Nichtverbeamtung<br />
die Lehrerknappheit ver schärfe. Das allein ist vielleicht kein<br />
Grund dafür. Dass aber in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n neben <strong>der</strong> sofortigen Verbeamtung<br />
und <strong>der</strong> deutlich besseren Bezah lung auch noch weniger Stunden<br />
unter richtet werden müssen, fällt unter den Tisch. Für mich als Lehramtsstudent<br />
kurz vor dem Examen sind das drei starke Argumente, meiner geliebten<br />
Hei matstadt Berlin den Rücken zu kehren.<br />
Peer Ammerlahn, Berlin-Schöneberg<br />
Pensionierte o<strong>der</strong> beurlaubte Lehrer, sollten sich nicht verführen lassen, so<br />
verlockend das Angebot des Bildungsse nators auch sein mag, wie<strong>der</strong> Schulluft<br />
zu schnuppern. Diese Hilfsbereitschaft ginge auf Kosten aller gut ausgebildeten,<br />
jungen, arbeitslosen Lehrer, die in den Startlöchern kauern, um<br />
endlich eine Stelle in ihrem erlernten Beruf zu bekommen. „Aber um Himmels<br />
willen, warum bewerben sich diese dann nicht?“, werden Sie mit Recht fragen.<br />
Und das ist ge nau <strong>der</strong> Knackpunkt. Diese jungen Päda gogen, die noch<br />
optimistisch in Berlin auf eine Stelle warten, aber natürlich zwischenzeitlich<br />
nicht auf dem Wartebänkchen sitzen können, weil sie sich selbst und zum Teil<br />
ihre Familien ernäh ren müssen, haben ergriffen, was sich ihnen bot: Aushilfen,<br />
Arbeit in an<strong>der</strong>en Berufen, im Umland, in Privatschulen... Für eine befristete<br />
Anstellung bis zu den großen Ferien können sie unmöglich ih ren jetzigen<br />
Arbeitsplatz aufgeben, um dann wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Straße zu stehen. Sie sind<br />
angewiesen auf eine Stelle mit einer längerfristigen Perspektive.<br />
Hella Schacher, Berlin-Zehlendorf<br />
Alle Jahre wie<strong>der</strong> kann ich da nur fest stellen, dass <strong>der</strong> Bedarf an Lehrkräften<br />
über Schlupfl öcher gestopft werden soll. Diesmal sind es die pensionierten<br />
Leh rer. Vor zweieinhalb Jahren sollten es Lehrer ohne Referendariat sein. Und<br />
pas siert ist fast nichts, um die Misere aufzu halten. Bis nach Saarbrücken sind<br />
fertige Lehrer „ausgewan<strong>der</strong>t“, um in ihrem Be ruf arbeiten zu können. Wie<br />
viele ausge bildete Lehrer muss Berlin noch an an <strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong> verlieren,<br />
bis endlich etwas geschieht. Teilzeit- bzw. befristete Verträge müssen <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
an gehören, ebenso die Bezahlung den ande ren Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
angeglichen werden.<br />
Henrike Findikgil, Berlin-Friedenau<br />
Leserbriefe aus „Der Tagesspiegel“ vom 04.03.<strong>2007</strong><br />
Keine Kandidaten fürs Lehrercasting<br />
Zur 100-Tage-Bilanz von Klaus Wowereit<br />
Nahezu grotesk erscheint es, wenn sich Herr Wowereit damit „beweihräuchert“,<br />
man habe neue Lehrerstellen geschaf fen. Der Senat hat die Stellen<br />
so unattrak tiv ausgeschrieben, dass sich kaum je mand beworben hat, Wenn<br />
dann noch Schulleiter wie auf einem Basar um Mit arbeiter „buhlen“ müssen,<br />
die ihr Exa men mit „ausreichend“ bestanden haben o<strong>der</strong> schon einmal „wegen<br />
Nichteignung entlassen“ wurden, wird deutlich, was für eine leistungsorientierte<br />
Bildungspo litik uns Berliner Eltern zugemutet wer den soll. Wenn<br />
aus Kostengründen bes ser geeignetere Kandidaten nicht genom men wurden,<br />
stellt sich die Frage an die Berliner Wählerinnen und Wähler, ob dies auch für<br />
Bildungspolitiker gilt.<br />
Dr. Dr. Christian Schulte, Berlin-Frohnau<br />
Ein Trauerspiel nähert sich seinem Hö hepunkt. Junge Lehrer wan<strong>der</strong>n ab<br />
in an <strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong>, zu sogenannten Leh rercastings erscheinen kaum<br />
Kandida ten, weil <strong>der</strong> zu gewinnende Preis, eine zwangsweise auf zwei Drittel<br />
befristete Stelle, kaum lockt. Ich weiß nicht, ob ich in dieser Stadt überhaupt<br />
Seite 58 Seite 59
Aufgeschnappt Aufgeschnappt<br />
noch als Lehrer arbeiten möchte. Wenn schon <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> Berufskarriere<br />
eher bi zarr ist, wie soll das nur weitergehen. Als Familienvater kann ich es mir<br />
nicht erlauben, nur befristet und mit so gerin gem Gehalt meinen Beruf hier<br />
in dieser Stadt auszuüben. Also suche ich mir ent we<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>en Job,<br />
bei dem ich besser verdiene o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>e in an<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong>, die noch<br />
Lehrer einstel len und vernünftig bezahlen.<br />
Patrick Wutke, Berlin-Schöneberg<br />
Aus „Der Tagesspiegel“ vom 09. März <strong>2007</strong><br />
Län<strong>der</strong> einigen sich bei Lehrerbildung<br />
Die Bundeslän<strong>der</strong> wollen die von Land zu Land unterschiedlichen Abschlüsse<br />
für Grund-, Haupt- und Realschullehrer im Bachelor- und Mastersystem<br />
gegenseitig anerkennen. Studierende wären dann in jedem Land für das<br />
Referendariat qualifi ziert, wenn sie einen akkreditierten Lehramtsstudiengang<br />
mit mindestens 210 ECTS-Punkten erfolgreich abgeschlossen haben, teilte<br />
Jürgen Zöllner (SPD) mit, <strong>der</strong> Berliner Bildungssenator und . Vorsitzende<br />
<strong>der</strong> Kultusministerkonferenz. ECTS-Punkte sind die europaweit einheitlichen<br />
Leistungspunkte, die Studierende während ihres Studiums erwerben. Bisher<br />
war im Zuge <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Lehrerbildung nicht klar, ob die Län <strong>der</strong> die<br />
neuen Abschlüsse gegenseitig an erkennen. Das hätte große Schwierigkeiten<br />
für Lehramtsstudenten zur Folge ge habt, wenn sie nach dem Studium<br />
in ein an<strong>der</strong>es Bundesland wechseln wollen. Die nun gefundene Regelung<br />
hat zur Folge, dass ein Masterabschluss nicht zwingend für Grund-, Haupt-,<br />
Real- und Son<strong>der</strong>schullehrer vorgeschrieben ist. So könnte beispielsweise<br />
Baden-Württemberg, wo viele Studenten an Pädagogi schen Hochschulen<br />
lernen, einen Bachelor-Abschluss mit <strong>der</strong> entsprechenden ECTS-Punktzahl<br />
für Grundschulpädago gen einführen. Den müssten auch Län<strong>der</strong> wie Berlin<br />
anerkennen, in denen Grundschulpädago-gen auf ein Bachelorstudium ein<br />
zweisemestriges Masterstudium draufsatteln sollen. Im Gegenzug muss<br />
Baden-Württemberg den Berliner Masterabschluss akzeptieren. Auch Län<strong>der</strong>,<br />
die beim Staatsexamen bleiben, wollen die neuen Abschlüsse anerkennen.<br />
Für Studienräte, die am Gymnasium unter richten, gebe es keinen solchen<br />
Be schluss, weil bei ihnen fast alle Län<strong>der</strong> ein ähnliches Studium vorsehen,<br />
hieß es. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte,<br />
die KMK habe die Chance vertan, die Lehrerbil dung in Deutschland zu<br />
vereinheitlichen. „Statt den fö<strong>der</strong>alen Flickenteppich unter schiedlichster<br />
Lehrerbildungsmodelle aufzuknüpfen, wird an diesem lustig weitergewebt“,<br />
sagte <strong>der</strong> GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Das Regelungswirrwarr werde<br />
junge Menschen abschrecken, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Die GEW<br />
befürchte auch, dass es trotz <strong>der</strong> Ab sichtserklärung <strong>der</strong> KMK für Absolventen<br />
schwierig werde, beim Berufseinstieg die grenzen ihres Ausbildungslandes<br />
zu überwinden. Aus dem bayerischen Kul tusministerium hieß es auf Anfrage,<br />
diese Befürchtung sei unbegründet. Die jetzt ge fundene Lösung muss von<br />
den Kultusministern noch offi ziell abgesegnet werden.<br />
TILMANN WARNECKE<br />
Aus dem Landtag von Brandenburg vom 28.04.<strong>2007</strong><br />
Lehrerausbildung in Brandenburg wird reformiert<br />
Lehramtsstudenten in Brandenburg erhalten künftig eine enger an <strong>der</strong> Praxis<br />
orientierte Ausbildung. Entsprechende Än<strong>der</strong>ungen des Lehrerbildungsgesetzes<br />
wurden im Landtag verabschiedet, am 1. <strong>Juni</strong> tritt es in Kraft.<br />
(26.04.<strong>2007</strong>,14:12 Uhr)<br />
Potsdam - Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp begrüßte die Entscheidung<br />
des Parlaments. Mit <strong>der</strong> Novellierung sei ein weiteres wichtiges<br />
Reformvorhaben <strong>der</strong> Landesregierung auf den Weg gebracht worden. Ziele<br />
<strong>der</strong> Reform seien eine bessere Qualität, mehr Praxiserfahrung und eine größere<br />
Berufsnähe bei <strong>der</strong> Ausbildung angehen<strong>der</strong> Pädagogen.<br />
Jungkamp verwies auf drei zentrale Neuerungen. So werde <strong>der</strong> Praxisanteil<br />
in <strong>der</strong> Studienphase erhöht. Für das Referendariat gelten künftig bundesweite<br />
Standards, auf die sich die Kultusministerkonferenz verständigt hat. Die<br />
Studenten können zudem den Vorbereitungsdienst - in Abhängigkeit von den<br />
Praxiserfahrungen - verkürzen. Ferner wird eine Berufseingangsphase gesetzlich<br />
verankert. Demnach erhalten Jungpädagogen bis zum fünften Berufsjahr<br />
spezielle Unterstützungsangebote wie Fortbildungen o<strong>der</strong> Supervisionen.<br />
Eine weitere Neuerung ist die Fusion <strong>der</strong> bisher eigenständigen Einrichtungen<br />
Landesprüfungsamt und Staatliche Studienseminare zum Landesinstitut<br />
für Lehrerbildung. Dieses wird künftig für die Ausbildung von angehenden<br />
Lehrern sowie <strong>der</strong>en Betreuung in den ersten Berufsjahren zuständig sein.<br />
(tso/ddp)<br />
Aus <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 06. Mai <strong>2007</strong>:<br />
Baustelle Lehrerbildung<br />
VON JÜRGEN HAUBE<br />
Die Ausbildung <strong>der</strong> Lehrer ist ein Dauerthema bil dungspolitischer Diskussionen.<br />
Sie begannen nicht erst mit <strong>der</strong> fragwürdigen, nur in Baden-Württemberg<br />
vermiedenen Aufl ö sung <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschu len im Verlauf<br />
<strong>der</strong> siebziger Jahre. Und sie werden mit <strong>der</strong> genauso fragwürdigen soeben<br />
vorbereiteten Einführung des Bachelorstudiums für Lehrer nicht enden. Denn<br />
die Lehrerbildung krankt in Deutsch land an einer unsinnigen Alternati ve, die<br />
endlos wie<strong>der</strong>holt wird.<br />
Seite 60<br />
Seite 61
Aufgeschnappt Mitteilungen<br />
So diagnostiziert die eine Seite <strong>der</strong> Debatte, dass deutsche Lehramtsstudenten<br />
zu viel mit Fachwis sen vollgestopft werden. Sie studie ren zusammen<br />
mit denen, die Biolo gie o<strong>der</strong> Deutsch o<strong>der</strong> Geschichte als Wissenschaft<br />
betreiben wollen. Darum schreiben sie <strong>Seminar</strong>arbei ten über Goethes<br />
„Iphigenie“ im Licht <strong>der</strong> Rezeptionsästhetik o<strong>der</strong> über neuere Entwicklungen<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> antiken Münzkun de. Das brauche kein Lehrer, heißt es,<br />
weil das auch kein Schüler brau che. Also, wird gefolgert, muss man die<br />
an<strong>der</strong>e Seite des Lehrerstu diums stärken, die Unterrichts- und nicht die forschungszugewandte<br />
Seite. Also Didaktik.<br />
Dem entgegnet die an<strong>der</strong>e Seite, dass gelingen<strong>der</strong> Unterricht voraus setzt,<br />
das Lehrgebiet gut zu ken nen. Es entlastet den Lehrer, sich nicht ständig von<br />
null an in die Themen des Lehrplans einarbeiten zu müssen. Es beeindruckt<br />
die Schüler, wenn die Lehrerin sich be wan<strong>der</strong>t durch die Stunde bewegt. Es<br />
macht auch denjenigen, die un terrichten, mehr Vergnügen, wenn sie ihr Fach<br />
aus Kenntnis heraus „geben“, als wenn ihre Kenntnis vor allem im Bereich<br />
von Metho den umfassend ist. Also doch Fach wissenschaft, also doch die<br />
rezepti onsästhetische Iphigenie?<br />
Beide Seiten <strong>der</strong> Debatte verbin den mit ihren Argumenten Interes sen am Umfang<br />
ihres Stellenkegels. Die meisten Fächer wären an den Universitäten viel<br />
kleiner, wenn dort keine Lehramtskandidaten aus gebildet würden. Was die<br />
Erzie hungswissenschaften samt Fachdi daktik angeht, so genügte für bloße<br />
Forschung ein Bruchteil ihrer Lehr stühle.<br />
Aber nicht dies macht die darum nur scheinbar neutral geführte De batte so<br />
fruchtlos. Es liegt vielmehr daran, dass beide Seiten den Lehr amtskandidaten<br />
nicht geben, was diese brauchen. Die Fachwissen schaftler blicken auf sie oft<br />
als Stu denten zweiten Ranges herab: „Der wird doch nur Lehrer“, heißt es,<br />
wenn man in Prüfungen nachgie big sein will. Und manche Studen ten folgen<br />
dem, wenn sie um herab gesetzte Tarife bitten und Ausreden für ein gezügeltes<br />
Sachinteresse su chen.<br />
Die an<strong>der</strong>e Seite hingegen, die Didaktik, behauptet, über Unterrichtstechnologien<br />
zu verfügen. Was falsch ist. Denn selbstverständ lich ergibt<br />
sich gelingen<strong>der</strong> Unter richt nicht durch „richtige“ Ver mittlungsmethoden,<br />
son<strong>der</strong>n aus Erfahrung, Gefühl für die Interak tion, Freude am Stoff. Die<br />
Erfah rung kann die Universität nur schwer vermitteln. Das Gefühl für Belastungen<br />
des Lehrberufs schon eher. Die Freude am Stoff gewiss. Aber dazu<br />
müsste sie Abstand neh men von <strong>der</strong> Illusion, solche Freu de lasse sich durch<br />
wissenschaftli che Befassung mit diesem Stoff ge winnen. Die Iphigenie ohne<br />
Sekun därliteratur, die Iphigenie für Le ser - das wäre Fachlichkeit genug.<br />
Mitteilungen<br />
Auf den folgenden beiden Seiten fi nden Sie ein Verzeichnis <strong>der</strong> Schulpraktischen<br />
<strong>Seminar</strong>e.<br />
Bewerbungs- und Vereidigungstermine/Einführungsseminare<br />
Bewerbungstermin für die schulpraktische Ausbildung<br />
• war <strong>der</strong> 27. März <strong>2007</strong> für Lehramtsanwärter, die am 21. August <strong>2007</strong><br />
ihre schulpraktische Ausbildung beginnen.<br />
• ist <strong>der</strong> 25. September <strong>2007</strong> für Lehramtsanwärter, die im Februar<br />
2008 ihre Ausbildung beginnen möchten.<br />
Die Vereidigung/Ernennung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter fi ndet in den aufnehmenden<br />
Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en am Dienstag, dem 21. August <strong>2007</strong>, statt.<br />
Daran schließt sich für die Lehramtsanwärter ein dreitägiges Einführungsseminar<br />
an, das von den Leitern <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e veranstaltet<br />
wird.<br />
Aufnahme von Lehramtsanwärtern zum August <strong>2007</strong><br />
Folgende Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e (allgemeinbildend) nehmen aller Voraussicht<br />
nach am 21. August <strong>2007</strong> Lehramtsanwärter auf:<br />
Lehreranwärter: Studienreferendare:<br />
1. SPS Friedrichshain/Kreuzberg 1. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
1. SPS Mitte 2. SPS Lichtenberg<br />
2. SPS Reinickendorf 2. SPS Neukölln<br />
2. SPS Spandau 3. SPS Pankow<br />
3. SPS Steglitz-Zehlendorf 1. SPS Reinickendorf<br />
3. SPS Treptow-Köpenick 2. SPS Steglitz-Zehlendorf<br />
2. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />
4. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />
4. SPS Treptow-Köpenick<br />
Fachseminarleiter/in werden!<br />
Haben Sie Interesse an <strong>der</strong> Tätigkeit eines Fachseminarleiters/<br />
einer Fachseminarleiterin? Wenn ja, dann fragen Sie sich sicherlich, an wen<br />
Sie sich wenden können!<br />
Seite 62<br />
Seite 63
Mitteilungen Mitteilungen<br />
Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> (SPS) Leitung Sekretariat Straße PLZ Tel. Sekr. FAX E-Mail<br />
2. SPS Mitte (S) Hr. Stephan Fr. Winter (Bläsing) Putbusser Str. 22 13355 200945055 200945045 stephan.sps2kreuzberg@freenet.de<br />
3. SPS Mitte (L) Hr. Meister Fr. Winter (Bläsing) Putbusser Str. 22 13355 200945055 200945045 spsmitte@web.de<br />
1. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Hr. Dr. Gospodar Fr. Gensler Reichenberger Str. 131 10999 22503411 22503415 SPS-L-S-Kreuzberg@t-online.de<br />
2. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (S) Hr. Wahner Fr. Gensler Reichenberger Str. 131 10999 22503411 22503415 SPS-L-S-Kreuzberg@t-online.de<br />
3. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Hr. Gieseke Hr. Leidner Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 t.gieseke@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />
4. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Fr. Klemm Fr. Fromberg Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 m.klemm@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />
5. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Hr. Harbrucker Fr. Fromberg Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 f.harbrucker@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />
6. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Fr. Granzow-Seidel Hr. Leidner Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 a.granzow-seidel@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />
8. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (S) Hr. Windhausen Fr. Regulin Wrangelstr. 98 10997 61129655 61129655 kfm-studienseminar-berlin@gmx-de<br />
1. SPS Pankow (L) Hr. Dr. Schmaling Fr. Wüstenberg Gudvanger Str. 16 -20 10439 4447664 4447664 sps-pankow.L@t-online.de<br />
3. SPS Pankow (S) Hr. Pietsch Fr. Quednow Neue Schönholzer Str. 10 13187 48524940 48639774 sps3-pankow.s@t-online.de<br />
1. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf (S) Hr. Knittel Fr. Nelkner Glockenturmstr. 23 -25 14055 902926872 902926868 1spschwi@computrust.de<br />
2. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf (S) Fr. Sauerbaum-Thieme Fr. Nelkner Glockenturmstr. 23 -25 14055 902926870 902926868 2spschwi@computrust.de<br />
3. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf (L) Fr. Mirbach Fr. Fichte-Brinkmann Glockenturmstr. 23 -25 14055 902926877 902926887 mirbach3sps@t-online.de<br />
1. SPS Spandau (S) Hr. Griebenow Fr. Kuehn Remschei<strong>der</strong> Str. 3/7 13583 378990010 378990011 6.SPS-Spandau@web.de<br />
2. SPS Spandau (L) Hr. Oesterreich Fr. Buller Remschei<strong>der</strong> Str. 3/7 13583 378990020 378990022 oesterreich@2-sps-l-spandau.be.lo-net2.de<br />
1. SPS Steglitz-Zehlendorf (S) Fr. Jung-Schellin Fr. Foertsch Königin-Luise-Str. 96 14195 902995810 902995706 1spszehlendorfsek@computrust.de<br />
2. SPS Steglitz-Zehlendorf (S) Fr. Weilhard-Jürgens Fr. Heiduschka Gallwitzallee 116 12249 77209524 77209527 sps-steglitz@t-online.de<br />
3. SPS Steglitz-Zehlendorf (L) Fr. Stampe Fr. Heiduschka Gallwitzallee 116 12249 77209524 77209527 sps-steglitz@t-online.de<br />
4. SPS Steglitz-Zehlendorf (S) Hr. Pospiech Fr. Woelm Lippstädter Str. 9 - 11 12207 90172591 90172591 4-sps-steglitz-zehlendorf@gmx.de<br />
1. SPS Tempelhof-Schöneberg (L) Fr. Schaff Fr. Bax Erfurter Str. 8 10825 75603528 75604445 spsschoeneberg@t.online.de<br />
2. SPS Tempelhof-Schöneberg (S) Fr. Deeg Fr. Bax Erfurter Str. 8 10825 75603528 75604445 spsschöneberg@t-online.de<br />
4. SPS Tempelhof-Schöneberg (S) Hr. Dr. Hellmann Fr. Friese Waldsassener Str. 62 12279 75604134 75604180 keine<br />
1. SPS Neukölln (L) Fr. Zerbel Fr. Nowak Wildhüterweg 5 12353 6051015 66706012 sps-1-neukoelln-l-@gmx.de<br />
2. SPS Neukölln (S) Fr. Kneer-Werner Fr. Dettmers Wildhüterweg 5 12353 6051014 66706012 sps-2-neukoelln.kn-we@t-online.de<br />
1. SPS Treptow-Köpenick (L) Hr. Dr. Oehmig Fr. Petri Luisenstr. 16 12557 347450920 347450925 koepenick.1.sps@web.de<br />
2. SPS Treptow-Köpenick (S) Hr. Kühne Fr. Hille Luisenstr. 16 12557 347450910 347450915 2-sps-trekoe@gmx.de<br />
3. SPS Treptow-Köpenick (L) Fr. Dr. Wun<strong>der</strong>lich Fr. Petri Luisenstr. 16 12557 347450920 347450925 koepenick.3.sps@web.de<br />
4. SPS Treptow-Köpenick (S) Hr. Dr. Reichwald Fr. Hille Luisenstr. 16 12557 347450910 347450915 4-sps-trekoe@web.de<br />
1. SPS Lichtenberg (L) Hr. Wimmer Fr. Schöneberg Harnackstr. 25 10365 557797870 557797879 sps1u2lib@web.de<br />
2. SPS Lichtenberg (S) Hr. Böpple Fr. Schöneberg Harnackstr. 25 10365 557797870 557797879 sps1u2lib@web.de<br />
1. SPS Reinickendorf (S) Hr. Kraft Fr. Woelm Lindauer Allee 23-25 13407 49871676 49871677 1.sps-reinickendorf@gmx.net<br />
2. SPS Reinickendorf (L) N. N. Fr. Buller Lindauer Allee 23 13407 4311926 4985110 2-sps-reinickendorf@gmx-de<br />
3. SPS Reinickendorf (S) Hr. Assfalg Fr. Mirschwa Kühleweinstr. 5 13409 42263422 42263428 sps9assfalg@gmx.com<br />
3. SPS Reinickendorf (S) Hr. Idler Fr. Mirschwa Kühleweinstr. 5 13409 42263422 42263428 sps9assfalg@gmx.com<br />
4. SPS Reinickendorf (S) Fr. Ziegler Fr. Koch Kühleweinstr. 5 13409 42263423 42263424 ziegler@spsbb.be.lo-net2.de<br />
Seite 64 Seite 65
Mitteilungen Mitteilungen<br />
Ihre Ansprechpartnerinnen sind<br />
• für Interessenten/innen aus <strong>der</strong> Lehrerlaufbahn:<br />
Christel Mirbach<br />
Leiterin des 3. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Charlottenburg/Wilmersdorf (L)<br />
Glockenturmstraße 23-25, 14055 Berlin<br />
Tel.: 030 - 9 02 92 68 77 Fax: 030 - 9 02 92 68 87<br />
E-Mail: mirbach3sps@t-online.de<br />
• für Interessenten/innen aus <strong>der</strong> Studienratslaufbahn:<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Leiterin des 2. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Neukölln (S)<br />
Wildhüterweg 5, 12353 Berlin<br />
Tel.: 030 - 605 10 14 Fax: 030 - 66 70 60 12<br />
E-Mail: sps-2-neukoelln.kn-we@t-online.de<br />
• Voraussetzungen, die Interessenten mitbringen müssen:<br />
• Dreijährige Tätigkeit im Berliner Schuldienst,<br />
• Erfahrung im Abitur (Studienratslaufbahn) und dem Mittleren<br />
Schulabschluss.<br />
• Was erhalten Sie?<br />
• Zurzeit erhalten Sie in <strong>der</strong> Regel eine Unterrichtsermäßigung<br />
von 10 Stunden.<br />
Bei Interesse rufen Sie uns an o<strong>der</strong> senden Sie uns eine E-Mail, wir besprechen<br />
gerne weitere Details mit Ihnen persönlich.<br />
Personalia<br />
Im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> sind bisher folgende Fachseminare neu besetzt o<strong>der</strong><br />
neu eingerichtet worden die Aufl istung erfolgt alphabetisch nach einzelnen<br />
Fächern:<br />
LAUFB FACH NAME des FSL VOR-NAME SCHULNAME Schulnr<br />
S a Chemie Holtfrerich Oliver Gymnasium Steglitz 06Y13<br />
S a Chemie Hubert Guido Hans-Carossa-Oberschule 05Y03<br />
S a Chemie Bussen Jens Friedrich-Ebert-Oberschule 04Y07<br />
L a Deutsch Oehmig Kerstin Carl-Zeiss-Oberschule 07T02<br />
L a DaZ Bruns Dirk Heinrich-von-Kleist-Oberschule 01Y06<br />
L a Englisch Guldner-Shelley Karina Hector-Peterson-Oberschule 02T03<br />
S a Englisch Brehm Melanie Bertha-von-Suttner-Oberschule 12Y02<br />
S a Englisch Heidler Annette Martin-Buber-Oberschule 05T01<br />
S a Erdkunde Becker Mark-Oliver Sophie-Charlotte-Oberschule 04Y03<br />
S TW ErnHW Müller Lutz Emil-Fischer-Schule OSZ<br />
S TW ErnHW Assfalg Peter<br />
Ernährung und Lebensmittel-<br />
technik<br />
Seite 66<br />
Seite 67<br />
12B02<br />
S a Französ Bausch-Ricken Petra Ernst-Reuter-Schule-Ober- 01T06<br />
schule<br />
S TW FarbR Oldenburg Heike Marcel-Breuer-Schule (OSZ 09B01<br />
Holztechnik)<br />
L a Geschi Streubel Uta George-Orwell-Oberschule 11R01<br />
S a Geschi Stöcker Georg Freiherr-vom-Stein-Oberschule 05Y01<br />
L So Geistigb Maaß-Czech Stefanie<br />
S TW GesL Graen Annette OSZ Körperpfl ege 04B07<br />
S TW Inf/TW Francioni Eugenio OSZ Informations- und Mediz- 08B04<br />
Umberto intechnik<br />
S a Informatik Thalemann Katrin Heinrich-Böll-Oberschule 05T04<br />
L So Lernb Rimpau Elke Stötzner-Schule 12S01<br />
S a Mathe Schiller Frank Oberschule am<br />
10Y10<br />
Elsengrund<br />
S a Mathe Minne Ute Max-Reinhardt-Oberschule 10Y07<br />
S a Musik Rocca Claudia Erich-Hoepner-Oberschule 04Y06<br />
S a Physik Pfen<strong>der</strong> Andreas Askanische Oberschule 07Y06<br />
S DH RW Olbrich Felix OSZ Bürowirtschaft u. Dien- 03B07<br />
stleistungen<br />
S TW Soz Frank Christian OSZ Informations- und Mediz- 08B04<br />
intechnik<br />
S TW SozPäd Krysmanski Katharina Anna-Freud-Oberschule (OSZ 04B05<br />
Sozialwesen)<br />
L a Sport Roth Andreas Nehring-Grundschule 04G13<br />
L So Sprachb Frielinghaus- Dörte Albert-Gutzmann-Schule 01S06<br />
Youssef<br />
L So UaS Wolf Tuula Adolf-Reichwein-Schule 08S01<br />
L So UaS Seifert Ina Barlach-Schule 10S01<br />
L So UaS Trautvetter Karina Bernhard-Rose-Schule 02S04<br />
L So UaS Paulmann Regina Grundschule am Barbarossa-<br />
platz<br />
07G18
Mitteilungen Literaturhinweise<br />
L So UaS Plachy Birgit Paul-Löbe-Oberschule 12H01<br />
L So UaS Täuber Elke Reinfel<strong>der</strong>-Schule 04S04<br />
L So UaS Theinhardt Bettina Kielhorn-Schule 08S02<br />
L a VU:D/Ma Knopf Birgit Hermann-Boddin-Grundschule 08G07<br />
L a VU:D/SU Goldberg Mario Rixdorfer Grundschule 08G01<br />
L a VU:Ma/SU Fisch Andrea<br />
S DH WL Wathling Ursula<br />
Andrea Reinhold-Otto-Grundschule<br />
OSZ Bürowirtschaft und Ver-<br />
04G14<br />
waltung 06B02<br />
Legende: L a: Lehrerlaufbahn, allgemeinbildend<br />
L So: Lehrerlaufbahn, Son<strong>der</strong>pädagogik<br />
S a: Studienratslaufbahn, allgemeinbildend<br />
S TW, DH: Studienratslaufbahn, berufsbildend<br />
Dabei ist anzumerken, dass die Tabelle nicht vollständig ist, da einige Fachseminare,<br />
die neu besetzt bzw. neu eröffnet werden, in <strong>der</strong> obigen Statistik aufgrund<br />
noch laufen<strong>der</strong> Besetzungsverfahren, die erst kurz vor den Sommerferien<br />
<strong>2007</strong> abgeschlossen sein werden, fehlen. Diese werden in <strong>der</strong> nächsten<br />
Ausgabe aufgeführt.<br />
Jour fi xe<br />
Zum informellen Austausch fi ndet alle zwei Monate, immer am letzten Mittwoch<br />
des Monats, ein Treffen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter/innen im „Habel Weinkultur“,<br />
10117 Berlin, Luisenstraße 19, ab 19.00 Uhr statt.<br />
Im Jahr <strong>2007</strong> fi nden die Treffen an folgenden Tagen statt:<br />
• am 26. September und<br />
• am 28. November.<br />
Für die interessierten Leserinnen und<br />
Leser folgt eine Auswahl von Artikeln<br />
und Büchern, die einen schnellen<br />
Einstieg in die aktuelle Diskussion zur<br />
Lehrerbildung ermöglicht.<br />
· Blömeke, Sigrid/ Reinhold,<br />
Peter/ Tulodziecki, Gerhard u. a.:<br />
Handbuch Lehrerbildung, Bad Heilbrunn<br />
2004.<br />
· Hentig, Hartmut von: Die<br />
Schule neu denken. Eine Übung in<br />
pädagogischer Vernunft. Erweiterte<br />
Neuausgabe, Weinheim und Basel<br />
2003.<br />
· Herrmann, Ulrich: Wie lernen<br />
Lehrer ihren Beruf? Empirische<br />
Literaturhinweise<br />
Befunde und praktische Vorschläge,<br />
Weinheim und Basel 2002.<br />
· SEMINAR (Ztschr.), H.<br />
2/2006, Themenheft „Qualität <strong>der</strong><br />
Lehrerbildung im Wandel sichern und<br />
weiterentwickeln“<br />
· SEMINAR (Ztschr.), Son<strong>der</strong>heft<br />
2005/2006 „Stärken und Zukunftsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Zweiten Phase“<br />
· Zukunftsfähige Lehrerbildung.<br />
Stellungnahme des BAK zur<br />
aktuellen Lehrerbildungsdiskussion.<br />
In: SEMINAR (Ztschr.), H. 4/2003,<br />
Themenheft „Positionen - Diskussionen“,<br />
S. 46-49.<br />
Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>-<br />
und Fachleiter/innen<br />
Wer wir sind – was wir tun – was wir wollen<br />
B A K<br />
Lehrerbildung<br />
<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und<br />
Fachleiter/innen e. V.<br />
Landesgruppe Berlin<br />
WER WIR SIND - WAS WIR TUN<br />
- WAS WIR WOLLEN<br />
In <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />
ist die Ausbildung von Lehrern und<br />
Lehrerinnen für alle Schulformen und<br />
-stufen auf zwei institutionell getrennte<br />
Phasen verteilt. In <strong>der</strong> Ersten<br />
Phase erfolgt die Ausbildung in mindestens<br />
zwei Unterrichtsfächern an<br />
Wissenschaftlichen Hochschulen. Die<br />
Zweite Phase wird neben den Schulen<br />
an eigenständigen Institutionen<br />
absolviert: den Studienseminaren,<br />
wie sie zumeist heißen. Die Ausbil-<br />
Seite 68 Seite 69
BAK BAK<br />
dung dauert in <strong>der</strong> Regel 24 Monate.<br />
In einigen Bundeslän<strong>der</strong>n ist im Zuge<br />
<strong>der</strong> Umgestaltung <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
(z. B. Praxissemester) eine<br />
Verkürzung auf 18 Monate geplant<br />
o<strong>der</strong> bereits realisiert.<br />
Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>-<br />
und Fachleiter/innen e. V. ist<br />
Meinungsforum, Fortbildungsorgan<br />
und Interessensvertretung <strong>der</strong><br />
Zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung.<br />
Er ist bundesweit die Stimme <strong>der</strong><br />
<strong>Seminar</strong>e auf Verbandsebene. In den<br />
siebziger Jahren hat er maßgeblich<br />
das ursprünglich aus <strong>der</strong> gymnasialen<br />
Tradition hergeleitete Konzept<br />
einer zweiphasigen Lehrerausbildung<br />
unterstützt, verbessert und seine<br />
Übertragung auf alle Schulformen<br />
initiiert. Insgesamt hat <strong>der</strong> BAK heute<br />
an über 400 <strong>Seminar</strong>en aller Schularten<br />
2000 Mitglie<strong>der</strong>, die als <strong>Seminar</strong>-<br />
und Fachleiter/innen, Lehrbeauftragte<br />
o<strong>der</strong> ausbildenden Lehrkräfte in <strong>der</strong><br />
Zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
tätig sind. An den meisten <strong>Seminar</strong>en<br />
in Deutschland ist <strong>der</strong> BAK präsent.<br />
Der BAK will die Arbeitsbedingungen<br />
optimieren und die Qualität <strong>der</strong><br />
Ausbildung för<strong>der</strong>n. Er unterstützt<br />
den Austausch von Informationen<br />
und die Kooperation <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e<br />
und ihrer Mitglie<strong>der</strong>, die Fortbildung<br />
<strong>der</strong> Lehrer/innen sowie Initiativen<br />
zur Entwicklung des Ausbildungs-<br />
und Schulwesens. Die Aktivitäten<br />
des BAK sind nicht zuletzt von <strong>der</strong><br />
Überzeugung geleitet, dass eine<br />
wirkungsvolle schulnahe Schulreform<br />
am besten durch gut ausgebildete<br />
Lehrer/innen vorangebracht werden<br />
kann. Dazu veranstaltet <strong>der</strong> BAK<br />
bundesweite und regionale Fortbildungskongresse,<br />
gibt Publikationen<br />
heraus und führt Gespräche und<br />
Verhandlungen mit bildungspolitischen<br />
Gremien und den Behörden<br />
des Bildungswesens.<br />
In <strong>der</strong> Zweiten Phase sind die angehenden<br />
Lehrer/innen Beamte auf<br />
Wi<strong>der</strong>ruf. Als Studienreferendarinnen,<br />
-referendare und Lehramtsanwärter/<br />
innen werden sie den Ausbildungsschulen<br />
zugewiesen und geben dort<br />
Unterricht in den studierten Fächern,<br />
teils unter Anleitung, teils selbständig<br />
und bedarfsdeckend. Die Stundendeputate<br />
sind in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
sehr unterschiedlich. Die Ausbildung<br />
im Studienseminar ist wissenschaftlich<br />
begründet und qualifi ziert für<br />
die selbstständige Unterrichts- und<br />
Erziehungstätigkeit in <strong>der</strong> Schule. Die<br />
angehenden Lehrer/innen erhalten<br />
eine theoretisch fundierte und an <strong>der</strong><br />
Praxis orientierte Ausbildung.<br />
Die <strong>Seminar</strong>e stehen vor <strong>der</strong> Aufgabe,<br />
vielfältige Kompetenzen und<br />
Qualifi kationselemente zu erweitern,<br />
zu vertiefen und auch dabei zu<br />
helfen, diese personal zu integrieren.<br />
Das Charakteristische und Faszinierende<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit ist, dass<br />
wir bei <strong>der</strong> Beratung in <strong>Seminar</strong> und<br />
Schule dauernd authentische Erfahrungen<br />
im Schulalltag vor Augen<br />
und Ohren haben. Es geht um das<br />
pädagogische Denken und Handeln<br />
im Blick auf den realen Schüler, auch<br />
in seiner Wi<strong>der</strong>ständigkeit, und die<br />
konkrete Klassensituation in ihrer<br />
Komplexität. Die Fachleiter/innen, die<br />
immer auch an ihrer Schulart unterrichten,<br />
haben sich durch eine Reihe<br />
von Hospitationen und Prüfungsteile<br />
von <strong>der</strong> unterrichtspraktischen<br />
Qualifi kation <strong>der</strong> Auszubildenden zu<br />
überzeugen.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Kulturhoheit <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong> differieren die Organisationsmodelle<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e und die Ausbildungs-<br />
und Prüfungsordnungen<br />
für die verschiedenen Lehrämter in<br />
den sechzehn Bundeslän<strong>der</strong>n nicht<br />
unerheblich. Die <strong>Seminar</strong>e verfügen<br />
über erfahrene und kompetente pädagogische<br />
Experten, die fl exibel und<br />
vielfältig einsetzbar sind. So haben<br />
sie in einigen Bundeslän<strong>der</strong>n nach<br />
ihrem Organisationsstatut neben<br />
dem Ausbildungsauftrag zugleich<br />
ein Mandat für die Lehrerfortbildung<br />
(für die Mentorenfortbildung ohnehin)<br />
und an<strong>der</strong>e Aufgaben eines Didaktischen<br />
Zentrums. Die Fortbildung <strong>der</strong><br />
Dritten Phase ist ohne die Beteiligung<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e kaum vorstellbar. Und<br />
nicht wenige <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen<br />
sind zudem in <strong>der</strong> Ersten<br />
Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung tätig.<br />
Die <strong>Seminar</strong>e erfüllen somit eine<br />
Schlüsselfunktion für das gesamte<br />
Bildungswesen.<br />
Der BAK veranstaltet jährlich Fortbildungskongresse,<br />
seine so genannten<br />
<strong>Seminar</strong>tage, für alle Ausbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Zweiten Phase. Diese bundesweit<br />
ausgeschriebenen Kongresse werden<br />
in Abstimmung mit dem Bundesvorstand<br />
im allgemeinen von einer Landesgruppe<br />
vorbereitet. Ein Überblick<br />
über die Themen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>tage<br />
in den letzten zehn Jahren zeigt die<br />
Bandbreite <strong>der</strong> vom BAK behandelten<br />
Probleme.<br />
1997 Bildungsqualität braucht<br />
professionelle Lehrerbildung (Bonn)<br />
1998 Bildungswandel in Ost- und<br />
Westeuropa (Königstein)<br />
1999 For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n. Schule<br />
und Lehrerbildung an <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />
(Braunschweig)<br />
2000 Aufbrüche (Rostock)<br />
2001 Perspektiven – Der Weg in<br />
die Zukunftsfähigkeit (Berlin)<br />
2002 Brücken (Bautzen)<br />
2003 Orientierung – Aneignen von<br />
Wissen und Werten (Erfurt)<br />
2004 Das Lehren lernen (Dessau)<br />
2005 Kulturen (Frankfurt am Main)<br />
2006 Bewertung in <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
(Cottbus)<br />
Die Zweiphasigkeit <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />
hat sich grundsätzlich bewährt.<br />
In <strong>der</strong> Ersten Phase dominiert <strong>der</strong><br />
Erkenntniszusammenhang, während<br />
die Zweite Phase stärker den Handlungszusammenhang<br />
betont. Allerdings<br />
sollten die Gesamtperspektive<br />
<strong>der</strong> Ausbildung und ihre Kontinuität<br />
durch eine bessere Verzahnung<br />
und Vernetzung <strong>der</strong> beiden Phasen<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Wir brauchen eine<br />
kohärente Lehrerbildung mit klar defi<br />
nierten Anschlussfähigkeiten. Sicher<br />
müssen auch die Berufseingangsphase<br />
und die Fortbildung – als bedeutsame<br />
Dritte Phase – noch stärker<br />
in dem Gesamtkonzept berücksichtigt<br />
werden. Im Blick auf die heute<br />
gefor<strong>der</strong>ten vielfältigen Kompetenzen<br />
<strong>der</strong> jungen Lehrer/innen müssen<br />
neue Modelle <strong>der</strong> Koordination und<br />
Seite 70<br />
Seite 71
BAK BAK<br />
Kooperation entwickelt werden.<br />
Auch obligatorische und kompetent<br />
angeleitete, betreute und ausgewertete<br />
Schulpraktika (mit Beteiligung<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e) sind nötig, wenn die<br />
Lehrerausbildung insgesamt professionellen<br />
Standards genügen soll.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Ersten Phase wäre<br />
es günstig, wenn die Erziehungswissenschaften<br />
nicht nur ihre „klinische“<br />
Komponente verstärkten, wie es ja<br />
auch von manchen Hochschullehrern<br />
gefor<strong>der</strong>t wird, son<strong>der</strong>n auch die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
im Lehrberuf thematisch<br />
und curricular stärker zu berücksichtigen<br />
bereit und in <strong>der</strong> Lage wären.<br />
In <strong>der</strong> aktuellen Lehrerbild- und Lehrerbildungsdiskussion<br />
hat <strong>der</strong> BAK<br />
Flagge gezeigt und auf vielen Podien<br />
und bei <strong>der</strong> KMK-Anhörung Perspektiven<br />
und Positionen einer zukunftsfähigen<br />
Lehrerbildung aus <strong>der</strong> Sicht<br />
<strong>der</strong> Zweiten Phase vorgestellt.<br />
Auf dem Bundeskongress 1994 hat<br />
<strong>der</strong> BAK seine „<strong>Seminar</strong>-Perspektiven<br />
2000“ verabschiedet und weitere<br />
Konsequenzen für die Lehrerausbildung<br />
angesichts neuer gesellschaftlicher<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen entfaltet.<br />
So muss zum Beispiel die vielfach<br />
gefor<strong>der</strong>te Stärkung <strong>der</strong> personalkommunikativen<br />
Kompetenz <strong>der</strong><br />
Lehrer/innen vor allem in <strong>der</strong> Zweiten<br />
Phase geleistet werden. Die <strong>Seminar</strong>e<br />
brauchen dazu auch in Zeiten<br />
knapper Kassen eine personell,<br />
räumlich und sächlich gute Ausstattung.<br />
Die <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/<br />
innen müssen eine ihrer Bedeutung<br />
und Verantwortung im Bildungswesen<br />
entsprechende Stellung und<br />
Besoldung erfahren.<br />
Im Dezember 2003 hat <strong>der</strong> BAK unter<br />
dem Titel „Zukunftsfähige Lehrerbildung“<br />
seine Stellungnahme zur<br />
aktuellen Lehrerbildungsdiskussion<br />
prägnant gebündelt vorgelegt. Im<br />
Son<strong>der</strong>heft 2005/2006 „Stärken<br />
und Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Zweiten<br />
Phase“ wird die Stellungnahme durch<br />
weitere aktuelle Beiträge vertieft und<br />
erweitert.<br />
Aktuell kümmert sich <strong>der</strong> BAK<br />
beson<strong>der</strong>s um neue Ansätze in den<br />
Fachdidaktiken und hat dazu im<br />
November 2006 einen außerordentlichen<br />
Bundeskongress in Leipzig<br />
durchgeführt, <strong>der</strong> Ende <strong>2007</strong> mit erweiterter<br />
Themenstellung fortgeführt<br />
werden soll.<br />
Weitere aktuelle Schwerpunkte sind<br />
<strong>der</strong> lange vernachlässigte Bereich<br />
<strong>der</strong> Berufseignung – Stichwort:<br />
diagnostische Lehrerbildung – sowie<br />
die Diskussion und Gestaltung <strong>der</strong><br />
Bachelor-Master-Studiengänge, die<br />
spätestens seit den Quedlinburger<br />
Beschlüssen <strong>der</strong> KMK und <strong>der</strong> Initiative<br />
<strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz<br />
immer größeren Raum einnehmen.<br />
Der BAK unterstützt die Lehrerausbildung<br />
und die <strong>Seminar</strong>arbeit vor<br />
allem auch durch seine Publikationen.<br />
Anhand <strong>der</strong> „Mitteilungen des<br />
BAK“ lässt sich die Geschichte <strong>der</strong><br />
<strong>Seminar</strong>e und die Entwicklung <strong>der</strong><br />
<strong>Seminar</strong>landschaft in Deutschland<br />
nachzeichnen. Aber es geht in diesen<br />
<strong>Heft</strong>en von Anfang an nicht nur um<br />
Informationen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e o<strong>der</strong><br />
des <strong>Bundesarbeitskreis</strong>es. Schon zu<br />
Zeiten von Frau Dr. Erika Essen, <strong>der</strong><br />
ersten Vorsitzenden des BAK, be-<br />
mühte sich die Zeitschrift vor allem<br />
um gegenseitige Verständigung, um<br />
Aufarbeitung und kritische Begleitung<br />
aktueller bildungspolitischer,<br />
schulpädagogischer und didaktischer<br />
Tendenzen. Eigene fach- und seminardidaktische<br />
Konzepte wurden<br />
entwickelt und vorgestellt. An <strong>der</strong><br />
Nahtstelle von Theorie und Praxis<br />
angesiedelt, brauchen wir die ständige<br />
Refl exion und Vergewisserung des<br />
eigenen Standorts im Spannungsfeld<br />
von Schule, Hochschule und <strong>Seminar</strong>.<br />
Seit 1995 publizieren wir unsere<br />
Zeitschrift als neugestaltete Vierteljahresschrift<br />
unter dem Titel „SEMI-<br />
NAR – Lehrerbildung und Schule“.<br />
Durch gründliche thematische Aufarbeitung,<br />
vermehrte Praxis-Berichte<br />
und zusätzlichen Kolumnen wollen<br />
wir den Informations- und Meinungsaustausch<br />
vor allem in den Kollegien<br />
<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e weiter för<strong>der</strong>n und<br />
so die Arbeit <strong>der</strong> Zweiten Phase<br />
nachhaltig unterstützen. Wir wollen<br />
zugleich den Dialog mit an<strong>der</strong>en<br />
Ausbildungsinstitutionen verstärken.<br />
Die Nachfrage nach den <strong>Seminar</strong>beiträgen<br />
ist groß, die Resonanz sehr<br />
erfreulich. Neben den Lesern an den<br />
<strong>Seminar</strong>en gibt es zunehmend auch<br />
an<strong>der</strong>e Interessenten und Abonnenten<br />
– in Schulen, Hochschulen,<br />
Fortbildungsinstitutionen und in <strong>der</strong><br />
Administration.<br />
Einzelne ältere <strong>Heft</strong>e sind auf Nachfrage<br />
noch erhältlich.<br />
Die Berliner Landesgruppe hat 2005<br />
zusammen mit den Schulleiterver-<br />
bänden eine Veranstaltung mit Herrn<br />
Staatssekretär Haertel zur künftigen<br />
Gestaltung des Vorbereitungsdienstes<br />
in Berlin sowie eine Fortbildung<br />
zur Modularisierung und Portfolioarbeit<br />
in <strong>der</strong> 2. Phase durchgeführt.<br />
2006 wurde auf einer außerordentlichen<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung die aktuelle<br />
Position <strong>der</strong> Landesgruppe zur<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> schulpraktischen<br />
Ausbildung beschlossen, in <strong>der</strong><br />
Zeitschrift SEMINAR veröffentlicht<br />
und den Parteien als Wahlprüfsteine<br />
zugesandt.<br />
Das Fortbildungsangebot galt dem<br />
Thema „Diagnose, För<strong>der</strong>ung und<br />
Beratung individueller Lernprozesse<br />
im Rahmen einer verän<strong>der</strong>ten Lern-<br />
und Leistungskultur“.<br />
Eine weitere Veranstaltung galt <strong>der</strong><br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kooperation<br />
von Universität und Vorbereitungsdienst<br />
in <strong>der</strong> Lehrerausbildung.<br />
Im Herbst wird die Fortbildung zur<br />
Diagnostik fortgesetzt werden.<br />
Bernd Knittel, Landesprecher<br />
Wilfried Roe<strong>der</strong>, Schriftführer<br />
Bisher liegen folgende <strong>Heft</strong>e <strong>der</strong> Zeitschrift<br />
„SEMINAR“ vor:<br />
SEMINAR 1995<br />
1/95 Bildungslandschaft Deutsch-<br />
land<br />
2/95 Beratung<br />
3/95 Ästhetische und politische<br />
Bildung<br />
4/95 <strong>Seminar</strong>didaktik<br />
SEMINAR 1996<br />
1/96 Beurteilen<br />
2/96 Wirksamkeit <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />
Seite 72 Seite 73
BAK<br />
3/96 Umgang mit schwierigen Schul-<br />
situationen<br />
4/96 Interdisziplinarität<br />
SEMINAR 1997<br />
1/97 Qualität <strong>der</strong> Lehrer/innen-Aus-<br />
bildung<br />
2/97 Menschenbild und Organisation<br />
3/97 Kooperation <strong>Seminar</strong> - Schule<br />
4/97 Fächerübergreifendes Arbeiten<br />
in <strong>der</strong> Schule und im <strong>Seminar</strong><br />
SEMINAR 1998<br />
1/98 Bildungsqualität braucht pro-<br />
fessionelle Lehrerbildung<br />
2/98 Multimedia<br />
3/98 <strong>Seminar</strong>profi le<br />
4/98 Bildungswandel in Ost- u. W-<br />
Europa<br />
SEMINAR 1999<br />
1/99 Beratung und Kommunikation<br />
2/99 Beurteilen und Prüfen<br />
3/99 Perspektiven <strong>der</strong> Lehrer/innen-<br />
Bildung<br />
4/99 Didaktik <strong>der</strong> Fächer I: Math-<br />
ematik - Deutsch<br />
SEMINAR 2000<br />
1/00 For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n<br />
2/00 Fachdid. II:<br />
Sprachen,Physik,Chemie<br />
3/00 Projekte in <strong>Seminar</strong> und Schule<br />
4/00 <strong>Seminar</strong>-Methoden und Unter-<br />
richts- kultur<br />
SEMINAR 2001<br />
1/01 Aufbrüche – 34. <strong>Seminar</strong>tag<br />
Rostock<br />
2/01 Evaluation in Lehrerbildung und<br />
Schule<br />
3/01 Lehrerbildung – Anspruch und<br />
Wirklichkeit<br />
4/01 Berufl iche Bildung<br />
SEMINAR 2002<br />
Seite 74<br />
1/02 Perspektiven – Weg in die Zu-<br />
kunftsfähigkeit<br />
2/02 Eingangsqualifi kation f. Ausbil-<br />
dende<br />
3/02 Berufl iche Bildung II<br />
4/02 Wertorientierung in d. Lehrerbil-<br />
dung<br />
SEMINAR 2003<br />
1/03 Brücken – 36. <strong>Seminar</strong>tag<br />
Bautzen<br />
2/03 Standard, Modul, Portfolio -<br />
neue Schlüsselwörter<br />
3/03 Bildung 2003<br />
4/03 Positionen – Diskussionen<br />
SEMINAR 2004<br />
1/04 Orientierung – Aneignen von<br />
Wissen und Werten<br />
2/04 Lernen u. Leisten in <strong>der</strong> Grun-<br />
dschule<br />
3/04 Unterrichtsrefl exion<br />
4/04 Videogestützte Unterrichtsre-<br />
fl exion (mit DVD)<br />
SEMINAR 2005<br />
1/05 Das Lehren lernen (Dessau)<br />
2/05 Standards und Module<br />
3/05 Gestaltung von Praxisphasen<br />
4/05 Nach Bologna und PISA<br />
SEMINAR 2006<br />
1/06 Kulturen (Frankfurt am Main)<br />
2/06 Qualität <strong>der</strong> Lehrerbildung im<br />
Wandel sichern und weiterentwickeln<br />
3/06 Neue Ansätze in den Fachdida-<br />
ktiken<br />
4/06 Medien in <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />
(mit DVD)<br />
Eine BAK - Beitrittserklärung liegt <strong>der</strong><br />
Broschüre in <strong>der</strong> <strong>Heft</strong>mitte bei.<br />
Die komplette Auftaktnummer <strong>der</strong> Broschüre<br />
„Betrifft: Lehrerausbildung und<br />
Schule“ steht als Download-Datei zur<br />
Verfügung. Über www.bak-online.de kann<br />
man auf die Internetseite des Landesverbandes<br />
Berlin zugreifen und die Datei<br />
herunterladen.