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Heft 1 - Juni 2007 - Bundesarbeitskreis der Seminar

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<strong>Heft</strong> 1 <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong><br />

<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e. V. ,<br />

Landesgruppe Berlin (Hrsg.)<br />

An Stelle eines Vorwortes<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

liebe an <strong>der</strong> Lehrerausbildung interessierte Leserinnen und Leser,<br />

Sie halten die erste Broschüre „Betrifft: Lehrerausbildung und Schule“ in Ihren Händen,<br />

die in <strong>der</strong> Verant wortung <strong>der</strong> Landesgruppe Berlin des BAK (<strong>Bundesarbeitskreis</strong>es<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.) herausgeben wird. Was <strong>der</strong> BAK tut, welche<br />

Ziele und Aufgaben er verfolgt und was er in <strong>der</strong> Vergangenheit bereits alles getan hat,<br />

können Sie dem Beitrag am Ende <strong>der</strong> Broschüre entnehmen. An dieser Stelle sei kurz<br />

gesagt:<br />

Wir wollen mit dieser Broschüre einen Anfang machen und uns in die bildungspolitische<br />

Diskussion um die Lehrerausbildung in unserem Land einbringen. Deswegen<br />

versenden wir sie u.a.<br />

• an alle öffentlichen Schulen Berlins,<br />

• an alle Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e unseres Bundeslandes,<br />

• an die im Abgeordnetenhaus von Berlin vertretenen Parteien,<br />

• an Vertreter <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung,<br />

• an Vertreter <strong>der</strong> Berliner Universitäten,<br />

• an die Lehrerverbände im DBB Berlin sowie die GEW Berlin,<br />

• an die Berliner Schulleiterverbände,<br />

• an den Personalrat <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Lehreranwärter und<br />

• die großen Berliner Zeitungen.<br />

Wir wollen unsere jahrelangen Erfahrun gen und unsere Ideen für die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> qualifi zierten, in den an<strong>der</strong>en Bun deslän<strong>der</strong>n hoch anerkannten Berliner Lehrerausausbildung<br />

zu Gehör bringen. Wir hoffen mit unseren Ausführungen nicht nur gehört<br />

zu werden, son<strong>der</strong>n wollen Ge sprächspartner sein im Gedankenaustausch mit den<br />

Berliner Universitäten, den Schulen, <strong>der</strong> Senatsverwaltung, den Gewerkschaften und<br />

Lehrerverbänden sowie jenen, die für die Lehrerausbildung in dieser Stadt politische<br />

Verantwortung tragen. Gleichzeitig ist es unser Ziel, den Gedankenaustausch zwischen<br />

den Schulprakti schen <strong>Seminar</strong>en selbst sowie den Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en mit<br />

den Schulen und Universitäten zu för<strong>der</strong>n und zu pfl egen.<br />

Daher wird diese Broschüre nicht die letzte bleiben, mit <strong>der</strong> wir uns zu Wort melden;<br />

Seite


An Stelle eines Vorwortes<br />

vielmehr beabsichtigen wir, uns zwei- bis<br />

dreimal im Jahr auf diesem Weg an Sie zu<br />

wen den.<br />

Wir hoffen sehr, dass unsere Broschüren<br />

auch den einen o<strong>der</strong> den an<strong>der</strong>en unter<br />

Ihnen veranlassen wird, sich intensiver mit<br />

den von uns aufgeworfenen Fragen zu<br />

beschäftigen, mit uns in Kontakt zu treten<br />

und damit unseren Wunsch auf eine<br />

weiterführende Kommunika tion zu folgen.<br />

Sie erreichen uns über das<br />

• 2. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> Neukölln,<br />

Wildhüter Weg 5, 12353 Berlin,<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

Fax: 030 - 667 060 12; E-Mail: SPS-2-Neukoelln.kn-we@t-online.de<br />

• 2. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> Lichtenberg,<br />

Harnackstraße 25, 10365 Berlin,<br />

Herbert Böpple, Fax: 030 - 55 77 97 87-9;<br />

E-Mail: sps1u2lib@web.de<br />

• o<strong>der</strong> über den Vorsitzenden <strong>der</strong> Landesgruppe<br />

Berlin <strong>der</strong> BAK, Bernd Knittel,<br />

Wilskistraße 9, 14169 Berlin, BAKBerlin@tonline.de<br />

In dieser ersten Ausgabe befassen wir<br />

uns mit dem Thema „Lehrerausbildung<br />

im Wandel“: Im Anschluss an eine kurze<br />

Darstellung <strong>der</strong> Organisation des Ablaufs<br />

und einiger aktueller Aufgaben <strong>der</strong> schulpraktischen<br />

Ausbildung in Berlin sowie<br />

einer Zusammenstellung statistischer<br />

Angaben zur Schulpraktischen Ausbildung<br />

im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> äußern sich<br />

verschiedene Autoren aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln zu diesem Thema, u.a.<br />

stellt Herr Dannert von <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

den <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Reform<br />

<strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin dar.<br />

Im zweiten Abschnitt fi nden Sie Beiträge<br />

aus <strong>der</strong> Praxis, verfasst von <strong>Seminar</strong>leitern,<br />

Fachseminarleitern, Schullei tern und<br />

ehemaligen Referendaren, die sich dieses<br />

Mal vorrangig mit <strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong><br />

Einstellung erfolgreicher Absolventen <strong>der</strong><br />

Zweiten Staatsprüfung in den (Berliner)<br />

Schuldienst beschäftigen.<br />

Unter <strong>der</strong> Rubrik „Aufgeschnappt“ haben<br />

wir Veröffentlichungen zu den angesprochenen<br />

Themen aus den Printmedien<br />

zusammengestellt und unter „Mitteilungen“<br />

Daten zusammengetragen, die nicht<br />

nur für die Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e<br />

von Bedeutung sind.<br />

Zu guter Letzt stellt sich <strong>der</strong> BAK etwas<br />

ausführlicher vor.<br />

Wir möchten an dieser Stelle nicht<br />

vergessen, allen zu danken, die ge holfen<br />

haben, das Erscheinen dieser Schrift zu<br />

ermöglichen. Dass nicht alle Beiträge<br />

die Meinung <strong>der</strong> Berliner Landesgruppe<br />

des BAK wie<strong>der</strong>geben, ist sicher jedem<br />

verständlich, daher tragen die Beiträge<br />

den Namen <strong>der</strong> Verfasserin bzw. des<br />

Verfassers.<br />

Danken möchten wir auch <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Wissenschaft und<br />

Forschung, die es uns gestattet hat, diese<br />

und die folgenden Schriften auf dem<br />

Wege <strong>der</strong> Dienstpost zu versenden.<br />

Nun bleibt uns nur noch, Ihnen eine<br />

interessante Lektüre zu wünschen und<br />

Sie noch ein mal zu bitten, uns auf das<br />

Gelesene anzusprechen sowie sich<br />

evtl. mit einem eigenen Beitrag an <strong>der</strong><br />

nächsten Ausgabe zu beteiligen, die sich<br />

voraussichtlich dem Thema „Reform<br />

<strong>der</strong> Lehrerausbildung in <strong>der</strong> 2. Phase“<br />

widmen wird.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

für das Redaktionsteam<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

Herbert Böpple<br />

<strong>Seminar</strong>leiter<br />

Berlin, <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Lehrerbildung im Wandel Seite<br />

Der Vorbereitungsdienst in Berlin – eine Zustandsbeschreibung<br />

Jens Kühne, Jens-Uve Wahner 4<br />

Aus <strong>der</strong> Statistik <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e 2006/07 Ingrid Stampe 7<br />

Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin Joachim Dannert<br />

Bologna – die Türme stehen noch schief<br />

11<br />

Michael Quast-Cojocaru, Prof. Dr. Daniela Caspari<br />

„Großseminare“ – eine Chance für die schulpraktische Ausbildung<br />

14<br />

Herbert Böpple 21<br />

Kooperation zwischen Schule und <strong>Seminar</strong> Roswitha Kneer-Werner<br />

24<br />

Das Jenaer-Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung Andreas Stephan 28<br />

Forum<br />

Folgen des Weggangs junger Lehrkräfte aus Berlin Roswitha Kneer-Werner 31<br />

E-Mail nach Brasilien Herbert Böpple 35<br />

Mit offenen Armen. Erfahrungen einer Berufsanfängerin in Hamburg<br />

Chantal Rosenschon 37<br />

Ruhe vor dem nächsten Sturm? Gabriele Eisenberg 38<br />

Briefe an die Senatsverwaltung Elisabeth von Schöning 42<br />

Erfahrungen mit <strong>der</strong> Einstellung von Referendaren Michael Frank 45<br />

Die Personalkostenbudgetierung Dr. Jobst Werner 48<br />

Ein persönlicher Rückblick auf meine Ausbildung – und ein Ausblick<br />

auf den Reformbedarf in <strong>der</strong> Lehrerbildung Stefan Wagner<br />

51<br />

Aufgeschnappt<br />

Zöllner will Schulen mehr Freiheit bei Finanzen geben<br />

Der Tagesspiegel vom 12.02.07 57<br />

Gesucht: Längerfristige Perspektiven Der Tagesspiegel vom 18.02.07 58<br />

Keine Kandidaten fürs Lehrercasting Der Tagesspiegel vom 04.03.07 59<br />

Län<strong>der</strong> einigen sich bei Lehrerbildung Der Tagesspiegel vom 09.03.07 60<br />

Lehrerausbildung in Brandenburg wird reformiert 28.04.<strong>2007</strong>,<br />

aus dem Landtag von Brandenburg 61<br />

Baustelle Lehrerbildung Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 06.05.07 61<br />

Mitteilungen<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e 64<br />

Bewerbungstermine, Vereidigungstermine, Einführungsseminare 63<br />

Aufnahme von Lehramtsanwärtern zum August <strong>2007</strong> 63<br />

Fachseminarleiter/in werden! 63<br />

Personalia 66<br />

Jour fi xe 68<br />

Literaturhinweise 69<br />

Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen<br />

Wer wir sind – was wir tun – was wir wollen Bernd Knittel<br />

69<br />

BAK-Beitrittserklärung <strong>Heft</strong>mitte<br />

Impressum 56<br />

Seite 2 Seite 3


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Der Vorbereitungsdienst in Berlin – eine Zustandsbeschreibung<br />

Lehrerausbildung und Reform<br />

– immer, wenn in jüngster Zeit von<br />

Lehrerausbildung die Rede ist, taucht<br />

dieses Begriffspaar auf. In <strong>der</strong> Ersten<br />

Phase ist die Reform so weit gediehen,<br />

dass mit dem Wintersemester<br />

07/08 die Masterstudiengänge beginnen<br />

können; eine Reform <strong>der</strong> Zweiten<br />

Phase ist geplant (vgl. den Beitrag<br />

von Joachim Dannert). Angesichts<br />

dieser Reformdiskussion lohnt ein<br />

Blick auf die Zweiten Phase und ihrer<br />

aktuellen Probleme; die Grundzüge<br />

<strong>der</strong> geplanten Reform mögen dadurch<br />

deutlicher werden.<br />

Die gegenwärtige Ausbildungsstruktur.<br />

Das <strong>der</strong>zeitige Ausbildungssystem<br />

sieht eine intensive Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lehramtsanwärter (LAA)1 vor:<br />

Die <strong>Seminar</strong>leiter sind für die Ausbildung<br />

<strong>der</strong> ihnen zugewiesenen<br />

LAA verantwortlich: Sie leiten die<br />

Veranstaltungen des Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong>s, beraten und betreuen sie<br />

individuell und führen bis zum Ende<br />

<strong>der</strong> Ausbildung mindestens 6 Unterrichtsbesuche<br />

mit anschließen<strong>der</strong><br />

Beratung durch.<br />

Die Fachseminarleiter führen die LAA<br />

in die Unterrichtspraxis des jeweiligen<br />

Faches ein und besuchen sie<br />

während <strong>der</strong> Ausbildungszeit mindestens<br />

sechsmal in ihrem Unterricht,<br />

beraten und beurteilen sie. Das<br />

Allgemeine <strong>Seminar</strong> fi ndet einmal<br />

wöchentlich nachmittags statt, die<br />

beiden Fachseminare jeweils einmal<br />

wöchentlich vormittags. Die LAA sind<br />

in <strong>der</strong> Regel an drei Unterrichtstagen<br />

in <strong>der</strong> Woche an ihren Ausbildungsschulen<br />

tätig. Mit Beginn des Vorbereitungsdienstes<br />

werden die LAA mit<br />

selbständigem Unterricht beauftragt,<br />

<strong>der</strong> zwischen vier und acht Wochenstunden<br />

beträgt. Die LAA haben<br />

insgesamt zehn bzw. zwölf Wochenstunden<br />

Ausbildungsunterricht zu<br />

erteilen, <strong>der</strong> sich aus selbständigem<br />

Unterricht, Hospitationen und Unterricht<br />

unter Anleitung zusammensetzt.<br />

Die Teilnahme an Gesamt-,<br />

Fach- und Klassenkonferenzen sowie<br />

Dienstbesprechungen ist, soweit<br />

dem nicht Ausbildungsverpfl ichtungen<br />

entgegenstehen, verpfl ichtend.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Struktur gilt, dass die<br />

Ausbil<strong>der</strong> auch ihre LAA prüfen. Zwischen<br />

dem neunten und dem zwölften<br />

Ausbildungsmonat erhalten die<br />

LAA das Thema für ihre schriftliche<br />

Prüfungsarbeit. Die Bearbeitungszeit<br />

für die Prüfungsarbeit beträgt fünf<br />

Monate.<br />

Vor dem Ende des ersten Ausbildungsjahres<br />

führt <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter<br />

nach Rücksprache mit den Fachseminarleitern<br />

und Schulleitern mit<br />

den LAA ein Gespräch über <strong>der</strong>en<br />

Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistungen<br />

nach dem Ausbildungsstand und<br />

erörtert mit ihnen die Schwerpunkte<br />

<strong>der</strong> weiteren Ausbildung. Über dieses<br />

Gespräch wird ein Protokoll angefertigt<br />

Am Ende des dritten Ausbildungshalbjahres<br />

äußern sich die Ausbil<strong>der</strong><br />

und die Schulleiter schriftlich zu den<br />

Kenntnissen und Leistungen <strong>der</strong><br />

LAA. Alle Beurteilungen schließen mit<br />

einer Note. Der <strong>Seminar</strong>leiter erstellt<br />

eine zusammenfassende Beurteilung;<br />

diese Note wird bei <strong>der</strong> Bildung des<br />

Gesamtergebnisses <strong>der</strong> Zweiten<br />

Staatsprüfung zweifach gewichtet.<br />

Die Zweiten Staatsprüfungen werden<br />

im vierten Ausbildungshalbjahr<br />

durchgeführt. Die Prüfungszeiträume<br />

liegen – je nach Einstellungstermin<br />

– zwischen März und <strong>Juni</strong> bzw.<br />

September und Dezember. Am letzten<br />

Tag des Vorbereitungsdienstes<br />

werden den Lehramtsanwärtern die<br />

Zeugnisse ausgehändigt.<br />

In Berlin dauert <strong>der</strong> Vorbereitungsdienst<br />

für die LAA zurzeit noch zwei<br />

Jahre. Ab dem Jahre 2009 wird das<br />

Referendariat nach <strong>der</strong>zeitiger Planung<br />

für den gehobenen Dienst zwölf<br />

Monate (Lehrerlaufbahn) und für die<br />

höheren Dienst bis zu 24 Monate<br />

(Studienratslaufbahn) betragen. Für<br />

die Studienratslaufbahn können von<br />

gleichwertigen praktischen Ausbildungszeiten,<br />

die während des Studiums<br />

geleistet wurden, bis zu zwölf<br />

Monate angerechnet werden.<br />

Aktuelle Problemfel<strong>der</strong>. Dass diese<br />

Ausbildungsstruktur gute Ergebnisse<br />

zeitigt, belegen das große Interesse,<br />

das den (guten) Absolventen des<br />

Berliner Vorbereitungsdienstes in<br />

an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n zuteil wird,<br />

aber auch die traurigen Blicke, die<br />

die Berliner Schulleiter diesen jungen<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Lehrern nachsenden. Allein im letzten<br />

Jahr fanden viele Absolventen aus<br />

Berlin in Hamburg ihren Arbeitsplatz<br />

bei – im Vergleich zu Berlin – wesentlich<br />

höheren Bezügen und günstigeren<br />

Einstellungsbedingungen. (vgl.<br />

die weiteren Beiträge zu diesem<br />

Thema)<br />

Trotz <strong>der</strong> bundesweiten Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsqualität, zeichneten<br />

sich in den letzten Jahren in <strong>der</strong> Berliner<br />

Lehrerausbildung doch einige<br />

Problemfel<strong>der</strong> ab, die im Folgenden<br />

angesprochen werden.<br />

Die Fachseminare: Hier ergibt sich<br />

seit geraumer Zeit eine immer stärkere<br />

werdende Arbeitsbelastung für die<br />

Fachseminarleiter:<br />

• Die Fachseminarleiter erhalten<br />

für ihre Tätigkeit eine Stundenermäßigung<br />

im Umfang von 10 Stunden.<br />

Dafür haben sie ein komplexes<br />

Aufgabenfeld zu bewältigen (vgl.<br />

oben). Vergleicht man die Stundenermäßigung<br />

mit diesem Aufgabenfeld,<br />

kommt man zu dem Schluss, dass<br />

die Ermäßigung zu gering ist. Mit <strong>der</strong><br />

Erhöhung <strong>der</strong> Pfl ichtstundenzahl ging<br />

darüber hinaus eine vermin<strong>der</strong>te Wirkung<br />

<strong>der</strong> Stundenermäßigung einher.<br />

• Fachseminarleiter sind häufi g<br />

„Leistungsträger“ in ihren Schulen;<br />

man fi ndet sie an exponierter Stelle<br />

bei <strong>der</strong> Arbeit am Schulprogramm,<br />

in <strong>der</strong> erweiterten Schulleitung, aber<br />

auch als Prüfer beim MSA, bei <strong>der</strong> 5.<br />

Prüfungskomponente, im Zentralabitur.<br />

• In <strong>der</strong> Regel wird <strong>der</strong> Richtwert<br />

für die Teilnehmerzahl in den<br />

Fachseminaren erreicht, in einigen<br />

Fällen hat ein Fachseminar 14-15<br />

Teilnehmer.<br />

Seite 4<br />

Seite 5


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

• Um Ungleichgewichtigkeit<br />

bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />

auf die Fachseminare zu<br />

vermeiden, wird eine gleichmäßige<br />

Verteilung angestrebt. Das führt<br />

dazu, dass Lehramtsanwärter aus<br />

verschiedenen Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>en sich im Fachseminar<br />

treffen. Für die Fachseminarleiter<br />

bedeutet das weitere Fahrwege bei<br />

den Unterrichtsbesuchen, da die<br />

Leiter <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e<br />

die Lehramtsanwärter in unterschiedlichen<br />

Regionen auf die Ausbildungsschulen<br />

verteilen.<br />

Die Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e: Natürlich<br />

hat die oben skizzierte stärkere<br />

Belastung <strong>der</strong> Fachseminare auch<br />

Auswirkungen auf die Zusammenarbeit<br />

im Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>.<br />

Auch für die Leiter <strong>der</strong> Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>e zeigen sich spezielle<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />

• Für sie ist die Erhöhung <strong>der</strong><br />

Stunden, mit denen die Lehramtsanwärter<br />

den Schulen angerechnet<br />

werden, gewichtig. Grundsätzlich<br />

kann man sagen, dass die Kooperation<br />

mit den Schulleitern bei <strong>der</strong><br />

Zuweisung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter zu<br />

den Ausbildungsschulen vertrauens-<br />

voll und gut ist. Allerdings überlegt<br />

es sich ein Schulleiter gründlich, ob<br />

er einen Lehramtsanwärter mit dem<br />

Fach X, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Statistik mit 7,5<br />

Stunden verbucht wird, an seiner<br />

Schule haben will, wenn ein Mangel<br />

im Fach Y besteht. Für den <strong>Seminar</strong>leiter<br />

wie<strong>der</strong>um macht es Sinn, einen<br />

Lehramtsanwärter für das Fach X<br />

an genau diese Schule zu schicken,<br />

weil dieser dort im Fach X optimale<br />

Ausbildungsbedingungen vorfi ndet.<br />

Bedarfsdecken<strong>der</strong> Unterrichtseinsatz<br />

versus optimale Ausbildungsbedingungen<br />

– hier besteht die Gefahr<br />

eines grundsätzlichen Interessenkonfl<br />

iktes.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> geplanten Nutzung<br />

<strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung<br />

dürften die relativ hohen<br />

Anrechnungsstunden für die LAA zu<br />

Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Zuweisung<br />

<strong>der</strong> LAA an die Schulen führen, da<br />

die Lehrerausstattung nicht über<br />

100 % liegen darf.<br />

Jens Kühne Jens-Uve Wahner<br />

<strong>Seminar</strong>leiter<br />

1 Vereinfachend wird bei Personenangaben im<br />

Folgenden nur die männliche Form verwendet.<br />

Aus <strong>der</strong> Statistik <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e 2006/<strong>2007</strong><br />

(Quelle: SenBildWiss II A 2.03, Hr.<br />

Wüstenberg, Stichtag 01.01.<strong>2007</strong>)<br />

In Berlin werden zurzeit 1500 Lehramtsanwärter<br />

in insgesamt 35<br />

Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en für die<br />

verschiedenen Laufbahnen ausgebildet.<br />

35 <strong>Seminar</strong>leiter, 11 hauptamtliche<br />

Fachseminarleiter und 259<br />

Fachseminarleiter gestalten die Ausbildung<br />

in den Allgemeinen <strong>Seminar</strong>en<br />

und den Fachseminaren. Außerdem<br />

leisten natürlich noch sehr viele<br />

Schulleiter/innen und Lehrer/innen an<br />

den Ausbildungsschulen einen ganz<br />

wesentlichen Beitrag zur Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Lehramtsanwärter.<br />

Schulpraktische <strong>Seminar</strong>e und <strong>Seminar</strong>mitglie<strong>der</strong><br />

in Berlin nach Bezirk<br />

(Siehe Tabelle auf <strong>der</strong> folgenden<br />

Doppelseite)<br />

Geschlecht und Durchschnittsalter<br />

• 74 % <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />

(kurz: LAA) insgesamt sind weiblich.<br />

In <strong>der</strong> Lehrer-Laufbahn mit einem<br />

Wahlfach sind dies sogar über 86<br />

%, in <strong>der</strong> Laufbahn des Studienrates<br />

mit berufl icher Fachrichtung gibt es<br />

dagegen „nur“ 55 % weibliche LAA.<br />

• Das Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />

LAA im Vorbereitungsdienst beträgt<br />

ca. 32,5 Jahre, wobei das <strong>der</strong> Lehrer<br />

mit fachwissenschaftlicher Ausbildung<br />

in zwei Fächern mit 33 Jahren<br />

ca. 1,5 Jahre über dem <strong>der</strong> Studien-<br />

ratslaufbahn mit wissenschaftlichen<br />

o<strong>der</strong> künstlerisch-wissenschaftlichen<br />

Fächern liegt.<br />

• Bei <strong>der</strong> Studienratslaufbahn<br />

mit einer berufl ichen Fachrichtung<br />

liegt das Durchschnittsalter bei fast<br />

35 Jahren, was teilweise dadurch<br />

erklärt werden kann, dass durch die<br />

Möglichkeit des Quereinstiegs LAA<br />

ausgebildet werden, die vorher schon<br />

einen Beruf ausgeübt haben.<br />

Seite 6 Seite 7<br />

Fächer<br />

Bei den folgenden Angaben muss<br />

berücksichtigt werden, dass sich die<br />

Zahlen jeweils auf ein Fach beziehen<br />

und die Fächerkombinationen insgesamt<br />

nicht erfasst bzw. ausgewertet<br />

wurden.<br />

Lehrer und Lehrer mit fachwissenschaftlicher<br />

Ausbildung in zwei<br />

Fächern:<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

• Für das Fach Mathematik<br />

werden in den Laufbahnen für Lehrer<br />

mit einem bzw. zwei Fächern insgesamt<br />

37 LAA mit dem Fach Mathematik<br />

ausgebildet.<br />

• Im Fach Physik gibt es<br />

insgesamt 5 LAA, im Fach Chemie 2<br />

LAA und im Fach Informatik zurzeit<br />

überhaupt keinen LAA.<br />

• Im Vergleich dazu werden<br />

125 LAA im Fach Deutsch, 92 LAA<br />

im Fach Englisch, 63 LAA im Fach<br />

Sport und 58 LAA in Bildende Kunst<br />

ausgebildet.


Lehrerfortbildung im Wandel Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Lehrer an Son<strong>der</strong>schulen:<br />

• 90 LAA werden im Fachseminar<br />

für Sprachbehin<strong>der</strong>tenpädagogik,<br />

74 LAA im Fachseminar für<br />

Lernbehin<strong>der</strong>tenpädagogik, 72 LAA<br />

im Fachseminar für Geistigbehin<strong>der</strong>tenpädagogik,<br />

dagegen nur 14 in<br />

Blindenpädagogik und 9 in Sehbehin<strong>der</strong>tenpädagogik<br />

ausgebildet.<br />

Studienrat mit wissenschaftlichen<br />

o<strong>der</strong> künstlerischen Fächern:<br />

• Das Fach Mathematik ist<br />

durch 63 LAA, das Fach Physik<br />

durch 32 LAA vertreten, wobei die<br />

Kombinationen M/Ph hier doppelt erscheinen,<br />

die tatsächliche Anzahl <strong>der</strong><br />

LAA mit diesen Fächern also deutlich<br />

unter <strong>der</strong> Summe liegt.<br />

• Im Fachseminar Informatik<br />

(S) werden zurzeit 13 LAA betreut.<br />

• 205 LAA werden in <strong>der</strong><br />

Laufbahn des Studienrats im Fach<br />

Deutsch, 172 im Fach Englisch und<br />

112 LAA im Fach Biologie ausgebildet.<br />

Studienrat mit einer berufl ichen<br />

Fachrichtung:<br />

• 6 LAA besuchen das Fachseminar<br />

Deutsch und 3 LAA das<br />

Fachseminar Englisch.<br />

• Im Fach Mathematik werden<br />

insgesamt 25 LAA und im Fach Physik<br />

5 LAA ausgebildet.<br />

• Am stärksten vertreten sind<br />

Seite 8 Seite 9


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

die Fächer Wirtschaftslehre mit 75<br />

LAA, Sozialkunde mit 65 LAA und<br />

betriebliches Rechnungswesen mit<br />

60 LAA.<br />

Prüfungsergebnisse<br />

• Im Jahr 2006 sind 516 LAA<br />

zur Zweiten Staatsprüfung angetreten,<br />

466 davon haben sie erfolgreich<br />

abgelegt.<br />

• Auffällig ist dabei, dass<br />

bei den Lehrern mit zwei Fächern<br />

81% das Examen bestanden haben<br />

im Vergleich zu fast 92 % bei den<br />

Lehrern, 95 % bei den Lehrern an<br />

Son<strong>der</strong>schulen, 90 % bei den Studienräten<br />

mit wissenschaftliche o<strong>der</strong><br />

künstlerisch-wissenschaftlichen Fächern<br />

und fast 93 % bei Studienräten<br />

mit einer berufl ichen Fachrichtung.<br />

• Mit dem Fach Mathematik<br />

haben in <strong>der</strong> Laufbahn <strong>der</strong> Lehrer mit<br />

einem bzw. zwei Fächern 15 LAA, mit<br />

dem Fach Physik 1 LAA die Zweite<br />

Staatsprüfung erfolgreich abgelegt.<br />

• In <strong>der</strong> Studienrats-Laufbahn<br />

(allgemeinbildend) waren dies 24 LAA<br />

im Fach Mathematik und 13 LAA im<br />

Fach Physik, wobei die Kombinati-<br />

onen M/Ph hier doppelt erscheinen,<br />

die tatsächliche Anzahl <strong>der</strong> LAA mit<br />

diesen Fächern also deutlich unter<br />

<strong>der</strong> Summe liegt.<br />

Zukunft<br />

• Voraussichtlich werden im<br />

Jahr <strong>2007</strong> insgesamt 680 LAA zur<br />

Zweiten Staatsprüfung antreten: 138<br />

LAA aus <strong>der</strong> Lehrer-Laufbahn mit<br />

einem Fach, 74 LAA aus <strong>der</strong> Lehrer-Laufbahn<br />

mit zwei Fächern, 83<br />

Lehrer an Schulen mit son<strong>der</strong>pädagogischem<br />

För<strong>der</strong>schwerpunkt, 299<br />

LAA aus <strong>der</strong> Studienrats-Laufbahn<br />

(allgemein) und 86 LAA aus <strong>der</strong> Studienrats-Laufbahn<br />

(berufl ich).<br />

• Es ist geplant, die Zahl <strong>der</strong><br />

Ausbildungsplätze im Vorbereitungsdienst<br />

in den Jahren 2008 und 2009<br />

jeweils um 200 anzuheben, so dass<br />

dann 1900 Ausbildungsplätze für den<br />

Vorbereitungsdienst zur Verfügung<br />

stehen sollen.<br />

Ingrid Stampe<br />

<strong>Seminar</strong>leiterin (komm.)<br />

Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin<br />

Die Lehrerausbildung befi ndet<br />

sich seit einigen Jahren in einem<br />

rasanten Wandel. In Berlin entwickelten<br />

sich aus einer Bestandsaufnahme,<br />

die gemeinsam mit<br />

den vier Berliner Universitäten<br />

und <strong>der</strong> Senatsbildungsverwaltung<br />

im Sommer 2002 vorgenommen<br />

wurde, die ersten Schritte zu<br />

einer Reform.<br />

Es wurde hierbei nicht nur festgestellt,<br />

dass die Aufgabe <strong>der</strong><br />

Lehrerausbildung an den Universitäten<br />

mangelhaft verankert<br />

war. Übereinstimmend kam man<br />

außerdem zu <strong>der</strong> Schlussfolgerung,<br />

dass das herkömmliche<br />

Lehramtsstudium die künftigen<br />

Lehrerinnen und Lehrer zu wenig<br />

auf den Beruf vorbereitet hatte.<br />

Der Praxisbezug im Studium war<br />

zu gering. Die Studieninhalte<br />

zeichneten sich zum Teil durch<br />

allzu große Beliebigkeit aus.<br />

Neben diesen Mängeln wurde<br />

überdies die überlange Dauer des<br />

bisherigen Lehramtsstudiums zu<br />

einem nicht mehr hinnehmbaren<br />

Problem.<br />

In Berlin lag 2001/02 das Durchschnittsalter<br />

<strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />

beim Eintritt in den Vorbereitungsdienst<br />

bei 32 Jahren. Von<br />

den Studierenden, die im gleichen<br />

Jahr ihr Lehramtsstudium mit <strong>der</strong><br />

Ersten Staatsprüfung abgeschlos-<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

sen hatten, befand sich rund ein<br />

Drittel im 17. o<strong>der</strong> einem höheren<br />

Fachsemester.<br />

Die Fehlentwicklungen in <strong>der</strong> von<br />

den Universitäten verantworteten<br />

ersten Ausbildungsphase<br />

<strong>der</strong> künftigen Lehrkräfte konnten<br />

nicht ohne Auswirkungen auf die<br />

zweite Ausbildungsphase, den<br />

Vorbereitungsdienst, bleiben.<br />

Dieser entwickelte sich zunehmend<br />

zu einem Reparaturbetrieb<br />

und versuchte, fach- und berufswissenschaftliche<br />

Defi zite aus <strong>der</strong><br />

ersten Phase aufzuarbeiten. Dies<br />

wie<strong>der</strong>um führte auch dort zu<br />

Überlastungserscheinungen, die<br />

dem erwarteten Erwerb professioneller<br />

Kompetenzen nicht immer<br />

gut taten.<br />

Die Reformschwerpunkte wurden<br />

im Zwölften Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung<br />

des Lehrerbildungsgesetzes vom<br />

5. Dezember 2003 fi xiert. Die lehramtsbezogenen<br />

Studiengänge<br />

wurden als gestufte Studiengänge<br />

mit den Abschlüssen Bachelor<br />

und Master eingerichtet. Die Abschlüsse<br />

sind jeweils berufsqualifi<br />

zierend. Absolventen, die über<br />

einen lehramtsbezogenen Masterabschluss<br />

verfügen, können ihren<br />

Studienabschluss im Rahmen<br />

eines förmlichen Verfahrens mit<br />

einer Ersten Staatsprüfung gleich-<br />

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Lehrerfortbildung im Wandel<br />

setzen lassen und sich dann für<br />

den Vorbereitungsdienst bewerben.<br />

Diese neue Struktur <strong>der</strong> lehramtsbezogenen<br />

Studiengänge<br />

soll ermöglichen, dass die Studienqualität<br />

erhöht, die Studierbarkeit<br />

verbessert, die Studiendauer<br />

reduziert und die Verwendbarkeit<br />

<strong>der</strong> Abschlüsse erweitert wird.<br />

Die neuen, modularisierten lehramtsbezogenen<br />

Studiengänge<br />

behalten das Zweifachprinzip bei,<br />

allerdings erfahren die berufswissenschaftlichen<br />

und schulpraktischen<br />

Studienanteile eine<br />

deutliche Ausweitung. Damit wird<br />

das Signal gegeben, dass die<br />

Berufswissenschaften nicht mehr<br />

ein notwendiges Übel im Lehrerstudium,<br />

son<strong>der</strong>n ein prägendes<br />

Element sind.<br />

Grundlage für diese Entwicklung<br />

bilden die Standards für die<br />

Lehrerbildung, die von <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) verabschiedet<br />

wurden bzw. bezogen<br />

auf die Fächer zur Zeit entwickelt<br />

werden. Diese Standards geben<br />

vor, dass auch im Studium berufspraktische<br />

Bezüge von den<br />

Universitäten zu beachten und zu<br />

vermitteln sind. Damit erhalten<br />

auch die von den Universitäten<br />

verantworteten schulpraktischen<br />

Studien mit den integrierten<br />

Schulpraktika ein neues Gewicht,<br />

weil sie direkt in das Studium<br />

integriert sind und insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Fachdidaktik Raum für neue<br />

Entfaltungsmöglichkeiten geben.<br />

Die Universitäten und <strong>der</strong> staatlich<br />

verantwortete Vorbereitungsdienst<br />

werden daran gemessen<br />

werden, ob es gelingt, <strong>der</strong> Schule<br />

Absolventen, die über die Kompetenz<br />

zur Gestaltung von Lehr- und<br />

Lernprozessen, kommunikative<br />

Fähigkeiten und Teamfähigkeit<br />

verfügen, zur Verfügung zu stellen.<br />

Dabei ist es unbestritten,<br />

dass zum Beispiel die Diagnosefähigkeit<br />

von Lehrerinnen und<br />

Lehrern ebenso wie <strong>der</strong> Umgang<br />

mit Heterogenität in Klassen verbessert<br />

werden muss.<br />

Die Lehrerbildung <strong>der</strong> Ersten Phase<br />

wird nicht mehr durch enge<br />

staatliche Vorgaben bestimmt.<br />

Am Ende des Studiums steht<br />

nicht mehr eine staatliche Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Leistungen, son<strong>der</strong>n<br />

eine Hochschulprüfung. Es wird<br />

darauf vertraut, dass die Universitäten<br />

den Verantwortungszuwachs<br />

mit einer an hohen Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu messenden<br />

Ausbildung rechtfertigen.<br />

Ergänzt wird die Umstellung <strong>der</strong><br />

universitären Lehrerausbildung<br />

durch eine Reform des Vorbereitungsdienstes.<br />

Im Vorbereitungsdienst<br />

muss die durch die<br />

Umstellung <strong>der</strong> Lehramtsstudi-<br />

engänge angestrebte berufsbezogene<br />

Kompetenzentwicklung<br />

weitergeführt werden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Erhöhung und die neue<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen<br />

Studienanteile in den<br />

lehramtsbezogenen Bachelor-<br />

und Masterstudiengängen müssen<br />

auch zu Konsequenzen für<br />

den Vorbereitungsdienst führen.<br />

Der Vorbereitungsdienst soll von<br />

verbindlichen Ausbildungsinhalten<br />

getragen werden, zu denen<br />

Ausbildungs- und Qualifi kationsmodule<br />

gehören, die überprüfbare<br />

Kompetenzen und Standards<br />

ausweisen und eine größere Eigenverantwortung<br />

aller Beteiligten<br />

gewährleisten. Mit einer neuen<br />

Ausbildungsverordnung wird die<br />

Grundlage für einen modularisierten<br />

Vorbereitungsdienst in<br />

Berlin geschaffen werden. Dies<br />

bietet dann auch einen Anknüpfungspunkt<br />

für eine künftig stärkere<br />

Verzahnung <strong>der</strong> ersten und<br />

zweiten Ausbildungsphase. Diese<br />

neue Ausbildungsordnung dient<br />

als Rahmen für die Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Absolventen mit lehramtsbezogenen<br />

Masterabschlüssen, den<br />

Absolventen mit herkömmlichem<br />

Erstem Staatsexamen wie auch<br />

für die sog. Seiteneinsteiger, die<br />

einen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst<br />

absolvieren.<br />

So kann gewährleistet werden,<br />

dass eine einheitliche Ausbildung<br />

erfolgt und <strong>der</strong> aktuelle Stand<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

<strong>der</strong> Ausbildung im Vorbereitungsdienst<br />

für alle Auszubildende<br />

gesichert ist.<br />

Jede Reform wird von hohen<br />

Erwartungen, manchmal auch<br />

von heftigen Rückschlägen<br />

und natürlich von immer wie<strong>der</strong><br />

auffl ammen<strong>der</strong> Kritik begleitet.<br />

Nach meinem Eindruck sind wir<br />

insgesamt auf gutem Wege, denn<br />

die Universitäten und die Ausbil<strong>der</strong>innen<br />

und Ausbil<strong>der</strong> im Vorbereitungsdienst<br />

reden nicht übereinan<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n miteinan<strong>der</strong>.<br />

Und wenn wir miteinan<strong>der</strong> reden,<br />

dann reden wir darüber, wie wir<br />

die begonnene Reform optimieren<br />

können.<br />

Ein weiterer Weg zu einer mo<strong>der</strong>nen<br />

Lehrerausbildung wird durch<br />

die Verzahnung <strong>der</strong> ersten und<br />

zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

begangen. Möglichkeiten<br />

einer Verzahnung werden zur Zeit<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> KMK diskutiert<br />

und entwickelt. In ihrer 317. Sitzung<br />

am 28. Februar <strong>2007</strong> hat die<br />

KMK die Richtung dafür aufgezeigt.<br />

Die Anrechnung schulpraktischer<br />

Ausbildungsleistungen<br />

über beide Ausbildungsphasen<br />

hinweg eröffnet die Möglichkeit<br />

für eine die Berufsfähigkeit stärkende<br />

Lehrerausbildung und gibt<br />

Impulse für die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Universitäten und<br />

dem Vorbereitungsdienst. Dies<br />

Seite 12 Seite 13


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

wird aber nur gelingen, wenn über<br />

die inhaltliche Abstimmung und<br />

gegenseitige Anerkennung <strong>der</strong><br />

Ausbildungsmodule hinaus auch<br />

organisatorische und strukturelle<br />

Vorkehrungen getroffen werden.<br />

Eine wesentliche Rolle können<br />

dabei die in den Berliner Universitäten<br />

eingerichteten Zentren<br />

Bologna – die Türme stehen noch schief<br />

Bericht eines Lehrers und<br />

Zeitzeugen<br />

über den Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong><br />

Lehramtsausbildung in <strong>der</strong> Ersten<br />

Phase<br />

... dieses Italien, von Natur hoechlich<br />

beguenstiget ...<br />

In PISA steht ein schöner Turm, wenn<br />

auch immer noch schief. Sein Nie<strong>der</strong>gang<br />

ist vorläufi g vermieden worden,<br />

besser gesagt: er stagniert: jetzt darf<br />

wie<strong>der</strong> je<strong>der</strong>mann hinauf, theoretisch,<br />

mit numerus clausus (10 biglietti), auf<br />

Zeit (30 Minuten), mit erheblichem<br />

Kostenaufwand (17€); nur die Kleinen<br />

(unter 8 Jahren) müssen draußen<br />

bleiben. Also vorläufi ges Ende von<br />

„Panik“, „Alarm“, „Gau“, „Fiasco“,<br />

„Schock“ nach PISA, zumindest bis<br />

zur Veröffentlichung <strong>der</strong> nächsten<br />

Messungen <strong>der</strong> dritten PISA-Runde<br />

am Ende des Jahres.<br />

In PISA bin ich jeden Tag, kenne die<br />

Lage vor Ort, arbeite mit wechselndem<br />

Erfolg mit an <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong><br />

Fundamente, hoffe auf Begradigung<br />

o<strong>der</strong> Begnadigung. Eine langfristige<br />

für Lehrerbildung im Zusammenwirken<br />

mit den Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>en spielen.<br />

Joachim Dannert<br />

Senatsverwaltung für Bildung,<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Aufgabe! Nachhaltige Erfolge zeigen<br />

sich – wenn überhaupt – erst nach<br />

Jahren.<br />

Nun bin ich auch viele Male nach<br />

Bologna gefahren, als Tourist,<br />

Beobachter, Zaungast. Da stehen<br />

- was kaum einer weiß - auch schiefe<br />

Türme, gleich zwei an <strong>der</strong> Zahl und<br />

direkt nebeneinan<strong>der</strong>. Zwillinge<br />

werden sie genannt, die vielbesuchte<br />

majestätische Torre degli Asinelli<br />

(„kleine Esel“), die trotz ihrer offensichtlichen<br />

Neigung in dieser Universitätsstadt<br />

wie ein Symbol für die<br />

Erhabenheit <strong>der</strong> Wissenschaft alles<br />

überragt, und die Torre Garisenda,<br />

die kleine Schwester, weitaus geneigter,<br />

staatlich geprüft und geschlossen,<br />

schulmeisterlich schlicht. Und<br />

das Schönste an dem Anblick: von<br />

Zuneigung keine Spur! Je<strong>der</strong> für sich<br />

nimmt sich wichtig, jeden scheint<br />

es zu an<strong>der</strong>en Ufern zu ziehen, man<br />

geht sich nach Möglichkeit aus dem<br />

Wege. Aber um auf Dauer überleben<br />

zu können, müssten sie begradigt<br />

werden, beide, soll heißen aufeinan<strong>der</strong><br />

zugehen. Einstmals machten<br />

sie das Zentrum dieser kleinen Welt<br />

aus, doch heute dreht sich nicht<br />

mehr alles um sie. An Respekt und<br />

Achtung haben sie verloren, sind<br />

aber gewiss weiterhin wichtige Symbole,<br />

heißt es.<br />

Wie schief stehen diese beiden<br />

Türme <strong>der</strong> Bildung von Bologna<br />

wirklich?<br />

1999 hatten sich 29 (mittlerweile<br />

46) europäische Bildungsminister<br />

eben hier getroffen und sich darauf<br />

geeinigt, mit <strong>der</strong> Einführung des<br />

zweistufi gen Systems von Studienabschlüssen<br />

bis zum Jahr 2010 den<br />

großen erhabenen Turm <strong>der</strong> Asinelli<br />

umzustrukturieren und einen einheitlichen<br />

Hochschulraum in <strong>der</strong> EU<br />

zu schaffen. Für den ersten akademischen<br />

Grad, den Bachelor (BA), ist<br />

eine Studienzeit von in <strong>der</strong> Regel drei<br />

Jahren vorgesehen, für den Master<br />

(MA) folgen in <strong>der</strong> Regel noch einmal<br />

zwei Jahre. Der BA soll praktischer,<br />

berufsqualifi zierend, <strong>der</strong> MA i.d.R.<br />

wissenschaftlicher, auf eine komplexere<br />

Tätigkeit o<strong>der</strong> eine Hochschullaufbahn<br />

vorbereitend, sein.<br />

Diese Hochschulstrukturreform<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

wurde im Sinne einer größeren<br />

Transparenz und Mobilität und einer<br />

stärkeren Sicherung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

des Hochschulwesens in<br />

Angriff genommen. Neue Baumaterialien<br />

wurden für dieses Konstrukt<br />

entwickelt: Modularisierung, Polyvalenz,<br />

Kompetenzorientierung, Einführung<br />

eines Punktesystems (ECTS),<br />

Profi lierung <strong>der</strong> Masterstudiengänge<br />

und Akkreditierung.<br />

In einer <strong>der</strong> „10 Thesen zur Bachelor-<br />

und Masterstruktur in Deutschland“<br />

beschloss die deutsche Kultusministerkonferenz<br />

im Jahre 2003 den<br />

Bachelor zum Regelabschluss eines<br />

Hochschulstudiums und zum ersten<br />

berufsqualifi zierenden Abschluss<br />

zu machen: Das genaue Beschäftigungsfeld<br />

für solche Lehrer wäre<br />

allerdings noch abzustecken.<br />

Die erste Stufe <strong>der</strong> Strukturreform<br />

Die deutschen Universitäten, die ja<br />

im Ruf stehen, Lehramtsstudenten<br />

eher schlecht auf den Beruf vorzubereiten<br />

und junge Pädagogen dem<br />

„Praxisschock“ auszusetzen, hatten<br />

damit die lange gefor<strong>der</strong>te Berufsorientierung.<br />

Die neuen Strukturvorgaben<br />

dienten den Hochschulen<br />

als Grundlage (Orientierungsrahmen)<br />

für Planung und Konzeption<br />

von Studiengängen. Im Bereich <strong>der</strong><br />

staatlich geregelten Studiengänge<br />

(z.B. Lehramt) mussten nun Kommissionen<br />

die Modularisierung zunächst<br />

<strong>der</strong> Bachelor- und dann <strong>der</strong> Masterstudiengänge<br />

konzipieren. Eine sinnvolle<br />

Modularisierung verlangt eine<br />

strukturelle und inhaltliche Neuorganisation<br />

des Lehrangebots und<br />

<strong>der</strong> Studiengänge. Module werden<br />

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Seite 15


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

dabei weniger als Lehreinheiten,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr als Lerneinheiten<br />

mit konkreten Qualifi kationszielen<br />

verstanden. Lernaufwand und Inhalte,<br />

die zur Zielerreichung durch die<br />

ebenfalls entsprechend festgelegten<br />

Prüfungsformen führen, werden<br />

dokumentiert. Der mit einer solchen<br />

Modularisierung verbundene Aufwand<br />

an Verän<strong>der</strong>ungen und Konsequenzen<br />

für die Lehre ist spürbar<br />

hoch. Soweit die Theorie.<br />

In <strong>der</strong> Tat hat <strong>der</strong> Bologna-Prozess<br />

für neue Dynamik gesorgt, indem<br />

die Län<strong>der</strong>gemeinschaft sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

in <strong>der</strong> Hauptstadt Berlin<br />

mit gestrenger Zeitleiste selbst unter<br />

Zugzwang gesetzt hat. Für den kleinen<br />

Berliner Bereich <strong>der</strong> Romanistik<br />

darf ich sagen, dass ich in <strong>der</strong> Praxis<br />

in vielen anstrengenden Abendstunden<br />

als Zaungast mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong><br />

komplexen Berechnungen von Leistungspunkten<br />

und verbalen Scharmützeln<br />

um Wertschätzungen und<br />

Rangordnungen beiwohnen musste,<br />

hilfsbereit, aber doch hilfl os.<br />

Die Kommission für sich war nicht in<br />

<strong>der</strong> Lage, in <strong>der</strong> Form, geschweige<br />

denn bei Inhalten Einigung zu erzielen.<br />

In einer längeren Verschnaufpause<br />

– 498 Stufen in <strong>der</strong> völligen<br />

Dunkelheit und Abgeschiedenheit<br />

des Turmes kosten Kraft – hat sich<br />

die Universität mit ihrem ursprünglichen<br />

Wunsch <strong>der</strong> „Polyvalenz“<br />

zumindest weitgehend durchgesetzt.<br />

Kompromiss für die Lehrerbildung<br />

war, die Leistungspunkte für die<br />

Allgemeine Berufsvorbereitung<br />

lehramtsspezifi sch mit Erziehungswissenschaften<br />

und Fachdidaktik<br />

auszugestalten. So wurden kurzfristig<br />

Module vorgeschlagen und auf dem<br />

Postwege verteilt, die von Schulseite<br />

– unter dem Druck <strong>der</strong> drängenden<br />

Fristen – auch angesichts <strong>der</strong> höchst<br />

unverbindlichen Formulierungen in<br />

einem Akt <strong>der</strong> Notwehr nur noch hastig<br />

durchgewunken werden konnten.<br />

Sieht so eine Strukturreform für den<br />

ehrwürdigen Asinelli-Turm aus? Wen<br />

wun<strong>der</strong>t da noch <strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>t billige<br />

Eintrittspreis (3€)?<br />

Die vergleichsweise stärkere Neigung<br />

des kleineren, staatstragenden,<br />

schulmäßigen Garisenda-Turmes<br />

geht auf das Nachgeben des Bodens<br />

und <strong>der</strong> Fundamente zurück. Auch<br />

hier wird eifrig in <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

an einer Umstrukturierung <strong>der</strong><br />

Zweiten Phase gearbeitet, die eine<br />

Annäherung <strong>der</strong> beiden Säulen <strong>der</strong><br />

Lehrerausbildung möglich machen<br />

soll, was aber an an<strong>der</strong>er Stelle weitaus<br />

fachmännischer erläutert wird.<br />

(siehe Artikel „Stand <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong><br />

Lehrerausbildung in Berlin“)<br />

Die zweite Stufe <strong>der</strong> Strukturreform<br />

Für die zweite Stufe <strong>der</strong> Reparaturmaßnahmen<br />

am Asinelli-Turm, den<br />

Masterstudiengängen, ergab sich<br />

– immer in dem genannten, vergleichsweise<br />

kleinen Rahmen <strong>der</strong><br />

Berliner Romanisten, Anglisten und<br />

Slavisten – eine ungleich bessere<br />

Grundvoraussetzung als für die erste<br />

Stufe, durch personelle Verän<strong>der</strong>ungen<br />

und klarere Strukturvorgaben:<br />

stärkere Orientierung am angestrebten<br />

Berufsfeld, verbindliche Leistungspunktevorgaben,<br />

verbindliche<br />

Verknüpfung von Fachwissenschaft<br />

und Fachdidaktik, Aufwertung <strong>der</strong><br />

Fachdidaktik und <strong>der</strong> Bildungswis-<br />

senschaften.<br />

Es bestand generelle Übereinstimmung,<br />

dass die thematische Binnenstruktur<br />

eines Lehramtsstudiums<br />

durch die Verbindung von fachwissenschaftlichen,<br />

fachdidaktischen,<br />

bildungswissenschaftlichen und<br />

schulpraktischen Ausbildungskomponenten<br />

bestimmt sein muss. Die<br />

sprachspezifi schen Module wurden<br />

folgerichtig von den Fachwissenschaften,<br />

Fachdidaktiken, <strong>der</strong><br />

Sprachpraxis und den Schulvertretern<br />

gemeinsam erstellt. Die Erziehungswissenschaften<br />

sind von den<br />

einzelnen Lehramtsfächern abgekoppelt<br />

und bildeten auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> KMK-Standards eigenständige<br />

Module mit unverän<strong>der</strong>lichen Leistungspunktzahlen.<br />

Es bleibt zu überprüfen,<br />

ob die immer wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Kritik <strong>der</strong> Beliebigkeit <strong>der</strong> Themen<br />

und des schwankenden Anspruchsniveaus<br />

<strong>der</strong> Angebote ihre Berechtigung<br />

tatsächlich verlieren wird.<br />

Hauptproblem <strong>der</strong> Kommission war<br />

<strong>der</strong> Umstand, dass für die Fremdsprachen<br />

<strong>der</strong> eminent wichtige<br />

Faktor des Spracherwerbs zu den<br />

genannten Ausbildungskomponenten<br />

hinzukommt, <strong>der</strong> sich aber nicht in<br />

die festen, für alle Fächer gleichen<br />

(!) Schemata pressen ließ! Sohin<br />

musste erneut <strong>der</strong> Löwenanteil <strong>der</strong><br />

nervenaufreibenden Kommissions-<br />

Sitzungen für Diskussionen über die<br />

Umverteilung <strong>der</strong> Leistungspunkte<br />

aufgewendet werden, da auch von<br />

übergeordneter Stelle keinerlei<br />

Spielraum gegeben werden konnte:<br />

Wie kann die Sprachpraxis angemessen<br />

berücksichtigt werden, wenn<br />

man <strong>der</strong> eh schon gestutzten Fach-<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

wissenschaft und <strong>der</strong> gerade erst<br />

aufgewerteten Fachdidaktik keine<br />

Punkte nehmen will und den unantastbaren<br />

Erziehungswissenschaften<br />

keine nehmen darf? Woher nehmen,<br />

wenn nicht stehlen? Aus diesem<br />

Dilemma kam die Kommission erst in<br />

allerletzter Minute mit einem kühnen<br />

konstruktiven Kompromiss heraus,<br />

so dass die eigentlichen Module aus<br />

Zeitmangel dann wie<strong>der</strong> (siehe Bachelor)<br />

in Windeseile gefertigt werden<br />

mussten.<br />

Während mit meinem ehrerbietigen<br />

Blick durch das Fernglas in die Höhe<br />

des Asinelli-Turmes die Fachdidaktik<br />

– zumindest in Berlin – durch<br />

ihre grundsätzliche Nähe zur Schule<br />

und ihre überzeugende personelle<br />

Besetzung als Garant für Schulrelevanz<br />

auf <strong>der</strong> Turmspitze zu fi nden<br />

ist, wachsen Zweifel mit dem Wissen<br />

um die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong><br />

Module und mit dem Unwissen über<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> noch sehr weit<br />

formulierten Inhalte bei den Fachwissenschaften.<br />

Zwar ist <strong>der</strong> Bezug <strong>der</strong> jeweiligen<br />

fachspezifi schen Inhalte auf den<br />

schulischen Anwendungsrahmen in<br />

den fachwissenschaftlichen Modulen<br />

vorhanden, jedoch sehr allgemein<br />

gehalten (im Zweifelsfall mit einem<br />

passe partout wie: unter Berücksichtigung<br />

schulrelevanter Aspekte,<br />

in Bezug auf den Fremdsprachenunterricht<br />

etc.), nicht konkretisiert worden<br />

und bleibt demnach ein wenig<br />

beliebig, wodurch einer eventuell zu<br />

theorielastigen Ausrichtung Vorschub<br />

geleistet werden kann, das Fachwissenschaftliche<br />

doch das Schulspezifi<br />

sche in den Hintergrund drängen<br />

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Lehrerfortbildung im Wandel<br />

könnte.<br />

Generell bleibt aus Schulsicht<br />

<strong>der</strong> Eindruck, dass die strukturellen<br />

und inhaltlichen Bedingungen<br />

<strong>der</strong> fremdsprachlichen Fakultäten,<br />

gemeint in erster Linie die klassische<br />

Unterteilung in Literatur- und<br />

Sprachwissenschaft, <strong>der</strong> Schulrealität<br />

und damit den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an eine berufsbezogene<br />

Lehrerausbildung für die mo<strong>der</strong>nen<br />

Fremdsprachen nur bedingt Rechnung<br />

tragen können, auch wenn man<br />

sich, wie schon erwähnt, deutlich um<br />

einen Schulbezug bemüht hat.<br />

Zudem bleibt in Anbetracht <strong>der</strong><br />

kostenneutralen Durchführung <strong>der</strong><br />

Reform die größte Sorge: die personelle.<br />

Bei aller Bereitschaft und<br />

bestem Gewissen auf universitärer<br />

Seite kann und darf man nicht davon<br />

ausgehen, dass sich die Inhalte und<br />

Methoden in den Teilmodulen <strong>der</strong><br />

Fachwissenschaften umgehend und<br />

augenblicklich auf die Schulrealität<br />

zubewegen. Dafür arbeiten – fürchte<br />

ich – Schule und Universität mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Fachdidaktik schon zu<br />

lange aneinan<strong>der</strong> vorbei.<br />

Reaktionen <strong>der</strong> Beteiligten<br />

Kürzlich, Anfang Mai <strong>2007</strong>, verkündet<br />

das Bildungsministerium wenige<br />

Tage vor <strong>der</strong> fünften Bologna-Folgekonferenz<br />

(17./18. Mai <strong>2007</strong>) in<br />

London nun in einem Bericht stolz,<br />

dass im Zuge des Bologna-Prozesses<br />

inzwischen für gut 45 Prozent aller<br />

Studiengänge in Deutschland Bachelor-<br />

und Master-Abschlüsse eingeführt<br />

worden seien und Deutschland<br />

sich damit auf gutem Wege befände...<br />

, was die reinen Zahlen angeht!<br />

Vom Campus ertönen allerdings<br />

Warnrufe. Umfragen an <strong>der</strong> FU und<br />

dann auch <strong>der</strong> HU scheinen zu<br />

bestätigen, dass die Reform mit ihren<br />

strikten modularisierten Abläufen<br />

wenig Freiräume lässt und zu stärkerer<br />

Verschulung und damit zu Problemen<br />

führt, z. B. für die große Zahl <strong>der</strong><br />

Studenten, die nebenbei auf Erwerbstätigkeit<br />

angewiesen sind, um<br />

sich das Studium zu fi nanzieren, für<br />

junge Eltern, für chronisch Kranke,<br />

für all diejenigen, die ihre Fremdsprachenkenntnisse<br />

– und nicht nur<br />

die – vor Ort mit einem längeren Auslandsaufenthalt<br />

verbessern wollen,<br />

o<strong>der</strong> für diejenigen, die sich neben<br />

dem Studium auch noch an<strong>der</strong>weitig<br />

engagieren. Auch Lehrende leiden<br />

offenbar unter dem administrativen<br />

Aufwand <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> vielen<br />

Hausaufgaben und Protokolle und<br />

<strong>der</strong> vorgegebenen Lehrzeiten („Überschneidungsfreiheit<br />

des Lehrangebots“).<br />

Von Gewerkschaftsseite werden Sorgen<br />

laut, ob nicht mit <strong>der</strong> Abschaffung<br />

des Hochschulrahmengesetzes<br />

(Okt. 08) beispielsweise die unterschiedlichen<br />

Modelle zur Zulassung<br />

in den Vorbereitungsdienst in den<br />

einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>n eine gegenseitige<br />

Anerkennung erschweren<br />

werden, während die Verabredungen<br />

von Bologna auf europäischer Ebene<br />

gut zu greifen scheinen.<br />

Die Baumert-Kommission in NRW<br />

und die Berliner Erfahrungen<br />

Da kommt ebenso in diesen Tagen<br />

ein Gutachten zur Reformierung<br />

<strong>der</strong> Lehrerausbildung gerade recht,<br />

welches das Ministerium für Inno-<br />

vation, Wissenschaft, Forschung<br />

und Technologie in NRW von einer<br />

„Expertenkommission“ durchführen<br />

ließ. Der Kommission gehörten 13<br />

Wissenschaftler an; geleitet wurde<br />

sie von Jürgen Baumert, <strong>der</strong> als<br />

Direktor des Max-Planck-Instituts für<br />

Bildungsforschung die erste Pisa-<br />

Studie in Deutschland koordinierte.<br />

Einigen Sprengstoff bietet das<br />

Gutachten schon, aber es gibt auch<br />

klare Empfehlungen zur ersten Phase<br />

<strong>der</strong> Lehrerausbildung. Die von mir<br />

gemachten Erfahrungen in den Berliner<br />

Kommissionen zur Modularisierung<br />

decken sich in vielen Punkten<br />

mit den Feststellungen <strong>der</strong> Experten<br />

in NRW. Den Empfehlungen kann ich<br />

ebenfalls gut folgen:<br />

Die Aufteilung in eine erste (universitäre)<br />

und eine zweite Ausbildungsphase<br />

(Referendariat) müsse<br />

beibehalten werden, heißt es da. Die<br />

Zuständigkeit für die erste Phase<br />

sehen die Experten „eindeutig bei<br />

den Hochschulen“. Das erste Staatsexamen<br />

sollte durch einen Master<br />

ersetzt werden, staatliche Prüfer<br />

hätten dabei nicht mehr mitzureden.<br />

Trotzdem wirbt <strong>der</strong> Kommissions-<br />

Bericht für die Verbesserung des<br />

Ansehens <strong>der</strong> Lehramtsausbildung in<br />

<strong>der</strong> Universität.<br />

Eine weitere dringende Aufgabe wird<br />

es – laut Kommission – sein, die<br />

institutionelle Kooperation von Erster<br />

und Zweiter Phase zu beför<strong>der</strong>n.<br />

In diesem Zusammenhang sollten<br />

Vertreterinnen und Vertreter bei<strong>der</strong><br />

Phasen aufeinan<strong>der</strong> zugehen. Es<br />

fehlen die strukturellen Voraussetzungen<br />

für eine auf Dauer ausgerichtete<br />

Abstimmung zwischen Erster und<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Zweiter Ausbildungsphase. Glücklicherweise<br />

gibt es an den hiesigen<br />

Unis erfahrene Fachlehrkräfte, die<br />

zum einen in ihren Stammschulen<br />

unterrichten und zum an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong><br />

Universität Schulpraktika in <strong>Seminar</strong>en<br />

vor- und nachbereiten. Erfreulicherweise<br />

gibt es auch in an<strong>der</strong>en<br />

Bereichen Bewegung: Um beispielsweise<br />

die Spracherwerbs-Teilmodule<br />

in den Lehramts-Mastern von Anfang<br />

an auf die Bedürfnisse Schule<br />

auszurichten, hat die Leitung des<br />

Sprachenzentrums <strong>der</strong> FU beschlossen,<br />

die neuen Lehrveranstaltungen<br />

gemeinsam mit erfahrenen Kolleginnen<br />

und Kollegen aus dem Schulbereich<br />

zu entwickeln und zu erproben.<br />

Die Frage <strong>der</strong> angemessenen Vergütung<br />

für die enorme Zusatzbelastung<br />

<strong>der</strong> Kollegen mit vollem Stundendeputat<br />

ist aber noch dringend zu klären.<br />

Die Gutachter betonen, dass sich<br />

die Bedeutung von „Praxis“ in den<br />

beiden Ausbildungsphasen erheblich<br />

unterscheide. An <strong>der</strong> Universität gehe<br />

es um „Vorbereitung auf Praxistauglichkeit“,<br />

im Referendariat solle „Handlungssicherheit“<br />

erzeugt werden.<br />

Die Baumert-Kommission stellt für<br />

NRW fest, dass oft keine verbindlichen<br />

inhaltlichen und organisatorischen<br />

Konzepte existieren für die<br />

Integration von Praktika in den Studienverlauf<br />

einschließlich ihrer Vor- und<br />

Nachbereitung, so dass die Funktion<br />

<strong>der</strong> praktischen Studienanteile nicht<br />

wirklich geklärt ist und eine ausreichende<br />

Qualitätssicherung fehlt. In<br />

Berlin gibt es gerade in diesen Punkten<br />

Bewegung, so dass abzuwarten<br />

bleibt, welche Früchte das Engagement<br />

des Senats tragen wird.<br />

Seite 18<br />

Seite 19


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Den Fachwissenschaften, denen es<br />

auch in Berlin beson<strong>der</strong>s schwer fi el,<br />

sich auf das Schulniveau und die<br />

dortigen Anfor<strong>der</strong>ungen zu begeben<br />

und von alteingesessenen Themen,<br />

Lektüren, Epochen abzulassen, empfi<br />

ehlt die Baumert-Kommission:<br />

... Vielmehr ist die Defi nition eines<br />

gemeinsamen fachwissenschaftlichen<br />

curricularen Kerns erfor<strong>der</strong>lich,<br />

<strong>der</strong> obligatorisches Wissen über<br />

theoretische und konzeptuelle Basisstrukturen<br />

und die grundlegenden<br />

methodischen Arbeitsweisen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Disziplin o<strong>der</strong> des jeweiligen<br />

Forschungsfeldes vermittelt. Erst mit<br />

<strong>der</strong> Vorlage von Kerncurricula und<br />

<strong>der</strong> Modularisierung lässt sich prüfen,<br />

ob die Fachwissenschaften auch<br />

ihren berufsfeldspezifi schen Ausbildungsverpfl<br />

ichtungen nachkommen<br />

und diese nicht delegieren.<br />

Die oben beschriebene Notlage mit<br />

<strong>der</strong> Leistungspunkteverteilung führte<br />

kurioserweise in <strong>der</strong> Berliner Kommission<br />

<strong>der</strong> Modularisierung zur<br />

Entwicklung eines integrativen Konzeptes,<br />

soll heißen: zu einer<br />

grundsätzlichen Koordination <strong>der</strong><br />

zwei Fachwissenschaften jeweils mit<br />

dem Spracherwerb und <strong>der</strong> Fachdidaktik<br />

mit dem Spracherwerb.<br />

Kernvorschlag des NRW-Gutachtens<br />

ist die Einrichtung eines Zentrums<br />

für Professionalisierung <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

oberhalb <strong>der</strong> Fakultäten,<br />

das hoffentlich nicht unter dem<br />

<strong>der</strong>zeitigen Einsparungsdruck zu<br />

einer Neuaufl age <strong>der</strong> Pädagogischen<br />

Hochschulen degeneriert.<br />

Ebenso wichtig erscheinen mir die<br />

vorgeschlagene „Entwicklung und<br />

Institutionalisierung einer Berufs-<br />

eingangsphase für Lehrkräfte nach<br />

Beendigung <strong>der</strong> Ausbildung und<br />

<strong>der</strong>en Anbindung an abgesicherte<br />

Prozesse <strong>der</strong> Weiterbildung im Lehrerberuf“.<br />

Der Appell an die Finanzminister und<br />

Senatoren, ein Reformprozess wie<br />

<strong>der</strong> jetzige sei nicht kostenneutral<br />

durchzuführen, sollte sicher auch in<br />

Berlin nicht verhallen, wie strukturell<br />

unterausgestattete Bereiche, die zum<br />

Kern <strong>der</strong> Reform gehören, immer<br />

wie<strong>der</strong> anmahnen.<br />

„Die Hochschulen ihrerseits werden<br />

gut daran tun, den Erprobungscharakter<br />

ihrer Modelle bzw. <strong>der</strong><br />

Neuentwicklungen noch geraume<br />

Zeit ernst zu nehmen, um rechtzeitig<br />

nachzujustieren.“ ... wenn man die<br />

Bildungs-Türme von Bologna nicht<br />

zum Einsturz bringen will.<br />

Die erhabene Torre degli Asinelli hat<br />

in ihrer fast tausendjährigen Geschichte<br />

so manche Blitze, Brände,<br />

Regengüsse und Erdbeben erlebt,<br />

wurde deshalb auch schon gleich zu<br />

Beginn einmal auf ihre heutige Größe<br />

gestutzt und hat seitdem standgehalten.<br />

Vielleicht muss man sich im<br />

Zusammenspiel von Schule und Universität<br />

nach Jahren <strong>der</strong> gegenseitigen<br />

Nichtwahrnehmung auch mehr<br />

in Geduld üben, sich nach üppiger<br />

Beschäftigung mit Formfragen nun<br />

mehr Zeit für die Inhalte nehmen, die<br />

hehren Ziele auf ein realistisches und<br />

tragfähiges Niveau bringen und somit<br />

eine Lehrerausbildung für die Zukunft<br />

bauen, die den Namen verdient.<br />

Tatsache ist, dass die Bildungs-<br />

Türme noch schief stehen, dass an<br />

den Fundamenten eifrig gearbeitet<br />

wird, neuartige Baumaterialien zur<br />

Verfügung stehen, für die große<br />

Technik und Organisation allerdings<br />

noch die fi nanzielle Grundlage fehlt<br />

und letztendlich alles Gelingen – wie<br />

so oft im Leben – an den Menschen<br />

hängt, die vor Ort ihre praktische<br />

Arbeit leisten.<br />

Michael Quast-Cojocaru, Fachseminarleiter<br />

für Italienisch und Lehrer für<br />

Italienisch und Französisch an <strong>der</strong><br />

Paul-Natorp-Oberschule<br />

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr.<br />

Daniela Caspari, Freie Universität<br />

Berlin, Institut für Romanische Philologie,<br />

Didaktik <strong>der</strong> romanischen<br />

Sprachen und Literaturen<br />

„Großseminare“ – eine Chance für die schulpraktische Ausbildung<br />

zur Diskussion<br />

Die Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

wird voraussichtlich eine Zusammenführung<br />

<strong>der</strong> Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>e an wenigen Standorten<br />

mit sich bringen. Die so genannten<br />

„Großseminare“ sollen bestimmten<br />

Bezirken zugeordnet werden.1 Die<br />

Berufsbildenden und die Son<strong>der</strong>pädagogischen<br />

<strong>Seminar</strong>e bilden dabei<br />

separate Großseminare. Ob die<br />

<strong>Seminar</strong>e <strong>der</strong> Lehrer- und <strong>der</strong> Studienratslaufbahn<br />

getrennt werden o<strong>der</strong><br />

ob sie gemeinsam ein Großseminar<br />

an einem Standort bilden werden, ist<br />

noch nicht bekannt.<br />

Großseminare können in vielerlei Hinsicht<br />

dazu beitragen, die Qualität <strong>der</strong><br />

Berliner Lehrerausbildung weiter zu<br />

verbessern. Dies soll im Folgenden<br />

unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

dargestellt werden. Dabei werden<br />

einige Vorschläge gemacht, die zu<br />

einer erfolgreichen Arbeit <strong>der</strong> Großseminare<br />

beitragen könnten. Der Beitrag<br />

hat zum Ziel, einen Austausch<br />

über die zukünftige Ausgestaltung<br />

des Ausbildungsmodells „Großseminare“<br />

anzuregen.<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Autonomie und Einheitlichkeit in <strong>der</strong><br />

Berliner Lehrerausbildung<br />

Die Ausbildungsordnung und die Prüfungsordnung<br />

geben <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Großseminare eindeutige Vorgaben,<br />

in <strong>der</strong>en Rahmen die Großseminare<br />

ganz im Sinne des Schulgesetzes die<br />

Lehrerausbildung in größerer Autonomie<br />

gestalten können. Dabei wird es<br />

ein Vorzug sein, dass die einzelnen<br />

Großseminare eigene Ausbildungsmodelle<br />

entwickeln und erproben<br />

können. Die Großseminare werden<br />

miteinan<strong>der</strong> konkurrieren und sie<br />

werden Vorbil<strong>der</strong> füreinan<strong>der</strong> sein.<br />

Auf diese Weise kann sich die Berliner<br />

Lehrerausbildung kontinuierlich<br />

weiter entwickeln und verbessern.<br />

Die mögliche Gefahr, dass sich die<br />

Großseminare zu stark unterscheiden<br />

und keine gemeinsame Handschrift<br />

<strong>der</strong> Berliner Lehrerausbildung zu erkennen<br />

ist, lässt sich durch verschiedene<br />

Maßnahmen begrenzen:<br />

- Wichtig wird es sein, dass<br />

die Großseminare im kontinuierlichen<br />

und verpfl ichtenden Austausch<br />

miteinan<strong>der</strong> stehen. Der Austausch<br />

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Lehrerfortbildung im Wandel<br />

muss zum Ziel haben, sich gegenseitig<br />

anzuregen und sich darüber<br />

hinaus auf Vorgaben zu verständigen,<br />

die von allen Großseminaren beachtet<br />

werden und die die Gemeinsamkeit<br />

<strong>der</strong> Berliner Lehrerausbildung<br />

zum Ausdruck bringen. Solche Vorgaben<br />

werden bereits entwickelt und<br />

sollen als so genanntes „Handbuch“<br />

veröffentlicht werden. Die Vorgaben<br />

des Handbuches werden für den<br />

Start <strong>der</strong> Ausbildung in den Großseminaren<br />

hilfreich sein und sollten<br />

verbindlich für die Arbeit <strong>der</strong> Großseminare<br />

werden. Es ist jedoch sinnvoll,<br />

in <strong>der</strong> noch verbleibenden Zeit das<br />

Handbuch im Kreise <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter/innen<br />

ausführlich zu diskutieren<br />

und es auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Praxis gegebenenfalls zu<br />

modifi zieren. Auf diese Weise kann<br />

das Handbuch eine Erfolg versprechende<br />

Grundlage für die Arbeit <strong>der</strong><br />

Großseminare werden. In <strong>der</strong> Folge<br />

müsste das Handbuch im Austausch<br />

<strong>der</strong> Großseminare kontinuierlich<br />

weiter entwickelt und an verän<strong>der</strong>te<br />

Bedingungen angepasst werden. Der<br />

verbindliche Charakter des Handbuches<br />

muss beibehalten werden.<br />

- Maßgebend für die Einheitlichkeit<br />

<strong>der</strong> Berliner Lehrerausbildung<br />

wird die Einheitlichkeit <strong>der</strong> Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

sein. Aus diesem<br />

Grund ist es zu begrüßen, wenn<br />

die Prüfungen weitgehend extern<br />

durchgeführt werden. Zu den externen<br />

Kommissionsmitglie<strong>der</strong>n sollten<br />

daher <strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleiter/innen<br />

an<strong>der</strong>er Großseminare<br />

gehören. Wenigstens mit beraten<strong>der</strong><br />

Stimme sollte jeweils ein/e Vertreter/<br />

in des ausbildenden Großseminars<br />

an <strong>der</strong> Prüfung beteiligt sein, damit<br />

das Feedback über den Prüfungsverlauf<br />

und -erfolg auch Verbesserungen<br />

am ausbildenden Großseminar<br />

bewirken kann.<br />

- Eine Arbeit <strong>der</strong> Großseminare<br />

in größerer Selbstbestimmung for<strong>der</strong>t<br />

eine stärkere Evaluation <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>der</strong> einzelnen Großseminare. Dabei<br />

sollte man es nicht bei einer internen<br />

Evaluation bewenden lassen, neben<br />

<strong>der</strong> internen muss in regelmäßigen<br />

Abständen auch eine externe Evaluation<br />

erfolgen.<br />

- Die Einheitlichkeit <strong>der</strong> Berliner<br />

Lehrerausbildung sollte außerdem<br />

durch eine gemeinsame „Homepage“<br />

zum Ausdruck kommen,<br />

die die Berliner Lehrerausbildung als<br />

Ganzes repräsentiert.<br />

- Wechselweise und in regelmäßigen<br />

Abständen sollte ein<br />

Großseminar unter einem Themenschwerpunkt<br />

Fortbildungstage für<br />

die Berliner Lehrerausbil<strong>der</strong>/innen<br />

organisieren. Das Tagungsprogramm<br />

sollte mit Vorträgen und <strong>Seminar</strong>angeboten<br />

<strong>der</strong> eigenen Fach- und <strong>Seminar</strong>leiter/innen<br />

bestritten und durch<br />

einzelne Experten ergänzt werden.<br />

Das Großseminar als Ausbildungszentrum<br />

Das Großseminar bietet als Ausbildungszentrum<br />

in vielerlei Hinsicht<br />

die Chance, häufi g genannte Defi zite<br />

<strong>der</strong> aktuellen Ausbildungsstruktur zu<br />

überwinden:<br />

- Die Zusammenführung von<br />

mehreren Schulpraktischen Semina-<br />

ren an einem Standort ermöglicht die<br />

effi ziente und nachhaltige Nutzung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Mittel. Großseminare<br />

könnten großzügig eingerichtet<br />

und mit technischem Equipment<br />

ausgestattet werden. Durch eine<br />

größere Zahl von Lehramtsanwärtern<br />

würden insbeson<strong>der</strong>e die besser sortierten<br />

<strong>Seminar</strong>bibliotheken und die<br />

IT-Einrichtungen intensiver genutzt<br />

werden. Für die Lehramtsanwärter/<br />

innen könnte das Großseminar zu<br />

einem wirklichen Ausbildung- und<br />

Forschungszentrum werden.<br />

- Das Großseminar wäre ein<br />

autonomes Ausbildungszentrum in<br />

einer Region. Zugewiesene Lehramtsanwärter/innen<br />

würden selbstständig<br />

auf die eigenen <strong>Seminar</strong>-,<br />

Fachseminarleiter/innen und Schulen<br />

verteilt werde.<br />

- Am Großseminar bestünde<br />

für die <strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleiter/innen<br />

die Möglichkeit, stärker<br />

miteinan<strong>der</strong> zu kooperieren und die<br />

Ausbildungsarbeit zu koordinieren.<br />

Delegierungen von Fachseminarleitern<br />

an an<strong>der</strong>e Großseminare sollten<br />

die Ausnahme sein.<br />

- Ein breites und z. T. wählbares<br />

Ausbildungsangebot am<br />

Großseminar könnte zu einer Individualisierung<br />

und damit Optimierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildung führen. Ziel müsste<br />

es z.B. sein, durch ein Angebot<br />

an Pfl icht- und Wahlmodulen den<br />

Lehramtsanwärtern die Möglichkeit<br />

zu geben, entsprechend ihrer Defi zit-<br />

Diagnose Ausbildungsschwerpunkte<br />

zu setzen.<br />

- Die Auswahl und Fortbildung<br />

von Fachseminarleitern - in<br />

Zukunft voraussichtlich auch von<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Ausbildungslehrern - könnte von den<br />

Großseminaren zunächst in Eigenregie<br />

durchgeführt werden.<br />

- Die Großseminare könnten<br />

spezifi sche Arbeitsschwerpunkte<br />

übernehmen, z. B. Spezialisierung<br />

im Bereich <strong>der</strong> neuen Medien o<strong>der</strong><br />

Schwerpunktsetzungen im Bereich<br />

<strong>der</strong> Gewaltprävention, des sozialen<br />

Lernens o<strong>der</strong> des Erprobens aktueller<br />

didaktischer Konzepte. Von den<br />

Ergebnissen müssten alle Großseminare<br />

profi tieren.<br />

- Die Notwendigkeit und Bereitschaft<br />

zur Kooperation innerhalb<br />

<strong>der</strong> Großseminare sollte auch in den<br />

Strukturen ihren Ausdruck fi nden.<br />

Daher wird vorgeschlagen, dass<br />

jedes Großseminar einen <strong>Seminar</strong>rat<br />

einrichtet, <strong>der</strong> unter Beteiligung von<br />

<strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleitern an<br />

Entscheidungsprozessen mitwirkt.<br />

Auch Vertreter/innen <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />

könnten beratend an Sitzungen<br />

des <strong>Seminar</strong>rats teilnehmen.<br />

Unbekannt ist bislang, ob die Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>e <strong>der</strong> Lehrer- (L)<br />

und <strong>der</strong> Studienratslaufbahn (S) jeweils<br />

eigene o<strong>der</strong> „gemischte“ Großseminare<br />

bilden werden. Für eine<br />

Mischung von L- und S-<strong>Seminar</strong>en<br />

an einem Großseminar spräche, dass<br />

an einem regionalen Ausbildungsstandort<br />

alle Schultypen vertreten<br />

sein und im Austausch miteinan<strong>der</strong><br />

stehen sollten. Unbedingt müsste<br />

den „gemischten“ Großseminaren<br />

<strong>der</strong> Vorzug gegeben werden, wenn in<br />

Berlin weitere und eindeutige politische<br />

Weichenstellungen in Richtung<br />

Einheitsschule erfolgen würden. Für<br />

eine Trennung in reine L- und S-Se-<br />

Seite 22<br />

Seite 23


Lehrerfortbildung im Wandel<br />

minare spräche, dass die inhaltliche<br />

Übereinstimmung größere Möglichkeiten<br />

für die Kooperation <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>-<br />

und Fachseminarleiter/innen und<br />

die Koordination <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit<br />

böte.<br />

Das Großseminar in Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> 1. und 3. Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

Der mangelnde inhaltliche und personelle<br />

Austausch zwischen <strong>der</strong> ersten<br />

und zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

ist ein Defi zit, das unstrittig ist,<br />

auf das aber bislang nicht befriedigend<br />

reagiert wurde. Wünschenswert<br />

wäre, dass mittelfristig <strong>der</strong> personelle<br />

Austausch zwischen den beiden<br />

Phasen ermöglicht wird, davon unabhängig<br />

sollten sich Großseminare<br />

die in den „Standards für die Lehrerbildung“<br />

(KMK, 2004) vorgesehene<br />

„Kooperation und Abstimmung <strong>der</strong><br />

Ausbil<strong>der</strong>innen und Ausbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

ersten und zweiten Phase“ zur Aufgabe<br />

machen.<br />

Darüber hinaus könnten Großseminare<br />

in ihrer Region ein Zentrum<br />

des Informationsaustausches, <strong>der</strong><br />

Kooperation und <strong>der</strong> Fortbildung<br />

für Lehrkräfte sein. Die Verankerung<br />

in <strong>der</strong> Region hat die Vorzüge <strong>der</strong><br />

kurzen Wege und <strong>der</strong> persönlichen<br />

und langfristigen Kontakte; Aspekte,<br />

die beson<strong>der</strong>s bedeutend für ein<br />

dauerhaftes Interesse <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

an Fortbildung sind. Entscheidend<br />

für die Akzeptanz und den Erfolg wird<br />

die Praxisnähe <strong>der</strong> Arbeit sein, daher<br />

sollte sich das Großseminar auch als<br />

regionalen Treffpunkt verstehen, <strong>der</strong><br />

Fragen und Probleme aus den Schulen<br />

und von den Lehrkräften aufgreift<br />

und mit ihnen geeignete Veranstaltungen<br />

plant.<br />

Eine Übernahme solcher Aufgaben<br />

durch die in <strong>der</strong> Region angesiedelten<br />

Großseminare erscheint sinnvoll.<br />

Übernehmen können die Großseminare<br />

solche Aufgaben aber nur im<br />

Rahmen einer Gesamtkonzeption <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung in Berlin und verbunden<br />

mit zusätzlichen Stellen und<br />

fi nanziellen Mitteln.<br />

Die Vorzüge <strong>der</strong> Großseminare liegen<br />

in <strong>der</strong> größeren Eigenständigkeit und<br />

<strong>der</strong> Pfl icht aller an <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Beteiligten zu größerer Koordination<br />

und Kooperation. Großseminare<br />

werden sich selbst Aufgaben stellen<br />

und sich kontinuierlich entwickeln<br />

müssen, darin liegt die Chance für<br />

die Berliner Lehrerausbildung. Ergriffen<br />

werden kann diese Chance, wenn<br />

mehrere Schulpraktische <strong>Seminar</strong>e<br />

tatsächlich an jeweils einem Standort<br />

zusammengeführt werden. Je früher<br />

die Entscheidung über die Standorte<br />

fällt, umso eher kann die Chance<br />

ergriffen werden.<br />

Herbert Böpple<br />

<strong>Seminar</strong>leiter<br />

1 In Anlehnung an den Sprachgebrauch <strong>der</strong><br />

internen Diskussion wird dafür im Folgenden<br />

<strong>der</strong> Begriff „Großseminar“ verwendet.<br />

Kooperation zwischen Schule und <strong>Seminar</strong><br />

Angeregt durch einen Vortrag von<br />

Herrn Josef Leisen, Studienseminar<br />

Koblenz, auf <strong>der</strong> 6. Exper tentagung<br />

Lehrerbildung in Bad Berka im März<br />

<strong>2007</strong> möchte ich einige Gedanken<br />

aus diesem Vortrag vorstellen und<br />

anschließend <strong>der</strong> Frage nachgehen,<br />

ob und wie diese Gedanken auf die<br />

Ausbildungssituation in Berlin zu<br />

übertragen sind.1<br />

Denkt man über die Kooperation<br />

zwischen Schule und <strong>Seminar</strong> nach,<br />

so stellen sich zwei Fragen:<br />

1. Ist die Kooperation Schule-<br />

<strong>Seminar</strong> eine strukturelle<br />

Frage? und<br />

2. Was ist entscheidend für<br />

die Kooperation Schule und<br />

<strong>Seminar</strong>?<br />

J. Leisen kommt zu dem mich<br />

überzeugenden Schluss, dass die<br />

Struktur alleine keine gute Kooperation<br />

zwischen Schule und <strong>Seminar</strong><br />

ausmacht, da diese nur den Rahmen<br />

bildet. In Berlin ist <strong>der</strong> strukturelle<br />

Rahmen in <strong>der</strong> Ausbildungsordnung<br />

festgelegt:<br />

Der Leiter des Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>s weist die ihm zugewiesenen<br />

Lehramtsanwärter zur weiteren<br />

Ausbildung den Schulen zu. Der<br />

Schulleiter weist im Einvernehmen<br />

mit dem Leiter des Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>s dem an seiner Schule tätigen<br />

Lehramtsanwärter selbstän digen<br />

Unterricht zu. Dabei soll <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />

Umfang <strong>der</strong> zu erteilenden Stunden<br />

mindestens 4 bzw. 6 (je nach<br />

Laufbahn) und höchstens 8 bzw. 10<br />

Stunden (ebenfalls je nach Lauf bahn)<br />

umfassen.<br />

Daneben ist <strong>der</strong> weitere schulische<br />

Einsatz <strong>der</strong> Lehramtsanwärter zwischen<br />

Schulleiter und <strong>Seminar</strong>leiter<br />

gemeinsam abzusprechen (z.B. Begleitung<br />

von Klassenfahrten; Betreuung<br />

von Arbeitsgemeinschaften).<br />

Diesen Aussagen ist abzulesen, dass<br />

eine enge Kooperation aller Beteiligten<br />

notwendig ist, damit Ausbildung<br />

erfolgreich verlaufen kann.<br />

Nach J. Leisen setzt Kooperation in<br />

<strong>der</strong> Ausbildung eine gute Koordination<br />

voraus. Merkmale guter Koordination<br />

sind:<br />

1. Kohärenz <strong>der</strong> Ausbildung<br />

2. Transparenz in allen Bereichen<br />

3. Vernetzung <strong>der</strong> Institutionen und<br />

Personen<br />

Eine gute Koordination ist vor allem<br />

bei einer gestuften und modularisierten<br />

Ausbildung notwendig.<br />

zu 1. Kohärenz <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Betrachtet man die Abbildung<br />

(folgende Seite) aus Berliner Sicht,<br />

so wird deutlich, dass Schule und<br />

Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> auch in<br />

Berlin eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft<br />

sind:<br />

• Den Lehramtsanwärtern<br />

werden sowohl im Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong> als auch in den Fachseminaren<br />

Kenntnisse und Kompetenzen<br />

vermittelt, die für ihren Unterricht<br />

wesentlich sind. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite erhalten sie in ihrer Schule<br />

ebenfalls Rüstzeug für Unterricht,<br />

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Lehrerfortbildung im Wandel<br />

indem sie z.B. in unterschiedlichen<br />

Lerngruppen unterrichten, im Kontakt<br />

mit den Kollegen <strong>der</strong> Schule<br />

von <strong>der</strong>en Erfahrungen profi tieren<br />

und durch Teilnahme an Fach- und<br />

Gesamtkonfe renzen einen Einblick<br />

über Entscheidungen, die die eigenen<br />

Fächer betreffen, erhalten bzw.<br />

auch Kenntnisse über die Entwicklung<br />

und den Stand <strong>der</strong> schulinternen<br />

Curricula und des jeweiligen<br />

Schulprogramms erlangen.<br />

• Die Verantwortlichen in <strong>der</strong><br />

Schule erhalten durch Unterrichtsbesuche<br />

und Mitwirkung bei den<br />

Lehramtsprüfungen ein Bild davon,<br />

wie sich Lehramtsanwärter im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Ausbil dung entwickeln und am<br />

Ende <strong>der</strong> Ausbildung zeigen, was sie<br />

können.<br />

• Sie sind gleichermaßen im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Erstellung von Gutachten<br />

an <strong>der</strong> Beurteilung von Lehramtsanwärtern<br />

beteiligt.<br />

Abb. Kohärenz <strong>der</strong> Ausbildung nach J. Leisen<br />

zu 2. Transparenz in allen Bereichen<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach Transparenz in<br />

allen Bereichen verlangt, dass<br />

• <strong>der</strong> Ablauf <strong>der</strong> Ausbildung<br />

allen Beteiligten frühzeitig<br />

vorgestellt wird.<br />

• die Standards den Lehramts-<br />

anwärtern im ersten Aus-<br />

bildungshalbjahr vorgestellt<br />

und ausführ lich erläutert<br />

werden.<br />

• die Bewertungskriterien<br />

und die Modalitäten <strong>der</strong> Beurteilung<br />

frühzeitig und situativ<br />

passend dargelegt werden.<br />

zu 3. Vernetzung <strong>der</strong> Institutionen<br />

und Personen<br />

In einigen Bundeslän<strong>der</strong>n gibt es für<br />

die Lehramtsanwärter sowohl spe-<br />

zielle Ausbildungsschulen als auch<br />

Ausbildungsleiter an diesen Schulen,<br />

die z.B. durch Hospitatio nen und die<br />

Teilnahme an Unterrichtsbesuchen<br />

<strong>der</strong> Fach- und <strong>Seminar</strong>leiter aktiv an<br />

<strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter<br />

beteiligt sind. Sie unterstützen<br />

inhaltlich sowie organisatorisch die<br />

Kooperation von Schule und <strong>Seminar</strong>.<br />

An den Berliner Schulen gibt es<br />

die Funktionsstelle eines Ausbildungskoordinators<br />

nicht, wenn auch<br />

an einzelnen Schulen im Rahmen <strong>der</strong><br />

Mitwirkung <strong>der</strong> Lehrkräfte bei <strong>der</strong><br />

Verwaltung <strong>der</strong> Schulen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Geschäftsverteilung<br />

bereits einer Lehrkraft die Mitwirkung<br />

und Mitverantwortung für die<br />

Ausbildung übertragen wird. Da <strong>der</strong><br />

Grad <strong>der</strong> Vernetzung stark von <strong>der</strong><br />

Initiative <strong>der</strong> einzelnen an <strong>der</strong> Ausbildung<br />

beteiligten Personen und ihrer<br />

Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />

abhängt, ist die Existenz vielfältiger<br />

Arbeitskontakte die Voraus setzung<br />

für eine gute Kooperation zwischen<br />

dem <strong>Seminar</strong> und den Schulen. Dazu<br />

zählen z.B.<br />

• <strong>der</strong> regelmäßige Gedankenaustausch<br />

zwischen <strong>Seminar</strong> und<br />

Schule,<br />

• die Durchführung von<br />

Unterrichtsbesuchen bei den Lehramtsanwärtern<br />

gemeinsam mit dem<br />

Schulleiter und / o<strong>der</strong> den die Lehramtsanwärter<br />

betreuenden Lehrkräften<br />

in den Schulen,<br />

• die Teilnahme von <strong>Seminar</strong>leitern<br />

an Gesamtkonferenzen <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte bei bestimmten pädagogischen<br />

Themen,<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

• die Beteiligung von Schulleitern<br />

an <strong>Seminar</strong>sitzungen zu<br />

bestimmten die Schule betreffenden<br />

Themen<br />

• <strong>der</strong> Einsatz von Lehramtsanwärtern<br />

<strong>der</strong> Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>e im Rahmen schulinterner<br />

Fortbildungen bei methodisch-didaktischen<br />

Neuerungen,<br />

• die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen<br />

durch die<br />

Fachseminarleiter für die Lehr kräfte<br />

an Schulen zu neuen fachdidaktischen<br />

Fragen.<br />

Bei den Arbeitskontakten steht vor<br />

allem die Professionalität <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Sie ist die<br />

Grundlage von Vertrauen und gegenseitiger<br />

Wertschätzung.<br />

Aus den obigen Ausführungen wird<br />

deutlich, dass die Kooperation<br />

zwischen Schule und <strong>Seminar</strong> kein<br />

einmaliges Geschenk ist, vielmehr<br />

muss sich diese täglich in den<br />

Arbeitskontakten neu be währen.<br />

Dafür ist sowohl eine solide Arbeit<br />

mit Augenmaß als auch Redlichkeit<br />

und Ehrlichkeit all <strong>der</strong> Personen<br />

erfor<strong>der</strong>lich, die an <strong>der</strong> Ausbildung<br />

beteiligt sind. So müssen Befi ndlichkeiten<br />

abge baut werden, z.B. darf<br />

sich die betreuende Lehrkraft durch<br />

die Unterrichtsanalyse mit dem von<br />

ihr betreuten Lehramtsanwärter nicht<br />

mitbewertet fühlen. Entscheidend<br />

ist das Bewusstsein, dass je<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Ausbil<strong>der</strong> (Schulleiter, Leiter <strong>der</strong><br />

Schulprakti schen <strong>Seminar</strong>e und die<br />

Fachseminarleiter <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Fächer) nicht für die Leistungen des<br />

Referendars, son<strong>der</strong>n ausschließlich<br />

Seite 26<br />

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Lehrerfortbildung im Wandel<br />

für sein eigenes Handeln verantwortlich<br />

ist.<br />

Wichtig ist, dass sich sowohl das <strong>Seminar</strong><br />

als auch die Schule die Frage<br />

stellen: Welche Anknüp fungspunkte<br />

kann es bei dieser Aufgabe zwischen<br />

Schule und <strong>Seminar</strong> geben? Sind<br />

diese ggf. für beide von Vorteil? Wie<br />

auf <strong>der</strong> Expertentagung deutlich<br />

wurde, ist aber genau diese Zusammenarbeit<br />

in allen Bun deslän<strong>der</strong>n ein<br />

ständiges Thema, eine permanente<br />

Baustelle, an <strong>der</strong> fortwährend mit<br />

<strong>der</strong> gebote nen Sensibilität gearbeitet<br />

werden muss.<br />

Lassen Sie mich daher abschließend<br />

kurz die Frage beantworten:<br />

Lohnt es sich für eine Schule – neben<br />

<strong>der</strong> Abdeckung von Unterricht<br />

– Lehramtsanwärter zu betreuen?<br />

Ich denke ja!<br />

Auch wenn Lehramtsanwärter „Unruhe“<br />

in den alltäglichen Schulbetrieb<br />

bringen, so stellt die Lehrerausbildung<br />

ein wichtiges Instrument für<br />

die Schulentwicklung dar. Eine gute<br />

Zusammenar beit mit den Lehramts-<br />

anwärtern kann für die „gestandenen“<br />

Kollegen auch eine Lehrerfortbildung<br />

bedeuten. Gerade, wenn<br />

man berücksichtigt, dass nur wenige<br />

<strong>der</strong> jungen und sehr gut ausgebildeten<br />

Lehrer eine Anstellung in Berlin<br />

erhalten, kann die Schule die Chance<br />

<strong>der</strong> Betreuung von Lehramtsanwärtern<br />

nicht außer Acht lassen. Um die<br />

Unterrichtsqualität zu verbessern und<br />

das produktive Zusammenwirken<br />

von neu ausgebildeten Berufsanfängern<br />

und erfahrenen Lehrkräften zu<br />

för<strong>der</strong>n, können Schule und <strong>Seminar</strong><br />

einen Koopera tionsverbund eingehen.<br />

Die Zusammenarbeit aller an <strong>der</strong><br />

Ausbildung Beteilig ten auf gleicher<br />

Augenhöhe wird entscheidend sein<br />

für die Entwicklung einer lebendigen<br />

Schulkultur, die getragen wird von<br />

Novizen und von Experten.<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

<strong>Seminar</strong>leiterin<br />

1 Alle gewählten Personen- und Amtsbezeichnungen<br />

sind geschlechtsneutral zu verstehen<br />

und schließen Frauen und Männer gleichermaßen<br />

ein.<br />

Das Jenaer-Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung mit Eingangspraktikum und<br />

Praxsissemester<br />

Das Jenaer-Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

mit Eingangspraktikum und Praxissemester<br />

Modularisierung des Studiums,<br />

Modularisierung <strong>der</strong> 2. Phase, Verkürzung<br />

des Vorbereitungsdienstes,<br />

stärkere Praxisbezüge während des<br />

Studiums und alles auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> Lehrerbildungsstandards<br />

<strong>der</strong> KMK „Unterrichten“, „Erziehen“,<br />

„Innovieren“, „Beurteilen“ – was ist<br />

an diesen Aspekten aus <strong>der</strong> aktuellen<br />

Diskussion um eine Reform <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

neu o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s als in<br />

den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n? Hier<br />

ein Beispiel aus Thüringen:<br />

Ein erster Blick auf das Schaubild<br />

zeigt im Vergleich z. B. zum Berliner<br />

Modell einige gravierende Unterschiede:<br />

1. Eingangs- und damit Zulassungsvoraussetzung<br />

für das Studium<br />

ist <strong>der</strong> Nachweis von 320 Stunden<br />

(ca. 2 Monate) pädagogischer Arbeit<br />

mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

2. Im 5. Studiensemester absolvieren<br />

die Studierenden ein Praxissemester<br />

an Thüringer Schulen.<br />

3. Trotz <strong>der</strong> Modularisierung<br />

des Studienganges gibt es keinen<br />

Bachelor- und Masterabschluss, es<br />

bleibt beim 1. Staatsexamen nach 10<br />

Semestern.<br />

4. An das 2. Staatsexamen<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

(entnommen aus dem Vortrag von Prof. Will Lütgert während <strong>der</strong> 6. Expertentagung zur Lehrerbildung am 1.<br />

März <strong>2007</strong> in Bad Berka)<br />

schließen sich eine Berufseingangsphase<br />

und verbindliche Fortbildungen<br />

an.<br />

Mit dem Modell wird eine enge<br />

Verzahnung <strong>der</strong> konzeptuellen und<br />

personalen Ressourcen von Erster,<br />

Zweiter und Dritter Phase angestrebt,<br />

um die Segmentierung <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

zu überwinden und ein in sich<br />

geschlossenes Konzept anbieten zu<br />

können.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt ist in<br />

<strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> Praxisanteile<br />

vor und während des Studiums zu<br />

sehen, um in <strong>der</strong> direkten Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Berufsfeld bzw.<br />

mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen im<br />

Vorfeld des Studiums den Interessier-<br />

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Lehrerfortbildung im Wandel<br />

ten eine Erfahrung zu verschaffen,<br />

die vor einem späteren Praxisschock<br />

bewahren soll. Die 320 Stunden pädagogische<br />

Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n können<br />

in einem Praktikum z. B. in einem<br />

Kin<strong>der</strong>garten, mit Jugendgruppen, in<br />

Heimen, im Rahmen des institutionalisierten<br />

Nachhilfeunterrichts o<strong>der</strong> in<br />

Jugendfreizeiten abgeleistet werden.<br />

Am Ende soll eine kleine Dokumentation<br />

über das Geleistete stehen.<br />

Das Praxissemester soll zweimal im<br />

Jahr für jeweils 200 Studierende in<br />

Kooperation mit 80 Gymnasien und<br />

30 Realschulen durchgeführt werden.<br />

Die Studierenden werden in kleinen<br />

„Handlungseinheiten“ (Teams von<br />

zwei bis drei Studenten) auf Schulen<br />

im Umkreis von Jena verteilt, so dass<br />

eine Verknüpfung von <strong>Seminar</strong>tagen<br />

an <strong>der</strong> Universität und dem schuli-<br />

(entnommen aus dem Vortrag von Prof. Will Lütgert während <strong>der</strong> 6. Expertentagung zur Lehrerbildung am 1.<br />

März <strong>2007</strong> in Bad Berka)<br />

schen Erfahrungsraum möglich ist.<br />

Die Konzeption wird von Vertretern<br />

<strong>der</strong> drei Phasen geplant und über<br />

das Zentrum für Lehrerbildung und<br />

Didaktikforschung koordiniert. Aus<br />

diesem Grund sind z. B. 15 Lehrerstellen<br />

aus dem Bereich <strong>der</strong> Schule<br />

vom Kultusministerium an die Universität<br />

gegeben worden. Hintergrund<br />

ist u. a. <strong>der</strong> Gedanke, dass diese Kollegen<br />

<strong>der</strong> Garant dafür sind, dass das<br />

Praxissemester bereits in den Semesterferien<br />

begonnen werden kann.<br />

Schwerpunkte im Praxissemester<br />

sind wöchentliche Veranstaltungen<br />

(<strong>Seminar</strong>tag) zur Fachdidaktik in<br />

beiden Fächern, zur pädagogischen<br />

Psychologie (Diagnostizieren) und<br />

zu Forschungsmethoden (Evaluieren<br />

und Innovieren). Wie dem Schaubild<br />

zu entnehmen ist, werden die Studierenden<br />

in die Schule eingeführt, sie<br />

machen erste Unterrichtsversuche,<br />

ehe sie dann selbständig unterrichten<br />

und anschließend ihre Erfahrungen in<br />

<strong>der</strong> Diagnose- und Evaluationsphase<br />

auswerten.<br />

Auch die Ausbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zweiten Phase<br />

werden an <strong>der</strong> Universität Jena<br />

auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Ein<br />

postgradualer Studiengang, <strong>der</strong> 18<br />

Monate dauert und die Interessierten<br />

einen Tag in <strong>der</strong> Woche zurück an die<br />

Universität bringt, sorgt dafür, dass<br />

die Fachleiter (so heißen die Fachseminarleiter<br />

dort) mit den Aufgaben<br />

und Inhalten <strong>der</strong> Zweiten Phase<br />

intensiv vertraut gemacht werden.<br />

Dabei kooperieren die Universität,<br />

die Studienseminare und das ThILLM<br />

(Thüringer Institut für Lehrerfortbildung,<br />

Lehrplanentwicklung und<br />

Medien) sehr eng miteinan<strong>der</strong>.<br />

Betrachtet man das Jenaer Konzept<br />

vor allem unter dem Gedanken des<br />

verstärkten Praxisbezuges vor und<br />

während des Studiums und unter<br />

dem Aspekt <strong>der</strong> Kooperation <strong>der</strong> drei<br />

Phasen, so scheint hier in interessantes<br />

Modell an den Start zu gehen,<br />

denn noch ist es ein Modell, das<br />

zum Wintersemester <strong>2007</strong>/2008 an<br />

<strong>der</strong> Universität Jena zum ersten Mal<br />

erprobt werden wird.<br />

Andreas Stephan<br />

<strong>Seminar</strong>leiter<br />

Lehrerfortbildung im Wandel<br />

Seite 30<br />

Seite 31


FORUM FORUM<br />

FORUM<br />

Folgen des Weggangs junger Lehrkräfte aus Berlin<br />

Als <strong>Seminar</strong>leiter besuchen wir im Rahmen unserer Tätigkeit eine Vielzahl von<br />

Schulen in Berlin und haben damit auch oftmals Einblick in die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Kollegien dieser Schulen. Daher können auch wir mit gutem Gewissen<br />

sagen: Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> Kollegien ist sehr unterschiedlich.<br />

Nach unserem Eindruck ist das Alter <strong>der</strong> unterrichtenden Kollegen im Westteil<br />

<strong>der</strong> Stadt im Allgemeinen höher ist als im Ostteil. Die Kollegien im Westteil <strong>der</strong><br />

Stadt sind im Durchschnitt älter.<br />

Nun gibt es Menschen, die fi nden das nicht so schlimm, nicht bedenklich.<br />

Sie sind vielmehr <strong>der</strong> Auffassung, dass es gut sei, wenn lebens- und unterrichtserfahrene<br />

Lehrkräfte in <strong>der</strong> Schule wirken. Und das ist sicher richtig,<br />

wenn es sich um Einzelfälle handelt – ich aber denke hier an Kollegien, <strong>der</strong>en<br />

Durchschnittsalter 50 Jahre o<strong>der</strong> mehr beträgt. Und dann denke ich an die<br />

Schülerinnen und Schüler. Für sie ist es wichtig, in den Kollegien eine Mischung<br />

aus „Jung und Alt“ zu fi nden. Sie brauchen dies zu ihrer Orientierung<br />

und die Kollegien für ihre Arbeit. Nichts ist befruchten<strong>der</strong> für das gemeinsame<br />

Lernen und Arbeiten in <strong>der</strong> Schule, als dass jüngere Kollegen die Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Älteren nutzen und selbst neue Ideen an diese weitergegeben. Das ist ein<br />

Faktum, das durch die geringe Zahl von Neueinstellungen junger Lehrkräfte in<br />

den letzten Jahren und durch den Weggang junger Kollegen und Kolleginnen<br />

nur selten Wirklichkeit werden konnte und in Zukunft werden kann.<br />

Die Gründe für den Weggang <strong>der</strong> jungen, in Berlin fertig ausgebildeten Kolleginnen<br />

und Kollegen sind hinreichend bekannt: die diesen nicht gebotene<br />

Vollzeitbeschäftigung, <strong>der</strong> Verzicht auf die Übernahme ins Beamtenverhältnis<br />

(während in den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n die Verbeamtung nach einem Jahr<br />

lockt). – Berlin ist berufl ich nicht mehr attraktiv. Die Lehramtsanwärter, die<br />

sich heute in <strong>der</strong> Ausbildung befi nden, artikulieren dies ganz deutlich. Warum<br />

nur wird dieses von den für die Personalentwicklung <strong>der</strong> Berliner Lehrerschaft<br />

Verantwortlichen nicht so ernst genommen, so dass Überlegungen zu einer<br />

Verän<strong>der</strong>ung wenigstens in Ansätzen erkennbar werden?<br />

Es werden in <strong>der</strong> Zukunft in zunehmendem Maße Lehrkräfte in Berlin fehlen.<br />

Das wird sich sowohl in den Grund- und Hauptschulen als auch in Real- und<br />

Gesamtschulen ebenso wie in Gymnasien zeigen, in denen junge Lehrkräfte<br />

– insbeson<strong>der</strong>e die männlichen – für die Schüler und Schülerinnen wichtig<br />

sind, damit sich die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen an ihnen messen und in ihnen<br />

auch ein Vorbild fi nden können. Gerade für Kin<strong>der</strong> aus Single-Haushalten<br />

könnte die Schule hier ergänzend wirken.<br />

Hinzu kommt das aufwändige Proce<strong>der</strong>e des Einstellungsverfahrens für den<br />

Fall, dass einer Schule tatsächlich die vorübergehende Einstellung einer Vertretungslehrkraft<br />

genehmigt wird, um eine langzeiterkrankte Lehrkraft vorübergehend<br />

zu ersetzen. (vgl. Artikel zur Personalkostenbugetierung)<br />

Eine ehemalige Referendarin, die – nachdem sie Ende November 2005 ihr<br />

Zeugnis (Note im 2. Staatsexamen: sehr gut) erhalten hatte – im Dezember<br />

2005 sofort in Hamburg mit einer vollen Stelle eingestellt worden war, berichtet,<br />

dass an ihrer Hamburger Schule 15 neue Lehrkräfte in den letzten Jahren<br />

eingestellt worden sind (man lasse sich diese Zahl einmal auf <strong>der</strong> Zunge<br />

zergehen). Von diesen 15 jungen Kolleginnen und Kollegen kommen allein 10<br />

aus Berlin.<br />

Sie selbst ist inzwischen Beamtin auf Lebenszeit und leitet kommissarisch<br />

den Fachbereich Deutsch mit einer Stundenentlastung von 2 Wochenstunden.<br />

Unsere Ausbildung in Berlin wird nicht nur in Hamburg geschätzt, auch an<strong>der</strong>e<br />

Bundeslän<strong>der</strong> rufen nach in Berlin ausgebildeten Lehramtsanwärtern.<br />

Immer wie<strong>der</strong> erfahren wir durch Telefonate, Faxanfragen und Briefe davon,<br />

dass wir in Berlin gut ausbilden. Sogar aus Bayern, dem Land, das in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit Bewerber aus Berlin zurückstellte, gibt es zunehmend Angebote<br />

für unsere Absolventinnen und Absolventen. Auch aus <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Schweiz hat es bereits Angebote gegeben: So schrieb ein ehemaliger<br />

Referendar, <strong>der</strong> heute an einer Schweizer Schule unterrichtet, in einer Email<br />

an seine Ausbil<strong>der</strong>in im Namen <strong>der</strong> Schulleiterin, ob es in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Gruppe <strong>der</strong> Referendare auch Kollegen o<strong>der</strong> Kolleginnen gäbe, die ebenfalls<br />

bereit seien, in die Schweiz zu kommen, um die neuen Ideen, die er selbst<br />

vor einem Jahr in die Schweiz gebracht habe, weiter mit ihm in seinem neuen<br />

Kollegium zu verankern.<br />

Herr Zöllner hat im März <strong>2007</strong> auf einer Veranstaltung <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong><br />

Oberstudiendirektoren des Landes Berlin e.V. mitgeteilt, dass er zunächst<br />

prüfen müsse, ob auch alle Ressourcen in den Schulen ausgeschöpft seien,<br />

erst dann könne man über Neueinstellungen konkret nachdenken. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Schule tätig ist, fragt sich, an welche Ressourcen Herr Zöllner denkt.<br />

Ein weiterer Aspekt muss in diesem Zusammenhang angesprochen werden:<br />

Nicht nur, dass unsere jungen, gut ausgebildeten Lehrkräfte Berlin aufgrund<br />

<strong>der</strong> widrigen Umstände verlassen, auch für die weitere Ausbildung unserer<br />

jungen Leute wird es schwieriger, stehen doch aufgrund <strong>der</strong> nicht erfolgten<br />

Einstellungen auch viel weniger junge Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung,<br />

die als anleitende Lehrer/innen an den Schulen eingesetzt werden<br />

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FORUM<br />

können o<strong>der</strong> bereit sind als Fachseminarleiter bzw. Fachseminarleiterinnen im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung tätig zu werden. Auf <strong>der</strong> einen Seite werden gerade<br />

engagierte Lehrkräfte in den Schulen mit vielfältigen Aufgaben betraut, z.B.<br />

<strong>der</strong> Erstellung eines internen Curriculums, <strong>der</strong> Schulprogrammentwicklung<br />

und, und …, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite werden gerade diese Lehrkräfte aber<br />

benötigt, um in <strong>der</strong> 2. Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung die Lehramtsanwärterinnen<br />

und -anwärter auf die Schulpraxis vorzubereiten. Die Personaldecke wird<br />

also zunehmend dünner. Es wird demnach auch immer schwieriger werden,<br />

jüngere Kolleginnen und Kollegen zu fi nden, die bereit sind, in <strong>der</strong> Ausbildung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Fachseminare mitzuwirken.<br />

Bedenkt man dabei weiter, dass in Berlin die Anzahl <strong>der</strong> Lehramtsanwärter im<br />

Jahr 2008 um 200 und im Jahre 2009 eventuell um weitere 200 erhöht werden<br />

wird, wird die Frage, wo die notwendigen Personen zu fi nden sein werden,<br />

von brennen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Zusammenfassend stelle ich fest:<br />

· die Schulen benötigen unbedingt neue, gut ausgebildete Lehrkräfte,<br />

um den notwendigen Austausch zwischen den Generationen zu<br />

gewährleisten und somit den Schülerinnen und Schülern gerecht zu<br />

werden;<br />

· die Lehrerausbildung benötigt zusätzliche junge Kolleginnen und Kol-<br />

legen, um neben dem Ersatz ausscheiden<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiterinnen und<br />

-leiter <strong>der</strong> geplanten erhöhten Anzahl <strong>der</strong> Lehramtsanwärter ab dem<br />

Jahr 2008 auch eine adäquate Ausbildung zu gewähren;<br />

· Berlin wird aufgrund zahlreicher Pensionierungen in den nächsten<br />

Jahren seinen Bedarf an guten Lehrkräften nicht decken können, da<br />

diese die Stadt wegen <strong>der</strong> bestehenden Rahmenbedingungen bereits<br />

verlassen haben und sie auch in Zukunft verlassen werden.<br />

Die Lösung dieser Probleme muss umgehend angegangen werden – soweit<br />

es in unseren Kräften steht, bieten die in <strong>der</strong> Lehrerausbildung Tätigen ihre<br />

Mitwirkung dabei an.<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

<strong>Seminar</strong>leiterin<br />

Von: Herbert.Boepple@lo-net3.de<br />

Gesendet: Montag, 26. März <strong>2007</strong> 22:15<br />

An: marisa.pacifi co@expansive.com.br<br />

Betreff: ArmSexyDumm?<br />

Liebe Marisa,<br />

E-Mail nach Brasilien<br />

kamen deine Studenten gesund und fröhlich zurück? Was erzählen sie von<br />

ihrem Deutschlandaufenthalt? – In Berlin schienen sie sich wie zu Hause zu<br />

fühlen: Sie erklärten die Strandbar am Spreeufer zu exterritorialem Staatsgebiet<br />

Brasiliens und sie verteilten Bestnoten für die Caipiriñas in Mitte. – Solltet<br />

es euch in Brasilien also mal an Sonnenschein und Caipiriña mangeln, wir<br />

helfen gerne aus!<br />

Erinnerst du dich daran, wie ich 2005 von den guten Leistungen meiner<br />

<strong>Seminar</strong>gruppen schwärmte? Fast 50 meiner Lehramtsanwärterinnen und<br />

-anwärter bestanden in diesem Jahr die Zweite Staatsprüfung, und ich hoffte,<br />

möglichst bald und möglichst vielen in Berliner Lehrer- und Klassenzimmern<br />

zu begegnen. Stattdessen erreichten mich haufenweise E-Mails aus an<strong>der</strong>en<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n, und ich gewann den Eindruck, dass alle Berlin verlassen<br />

haben. Dabei hatten die meisten gehofft, hier eine Anstellung zu fi nden. Inzwischen<br />

schrieb ich alle an und ich erkundigte mich nach ihrem Verbleib. Vierzig<br />

von ihnen antworteten bislang. Ich ertappe mich jetzt dabei, dass ich bereits<br />

froh darüber bin, dass immerhin neun von ihnen eine Teilzeitbeschäftigung<br />

in Berlins staatlichen Schulen haben. Unter den Antworten gibt es fünfzehn<br />

Glückliche. Fünfzehn, die inzwischen in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n Vollzeitstellen<br />

erhielten und bereits verbeamtet wurden. Sie scheinen wirklich glücklich<br />

zu sein. Ungefragt äußern sie sich froh darüber, dass sie ihr Referendariat<br />

in Berlin machen konnten und jetzt gewappnet sind für die Belastungen im<br />

neuen Bundesland. Tatsächlich scheint unsere schulpraktische Ausbildung<br />

richtig gut zu sein. Wir ernten viel Anerkennung – aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

Immerhin, noch haben wir eine Ausbildungsdauer von zwei Jahren und<br />

noch kümmern sich <strong>Seminar</strong>leiter/innen und Fachseminarleiter/innen intensiv<br />

um die Lehramtsanwärter/innen. Wir könnten uns glücklich schätzen: Unsere<br />

guten und sehr guten Absolventen gehen weg wie die warmen Semmeln …<br />

Lei<strong>der</strong> hat Berlin wenig davon. Es ist wirklich zum „Mäusemelken“. - Ich weiß<br />

um deine tollen Deutschkenntnisse, aber kennst du diese Redewendung?<br />

Versuch mal Mäuse zu melken! Die Aussichten auf Erfolg sind gering. - Genauso<br />

aussichtslos erscheint es uns Lehrausbil<strong>der</strong>n in Berlin, unsere besten<br />

Absolventen dauerhaft in den Berliner Schuldienst zu bekommen. Berlin ist<br />

arm, wir wissen das. Berlin ist sexy, du weißt das. Aber müssen wir jetzt auch<br />

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FORUM


FORUM<br />

noch dumm werden?<br />

Ich erinnerte mich gerade an eine Anekdote, die Reinhard Kahl, <strong>der</strong> Bildungsjournalist<br />

und Filmemacher, in <strong>der</strong> ZEIT zum Besten gab:<br />

Im Jahre 1813 nach dem Krieg mit England war Dänemark bankrott. Trotzdem<br />

wurden die Ausgaben für Bildung und Kultur erhöht. Auf den Protest des Finanzministers<br />

antwortete König Christian VIII.: „Arm und elend sind wir. Wenn<br />

wir jetzt auch noch dumm werden, können wir aufhören, ein Staat zu sein.“<br />

So einen Christian könnten wir gerade gut brauchen. Immerhin, wir erhielten<br />

in Berlin einen neuen Dienstherrn. Der heißt Zöllner, allerdings nicht Christian.<br />

Im Unterschied zu an<strong>der</strong>en Senatoren hat er sich noch nicht so richtig<br />

unbeliebt gemacht. - Das war jetzt ein Berliner Lob. Wertschätzung zweiten<br />

Grades ;-) -<br />

Er muss (!) ein politisches Schwergewicht sein: Im Februar veranlasste er kurzerhand,<br />

dass 310 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden, um den Unterrichtsausfall<br />

einzugrenzen. Das „Kurzerhand“ hätte ihm meiner Meinung nach<br />

einigen Ärger einhandeln müssen, denn ohne Beteiligung des Senats sind<br />

Entscheidungen, die zu Lasten des Berliner Haushalts gehen, kaum möglich.<br />

- Du weißt: Wir sind „arm wie eine Kirchenmaus“. - Aber von Ärger war im<br />

Berliner Blätterwald nichts zu lesen. - Hat sich da einer was getraut? Entwe<strong>der</strong><br />

er hat einen guten Draht zum Finanzsenator o<strong>der</strong> er hatte doch alles mit<br />

Wowereit & Co. abgesprochen. Das Berliner Lehrerzimmer bleibt vorläufi g<br />

misstrauisch: Das Kleinhirn poltert, dass diese Lehrkräfte nur befristet eingestellt<br />

wurden. Dagegen hofft das Großhirn, dass da einer vorausschauend<br />

und klug entscheidet. Könnte es sein, dass die Stellen nur befristet vergeben<br />

wurden, um zum neuen Schuljahr die jungen Lehrer und Lehrerinnen - und<br />

davon die besten - voll und unbefristet einzustellen? Ich habe jetzt schon<br />

Mitleid mit den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n. Was machen die ohne unsere guten<br />

Absolventen? L Aber wahrscheinlich gibt’s in <strong>der</strong> Senatsverwaltung einen<br />

Plan B: Berlin bleibt weiter ein „Geberland“. Wir exportieren weiter ausgebildete<br />

Lehrer, verlangen dann aber Geld dafür und sanieren so den Berliner<br />

Haushalt! - Was würde wohl König Christian dazu sagen?<br />

Übrigens: Es soll nicht ganz einfach gewesen sein, die 310 Lehrer/innen für<br />

die befristeten Stellen zu bekommen. Die Listen waren voll, aber zur Verfügung<br />

standen nur wenige Bewerber/innen. – Also, ohne Flachs & ganz im<br />

Ernst: Lass’ deine Lehramtsstudenten fl eißig Deutsch pauken. Sollten sie in<br />

Brasil nur eine ärmliche Anstellung kriegen, holt sie „König Christian“ vielleicht<br />

schon bald nach Deutschland. Wir locken mit Strandbar und „Caipi“!<br />

Herzliche Grüße aus sexy Berlin!<br />

Herbert<br />

Mit offenen Armen.<br />

Erfahrungen einer Berufsanfängerin<br />

Allgemein sagt man den Norddeutschen und beson<strong>der</strong>s den BewohnerInnen<br />

<strong>der</strong> Hansestadt ja eine gewisse Zurückhaltung und Distanziertheit gegenüber<br />

neuen Bekanntschaften nach. Meine Erfahrungen mit den Einstellungsmodalitäten<br />

und <strong>der</strong> Schulanfangsphase allerdings wi<strong>der</strong>legen dieses Klischee,<br />

denn butterweicher hätte es gar nicht gehen können.<br />

Je<strong>der</strong> und jede, die in den letzten eineinhalb Jahren in Hamburg eine Stelle<br />

als Studienrat o<strong>der</strong> Studienrätin an einem <strong>der</strong> städtischen Gymnasien <strong>der</strong><br />

Hansestadt angetreten hat, kennt vor allem eine Person: Frau Led<strong>der</strong>bogen.<br />

Ihr muss je<strong>der</strong> und jede unter die Augen treten, um hier eine Stelle zu bekommen.<br />

Meiner Erfahrung nach, und die teile ich mit vielen an<strong>der</strong>en NeuHamburgerInnen,<br />

sind das allerdings sehr freundliche und vor allem treffsichere Augen.<br />

Nicht nur, dass Frau Led<strong>der</strong>bogen jedem und je<strong>der</strong> das Gefühl vermittelt<br />

als Berufsanfängerin in Hamburg herzlich willkommen zu sein und gebraucht<br />

zu werden. Sie reagiert auch auf eine Bewerbung prompt mit einer Einladung<br />

zu einem Treffen, das man nicht mit leeren Händen verlässt. Denn nach einem<br />

kurzen Gespräch über die Beweggründe und Motivationen für den Beruf<br />

und die eigene Fächerkombination, setzt sich Frau Led<strong>der</strong>bogen an ihren<br />

Computer und zaubert drei bis vier Adressen von Schulen in den vom Bewerber<br />

bevorzugten Stadtgebieten hervor, welche die eigene Fächerkombination<br />

zum nächsten Einstellungstermin bei ihr angefor<strong>der</strong>t haben. Falls möglich,<br />

prüft sie dabei auch, ob <strong>der</strong> Bewerber o<strong>der</strong> die Bewerberin und das Profi l <strong>der</strong><br />

Schulen gut zueinan<strong>der</strong> passen, und gibt noch entsprechende Tipps mit auf<br />

den Weg.<br />

Solchermaßen motiviert und vorsortiert macht man sich dann auf den Weg,<br />

schaut sich die Schulen an, vereinbart Vorstellungsgespräche mit <strong>der</strong> Schulleitung<br />

und hat dann, wenn man etwas Glück hat, die Wahlmöglichkeit zwischen<br />

verschiedenen Stellen.<br />

Für die Begleitung <strong>der</strong> JunglehrerInnen in <strong>der</strong> Berufseinstiegsphase (BEP)<br />

haben sich die Hamburger etwas Beson<strong>der</strong>es einfallen lassen. So bietet das<br />

Institut für Lehrerbildung, kurz Li, verschiedene Möglichkeiten zur Vernetzung<br />

und professionellen Begleitung <strong>der</strong> „BEPis“ an. Wer möchte, kann sich einmal<br />

im Monat in einer festen Gruppe treffen, die von einem ausgebildeten Coach<br />

geleitet wird. Hier hat man dann die Möglichkeit, die kleineren o<strong>der</strong> auch größeren<br />

Probleme des Berufsalltags aufzuarbeiten und im geschützten Bereich<br />

zu besprechen. Das Angebot kann über zwei Jahre kostenlos genutzt und<br />

außerdem als Fortbildung angerechnet werden. Für viele neue KollegInnen<br />

ist das auch eine gute Möglichkeit, Leute kennen zu lernen, denn oftmals hat<br />

man als Zugezogene am Anfang kaum Kontakt zu an<strong>der</strong>en Menschen als zu<br />

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FORUM


FORUM<br />

den SchülerInnen und KollegInnen <strong>der</strong> eigenen Schule – und die will man ja in<br />

seiner Freizeit auch nicht immer sehen.<br />

Vernetzung mit an<strong>der</strong>en „BEPis“ ist auch über die Internetplattform des Li<br />

möglich. Hier kann man Gruppen bilden o<strong>der</strong> sich über aktuelle Fortbildungsangebote<br />

informieren lassen.<br />

Auch was die fi nanzielle Versorgung von jungen Lehrerinnen und Lehrern angeht,<br />

macht Hamburg eine gute Figur. Nach bereits zwei Monaten wird man<br />

– nach entsprechen<strong>der</strong> Untersuchung durch den personalärztlichen Dienst<br />

– in das Beamtenverhältnis auf Probe übernommen. Die Verbeamtung auf<br />

Lebenszeit wird dann abhängig von den Noten im ersten und zweiten Examen<br />

bereits nach einem Dienstjahr eingeleitet.<br />

Zusammenfassend kann ich feststellen, dass Hamburg alles tut, um einem<br />

das Gefühl zu vermitteln mit offenen Armen aufgenommen zu werden und<br />

herzlich willkommen zu sein.<br />

von Gabriele Eisenberg<br />

Fachseminarleiterin Deutsch<br />

Ruhe vor dem nächsten Sturm?<br />

Ruhe scheint eingekehrt nach einem Sturm <strong>der</strong> Entrüstung über die Pläne für eine<br />

Neugestaltung <strong>der</strong> Lehrerausbildung in Berlin. Was mag das bedeuten?<br />

Niemand hätte etwas gegen eine sinnvolle Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lehrerausbildung, wie aus<br />

einer umfangreichen, fächerübergreifenden Unterschriftensammlung von Fachseminarleitern<br />

[des Weiteren wird die weibliche Form mitgedacht] bekannt ist.<br />

Wir wollen und müssen aber gemeinsam versuchen, Verän<strong>der</strong>ungen von gut funktionierenden<br />

Strukturen nur dann zu akzeptieren, wenn sie durch noch bessere ersetzt<br />

werden.<br />

Hauptseminarleiter und Fachseminarleiter tragen die Verantwortung für die pädagogische<br />

und fachliche Qualität unserer jungen Lehrer. Diese hängt, wie je<strong>der</strong> weiß, auch<br />

von <strong>der</strong>en Motivation und physisch-psychischen Kraft ab, die erhalten, ja gesteigert<br />

werden muss. Wenn die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Referendare geschwächt wird, wird<br />

das Bildungsniveau in unseren Schulen gesenkt, keinesfalls angehoben.<br />

Verbesserungen sind vielfach denkbar und werden bereits angedacht. Was u. a. nicht<br />

zur Disposition stehen darf, ist die enge Verzahnung von Praxis und Theorie in den<br />

Fachseminaren, an den Schulen und durch die Person des Fachseminarleiters.<br />

Längere Praktika in den Schulen während des Studiums und danach, vielleicht sogar<br />

unter Begleitung von Wissenschaftlern; Ratschläge und freundliche Hilfe durch Lehrer,<br />

die ihre Zeit jedoch vor allem auf diejenigen konzentrieren müssten, <strong>der</strong>etwegen Schule<br />

da ist, auf die Schüler; „Betriebskunde“ und fachdidaktische <strong>Seminar</strong>e während <strong>der</strong><br />

Universitätsausbildung, die vor allem dem wissenschaftlichen Interesse von Erziehungswissenschaftlern<br />

und Fachdidaktikern nutzen – all diese Ausbesserungen: Sie<br />

dienen nicht erschöpfend dem einzelnen Referendar, <strong>der</strong>, sobald er in seiner Schule<br />

eigenverantwortlich unterrichten muss, verantwortlich ist für eine Fülle von relevanten<br />

Entscheidungen.<br />

Hierzu benötigt er Hilfestellungen auf allen den Lernprozess <strong>der</strong> Schüler steuernden<br />

Ebenen. Diese kann er in den Schulen bekommen von überlasteten Lehrern und<br />

Direktoren, wenn diese sich über die eigenen Kräfte hinaus strapazieren, was letztendlich<br />

aber auch kontraproduktiv wirkt. Ich erlebe, wie es zunehmend schwieriger für<br />

die Referendare wird, Mentoren überhaupt zu fi nden, geschweige denn, solche, die<br />

genügend Zeit haben, sich auf ihre Probleme und Fragen einzustellen. Wie belastet<br />

Direktoren sind, zeigt sich auch darin, dass sie immer häufi ger bedauern, über das<br />

Notwendige hinaus Lehrproben we<strong>der</strong> begleiten und noch besprechen zu können.<br />

Die Fachseminare sind deshalb das unverzichtbare Element <strong>der</strong> Ausbildung und dürfen<br />

in ihren eigentlichen Aufgaben beschnitten werden. Sie garantieren die Qualität <strong>der</strong><br />

Ausbildung durch ihre „Mischung aus theorienaher Praxis und personaler Betreuung“<br />

(Harnischfeger, blz Januar 2006, S.7).<br />

Wenn wir es für zunehmend wichtiger, ja für unabdingbar halten, dass Schüler individuell<br />

geför<strong>der</strong>t werden müssen, dann gilt das ebenso und dringlicher als je für unsere<br />

angehenden Lehrer. Sie benötigen eine sehr dichte Betreuung im Fachseminar: wo <strong>der</strong><br />

Fachseminarleiter häufi g die Rolle <strong>der</strong> Feuerwehr übernimmt, um die bei jedem Referendar<br />

unterschiedlich anfallenden Probleme aufzufangen; wo individuelle Probleme<br />

in Einzelgesprächen vertraulich besprochen werden können; wo individuelle Probleme<br />

verallgemeinert und versachlicht werden; wo aber auch Fachwissen vermittelt werden<br />

muss, da die Referendare häufi g mit allzu wenig verwertbarem Wissen aus <strong>der</strong> Universität<br />

kommen; wo gemeinsam Unterricht geplant und in <strong>Seminar</strong>klassen an <strong>der</strong> Schule<br />

des Fachseminarleiters umgesetzt werden kann; wo auch vor Ort Prüfungsgeschehen<br />

beobachtet und refl ektiert werden kann; wo im Probeunterricht, <strong>der</strong> ohne Notendruck<br />

durchgeführt wird, neue Erkenntnisse bzw. Entwicklungen in fachlicher und fachdidaktischer<br />

Hinsicht aufgegriffen und erprobt werden können.<br />

Und all dies, damit wir neue Lehrer bekommen, die gerne und gut unterrichten – um<br />

das Allerwichtigste einmal ganz einfach zu sagen.<br />

In diesem Sinne arbeiten die Fachseminare in Berlin seit Jahren sehr erfolgreich und<br />

es ist eine Katastrophe, dass Berlin nicht die Früchte dieser Arbeit erntet. Es ist zum<br />

Verzweifeln, wenn wir sehen, dass unsere gut ausgebildeten Lehrer nicht in Berlin<br />

angestellt werden. Dass sie gut ausgebildet und motiviert sind, das zeigt sich allein<br />

schon daran, wie schnell und freundlich und gerne sie in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

aufgenommen und angestellt, ja verbeamtet werden – und dabei wesentlich mehr<br />

verdienen als hier in Berlin. Ich habe kürzlich 15 Referendare angeschrieben, um zu<br />

hören, wie ihr Berufsweg nach dem Examen verlaufen ist. 10 haben mir geantwortet.<br />

Ihre Briefe bzw. Mails sprechen für sich. Vier Briefe möchte ich gerne vorstellen:<br />

Liebe Frau Eisenberg,<br />

mir geht es gut und das kam so:<br />

Ich hatte mich sowohl beim Senat Berlin als auch bei zwei Schulämtern in Branden-<br />

Seite 38 Seite 39<br />

FORUM


FORUM FORUM<br />

burg beworben. Zusätzlich schrieb ich im Mai auch noch einige Privatschulen in <strong>der</strong><br />

Region an. Die Königin-Luise-Stiftung in Dahlem hat dann sofort - vor allem wegen<br />

des Faches PW - Interesse gezeigt und mir noch vor den Sommerferien ein Angebot<br />

gemacht. Nun bin ich seit August mit einer 3/4-Stelle unbefristet angestellt, unterrichte<br />

11 Stunden Deutsch (7. bis 9. Klasse) und 8 Stunden Ge/PW. Der Lehrerberuf<br />

macht hier Freude, da ich das Gefühl habe, mich um einzelne Schüler kümmern zu<br />

können, und das Kollegium eine gesunde Portion Selbstvertrauen (als Schutz vor<br />

Frustration und destruktivem „Meckern“) besitzt und eine gute Mischung aus Tradition<br />

und Reformtätigkeit anstrebt. Auch die Korrekturen sind bei einer Klassengröße von<br />

maximal 22 Schülern zu bewältigen. Schüler- und vor allem Elternschaft sind nicht<br />

immer leicht und mitunter hapert es an einer straffen Organisation des Schulbetriebes,<br />

aber irgendwo muss es ja auch noch zusätzliche „Herausfor<strong>der</strong>ungen“ geben. Nach<br />

9 Monaten kann ich also sagen, dass ich gerne erst einmal dort bleiben möchte und<br />

meine Bewerbungen an staatlichen Stellen zurückziehe.<br />

Was für Ihren Artikel vielleicht noch ganz interessant sein könnte, ist mein Unmut hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> späten staatlichen Einstellungsbemühungen. Ab Ende August riefen immer<br />

wie<strong>der</strong> Berliner und Brandenburger Schulämter an, die mir (stark befristete) Stellen<br />

anboten. Ich hatte den Eindruck, dass man das Schuljahr erst einmal laufen lässt<br />

und dann schaut, wo man wen benötigt. Das ist (bestimmt nicht nur mir persönlich)<br />

einfach zu spät! Aktuell störe ich mich gerade daran, dass durch die vielen Prüfungen<br />

im 2. Halbjahr kaum Unterricht möglich ist und viele außerschulische Vorhaben (z.B.<br />

Exkursionen) wegfallen, was ja eigentlich nicht das Ziel <strong>der</strong> Schulreformen sein sollte.<br />

Ende Juli wird es Nachwuchs im Hause Langner/Kirstein geben, sodass ich vermutlich<br />

bis Ende des Jahres pausieren werde. Danach will ich aber wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Königin-Luise<br />

einsteigen.<br />

Alles Gute für Sie!<br />

Carolin Kirstein<br />

Liebe Frau Eisenberg!<br />

Ich wollte Ihnen auch noch ein paar Informationen zu meiner jetzigen<br />

Situation schicken. Ich arbeite im Moment mit einer vollen Stelle am<br />

Gymnasium zum Grauen Kloster in Wilmersdorf. Lei<strong>der</strong> gab es keinen Bedarf<br />

für Deutsch, so dass ich 26 Stunden Englisch unterrichte (von 7 bis 13<br />

LK alles dabei). Ich fühle mich an <strong>der</strong> Schule sehr wohl, das Arbeiten<br />

mit den Schülern macht wirklich Spaß. Allerdings bin ich den Lockrufen Hamburgs<br />

jetzt auch erlegen und fange am 20. August an einem Hamburger Gymnasium an; eine<br />

Aufgabe, auf<br />

die ich mich sehr freue. Auch da wartet eine volle Stelle auf mich mit<br />

Klassenleitung 5 und einem LK Deutsch. Außerdem werde ich rund €600 mehr<br />

verdienen. Ich kenne mittlerweile keinen mehr, den es noch in Berlin<br />

hält. Meine Kollegen am Grauen Kloster sind auch alle ziemlich sauer,<br />

dass die jungen Leute das sinkende Schiff verlassen.“<br />

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, können Sie mir gerne schreiben.<br />

Viele Grüße,<br />

Christian Seydel<br />

Liebe Frau Eisenberg,<br />

lei<strong>der</strong> habe ich Ihre Mail erst jetzt gelesen, weil ich die gmx-Adresse nur<br />

selten abrufe. Ich weiß nicht, ob mein Berufsweg für Ihre Publikation<br />

interessant ist, wahrscheinlich nicht, weil ich ja überhaupt nicht die<br />

Möglichkeit hatte, als Lehrerin zu arbeiten. Jetzt bin ich an <strong>der</strong> HU und<br />

bilde Lehrer aus. Seit April habe ich eine unbefristete volle Stelle und<br />

koordiniere das Deutsch-als-Zweitsprache-Modul für alle Studiengänge mit<br />

Lehramtsoption. Dazu bin ich weiterhin im Bereich Fachdidaktik Deutsch<br />

tätig und gebe Lehrveranstaltungen. Mein Schwerpunkt liegt im Bereich <strong>der</strong><br />

Sprachdidaktik und dazu promoviere ich auch. Mir macht meine Arbeit sehr<br />

viel Spaß, auch wenn ich es bedauere, keine Schulerfahrung sammeln zu<br />

können. Letztendlich bin ich an <strong>der</strong> Uni gelandet, weil in Berlin keine<br />

Lehrer eingestellt wurden und ich hier nicht weg wollte. Bevor ich an <strong>der</strong><br />

HU anfi ng, hatte ich mich wie<strong>der</strong> beim Landesschulamt um eine Lehrerstelle<br />

beworben. Einladungen zum Vorstellungsgespräch habe ich in <strong>der</strong> letzten<br />

Woche vor Beginn des neuen Schuljahrs bekommen. Da hatte ich meinen<br />

HU-Vertrag schon unterschrieben. Zudem habe ich vorher Vertretungsanfragen<br />

bekommen, um befristet (bis zu den Sommerferien) zu unterrichten. Diese<br />

Bedingungen legen nahe, einen alternativen Berufsweg einzuschlagen.<br />

Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Ihre Arbeit macht Ihnen weiterhin Freude.<br />

Immerhin haben Sie bei mir die Lust auf die Deutschdidaktik geweckt und<br />

mit meinem damaligen Thema für die Staatsexamensarbeit den Anschub<br />

gegeben, dass ich heute da bin, wo ich bin.<br />

Ich wünsche Ihnen alles Gute, viele Grüße,<br />

Beate Lütke<br />

Liebe Frau Eisenberg,<br />

wie geht es Ihnen denn? Schade, dass es mit unserem Treffen neulich nicht geklappt<br />

hat! Vielleicht ja ein an<strong>der</strong>mal?<br />

Gut, dass Sie sich jetzt auch noch über die Berliner Schulpolitik auslassen wollen.<br />

Bei mir ist tatsächlich so einiges passiert, das Schönste ist, dass letzten Oktober<br />

Adam geboren wurde. Ich schicke Ihnen also diesmal keinen Unterrichtsentwurf im<br />

Anhang, son<strong>der</strong>n ein Foto aus unserem Urlaub.<br />

Berufl ich bin ich, wie so viele an<strong>der</strong>e, nach Hamburg ausgewichen und dort sehr<br />

zufrieden. Von Februar 05 bis September 06 bin ich zwischen Berlin und Hamburg gependelt.<br />

Das ging ziemlich problemlos und für den Spagat zwischen den beiden Städten<br />

wurde ich mit guten Arbeitsbedingungen in HH entschädigt. Dort ist die Stimmung<br />

in den Kollegien viel positiver, es weht ein frischerer Wind, na ja und die Bezahlung<br />

(Beamtenstatus) ist eben doch angemessener als in Berlin. Man trifft dort übrigens in<br />

fast allen Kollegien mehrere ehemalige Berliner Referendare.<br />

Jetzt wird es natürlich etwas komplizierter, da mein Freund berufl ich an Berlin gebunden<br />

ist. Ich werde ab dem nächsten Schuljahr mit einer halben Stelle wie<strong>der</strong> nach<br />

HH pendeln – an drei Tagen die Woche. Län<strong>der</strong>tausch hat noch nicht geklappt und<br />

Neueinstellungen mit meiner Fächerkombination (De, Ge, DS) gibt es wohl immer noch<br />

nicht. Wir hatte auch überlegt, ob wir jetzt ins Ausland gehen – ich dort eine Stelle<br />

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FORUM FORUM<br />

annehme und mein Freund Elternzeit nimmt, aber letztendlich dachte ich mir, dass<br />

ich erst die Probezeit in HH beenden sollte. Ich kenne auch einige Berliner Mütter und<br />

Väter, die im Hamburger Schuldienst waren bzw. sind.<br />

So denn, ich hoffe, das ist etwas Futter für Sie. Falls Sie noch Fragen haben, melden<br />

Sie sich ruhig noch mal – ich habe viel Zeit, Adam schläft viel und beschäftigt sich<br />

auch schön selbst. Davon abgesehen ist es ja auch schön, auf diese Weise mal wie<strong>der</strong><br />

voneinan<strong>der</strong> zuhören.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Helene Renger<br />

Elisabeth von Schöning<br />

Karl-Fischer-Weg 27<br />

12169 Berlin, d. 15. 01. 07<br />

Albert-Einstein-Gymnasium<br />

Parchimer Allee 109<br />

12359 Berlin<br />

Herrn Prof. Dr. Jürgen Zöllner<br />

Senator für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung<br />

Beuthstr. 6 -. 8<br />

10117 Berlin<br />

Sehr geehrter Herr Senator,<br />

Briefe an die Senatsverwaltung<br />

Zunächst möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: als Studienrätin und Fachseminarleiterin<br />

arbeite ich im Bezirk Neukölln am Albert-Einstein-Gymnasium.<br />

Ich unterrichte die Fächer Deutsch und Englisch und bilde als Fachseminarleiterin<br />

seit 1997 Referendare im Fach Deutsch aus.<br />

Als Sie nach einer gewissen Zeit des Bangens und Hoffens nach dem Rückzug<br />

unseres bisherigen Schulsenators Herrn Böger dieses schwergewichtige<br />

Amt übernommen hatten, waren viele meiner Kollegen sehr gespannt und<br />

eigentlich auch erfreut, denn ein hervorragen<strong>der</strong> Ruf eilte Ihnen voraus. Beson<strong>der</strong>s<br />

optimistisch stimmt mich persönlich, dass Sie hervorheben, wie viel<br />

Ihnen am direkten Kontakt mit den Betroffenen liegt, sei es Hochschullehrern<br />

o<strong>der</strong> Lehrern an Schulen.<br />

Genau deshalb habe ich den Mut und möchte mich auf diesem Wege an Sie<br />

persönlich wenden.<br />

Ausgelöst von einer Bemerkung, die ich vor nicht allzu langer Zeit im „Tagesspiegel“<br />

las, möchte ich Ihnen meine Erfahrungen darlegen. Sie stellten fest,<br />

dass Ihrer Meinung nach die Stadt Berlin so viel zu bieten habe, dass junge<br />

gutausgebildete Lehrer die Attraktivität <strong>der</strong> Stadt anerkennten und insofern<br />

mühelos Lehrer zu fi nden seien, die hier arbeiten wollten.<br />

Dem ist lei<strong>der</strong> nicht so. Ich möchte das am Beispiel einer jungen engagierten<br />

Lehrerin festmachen. Frau T. hatte bereits als Referendarin für Deutsch<br />

und Kunst ihre beson<strong>der</strong>en Fähigkeiten unter Beweis gestellt, die sie in einer<br />

hervorragenden Prüfung dann auch bestätigt bekam. Sie hat ein Kind, ihr<br />

Mann verdient als Designer nur sporadisch Geld, von ihr ist die kleine Familie<br />

also abhängig. Sie wäre tatsächlich gern in Berlin geblieben, aber die ziemlich<br />

ruppige Art <strong>der</strong> Verwaltung, die ihr fast drohend nahe legte, zum Vorstellungsgespräch<br />

ja keine Minute zu spät zu kommen, da sonst an<strong>der</strong>e Kandidaten<br />

bevorzugt würden, (eigentlich schon eine Unterstellung, wie ich fi nde), und<br />

zudem das Angebot einer befristeten Einstellung mit einer ¾ Stelle, ließ Frau<br />

T. das Ganze doch ein wenig nüchterner betrachten. Auch die Haltung <strong>der</strong><br />

hiesigen Behörde, die Einstellungen erst am Ende <strong>der</strong> Sommerferien vorzunehmen,<br />

um sich ein Monatsgehalt zu sparen, verprellt viele junge Menschen.<br />

Frau T. hatte sich gleichzeitig in Hamburg beworben aufgrund <strong>der</strong> guten<br />

Erfahrungen vieler früherer Absolventen. Aus Hamburg nun kamen ganz an<strong>der</strong>e<br />

Töne. Man bot ihr eine Auswahl von drei Schulen an, die sie sich vorher<br />

ansehen könnte. Sie würde sofort übernommen ohne jegliche Wartezeit und<br />

man versprach ihr Unterstützung bei <strong>der</strong> Wohnungssuche. Das Angebot einer<br />

vollen Stelle bei gleichzeitiger Verbeamtung machte ihr die Entscheidung<br />

dann schließlich leicht. Sie ist jetzt in Hamburg, hat dort auch noch Aufstiegschancen<br />

und könnte schließlich mit einer A 15 Stelle triumphierend nach<br />

Berlin zurückkehren, in die Stadt, in <strong>der</strong> sie das alles niemals erreicht hätte.<br />

Das ist überhaupt kein Einzelfall, inzwischen kann ich Ihnen mindestens 15<br />

erfolgreiche Absolventen aufzählen, die ich mit ausgebildet habe, die mit<br />

fl iegenden Fahnen in die durchaus auch attraktive Hansestadt abgewan<strong>der</strong>t<br />

sind, dort ein höheres Gehalt beziehen und ihren Beamtenstatus genießen.<br />

Berlin hat bisher einen hervorragenden Ruf als Ausbildungsort, auch das<br />

sollten sie bedenken bei all den bevorstehenden Neuerungen, die nach den<br />

Erfahrungen in Schleswig- Holstein nicht in jedem Fall qualitätsför<strong>der</strong>nd sind.<br />

Hamburg bildet kaum noch aus, und so werden die besten jungen Lehrer, die<br />

in dieser Stadt ausgebildet wurden, von <strong>der</strong> hiesigen Misere abgeschreckt<br />

und gehen dahin, wo man sie herzlich willkommen heißt.<br />

Wenn dann plötzlich hän<strong>der</strong>ingend Lehrer gebraucht werden, dann gibt es<br />

noch diejenigen, die mangels eines guten Abschlusses hier sich weiterhin<br />

durchgeschlagen haben und auf den Wartelisten allmählich vorgerückt sind,<br />

auf die Berlin dann zurückgreifen muss.<br />

Dazu kommt, dass es in den Korrekturfächern wie z. B. Deutsch und Englisch<br />

(meine Fächer) in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n inzwischen deutliche Erleichterungen<br />

gibt, so dass auch das ein Grund ist, dieser von Ihnen als so<br />

attraktiv beschriebenen Stadt den Rücken zu kehren.<br />

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FORUM FORUM<br />

Sie werden demnächst im Abgeordnetenhaus von Berlin an einem Podiumsgespräch<br />

teilnehmen, das die FDP organisiert hat. Die Frage nach Qualität,<br />

Chancen und Leistung ist immer auch verknüpft mit Geld. Auf diesem Ohr<br />

war man bisher taub, auch aufgrund <strong>der</strong> fi nanziellen Situation Berlins. Aber<br />

es ist illusorisch, Leistung und Qualität immer stärker steigern zu wollen und<br />

von den Betroffenen immer mehr Engagement zu erwarten ohne jegliche<br />

fi nanzielle Unterstützung. Der Blick auf Hamburg zeigt uns, auch ein noch<br />

so engagierter Kollege, wie <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Presse vorgestellte Lehrer <strong>der</strong> Gustav-<br />

Heinemann- Schule, wird sich auf Dauer einer um 800 Euro besseren Bezahlung<br />

nicht verschließen können.<br />

Ich bitte Sie um Nachsicht für dieses lange Schreiben, aber ich weiß nicht,<br />

wie ich sonst den von Ihnen doch auch gewünschten Kontakt herstellen kann.<br />

Haben Sie vielen Dank für dieses Signal, das mir Mut gemacht hat, Sie jetzt<br />

so ausführlich zu strapazieren.<br />

Elisabeth von Schöning<br />

Karl-Fischer-Weg 27<br />

12169 Berlin, d. 14. 02. 07<br />

An Herrn Christian Blume<br />

Senatsverwaltung für Bildung,<br />

Wissenschaft und Sport<br />

Beuthstr. 6-8<br />

10117 Berlin<br />

Betr.: Ihr Schreiben vom 02. 02. 07<br />

Sehr geehrter Herr Blume,<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Elisabeth von Schöning<br />

In meinem Schreiben an Herrn Senator Prof. Dr. Zöllner hatte ich ausdrücklich<br />

auf die in <strong>der</strong> Berliner Presse veröffentlichten Äußerungen des Herrn Senators<br />

verwiesen, <strong>der</strong> darin immer wie<strong>der</strong> sein Interesse an direkten Kontakten zu<br />

den Betroffenen, wie u. a. den Lehrern bekundete.<br />

Auch bei dem kurze Zeit darauf stattfi ndenden Podiumsgespräch <strong>der</strong> FDP<br />

im Berliner Abgeordnetenhaus war dem Vortrag des Herrn Senators dieses<br />

Anliegen zu entnehmen. Insofern steht Ihre Antwort mit dem Verweis, ich<br />

möge in Zukunft bitte den Dienstweg einhalten, dazu in einem sehr deutlichen<br />

Wi<strong>der</strong>spruch. Denn das heißt, dass ein direkter Kontakt ausdrücklich unerwünscht<br />

ist und unterbunden wird.<br />

Ich bedaure dies außerordentlich.<br />

Mein Wunsch war es, in meinem Schreiben auf einen Missstand aufmerksam<br />

zu machen, <strong>der</strong> sich jetzt in gravieren<strong>der</strong> Weise bemerkbar macht, wenn<br />

bereits Pensionäre aufgefor<strong>der</strong>t werden, eventuell aus ihrem wohlverdienten<br />

Ruhestand zurück an die Schulen zu kehren, um die größten Ausfälle notdürftig<br />

zu beheben.<br />

Ich habe also eigentlich nur meinen Finger auf die inzwischen offene Wunde<br />

legen wollen, indem ich in meinem Schreiben nahe legte, gut ausgebildete<br />

junge Lehrer möglichst mit attraktiven Angeboten in dieser Stadt zu halten.<br />

Ihr Hinweis, dass Sie nunmehr Interesse an <strong>der</strong> von mir geschil<strong>der</strong>ten Lehrerin<br />

mit den Fächern Deutsch und Kunst hätten, kommt zu spät. Ich war mir<br />

sicher, Ihnen verdeutlicht zu haben, dass diese junge Frau mit voller Stelle in<br />

Hamburg und Aussicht auf Verbeamtung in naher Zukunft hier nicht mehr zur<br />

Verfügung steht.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Elisabeth von Schöning<br />

Erfahrungen mit <strong>der</strong> Einstellung von Referendaren<br />

Seit knapp neun Jahren leite ich ein recht großes Gymnasium im Süden<br />

Neuköllns. In diesen Jahren hat die Schule eine sehr große Zahl von StudienreferendarInnen<br />

ausgebildet. Das gesamte Kollegium hat sich die Ausbildung<br />

unserer jungen KollegInnen zur Aufgabe gemacht und bereitwillig die zeitliche<br />

Belastung auf sich genommen. Diese Form <strong>der</strong> Nachwuchsför<strong>der</strong>ung wurde<br />

konsequenterweise Teil unseres Schulprogramms.<br />

In einigen Schulhalbjahren hatten wir eine sehr hohe Zahl, in <strong>der</strong> Spitze bis<br />

zu 16 bzw. 20 ReferendarInnen an unserer Schule. Durch die hohe Belastung<br />

durch weitere Aufgaben am Berliner Gymnasium in den letzten Jahren hat<br />

sich <strong>der</strong>en Zahl bei 10 bis 12 eingependelt, mehr jungen Nachwuchskräften<br />

kann man auch bei gutem Willen in dieser Zeit nicht gerecht werden.<br />

Diese Ausgangslage berücksichtigend, kann man nur überrascht sein, dass<br />

es uns bisher nur in einem Fall gelungen ist, eine Referendarin nach ihrem<br />

Zweiten Staatsexamen als Mitglied unseres Kollegiums begrüßen zu können.<br />

Wir würden diesen Zustand nicht beklagen, wenn <strong>der</strong> gut ausgebildete<br />

Nachwuchs in an<strong>der</strong>en Schulen Berlins Planstellen fände. Tatsächlich aber<br />

mussten wir erleben, dass die große Mehrheit nicht in Berlin, son<strong>der</strong>n in an-<br />

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FORUM FORUM<br />

<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n bereitwillige Aufnahme fand, obgleich sie gern in Berlin<br />

geblieben wären. In einigen Hamburger Schulen gibt es bereits kleine Nester<br />

unserer Ehemaligen.<br />

Im laufenden Schuljahr sollte jedoch die Wende kommen. Bereits früh,<br />

während des ersten Halbjahres zeichnete sich durch Pensionierungen und<br />

langfristige Erkrankungen ein erheblicher Stundenbedarf nach Weihnachten<br />

und zum zweiten Halbjahr ab. Ein bezirklicher Ausgleich o<strong>der</strong> Umsetzungen<br />

aus an<strong>der</strong>en Bezirken waren nicht möglich, so dass wir auf Neueinstellungen<br />

hoffen konnten. Bestehende Kontakte zu ehemaligen ReferendarInnen ergab<br />

eine große Bereitschaft, teilweise auch eine fi nanzielle Notwendigkeit zur<br />

Aufnahme <strong>der</strong> Arbeit an unserer Schule.<br />

Durch mir nicht bekannte Umstände - Gerüchte sprachen vom Wechsel an<br />

<strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Schulsenatsverwaltung o<strong>der</strong> von Hoffnung auf Überhänge in<br />

an<strong>der</strong>en Bezirken - verzögerte sich die Einstellung <strong>der</strong> dringend benötigten<br />

Kräfte. Unterricht musste bereits im großen Stil vertreten werden, Teilungsstunden<br />

wurden aufgehoben, einige Stunden fi elen aus.<br />

Unmittelbar vor den Winterferien erfuhren wir, dass unser Bedarf Anerkennung<br />

fand, nun aber nicht die KollegInnen sofort beginnen konnten, son<strong>der</strong>n<br />

wir ein umfängliches Einstellungsverfahren durchführen mussten. Trotz allem<br />

sollte es sich nur um befristete Verträge handeln. Das Proze<strong>der</strong>e begann, aber<br />

nur für die Vertretung <strong>der</strong> Erkrankten und Schwangeren. Ersatz für die Pensionierungen<br />

war nicht möglich, da sie unbefristete Einstellungen erfor<strong>der</strong>n.<br />

Zentrale Bewerberlisten wurden zugefaxt und entziffert, Termine mit Personalvertretung<br />

und Frauenbeauftragter vereinbart, die Bewerberlisten einer<br />

Vorauswahl unterzogen, nicht ohne Personalvertretung und Frauenbeauftragte<br />

einzubinden, und schließlich die BewerberInnen per Email eingeladen. Dies<br />

alles geschah unmittelbar vor bzw. in den Winterferien. Die Bewerbungsgespräche<br />

fanden gleich nach den Ferien statt, für jede Stelle an einem an<strong>der</strong>en<br />

Tag. Der Auswahlvermerk wurde jeweils unverzüglich angefertigt und auf den<br />

Weg gebracht. Zur besseren Einschätzung <strong>der</strong> Bewerberlage sei gesagt, dass<br />

in einem Fall von fünf eingeladenen Bewerberinnen eine erschien, im an<strong>der</strong>en<br />

Fall wurden drei von zehn Einladungen wahrgenommen, und im dritten Fall<br />

erschienen zwei Kandidaten von sechs Eingeladenen. Die meisten Absagen<br />

kamen von KollegInnen, die längst in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n unterrichten,<br />

o<strong>der</strong> von BewerberInnen, die an<strong>der</strong>weitige Tätigkeiten nicht für eine zeitlich<br />

sehr beschränkte Stelle aufgeben wollten o<strong>der</strong> konnten.<br />

Nun begann für uns, die Lerngruppen, das Kollegium, die Schulleitung und<br />

nicht zuletzt die ausgewählten BewerberInnen das Warten. Die stellvertretende<br />

Schulleiterin hatte den Stundenplan bereits völlig neu gestaltet und<br />

mehrmals N. N. eingeplant.<br />

Die erste Etappe für die Unterlagen ist immer die Außenstelle <strong>der</strong> Senatsschulverwaltung,<br />

in <strong>der</strong> <strong>der</strong> wöchentlich tagende Personalrat und die Frauenvertreterin<br />

und gegebenenfalls <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreter mitzeichnen<br />

müssen. Auch bei Zustimmung aller Genannten vergehen einige Tage. Zur<br />

Abkürzung des Verfahrens habe ich selbst die Unterlagen in die Außenstelle<br />

gebracht und den ersten Einstellungsvorgang von <strong>der</strong> Außenstelle zur Senatsverwaltung<br />

transportiert. Dort werden die Unterlagen von verschiedenen<br />

Stellen bearbeitet, <strong>der</strong>en MitarbeiterInnen sehr freundlich und entgegenkommend<br />

sind, aber selbst unter <strong>der</strong> Flut von plötzlichen Einstellungsvorgängen<br />

litten. Auch dort vergingen einige Tage. Danach müssen die Unterlagen zur<br />

Personalstelle in die Flottenstraße weitergeleitet werden, denn dort werden<br />

die Verträge geschrieben und die BewerberInnen dann zur Unterzeichnung<br />

<strong>der</strong>selben eingeladen. Vorher mussten die BewerberInnen noch weitere<br />

Unterlagen nachliefern. In weiser Voraussicht übernahmen unsere BewerberInnen<br />

selbst den Transport von <strong>der</strong> Beuth- in die Flottenstraße. Es durften<br />

aber die Papiere eines an<strong>der</strong>en Bewerbers nicht mitgenommen werden, was<br />

nicht nur Zeit, son<strong>der</strong>n auch Wege erspart hätte. Am dem Vertragsunterzeichnungstag<br />

folgenden Montag konnten die jungen ehemaligen Referendarskollegen<br />

ihren von allen lang ersehnten Unterricht aufnehmen. Dieses gesamte<br />

Proze<strong>der</strong>e nach dem Auswahlvermerk seitens <strong>der</strong> Schulleitung dauerte drei<br />

Wochen. Wären die langfristig erkrankten Kolleginnen zu den Osterferien<br />

zurückgekehrt, hätte die Krankheitsvertretung nur in den letzten drei Wochen<br />

stattgefunden. In unserem Fall werden die Verträge wohl bis zu den Sommerferien<br />

gültig bleiben. Eine Chance auf Weiterbeschäftigung sollte man ihnen<br />

auf jeden Fall geben. Dieses müsste sehr bald geschehen, denn die Angebote<br />

aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n sind weiterhin attraktiver. Eine nachhaltige Personalplanung<br />

in unserem Bundesland muss im Kern die Übernahme <strong>der</strong> von<br />

uns ausgebildeten StudienreferendarInnen beinhalten!<br />

Für das kommende Schuljahr haben wir unser Interesse bekundet, an <strong>der</strong><br />

vom Senat favorisierten Personalbudgetierung teilzunehmen, die bei notwendiger<br />

Krankheitsvertretung greifen soll. Eine einschneidende Än<strong>der</strong>ung des<br />

Verfahrens erscheint mir nach den erläuterten Erfahrungen dringend notwendig,<br />

denn eine Vertretungskraft muss spätestens eine Woche nach <strong>der</strong> Krankmeldung<br />

ihren Dienst aufnehmen können, sonst ist die geplante Budgetierung<br />

zum Scheitern verurteilt.<br />

Michael Frank<br />

Schulleiter, Leonardo-da-Vinci-Gymnasium<br />

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FORUM FORUM<br />

Die Personalkostenbudgetierung – ein Zusatzangebot zur<br />

Verringerung des Unterrichtsausfalls an den Berliner Schulen?<br />

Seit Jahren arbeiten die Schulen und die Berliner Schulverwaltung an dem<br />

Problem <strong>der</strong> Minimierung des Unterrichtsausfalls in Berlin. So wurde seitens<br />

<strong>der</strong> Schulverwaltung ein aufwändiges Verfahren <strong>der</strong> Erfassung von Unterrichtsausfall<br />

berlinweit eingeführt und an schließend das Merkblatt zum Vertretungsunterricht<br />

im Jahre 2001 unwesentlich überar beitet – es war zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits 20 Jahre alt.<br />

Schließlich wurde mit <strong>der</strong> Einführung des neuen Schulgesetzes im Februar<br />

2004 die Ver antwortung auf die Schulleiter/innen übertragen. In diesem<br />

Zusammenhang vertritt die Schulauf sichtsbehörde nunmehr den Standpunkt,<br />

dass die Schulleiter/innen die Ver pfl ichtung für die Lösung des Problems<br />

Unterrichtsausfall an ihrer Schule haben und daher <strong>der</strong> Umgang mit dem<br />

Unterrichtsausfall ein wesentlicher Indikator für die gute Organisati onsleistung<br />

<strong>der</strong> Schulleitung ist.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung wird den Schulleiter/innen<br />

nunmehr als eine zusätzliche Handlungsoption an die Hand gegeben. Dieses<br />

bietet ihnen die Möglich keit rasch und fast unbürokratisch bei krankheitsbedingten<br />

Ausfällen (und nur bei sol chen!!) in nerhalb des Lehrerkollegiums <strong>der</strong><br />

Schule durch Personalwirtschaftsmaßnahmen selbst zu reagieren.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass solche Maßnahmen des<br />

Schulleiters bzw. <strong>der</strong> Schulleiterin in <strong>der</strong> Regel spätestens nach zwei Wochen<br />

greifen werden. So besteht auch künftig weiterhin die Notwendigkeit, die Länge<br />

des Ausfalls einer Lehrkraft abzu schätzen – wenig hilfreich sind in diesem<br />

Zusammenhang also auch in Zukunft Aussagen <strong>der</strong> erkrankten Lehrkraft: „Es<br />

dauert nur eine Woche“, wenn abzusehen ist, dass sich dar aus Zeitläufe von<br />

mehreren Wochen ergeben können.<br />

Maßnahmen im Rahmen <strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung<br />

Der Schulleiter/ Die Schulleiterin kann nun in dem Fall, dass eine Lehrkraft<br />

voraussichtlich für eine längere Zeit ausfallen wird, eine <strong>der</strong> folgenden Möglichkeiten<br />

ergreifen, um dem Unterrichtsausfall entgegenzuwirken:<br />

1. eine <strong>der</strong> Maßnahmen im Rahmen des schulinternen Konzepts gegen<br />

Unterrichtsaus fall und/o<strong>der</strong><br />

2. eine befristete Stundenaufstockung einer befristet teilzeitbeschäftig-<br />

ten Lehrkraft <strong>der</strong> eigenen o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Schule (Letzteres natür-<br />

lich nur in Absprache mit dem/<strong>der</strong> Schulleiter/in dieser Schule) und/<br />

o<strong>der</strong><br />

3. die befristete vollständige o<strong>der</strong> teilweise Rückkehr von Lehrkräften,<br />

die sich in Beurlau bung o<strong>der</strong> Elternzeit (nicht im Mutterschutz) befi n-<br />

den und/o<strong>der</strong><br />

4. die befristete Einstellung von externen Bewerber/innen.<br />

Zu 1. gehört auch die Prüfung, ob Lehramtsanwärter, die ihre Ausbildung<br />

noch nicht ab geschlossen haben (die Ausbildung endet erst mit dem Tag <strong>der</strong><br />

Zeugnisausgabe !! und nicht mit dem Bestehen <strong>der</strong> Prüfung) den Unterricht<br />

übernehmen können. Dabei ist zu be achten:<br />

• Die Höchstgrenze für den selbständigen Unterricht beträgt zurzeit<br />

acht bzw. zehn Wo chenstunden.<br />

• Diese Grenze kann in begründeten Fällen nach bestandener Zweiter<br />

Staatsprüfung bis zum Ende des Vorbereitungsdienstes überschritten werden,<br />

um Unterrichtsaus fall abzuwenden. (Dabei handelt es sich dann um eine<br />

Tätigkeit im Rahmen des be stehenden Ausbildungsverhältnisses.)<br />

Die unter 2. und 3. genannten Möglichkeiten sind solche, die sich bürokratisch<br />

am schnellsten realisieren lassen, sofern es sich um eine Beschäftigung<br />

handelt, die sich längstens über zwei Monate erstrecken wird und nur eine<br />

Stundenzahl von maximal ¼ <strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit 26 bzw. 28 Wochenstunden<br />

(also 6 bzw. 7 Wochenstunden) umfasst, da in einem solchen<br />

Fall eine Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigtenvertretungen entfällt und ausschließlich<br />

eine Benachrichtigung <strong>der</strong> Dienstbehörde (Personalstelle) auf einem vorgegebenen<br />

Formblatt erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

zu 4.:<br />

Hier sei einleitend deutlich darauf hingewiesen, dass auf keinen Fall eingestellt<br />

werden können:<br />

• Lehramtsanwärter vor Aushändigung ihres Zeugnisses (siehe oben)<br />

• Bewerber/innen, die ihre Zweite Staatsprüfung abschließend nicht<br />

bestanden haben<br />

• Bewerber/innen ohne einen für den anstehenden Vertretungsunter-<br />

richt relevanten Stu dienabschluss, die sich nicht in einem Studium<br />

befi nden.<br />

Jedoch können sehr wohl auch Student/innen eingestellt werden, von denen<br />

angenom men werden kann, dass sie durch ihr Studium den Vertretungsunterricht<br />

fachgerecht wer den erteilen können, bei <strong>der</strong> Einstellung von Student/<br />

innen vorrangig – aber nicht aus schließlich – Bachelor-Absolvent/innen und<br />

Lehramts-Stu dent/innen<br />

sowie – wenn diese zur Verfügung stehen – selbstverständlich<br />

• Lehrkräfte mit <strong>der</strong> 2. Staatsprüfung für ein Lehramt<br />

• Lehrkräfte mit dem 1. Staatsexamen für ein Lehramt<br />

• Hochschul-/Fachhochschul-Absolvent/innen<br />

• Beamtete – nicht angestellte – Lehrkräfte in <strong>der</strong> Freistellungsphase<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

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FORUM FORUM<br />

• Pensionierte Lehrkräfte (nach Erreichen <strong>der</strong> Altersteilzeit, aber in<br />

beson<strong>der</strong>en Fällen auch solche, die wegen Dienstunfähigkeit ausge<br />

schieden sind)<br />

• Ausgeschiedene Lehrkräfte im Angestelltenverhältnis, die bereits<br />

Rente beziehen.<br />

Die Verantwortung für die Entscheidung, dass ein/e Bewerber/in für den vorgesehenen<br />

Unterrichtseinsatz entsprechend geeignet ist, liegt ausschließlich<br />

beim Schulleiter/<strong>der</strong> Schulleiterin. Eine Unterrichtserlaubnis <strong>der</strong> Schulaufsichtsbehörde<br />

muss nicht mehr ein geholt werden.<br />

Dauer <strong>der</strong> so getroffenen Maßnahmen<br />

Alle vom Schulleiter/ <strong>der</strong> Schulleiterin getroffenen Maßnahmen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Personal kostenbudgetierung sind nur befristete Maßnahmen. In den Absprachen<br />

und Verträgen wird daher das Ende stets dadurch festgelegt,<br />

• dass die erkrankte Lehrkraft den Dienst wie<strong>der</strong> aufnimmt o<strong>der</strong><br />

• ein früheres Ende durch Angabe eines Datums vereinbart wird.<br />

Längstens kann ein/e Schulleiter/in eine Absprache bis zum Ende des laufenden<br />

Schul halbjahres treffen (bzw., sofern <strong>der</strong> Vertretungsfall erst im Dezember<br />

o<strong>der</strong> später eintritt, bis zum Ende des Schuljahres).<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Bewerbung<br />

Interessierten externen Personen, die sich für eine befristete Einstellung im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Personalkostenbudgetierung zur Verfügung stellen wollen, stehen<br />

zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> Bewerbung zur Verfügung:<br />

• sie bewerben sich direkt bei <strong>der</strong> einzelnen Schule unter Beifügung<br />

eines Lebenslau fes und relevanter Zeugniskopien o<strong>der</strong><br />

• sie tragen sich in die zentrale Datenbank für interessierte Vertretungs<br />

kräfte bei <strong>der</strong> Se natsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und For-<br />

schung ein; dabei können fol gende Angaben gemacht werden:<br />

- Persönliche Daten (Name, Geburtsfatum, Adresse, Schwer-<br />

behin<strong>der</strong>ung)<br />

- Kommunikationsdaten (Telefon, Fax, Handy, E-Mail)<br />

- Ausbildung, Staatsexamen, an<strong>der</strong>e Abschlüsse<br />

- Studierte Fächer<br />

- Neigungsfächer<br />

- Beson<strong>der</strong>e Qualifi kationen (z.B. DaZ, Berufsausbildung, Bilin-<br />

guale Ausbil dung, Sport)<br />

- Angaben zur Verfügbarkeit<br />

Die Schulen können im Bedarfsfall auf diese Datenbank direkt zugreifen und<br />

werden dann ggf. notwendige Bewerbungsunterlagen anfor<strong>der</strong>n.<br />

Es darf jedoch abschließend nicht verschwiegen werden, dass bei so manchem<br />

Betroffe nen Zweifel bestehen, ob es eine ausreichende Zahl von<br />

Bewerber/innen geben wird, wenn dieses Modell berlinweit von allen Schulen<br />

praktiziert wird.<br />

Dr. Jobst Werner<br />

Schulleiter, Paulsen-Gymnasium<br />

Ein persönlicher Rückblick auf meine Ausbildung – und ein<br />

Ausblick auf den Reformbedarf in <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

Was hat man mir nicht alles vor Beginn meines Referendariats für „Gruselgeschichten“<br />

erzählt: Nächtelanges Arbeiten an wirklichkeitsfernen „Vorführstunden“,<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor1 wird Hinweise in Richtung A und bei <strong>der</strong><br />

nächsten Lehrprobe <strong>der</strong> Fachseminarleiter in Richtung B geben, Schulleiter<br />

und anleitende Lehrer mit den Erwartungen in Richtung C einem begegnen<br />

und – im Zweifelsfall – irgendwelche überengagierte Eltern, die von einem<br />

Unterricht nach <strong>der</strong> Methode D verlangen und sich unentwegt beschweren<br />

werden...<br />

Und wie war es nun „wirklich“? Was ist m. E. an dem Ausbildungsinhalt <strong>der</strong><br />

2. Phase erhaltenswert, welche Bereiche sollte man weiterentwickeln (neudeutsch:<br />

gar reformieren o<strong>der</strong> doch lieber nur evaluieren!)?<br />

Zunächst möchte ich einen ehemaligen Hauptseminarleiter gerne zitieren,<br />

dessen Wahlspruch mich im ganzen Referendariat regelmäßig und gut begleitet<br />

hat (wenn ich neuen Referendaren begegne, werde ich nicht müde,<br />

diesen Satz zu wie<strong>der</strong>holen): „Die Wahrheit über das Referendariat entsteht in<br />

Deinem Kopf!“<br />

Anfangs verstand ich diesen Satz selbst nicht wirklich. Doch inzwischen ist<br />

er mir sehr klar geworden und ich wünsche letztlich einem jeden Referendar,<br />

dass er ihn beherzigt und ihn für sich gewinnbringend einsetzt:<br />

Zunächst kurz zum formalen Rahmen <strong>der</strong> (bisherigen) 2. Ausbildungsphase:<br />

24 Monate beträgt die Gesamtdauer des Referendariats im Wi<strong>der</strong>rufs-Beamtenverhältnis<br />

(A13 Anwärterbezüge bedeuten für einen studierten, ledigen<br />

Mann ca. 1000 EUR brutto, von denen noch eine Krankenversicherung bezahlt<br />

werden muss. Nur so am Rande: Einer <strong>der</strong> vielen Gründe, warum diese<br />

bescheidene Bezahlung erst recht keine Chemiker o<strong>der</strong> Mathematiker in die<br />

Ausbildung lockt… ).<br />

12 Ausbildungsstunden pro Woche, sechs Stunden pro Fach – unterteilt in<br />

einem (anfangs mehr, später geringeren) Anteil Hospitation, Unterricht unter<br />

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FORUM FORUM<br />

Anleitung (in <strong>der</strong> Regel des anleitenden Lehrers) und selbstständigen Unterricht<br />

in <strong>der</strong> Schule. Hinzukommend zwei Fachseminare und ein Hauptseminar<br />

(wöchentlich drei Veranstaltungen von drei bis vier Stunden Dauer).<br />

Bis zum Tage <strong>der</strong> 2. Staatsexamensprüfung absolviert man mindestens sechs<br />

Lehrproben bei jedem Ausbil<strong>der</strong>, so dass in <strong>der</strong> Regel mindestens 15 bis 18<br />

Lehrproben in <strong>der</strong> Ausbildungszeit zu meistern sind (hin und wie<strong>der</strong> lassen<br />

sich die Ausbil<strong>der</strong> zu einem Termin gemeinsam einladen, was eine Summe<br />

unter 18 erklärt).<br />

Zusätzlich ist im Laufe <strong>der</strong> Ausbildungszeit eine Staatsexamensarbeit von<br />

nicht mehr als 50 Seiten zu fertigen, die einen ausgewählten Unterrichts- und<br />

Problemgegenstand zum Thema hat und den Lehreranwärter „zwingt“, seine<br />

theoretisch gewonnenen pädagogisch-didaktischen Kenntnisse in <strong>der</strong> realen<br />

Unterrichtssituation umzusetzen und über die hierbei gewonnenen Erkenntnisse<br />

für den weiteren Lehr- und Lernprozesse <strong>der</strong> Schüler angemessen zu<br />

refl ektieren.<br />

Zu den geplanten (neudeutsch: angedachten) wesentlichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> 2. Ausbildungsphase gehört die Erhöhung <strong>der</strong> Pfl ichtstundenzahl des<br />

Ausbildungsunterrichts auf bis zu 16 Stunden pro Woche, die Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungszeit für Lehreranwärter auf 12 Monate und die weitgehende<br />

Beschränkung insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Fachseminarleiter auf die bloße theoretische<br />

Ausbildung in den Fachseminaren. In den allgemein-didaktischen „Modulen“<br />

werden dann die <strong>Seminar</strong>direktoren wirken dürfen. Die praktische Ausbildung<br />

wird den mit einer zusätzlichen Stundenermäßigung ausgestatteten anleitenden<br />

Lehrern in <strong>der</strong> Schule vor Ort in die Hand gegeben (mit Unterstützung <strong>der</strong><br />

Schulleitung und sehr häufi gen Beurteilungen des Lehreranwärters im „Ankreuzverfahren“<br />

nach einem vorgegeben Kriterienkatalog).<br />

Somit wird diese geplante Reform sicher als beson<strong>der</strong>s ausbildungsorientiert<br />

„verkauft“ werden, da <strong>der</strong> Praxis-Unterrichtsanteil durch die erhöhte Pfl ichtstundenzahl<br />

steigt und die Bewertung und praktische Ausbildung künftig<br />

durch den anleitenden Lehrer in <strong>der</strong> Schule erfolgen wird.<br />

Doch die entscheidende Frage, die bezogen auf die Ausbildung zuerst gestellt<br />

werden muss, kann doch nicht lauten, was ist – übrigens auch nur auf<br />

den ersten Blick – „praxisnäher“, son<strong>der</strong>n welche Ausbildung befähigt den<br />

Lehreranwärter gut zu unterrichten (verstanden in einer sehr weiten Bedeutung<br />

dieser Phrase!)?<br />

Hier sehe ich unverän<strong>der</strong>t den Hauptvorzug <strong>der</strong> bisherigen Ausbildung: Eine<br />

enge Theorie-Praxis-Verknüpfung, die sich auch im Umgang mit den Ausbil<strong>der</strong>n<br />

und im Unterricht wi<strong>der</strong>spiegelt! Ich erinnere mich selbst an den Anfang<br />

meiner Ausbildungszeit, in dem <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor verschiedene „Unterrichtsphasen“<br />

vorstellte, die in unterschiedlichen Sozialformen (von Einzelar-<br />

beit bis Quergruppenarbeit) unterrichtet werden können – je nach Notwendigkeit<br />

in <strong>der</strong> spezifi schen Lerngruppe. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich jedoch<br />

aus eigener Unterrichtung am humanistischen Gymnasium ausschließlich<br />

Frontalunterricht und keine wirklichen „Wechsel“ in Methodik o<strong>der</strong> Stundenablauf.<br />

Dieser Unterricht funktionierte übrigens weitgehend reibungslos, da<br />

eine diesen Unterricht weitgehend akzeptierende Lerngruppe vor den Lehrern<br />

saß, die bereitwillig über „den Nürnberger Trichter“ bereit war, die quasi schon<br />

„von sich aus“ interessanten Unterrichtsgegenstände aufzusaugen. Doch,<br />

wo war ich jetzt als Lehreranwärter „gelandet“? An einer Weddinger Gesamtschule<br />

mit einem Anteil an hauptschulempfohlenen Schülern von 80%, fast<br />

durchgängig Schüler nicht deutscher Herkunftssprache. Schon in den ersten<br />

Hospitationsstunden sah ich zum einen, wie wenig diese Schüler das Geschichtsbuch<br />

mit europäischer Geschichte aus dem Mittelalter interessierte<br />

(es ist ja auch nicht ihre Geschichte…), zum an<strong>der</strong>en, dass es sie sprachlich<br />

völlig überfor<strong>der</strong>t, Quellen/Textsequenzen des Schulbuches zu verstehen und<br />

– im klassischen Frage- und Antwort-Spiel mit dem Lehrer – Informationen<br />

aus dem Text zu Antworten zu verarbeiten. Stattdessen herrschte viel Unruhe<br />

im Klassenraum und die wenigen Schüler, die sich anfangs noch bemühten,<br />

gaben alsbald ebenfalls entnervt von Lärm und Text auf. Der Kollege war<br />

die überwiegende Unterrichtszeit mit Disziplinierungen beschäftigt und nach<br />

diesen Stunden physisch und psychisch „fi x und fertig“.<br />

Auch in mir wuchs die Panik: Wie sollte ich bei diesen Rahmenbedingungen<br />

bestehen können? Wie kann man diese Schüler unterrichten? usw. Sicher<br />

alles die ganz normalen kleinen Ängste, die einem im Referendariat – gerade<br />

am Anfang – hin und wie<strong>der</strong> begleiten.<br />

Ich fand die Antworten auf meine Fragen in <strong>der</strong> kontinuierlichen und fachlich<br />

miteinan<strong>der</strong> verschränkten Unterstützung in den Fachseminaren und dem<br />

Allgemeinen <strong>Seminar</strong>: Schon früh sah ich meine Ausbil<strong>der</strong> nicht mehr bloß<br />

als meine „Vorgesetzte“, son<strong>der</strong>n als Coach an, mit dem ich mich pädagogisch<br />

austauschen kann und <strong>der</strong> – durch seine reichhaltige Erfahrung und die<br />

Betreuung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lehreranwärter in den verschiedenen Schulen – einen<br />

Überblick und einen Erfahrungsschatz darüber besitzt, was erreichbar, möglich<br />

und erstrebenswert ist.<br />

Natürlich bin ich meinen Ausbil<strong>der</strong>n auch so begegnet, da ich fest davon<br />

überzeugt bin, dass sie einem die bestmögliche Ausbildung zukommen lassen<br />

wollen. Ich habe sie nie als „Feinde“ o<strong>der</strong> „Gegner“ erlebt o<strong>der</strong> gesehen,<br />

wie man dies von an<strong>der</strong>en Referendaren manchmal hört.<br />

Die Erkenntnis war also nicht für irgendwelche Lehrproben o<strong>der</strong> aus Liebe<br />

zu System A, B o<strong>der</strong> C, dass die Unterrichtsstunden wohlbedacht und gut<br />

geplant sein müssen: Es kann m. E. nicht um das reine Faktenwissen gehen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Lehreranwärter muss das „übergeordnet Wichtige“ an seinem<br />

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FORUM FORUM<br />

Lerngegenstand zunächst selbst erkennen (Stichwort: Weltwissen/Klafki) und<br />

sich einen interessanten Weg überlegen, wie seine Lerngruppe ein ihr gestelltes<br />

Problem – natürlich mit seiner Hilfe, wenn nötig – lösen kann und will. Mit<br />

<strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong> Lösungen ist das Lernziel – „das übergeordnet Wichtige“<br />

für die Schüler vorgestellt und hoffentlich erreicht. Wahrscheinlich klingt dies<br />

wie<strong>der</strong> sehr abstrakt, also konkret: Die Fachseminarleiterin schil<strong>der</strong>te, dass<br />

sie zur Motivation von Schülern mit historischen Hörspielen gute Erfahrungen<br />

gemacht hätte. Für die beson<strong>der</strong>en Bedürfnisse von Texten mit ndH-Schülern<br />

besuchten wir die DaZ-Werkstatt in Mitte usw. Folglich erprobte ich diese<br />

Anregungen in meinem Unterricht (und natürlich auch in Lehrproben, die<br />

einem stets Gelegenheit geben, sich gemäß des Ausbildungsstands über die<br />

Umsetzung des theoretischen-praktischen Unterrichts selbst zu überprüfen<br />

und anschließend mit den Ausbil<strong>der</strong>n gemeinsam hierüber zu refl ektieren):<br />

Siehe da, die gleichen Schüler, die mir keine fünf Minuten bei einem Lehrervortrag<br />

konzentriert folgen können o<strong>der</strong> wollen, lauschen gespannt einer<br />

historischen Begebenheit, die in einer Frage o<strong>der</strong> einem Problem mündet ...<br />

Mit <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> DaZ-Hilfen können schwierige Text auf einmal<br />

leichter verständlich werden, was wie<strong>der</strong>um den Schülern hilft, auch positive<br />

Leistungserlebnisse in <strong>der</strong> Schule zu fi nden (die so wichtig sind und auch von<br />

ihnen herbeigesehnt werden!) usw.<br />

Im Fach Deutsch stellte ich fest, dass meine Schüler kaum eine klare Vorstellung<br />

davon hatten, was sie genau (!) im Fach Deutsch und vor allem warum<br />

lernten. Hie und da wurden Texte gelesen, Fragen beantwortet, Textstreifen<br />

geschnitten usw.<br />

Ich bin sehr froh, dass die engagierte Fachseminarleiterin in ihrer Arbeit im<br />

Fachseminar klar machte, wie sehr gerade Deutschunterricht darunter leidet,<br />

dass er „additiv“ und „zwangsweise integrativ“ erfolgt und nicht wirklich<br />

geprüft wird, welchen nachhaltigen Nutzen dieser Unterricht für die Schüler<br />

denn in diesem Moment hat. Schon in <strong>der</strong> Grundschule wird vor allem gerne<br />

„geschnippelt“, „gebastelt“, „gemalt“ – natürlich müssen auch motorische<br />

Fähigkeiten ausgebildet werden. Aber doch nur dann, wenn es noch einen<br />

an<strong>der</strong>en fachlichen Sinn in <strong>der</strong> Aufgabe gibt. Gruppenarbeit ist keine Gruppenarbeit,<br />

wenn es keine übergeordnete Fragestellung o<strong>der</strong> Aufgabe gibt,<br />

die die Gruppe miteinan<strong>der</strong> interagieren lassen muss (!) usw. – Es gibt eine<br />

Vielzahl von weiteren Beispielen, die sich aufzählen ließen, um vor allem vor<br />

einem zu warnen:<br />

Die geplante Reform <strong>der</strong> Lehrerbildung gefährdet eben diese feine und ausgewogene<br />

Verschränkung von anspruchsvoller theoretischer Ausbildung und<br />

praktischer Unterrichtsarbeit. Warum soll die bewährte und hochqualitative<br />

Arbeit <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktoren und Fachseminarleiter so beschnitten werden?<br />

Sie sind es doch, die einen Überblick über alle Lehreranwärter haben, <strong>der</strong>en<br />

Leistungsfähigkeit damit vergleichen und fachlich – jeden Einzelnen – ange-<br />

messen beraten können.<br />

Denn welche Qualifi kationen haben die künftigen anleitenden Lehrer? Haben<br />

sie auch die Zeit mit dem Referendar über seinen Unterricht in dieser Weise<br />

refl ektieren zu können, wie dies den bisherigen Ausbil<strong>der</strong>n möglich war –<br />

auch angesichts <strong>der</strong> geplanten Pfl ichtstundenzahlerhöhung <strong>der</strong> Referendare?<br />

Wie sollen die anleitenden Lehrer vergleichbar und objektiv benoten, wenn<br />

sie doch keinen Unterricht von an<strong>der</strong>en Referendaren an an<strong>der</strong>en Schulen<br />

erleben und sehen können?<br />

Werden die künftig geplanten theoretischen Module <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktoren<br />

und Fachseminarleiter nicht zu Veranstaltungen verkommen, bei denen die<br />

chronisch zeitlich überlasteten Referendare einen „billigen Sitzschein“ erwerben<br />

werden müssen – und die Inhalte dieser Module auf einmal fern wie in<br />

einem Raumschiff wirken?<br />

Wenn <strong>der</strong> eine Referendar – worst case – bei einem anleitenden Lehrer landet,<br />

<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> nur (noch) das Schulbuch mo<strong>der</strong>iert – wer wird dem<br />

Referendar die Instrumente an die Hand geben, um z. B. kritisch Schulbuchmaterialien<br />

zu prüfen, Phasen- und Methodenwechsel in seinen Unterricht zu<br />

integrieren, wo werden interaktive Innovationen wie die Quergruppenarbeit<br />

bleiben? Wie<strong>der</strong>um ein an<strong>der</strong>er Referendar – Glück gehabt – bekommt diese<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fähigkeiten (Zeitmanagement) besser vermittelt, doch dann<br />

kommt auf beide Kandidaten – wie ein Sahnehäubchen <strong>der</strong> Reform – die 2.<br />

Staatsprüfung vor einer „unbekannten“ Prüfungskommission.<br />

Wie werden die Kandidaten dann abschneiden, wer wird die Verantwortung<br />

für die dann sehr individuell nur vom anleitenden Lehrer abhängigen praktischen<br />

Fähigkeiten des Referendars übernehmen?<br />

„Die Wahrheit über das Referendariat entsteht in meinem Kopf!“ Es war eine<br />

arbeitsreiche, spannende und ungemein kreative Zeit und ich bedauere aus<br />

heutiger Sicht – jetzt mit 26 Wochenstunden arbeitend – nicht mehr ausreichend<br />

Zeit für Refl exion und Diskussion meiner Stunden mit einem Coach<br />

zu haben. (Stattdessen hetzt man von Stunde zu Stunde und wenn man eine<br />

„Freistunde“ zur Vorbereitung o<strong>der</strong> gar Refl exion erwartet, so verbringt man<br />

sie mit 90% Sicherheit mit Vertretungsunterricht.)<br />

Zum Abschluss möchte ich drei „Reformvorschläge“ für die weitere Diskussion<br />

unterbreiten:<br />

• In den ersten sechs Monaten einer Ausbildung, die natürlich 24 Monate<br />

weiterhin benötigt, besuchen Fachseminarleiter und <strong>Seminar</strong>direktor den<br />

Lehreranwärter unangemeldet (zwei bis dreimal/ohne Benotungen) im „alltäglichen“<br />

regelmäßigen Unterricht zur Beratung. Es wird auf die Beobachtung<br />

und Entwicklung <strong>der</strong> Lehrerperson zunächst abgezielt und nach den ersten<br />

sechs Monaten eine Zielvereinbarung zwischen Lehreranwärter und Ausbil<strong>der</strong>n<br />

für die verbleibende Ausbildungszeit gemeinsam geschlossen;<br />

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FORUM Aufgeschnappt<br />

ufgeschnappt<br />

• <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor unterrichtet mindestens zwei Wochenstunden an<br />

einer Schule seines Ausbildungsbezirks in einem Fach seiner Wahl und zeigt<br />

mindestens einmal im Schulhalbjahr seinen Referendaren eine Stunde;<br />

• einmal halbjährlich setzen sich <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>direktor mit allen Fachseminarleitern<br />

und allen Lehreranwärtern zur „offenen Manöverkritik“ über den<br />

Stand und Fortgang <strong>der</strong> Ausbildung zusammen.<br />

Stefan Wagner<br />

1 Alle gewählten Personen- und Amtsbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen und schließen<br />

Frauen und Männer gleichermaßen ein.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.,<br />

Landesgruppe Berlin Bernd Knittel, Wilskistraße 9, 14169 Berlin<br />

Verantwortlich für diese Ausgabe:<br />

Herbert Böpple, 2. SPS Lichtenberg, Harnackstr. 25. 10365 Berlin<br />

Roswitha Kneer-Werner, 2. SPS Neukölln, Wildhüter Weg 5, 12353 Berlin<br />

Layout:<br />

Thomas Greeske, Rudolf-Virchow-Oberschule<br />

Druck:<br />

textbild, digitaldruck und verlag<br />

Thomas Kliche<br />

Aufgeschnappt<br />

Aus „Der Tagesspiegel“ vom 12. Februar <strong>2007</strong><br />

Zöllner will Schulen mehr Freiheit bei Finanzen geben<br />

Geld für Vertretungslehrer kann auch für Erzieher und Sozialpädagogen<br />

ausgegeben werden<br />

von Susanne Vieth-Enthus<br />

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will den Schulen möglichst große<br />

Freihei ten bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> geplanten Honorarbudgets geben. Sollten<br />

sie die Gel<strong>der</strong> nicht vollständig für den Vertre tungsunterricht benötigen,<br />

können sie mit den Mitteln auch pädagogisches Fachpersonal wie Erzieher<br />

o<strong>der</strong> Sozialarbei ter einstellen. Dies bedeutet, dass beson <strong>der</strong>e Projekte außerhalb<br />

des Unterrichts fi nanziert werden können. Dies kündigte Zöllner jetzt in<br />

einem Gespräch mit <strong>der</strong> GEW-Schulleitervereinigung an.<br />

Demnach hat Zöllner inzwischen die Eckdaten <strong>der</strong> Honorarbudgetierung<br />

festgelegt. Bis zum 9. März sollen die Schulen entscheiden, ob sie überhaupt<br />

an dieser neuen Form <strong>der</strong> Finanzplanung teilhaben wollen. Wenn ja, werden<br />

Ihnen im kommenden Schuljahr keine festen Lehr kräfte mehr als sogenannte<br />

Vertretungs reserve zugewiesen, son<strong>der</strong>n stattdessen ein bestimmter Geldbetrag,<br />

<strong>der</strong> sich nach <strong>der</strong> Größe ihrer Schule richtet.<br />

Hat eine Schule beispielsweise 100 Lehrer, so wird ihr das Gehalt von weiteren<br />

drei Lehrern in bar ausbezahlt. Wenn kein Lehrer krank ist, kann man das<br />

Geld „ansparen“ für künftige Grippewellen. Falls eine Schule es darüber hinaus<br />

schafft, den Vertretungsunterricht durch geschickte Organisation sicherzustellen,<br />

kann sie die nicht benötigten Mittel auch nutzen, um beispielsweise<br />

Sport- o<strong>der</strong> Theaterprojekte anzubieten. Dafür könnte sie dann das sogenannte<br />

„pädago gische Fachpersonal“ einsetzen.<br />

Die beiden Vorsitzenden <strong>der</strong> GEW-Schulleitervereinigung, Erhard Laube und<br />

Wolfgang Harnischfeger, rea gierten am Wochenende erleichtert auf Zöllners<br />

Ankündigung. Er begrüße die neue Gestaltungsmöglichkeit, betonte Harnischfeger.<br />

Laube erwartet, dass sich viele Schulen für die Honorarbudgets<br />

ent scheiden werden. Allerdings werde es auch „Ängste“ geben. Denn wenn<br />

Schu len diesen Weg gehen, werden sie auch die Kritik seitens <strong>der</strong> Eltern ernten,<br />

falls es zu gravierenden Unterrichtsausfallen kommt.<br />

Einige Schulen fragen sich deshalb, ob sie diese Verantwortung überhaupt<br />

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Aufgeschnappt Aufgeschnappt<br />

über nehmen wollen. Denn noch ist gar nicht klar, ob es auf dem Markt genug<br />

Pädagogen gibt, die sich als Honorarkräfte eig nen. Allerdings hat Berlin den<br />

Vorteil, dass hier viele Universitäten vor Ort sind und viele Lehramtsanwärter.<br />

Zudem gibt es Tausende Teilzeitlehrer. Von ihnen werden möglicherweise<br />

etliche bereit sein, befristet ihre Stellen aufzustocken. Auch dies ist mittels<br />

Honorarbudgetierung möglich.<br />

Um Schulleiter auf die neue Freiheit vorzubereiten, wird die Bildungsverwaltung<br />

ab Mitte April spezielle Fortbildun gen anbieten. Zudem ist eine Internetplattform<br />

in Arbeit, die etwa Details zu den arbeitsrechtlichen Fragen klären<br />

soll.<br />

Um gut gerüstet zu sein, sollten Schu len möglichst bald damit anfangen, in<br />

ih rem Umfeld nach geeigneten Kräften zu suchen. Denkbar ist etwa, dass<br />

eine Schule einen Referendar, mit dem sie gute Erfahrungen gemacht hat,<br />

als Honorarkraft zu sich holt, um die Zeit zu über brücken, bis für ihn eine<br />

feste Stelle an <strong>der</strong> Schule frei wird. Schließlich mussten viele Schulen in den<br />

vergangenen Jahren erfolgreiche Junglehrer gehen lassen, weil es keine Neueinstellungen<br />

gab. Wie viele dieser Pädagogen noch in <strong>der</strong> Stadt o<strong>der</strong> bereits<br />

in an<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong> ab gewan<strong>der</strong>t sind, wird sich spätestens nach den<br />

Sommerferien zeigen, wenn es ernst wird mit den Honorarbudgets.<br />

Leserbriefe aus „Der Tagesspiegel“ vom 18.02.07 zum Artikel<br />

„Bildungssenator will pensionierte Lehrer einstellen“ vom 9. Februar<br />

<strong>2007</strong><br />

Gesucht: längerfristige Perspektive<br />

Senator Zöllners Sprecher Frisse weist den Vorwurf zurück, dass die Nichtverbeamtung<br />

die Lehrerknappheit ver schärfe. Das allein ist vielleicht kein<br />

Grund dafür. Dass aber in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n neben <strong>der</strong> sofortigen Verbeamtung<br />

und <strong>der</strong> deutlich besseren Bezah lung auch noch weniger Stunden<br />

unter richtet werden müssen, fällt unter den Tisch. Für mich als Lehramtsstudent<br />

kurz vor dem Examen sind das drei starke Argumente, meiner geliebten<br />

Hei matstadt Berlin den Rücken zu kehren.<br />

Peer Ammerlahn, Berlin-Schöneberg<br />

Pensionierte o<strong>der</strong> beurlaubte Lehrer, sollten sich nicht verführen lassen, so<br />

verlockend das Angebot des Bildungsse nators auch sein mag, wie<strong>der</strong> Schulluft<br />

zu schnuppern. Diese Hilfsbereitschaft ginge auf Kosten aller gut ausgebildeten,<br />

jungen, arbeitslosen Lehrer, die in den Startlöchern kauern, um<br />

endlich eine Stelle in ihrem erlernten Beruf zu bekommen. „Aber um Himmels<br />

willen, warum bewerben sich diese dann nicht?“, werden Sie mit Recht fragen.<br />

Und das ist ge nau <strong>der</strong> Knackpunkt. Diese jungen Päda gogen, die noch<br />

optimistisch in Berlin auf eine Stelle warten, aber natürlich zwischenzeitlich<br />

nicht auf dem Wartebänkchen sitzen können, weil sie sich selbst und zum Teil<br />

ihre Familien ernäh ren müssen, haben ergriffen, was sich ihnen bot: Aushilfen,<br />

Arbeit in an<strong>der</strong>en Berufen, im Umland, in Privatschulen... Für eine befristete<br />

Anstellung bis zu den großen Ferien können sie unmöglich ih ren jetzigen<br />

Arbeitsplatz aufgeben, um dann wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Straße zu stehen. Sie sind<br />

angewiesen auf eine Stelle mit einer längerfristigen Perspektive.<br />

Hella Schacher, Berlin-Zehlendorf<br />

Alle Jahre wie<strong>der</strong> kann ich da nur fest stellen, dass <strong>der</strong> Bedarf an Lehrkräften<br />

über Schlupfl öcher gestopft werden soll. Diesmal sind es die pensionierten<br />

Leh rer. Vor zweieinhalb Jahren sollten es Lehrer ohne Referendariat sein. Und<br />

pas siert ist fast nichts, um die Misere aufzu halten. Bis nach Saarbrücken sind<br />

fertige Lehrer „ausgewan<strong>der</strong>t“, um in ihrem Be ruf arbeiten zu können. Wie<br />

viele ausge bildete Lehrer muss Berlin noch an an <strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong> verlieren,<br />

bis endlich etwas geschieht. Teilzeit- bzw. befristete Verträge müssen <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

an gehören, ebenso die Bezahlung den ande ren Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

angeglichen werden.<br />

Henrike Findikgil, Berlin-Friedenau<br />

Leserbriefe aus „Der Tagesspiegel“ vom 04.03.<strong>2007</strong><br />

Keine Kandidaten fürs Lehrercasting<br />

Zur 100-Tage-Bilanz von Klaus Wowereit<br />

Nahezu grotesk erscheint es, wenn sich Herr Wowereit damit „beweihräuchert“,<br />

man habe neue Lehrerstellen geschaf fen. Der Senat hat die Stellen<br />

so unattrak tiv ausgeschrieben, dass sich kaum je mand beworben hat, Wenn<br />

dann noch Schulleiter wie auf einem Basar um Mit arbeiter „buhlen“ müssen,<br />

die ihr Exa men mit „ausreichend“ bestanden haben o<strong>der</strong> schon einmal „wegen<br />

Nichteignung entlassen“ wurden, wird deutlich, was für eine leistungsorientierte<br />

Bildungspo litik uns Berliner Eltern zugemutet wer den soll. Wenn<br />

aus Kostengründen bes ser geeignetere Kandidaten nicht genom men wurden,<br />

stellt sich die Frage an die Berliner Wählerinnen und Wähler, ob dies auch für<br />

Bildungspolitiker gilt.<br />

Dr. Dr. Christian Schulte, Berlin-Frohnau<br />

Ein Trauerspiel nähert sich seinem Hö hepunkt. Junge Lehrer wan<strong>der</strong>n ab<br />

in an <strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong>, zu sogenannten Leh rercastings erscheinen kaum<br />

Kandida ten, weil <strong>der</strong> zu gewinnende Preis, eine zwangsweise auf zwei Drittel<br />

befristete Stelle, kaum lockt. Ich weiß nicht, ob ich in dieser Stadt überhaupt<br />

Seite 58 Seite 59


Aufgeschnappt Aufgeschnappt<br />

noch als Lehrer arbeiten möchte. Wenn schon <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> Berufskarriere<br />

eher bi zarr ist, wie soll das nur weitergehen. Als Familienvater kann ich es mir<br />

nicht erlauben, nur befristet und mit so gerin gem Gehalt meinen Beruf hier<br />

in dieser Stadt auszuüben. Also suche ich mir ent we<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>en Job,<br />

bei dem ich besser verdiene o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>e in an<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong>, die noch<br />

Lehrer einstel len und vernünftig bezahlen.<br />

Patrick Wutke, Berlin-Schöneberg<br />

Aus „Der Tagesspiegel“ vom 09. März <strong>2007</strong><br />

Län<strong>der</strong> einigen sich bei Lehrerbildung<br />

Die Bundeslän<strong>der</strong> wollen die von Land zu Land unterschiedlichen Abschlüsse<br />

für Grund-, Haupt- und Realschullehrer im Bachelor- und Mastersystem<br />

gegenseitig anerkennen. Studierende wären dann in jedem Land für das<br />

Referendariat qualifi ziert, wenn sie einen akkreditierten Lehramtsstudiengang<br />

mit mindestens 210 ECTS-Punkten erfolgreich abgeschlossen haben, teilte<br />

Jürgen Zöllner (SPD) mit, <strong>der</strong> Berliner Bildungssenator und . Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> Kultusministerkonferenz. ECTS-Punkte sind die europaweit einheitlichen<br />

Leistungspunkte, die Studierende während ihres Studiums erwerben. Bisher<br />

war im Zuge <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Lehrerbildung nicht klar, ob die Län <strong>der</strong> die<br />

neuen Abschlüsse gegenseitig an erkennen. Das hätte große Schwierigkeiten<br />

für Lehramtsstudenten zur Folge ge habt, wenn sie nach dem Studium<br />

in ein an<strong>der</strong>es Bundesland wechseln wollen. Die nun gefundene Regelung<br />

hat zur Folge, dass ein Masterabschluss nicht zwingend für Grund-, Haupt-,<br />

Real- und Son<strong>der</strong>schullehrer vorgeschrieben ist. So könnte beispielsweise<br />

Baden-Württemberg, wo viele Studenten an Pädagogi schen Hochschulen<br />

lernen, einen Bachelor-Abschluss mit <strong>der</strong> entsprechenden ECTS-Punktzahl<br />

für Grundschulpädago gen einführen. Den müssten auch Län<strong>der</strong> wie Berlin<br />

anerkennen, in denen Grundschulpädago-gen auf ein Bachelorstudium ein<br />

zweisemestriges Masterstudium draufsatteln sollen. Im Gegenzug muss<br />

Baden-Württemberg den Berliner Masterabschluss akzeptieren. Auch Län<strong>der</strong>,<br />

die beim Staatsexamen bleiben, wollen die neuen Abschlüsse anerkennen.<br />

Für Studienräte, die am Gymnasium unter richten, gebe es keinen solchen<br />

Be schluss, weil bei ihnen fast alle Län<strong>der</strong> ein ähnliches Studium vorsehen,<br />

hieß es. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte,<br />

die KMK habe die Chance vertan, die Lehrerbil dung in Deutschland zu<br />

vereinheitlichen. „Statt den fö<strong>der</strong>alen Flickenteppich unter schiedlichster<br />

Lehrerbildungsmodelle aufzuknüpfen, wird an diesem lustig weitergewebt“,<br />

sagte <strong>der</strong> GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Das Regelungswirrwarr werde<br />

junge Menschen abschrecken, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Die GEW<br />

befürchte auch, dass es trotz <strong>der</strong> Ab sichtserklärung <strong>der</strong> KMK für Absolventen<br />

schwierig werde, beim Berufseinstieg die grenzen ihres Ausbildungslandes<br />

zu überwinden. Aus dem bayerischen Kul tusministerium hieß es auf Anfrage,<br />

diese Befürchtung sei unbegründet. Die jetzt ge fundene Lösung muss von<br />

den Kultusministern noch offi ziell abgesegnet werden.<br />

TILMANN WARNECKE<br />

Aus dem Landtag von Brandenburg vom 28.04.<strong>2007</strong><br />

Lehrerausbildung in Brandenburg wird reformiert<br />

Lehramtsstudenten in Brandenburg erhalten künftig eine enger an <strong>der</strong> Praxis<br />

orientierte Ausbildung. Entsprechende Än<strong>der</strong>ungen des Lehrerbildungsgesetzes<br />

wurden im Landtag verabschiedet, am 1. <strong>Juni</strong> tritt es in Kraft.<br />

(26.04.<strong>2007</strong>,14:12 Uhr)<br />

Potsdam - Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp begrüßte die Entscheidung<br />

des Parlaments. Mit <strong>der</strong> Novellierung sei ein weiteres wichtiges<br />

Reformvorhaben <strong>der</strong> Landesregierung auf den Weg gebracht worden. Ziele<br />

<strong>der</strong> Reform seien eine bessere Qualität, mehr Praxiserfahrung und eine größere<br />

Berufsnähe bei <strong>der</strong> Ausbildung angehen<strong>der</strong> Pädagogen.<br />

Jungkamp verwies auf drei zentrale Neuerungen. So werde <strong>der</strong> Praxisanteil<br />

in <strong>der</strong> Studienphase erhöht. Für das Referendariat gelten künftig bundesweite<br />

Standards, auf die sich die Kultusministerkonferenz verständigt hat. Die<br />

Studenten können zudem den Vorbereitungsdienst - in Abhängigkeit von den<br />

Praxiserfahrungen - verkürzen. Ferner wird eine Berufseingangsphase gesetzlich<br />

verankert. Demnach erhalten Jungpädagogen bis zum fünften Berufsjahr<br />

spezielle Unterstützungsangebote wie Fortbildungen o<strong>der</strong> Supervisionen.<br />

Eine weitere Neuerung ist die Fusion <strong>der</strong> bisher eigenständigen Einrichtungen<br />

Landesprüfungsamt und Staatliche Studienseminare zum Landesinstitut<br />

für Lehrerbildung. Dieses wird künftig für die Ausbildung von angehenden<br />

Lehrern sowie <strong>der</strong>en Betreuung in den ersten Berufsjahren zuständig sein.<br />

(tso/ddp)<br />

Aus <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 06. Mai <strong>2007</strong>:<br />

Baustelle Lehrerbildung<br />

VON JÜRGEN HAUBE<br />

Die Ausbildung <strong>der</strong> Lehrer ist ein Dauerthema bil dungspolitischer Diskussionen.<br />

Sie begannen nicht erst mit <strong>der</strong> fragwürdigen, nur in Baden-Württemberg<br />

vermiedenen Aufl ö sung <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschu len im Verlauf<br />

<strong>der</strong> siebziger Jahre. Und sie werden mit <strong>der</strong> genauso fragwürdigen soeben<br />

vorbereiteten Einführung des Bachelorstudiums für Lehrer nicht enden. Denn<br />

die Lehrerbildung krankt in Deutsch land an einer unsinnigen Alternati ve, die<br />

endlos wie<strong>der</strong>holt wird.<br />

Seite 60<br />

Seite 61


Aufgeschnappt Mitteilungen<br />

So diagnostiziert die eine Seite <strong>der</strong> Debatte, dass deutsche Lehramtsstudenten<br />

zu viel mit Fachwis sen vollgestopft werden. Sie studie ren zusammen<br />

mit denen, die Biolo gie o<strong>der</strong> Deutsch o<strong>der</strong> Geschichte als Wissenschaft<br />

betreiben wollen. Darum schreiben sie <strong>Seminar</strong>arbei ten über Goethes<br />

„Iphigenie“ im Licht <strong>der</strong> Rezeptionsästhetik o<strong>der</strong> über neuere Entwicklungen<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> antiken Münzkun de. Das brauche kein Lehrer, heißt es,<br />

weil das auch kein Schüler brau che. Also, wird gefolgert, muss man die<br />

an<strong>der</strong>e Seite des Lehrerstu diums stärken, die Unterrichts- und nicht die forschungszugewandte<br />

Seite. Also Didaktik.<br />

Dem entgegnet die an<strong>der</strong>e Seite, dass gelingen<strong>der</strong> Unterricht voraus setzt,<br />

das Lehrgebiet gut zu ken nen. Es entlastet den Lehrer, sich nicht ständig von<br />

null an in die Themen des Lehrplans einarbeiten zu müssen. Es beeindruckt<br />

die Schüler, wenn die Lehrerin sich be wan<strong>der</strong>t durch die Stunde bewegt. Es<br />

macht auch denjenigen, die un terrichten, mehr Vergnügen, wenn sie ihr Fach<br />

aus Kenntnis heraus „geben“, als wenn ihre Kenntnis vor allem im Bereich<br />

von Metho den umfassend ist. Also doch Fach wissenschaft, also doch die<br />

rezepti onsästhetische Iphigenie?<br />

Beide Seiten <strong>der</strong> Debatte verbin den mit ihren Argumenten Interes sen am Umfang<br />

ihres Stellenkegels. Die meisten Fächer wären an den Universitäten viel<br />

kleiner, wenn dort keine Lehramtskandidaten aus gebildet würden. Was die<br />

Erzie hungswissenschaften samt Fachdi daktik angeht, so genügte für bloße<br />

Forschung ein Bruchteil ihrer Lehr stühle.<br />

Aber nicht dies macht die darum nur scheinbar neutral geführte De batte so<br />

fruchtlos. Es liegt vielmehr daran, dass beide Seiten den Lehr amtskandidaten<br />

nicht geben, was diese brauchen. Die Fachwissen schaftler blicken auf sie oft<br />

als Stu denten zweiten Ranges herab: „Der wird doch nur Lehrer“, heißt es,<br />

wenn man in Prüfungen nachgie big sein will. Und manche Studen ten folgen<br />

dem, wenn sie um herab gesetzte Tarife bitten und Ausreden für ein gezügeltes<br />

Sachinteresse su chen.<br />

Die an<strong>der</strong>e Seite hingegen, die Didaktik, behauptet, über Unterrichtstechnologien<br />

zu verfügen. Was falsch ist. Denn selbstverständ lich ergibt<br />

sich gelingen<strong>der</strong> Unter richt nicht durch „richtige“ Ver mittlungsmethoden,<br />

son<strong>der</strong>n aus Erfahrung, Gefühl für die Interak tion, Freude am Stoff. Die<br />

Erfah rung kann die Universität nur schwer vermitteln. Das Gefühl für Belastungen<br />

des Lehrberufs schon eher. Die Freude am Stoff gewiss. Aber dazu<br />

müsste sie Abstand neh men von <strong>der</strong> Illusion, solche Freu de lasse sich durch<br />

wissenschaftli che Befassung mit diesem Stoff ge winnen. Die Iphigenie ohne<br />

Sekun därliteratur, die Iphigenie für Le ser - das wäre Fachlichkeit genug.<br />

Mitteilungen<br />

Auf den folgenden beiden Seiten fi nden Sie ein Verzeichnis <strong>der</strong> Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>e.<br />

Bewerbungs- und Vereidigungstermine/Einführungsseminare<br />

Bewerbungstermin für die schulpraktische Ausbildung<br />

• war <strong>der</strong> 27. März <strong>2007</strong> für Lehramtsanwärter, die am 21. August <strong>2007</strong><br />

ihre schulpraktische Ausbildung beginnen.<br />

• ist <strong>der</strong> 25. September <strong>2007</strong> für Lehramtsanwärter, die im Februar<br />

2008 ihre Ausbildung beginnen möchten.<br />

Die Vereidigung/Ernennung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter fi ndet in den aufnehmenden<br />

Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en am Dienstag, dem 21. August <strong>2007</strong>, statt.<br />

Daran schließt sich für die Lehramtsanwärter ein dreitägiges Einführungsseminar<br />

an, das von den Leitern <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e veranstaltet<br />

wird.<br />

Aufnahme von Lehramtsanwärtern zum August <strong>2007</strong><br />

Folgende Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e (allgemeinbildend) nehmen aller Voraussicht<br />

nach am 21. August <strong>2007</strong> Lehramtsanwärter auf:<br />

Lehreranwärter: Studienreferendare:<br />

1. SPS Friedrichshain/Kreuzberg 1. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

1. SPS Mitte 2. SPS Lichtenberg<br />

2. SPS Reinickendorf 2. SPS Neukölln<br />

2. SPS Spandau 3. SPS Pankow<br />

3. SPS Steglitz-Zehlendorf 1. SPS Reinickendorf<br />

3. SPS Treptow-Köpenick 2. SPS Steglitz-Zehlendorf<br />

2. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />

4. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />

4. SPS Treptow-Köpenick<br />

Fachseminarleiter/in werden!<br />

Haben Sie Interesse an <strong>der</strong> Tätigkeit eines Fachseminarleiters/<br />

einer Fachseminarleiterin? Wenn ja, dann fragen Sie sich sicherlich, an wen<br />

Sie sich wenden können!<br />

Seite 62<br />

Seite 63


Mitteilungen Mitteilungen<br />

Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> (SPS) Leitung Sekretariat Straße PLZ Tel. Sekr. FAX E-Mail<br />

2. SPS Mitte (S) Hr. Stephan Fr. Winter (Bläsing) Putbusser Str. 22 13355 200945055 200945045 stephan.sps2kreuzberg@freenet.de<br />

3. SPS Mitte (L) Hr. Meister Fr. Winter (Bläsing) Putbusser Str. 22 13355 200945055 200945045 spsmitte@web.de<br />

1. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Hr. Dr. Gospodar Fr. Gensler Reichenberger Str. 131 10999 22503411 22503415 SPS-L-S-Kreuzberg@t-online.de<br />

2. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (S) Hr. Wahner Fr. Gensler Reichenberger Str. 131 10999 22503411 22503415 SPS-L-S-Kreuzberg@t-online.de<br />

3. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Hr. Gieseke Hr. Leidner Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 t.gieseke@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />

4. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Fr. Klemm Fr. Fromberg Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 m.klemm@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />

5. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Hr. Harbrucker Fr. Fromberg Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 f.harbrucker@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />

6. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (L) Fr. Granzow-Seidel Hr. Leidner Reichenberger Str. 131 10999 22503456 22503445 a.granzow-seidel@sps-friedrichshain-kreuzberg.de<br />

8. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (S) Hr. Windhausen Fr. Regulin Wrangelstr. 98 10997 61129655 61129655 kfm-studienseminar-berlin@gmx-de<br />

1. SPS Pankow (L) Hr. Dr. Schmaling Fr. Wüstenberg Gudvanger Str. 16 -20 10439 4447664 4447664 sps-pankow.L@t-online.de<br />

3. SPS Pankow (S) Hr. Pietsch Fr. Quednow Neue Schönholzer Str. 10 13187 48524940 48639774 sps3-pankow.s@t-online.de<br />

1. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf (S) Hr. Knittel Fr. Nelkner Glockenturmstr. 23 -25 14055 902926872 902926868 1spschwi@computrust.de<br />

2. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf (S) Fr. Sauerbaum-Thieme Fr. Nelkner Glockenturmstr. 23 -25 14055 902926870 902926868 2spschwi@computrust.de<br />

3. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf (L) Fr. Mirbach Fr. Fichte-Brinkmann Glockenturmstr. 23 -25 14055 902926877 902926887 mirbach3sps@t-online.de<br />

1. SPS Spandau (S) Hr. Griebenow Fr. Kuehn Remschei<strong>der</strong> Str. 3/7 13583 378990010 378990011 6.SPS-Spandau@web.de<br />

2. SPS Spandau (L) Hr. Oesterreich Fr. Buller Remschei<strong>der</strong> Str. 3/7 13583 378990020 378990022 oesterreich@2-sps-l-spandau.be.lo-net2.de<br />

1. SPS Steglitz-Zehlendorf (S) Fr. Jung-Schellin Fr. Foertsch Königin-Luise-Str. 96 14195 902995810 902995706 1spszehlendorfsek@computrust.de<br />

2. SPS Steglitz-Zehlendorf (S) Fr. Weilhard-Jürgens Fr. Heiduschka Gallwitzallee 116 12249 77209524 77209527 sps-steglitz@t-online.de<br />

3. SPS Steglitz-Zehlendorf (L) Fr. Stampe Fr. Heiduschka Gallwitzallee 116 12249 77209524 77209527 sps-steglitz@t-online.de<br />

4. SPS Steglitz-Zehlendorf (S) Hr. Pospiech Fr. Woelm Lippstädter Str. 9 - 11 12207 90172591 90172591 4-sps-steglitz-zehlendorf@gmx.de<br />

1. SPS Tempelhof-Schöneberg (L) Fr. Schaff Fr. Bax Erfurter Str. 8 10825 75603528 75604445 spsschoeneberg@t.online.de<br />

2. SPS Tempelhof-Schöneberg (S) Fr. Deeg Fr. Bax Erfurter Str. 8 10825 75603528 75604445 spsschöneberg@t-online.de<br />

4. SPS Tempelhof-Schöneberg (S) Hr. Dr. Hellmann Fr. Friese Waldsassener Str. 62 12279 75604134 75604180 keine<br />

1. SPS Neukölln (L) Fr. Zerbel Fr. Nowak Wildhüterweg 5 12353 6051015 66706012 sps-1-neukoelln-l-@gmx.de<br />

2. SPS Neukölln (S) Fr. Kneer-Werner Fr. Dettmers Wildhüterweg 5 12353 6051014 66706012 sps-2-neukoelln.kn-we@t-online.de<br />

1. SPS Treptow-Köpenick (L) Hr. Dr. Oehmig Fr. Petri Luisenstr. 16 12557 347450920 347450925 koepenick.1.sps@web.de<br />

2. SPS Treptow-Köpenick (S) Hr. Kühne Fr. Hille Luisenstr. 16 12557 347450910 347450915 2-sps-trekoe@gmx.de<br />

3. SPS Treptow-Köpenick (L) Fr. Dr. Wun<strong>der</strong>lich Fr. Petri Luisenstr. 16 12557 347450920 347450925 koepenick.3.sps@web.de<br />

4. SPS Treptow-Köpenick (S) Hr. Dr. Reichwald Fr. Hille Luisenstr. 16 12557 347450910 347450915 4-sps-trekoe@web.de<br />

1. SPS Lichtenberg (L) Hr. Wimmer Fr. Schöneberg Harnackstr. 25 10365 557797870 557797879 sps1u2lib@web.de<br />

2. SPS Lichtenberg (S) Hr. Böpple Fr. Schöneberg Harnackstr. 25 10365 557797870 557797879 sps1u2lib@web.de<br />

1. SPS Reinickendorf (S) Hr. Kraft Fr. Woelm Lindauer Allee 23-25 13407 49871676 49871677 1.sps-reinickendorf@gmx.net<br />

2. SPS Reinickendorf (L) N. N. Fr. Buller Lindauer Allee 23 13407 4311926 4985110 2-sps-reinickendorf@gmx-de<br />

3. SPS Reinickendorf (S) Hr. Assfalg Fr. Mirschwa Kühleweinstr. 5 13409 42263422 42263428 sps9assfalg@gmx.com<br />

3. SPS Reinickendorf (S) Hr. Idler Fr. Mirschwa Kühleweinstr. 5 13409 42263422 42263428 sps9assfalg@gmx.com<br />

4. SPS Reinickendorf (S) Fr. Ziegler Fr. Koch Kühleweinstr. 5 13409 42263423 42263424 ziegler@spsbb.be.lo-net2.de<br />

Seite 64 Seite 65


Mitteilungen Mitteilungen<br />

Ihre Ansprechpartnerinnen sind<br />

• für Interessenten/innen aus <strong>der</strong> Lehrerlaufbahn:<br />

Christel Mirbach<br />

Leiterin des 3. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Charlottenburg/Wilmersdorf (L)<br />

Glockenturmstraße 23-25, 14055 Berlin<br />

Tel.: 030 - 9 02 92 68 77 Fax: 030 - 9 02 92 68 87<br />

E-Mail: mirbach3sps@t-online.de<br />

• für Interessenten/innen aus <strong>der</strong> Studienratslaufbahn:<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

Leiterin des 2. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Neukölln (S)<br />

Wildhüterweg 5, 12353 Berlin<br />

Tel.: 030 - 605 10 14 Fax: 030 - 66 70 60 12<br />

E-Mail: sps-2-neukoelln.kn-we@t-online.de<br />

• Voraussetzungen, die Interessenten mitbringen müssen:<br />

• Dreijährige Tätigkeit im Berliner Schuldienst,<br />

• Erfahrung im Abitur (Studienratslaufbahn) und dem Mittleren<br />

Schulabschluss.<br />

• Was erhalten Sie?<br />

• Zurzeit erhalten Sie in <strong>der</strong> Regel eine Unterrichtsermäßigung<br />

von 10 Stunden.<br />

Bei Interesse rufen Sie uns an o<strong>der</strong> senden Sie uns eine E-Mail, wir besprechen<br />

gerne weitere Details mit Ihnen persönlich.<br />

Personalia<br />

Im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> sind bisher folgende Fachseminare neu besetzt o<strong>der</strong><br />

neu eingerichtet worden die Aufl istung erfolgt alphabetisch nach einzelnen<br />

Fächern:<br />

LAUFB FACH NAME des FSL VOR-NAME SCHULNAME Schulnr<br />

S a Chemie Holtfrerich Oliver Gymnasium Steglitz 06Y13<br />

S a Chemie Hubert Guido Hans-Carossa-Oberschule 05Y03<br />

S a Chemie Bussen Jens Friedrich-Ebert-Oberschule 04Y07<br />

L a Deutsch Oehmig Kerstin Carl-Zeiss-Oberschule 07T02<br />

L a DaZ Bruns Dirk Heinrich-von-Kleist-Oberschule 01Y06<br />

L a Englisch Guldner-Shelley Karina Hector-Peterson-Oberschule 02T03<br />

S a Englisch Brehm Melanie Bertha-von-Suttner-Oberschule 12Y02<br />

S a Englisch Heidler Annette Martin-Buber-Oberschule 05T01<br />

S a Erdkunde Becker Mark-Oliver Sophie-Charlotte-Oberschule 04Y03<br />

S TW ErnHW Müller Lutz Emil-Fischer-Schule OSZ<br />

S TW ErnHW Assfalg Peter<br />

Ernährung und Lebensmittel-<br />

technik<br />

Seite 66<br />

Seite 67<br />

12B02<br />

S a Französ Bausch-Ricken Petra Ernst-Reuter-Schule-Ober- 01T06<br />

schule<br />

S TW FarbR Oldenburg Heike Marcel-Breuer-Schule (OSZ 09B01<br />

Holztechnik)<br />

L a Geschi Streubel Uta George-Orwell-Oberschule 11R01<br />

S a Geschi Stöcker Georg Freiherr-vom-Stein-Oberschule 05Y01<br />

L So Geistigb Maaß-Czech Stefanie<br />

S TW GesL Graen Annette OSZ Körperpfl ege 04B07<br />

S TW Inf/TW Francioni Eugenio OSZ Informations- und Mediz- 08B04<br />

Umberto intechnik<br />

S a Informatik Thalemann Katrin Heinrich-Böll-Oberschule 05T04<br />

L So Lernb Rimpau Elke Stötzner-Schule 12S01<br />

S a Mathe Schiller Frank Oberschule am<br />

10Y10<br />

Elsengrund<br />

S a Mathe Minne Ute Max-Reinhardt-Oberschule 10Y07<br />

S a Musik Rocca Claudia Erich-Hoepner-Oberschule 04Y06<br />

S a Physik Pfen<strong>der</strong> Andreas Askanische Oberschule 07Y06<br />

S DH RW Olbrich Felix OSZ Bürowirtschaft u. Dien- 03B07<br />

stleistungen<br />

S TW Soz Frank Christian OSZ Informations- und Mediz- 08B04<br />

intechnik<br />

S TW SozPäd Krysmanski Katharina Anna-Freud-Oberschule (OSZ 04B05<br />

Sozialwesen)<br />

L a Sport Roth Andreas Nehring-Grundschule 04G13<br />

L So Sprachb Frielinghaus- Dörte Albert-Gutzmann-Schule 01S06<br />

Youssef<br />

L So UaS Wolf Tuula Adolf-Reichwein-Schule 08S01<br />

L So UaS Seifert Ina Barlach-Schule 10S01<br />

L So UaS Trautvetter Karina Bernhard-Rose-Schule 02S04<br />

L So UaS Paulmann Regina Grundschule am Barbarossa-<br />

platz<br />

07G18


Mitteilungen Literaturhinweise<br />

L So UaS Plachy Birgit Paul-Löbe-Oberschule 12H01<br />

L So UaS Täuber Elke Reinfel<strong>der</strong>-Schule 04S04<br />

L So UaS Theinhardt Bettina Kielhorn-Schule 08S02<br />

L a VU:D/Ma Knopf Birgit Hermann-Boddin-Grundschule 08G07<br />

L a VU:D/SU Goldberg Mario Rixdorfer Grundschule 08G01<br />

L a VU:Ma/SU Fisch Andrea<br />

S DH WL Wathling Ursula<br />

Andrea Reinhold-Otto-Grundschule<br />

OSZ Bürowirtschaft und Ver-<br />

04G14<br />

waltung 06B02<br />

Legende: L a: Lehrerlaufbahn, allgemeinbildend<br />

L So: Lehrerlaufbahn, Son<strong>der</strong>pädagogik<br />

S a: Studienratslaufbahn, allgemeinbildend<br />

S TW, DH: Studienratslaufbahn, berufsbildend<br />

Dabei ist anzumerken, dass die Tabelle nicht vollständig ist, da einige Fachseminare,<br />

die neu besetzt bzw. neu eröffnet werden, in <strong>der</strong> obigen Statistik aufgrund<br />

noch laufen<strong>der</strong> Besetzungsverfahren, die erst kurz vor den Sommerferien<br />

<strong>2007</strong> abgeschlossen sein werden, fehlen. Diese werden in <strong>der</strong> nächsten<br />

Ausgabe aufgeführt.<br />

Jour fi xe<br />

Zum informellen Austausch fi ndet alle zwei Monate, immer am letzten Mittwoch<br />

des Monats, ein Treffen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter/innen im „Habel Weinkultur“,<br />

10117 Berlin, Luisenstraße 19, ab 19.00 Uhr statt.<br />

Im Jahr <strong>2007</strong> fi nden die Treffen an folgenden Tagen statt:<br />

• am 26. September und<br />

• am 28. November.<br />

Für die interessierten Leserinnen und<br />

Leser folgt eine Auswahl von Artikeln<br />

und Büchern, die einen schnellen<br />

Einstieg in die aktuelle Diskussion zur<br />

Lehrerbildung ermöglicht.<br />

· Blömeke, Sigrid/ Reinhold,<br />

Peter/ Tulodziecki, Gerhard u. a.:<br />

Handbuch Lehrerbildung, Bad Heilbrunn<br />

2004.<br />

· Hentig, Hartmut von: Die<br />

Schule neu denken. Eine Übung in<br />

pädagogischer Vernunft. Erweiterte<br />

Neuausgabe, Weinheim und Basel<br />

2003.<br />

· Herrmann, Ulrich: Wie lernen<br />

Lehrer ihren Beruf? Empirische<br />

Literaturhinweise<br />

Befunde und praktische Vorschläge,<br />

Weinheim und Basel 2002.<br />

· SEMINAR (Ztschr.), H.<br />

2/2006, Themenheft „Qualität <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung im Wandel sichern und<br />

weiterentwickeln“<br />

· SEMINAR (Ztschr.), Son<strong>der</strong>heft<br />

2005/2006 „Stärken und Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Zweiten Phase“<br />

· Zukunftsfähige Lehrerbildung.<br />

Stellungnahme des BAK zur<br />

aktuellen Lehrerbildungsdiskussion.<br />

In: SEMINAR (Ztschr.), H. 4/2003,<br />

Themenheft „Positionen - Diskussionen“,<br />

S. 46-49.<br />

Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>-<br />

und Fachleiter/innen<br />

Wer wir sind – was wir tun – was wir wollen<br />

B A K<br />

Lehrerbildung<br />

<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und<br />

Fachleiter/innen e. V.<br />

Landesgruppe Berlin<br />

WER WIR SIND - WAS WIR TUN<br />

- WAS WIR WOLLEN<br />

In <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

ist die Ausbildung von Lehrern und<br />

Lehrerinnen für alle Schulformen und<br />

-stufen auf zwei institutionell getrennte<br />

Phasen verteilt. In <strong>der</strong> Ersten<br />

Phase erfolgt die Ausbildung in mindestens<br />

zwei Unterrichtsfächern an<br />

Wissenschaftlichen Hochschulen. Die<br />

Zweite Phase wird neben den Schulen<br />

an eigenständigen Institutionen<br />

absolviert: den Studienseminaren,<br />

wie sie zumeist heißen. Die Ausbil-<br />

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BAK BAK<br />

dung dauert in <strong>der</strong> Regel 24 Monate.<br />

In einigen Bundeslän<strong>der</strong>n ist im Zuge<br />

<strong>der</strong> Umgestaltung <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

(z. B. Praxissemester) eine<br />

Verkürzung auf 18 Monate geplant<br />

o<strong>der</strong> bereits realisiert.<br />

Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>-<br />

und Fachleiter/innen e. V. ist<br />

Meinungsforum, Fortbildungsorgan<br />

und Interessensvertretung <strong>der</strong><br />

Zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung.<br />

Er ist bundesweit die Stimme <strong>der</strong><br />

<strong>Seminar</strong>e auf Verbandsebene. In den<br />

siebziger Jahren hat er maßgeblich<br />

das ursprünglich aus <strong>der</strong> gymnasialen<br />

Tradition hergeleitete Konzept<br />

einer zweiphasigen Lehrerausbildung<br />

unterstützt, verbessert und seine<br />

Übertragung auf alle Schulformen<br />

initiiert. Insgesamt hat <strong>der</strong> BAK heute<br />

an über 400 <strong>Seminar</strong>en aller Schularten<br />

2000 Mitglie<strong>der</strong>, die als <strong>Seminar</strong>-<br />

und Fachleiter/innen, Lehrbeauftragte<br />

o<strong>der</strong> ausbildenden Lehrkräfte in <strong>der</strong><br />

Zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

tätig sind. An den meisten <strong>Seminar</strong>en<br />

in Deutschland ist <strong>der</strong> BAK präsent.<br />

Der BAK will die Arbeitsbedingungen<br />

optimieren und die Qualität <strong>der</strong><br />

Ausbildung för<strong>der</strong>n. Er unterstützt<br />

den Austausch von Informationen<br />

und die Kooperation <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e<br />

und ihrer Mitglie<strong>der</strong>, die Fortbildung<br />

<strong>der</strong> Lehrer/innen sowie Initiativen<br />

zur Entwicklung des Ausbildungs-<br />

und Schulwesens. Die Aktivitäten<br />

des BAK sind nicht zuletzt von <strong>der</strong><br />

Überzeugung geleitet, dass eine<br />

wirkungsvolle schulnahe Schulreform<br />

am besten durch gut ausgebildete<br />

Lehrer/innen vorangebracht werden<br />

kann. Dazu veranstaltet <strong>der</strong> BAK<br />

bundesweite und regionale Fortbildungskongresse,<br />

gibt Publikationen<br />

heraus und führt Gespräche und<br />

Verhandlungen mit bildungspolitischen<br />

Gremien und den Behörden<br />

des Bildungswesens.<br />

In <strong>der</strong> Zweiten Phase sind die angehenden<br />

Lehrer/innen Beamte auf<br />

Wi<strong>der</strong>ruf. Als Studienreferendarinnen,<br />

-referendare und Lehramtsanwärter/<br />

innen werden sie den Ausbildungsschulen<br />

zugewiesen und geben dort<br />

Unterricht in den studierten Fächern,<br />

teils unter Anleitung, teils selbständig<br />

und bedarfsdeckend. Die Stundendeputate<br />

sind in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

sehr unterschiedlich. Die Ausbildung<br />

im Studienseminar ist wissenschaftlich<br />

begründet und qualifi ziert für<br />

die selbstständige Unterrichts- und<br />

Erziehungstätigkeit in <strong>der</strong> Schule. Die<br />

angehenden Lehrer/innen erhalten<br />

eine theoretisch fundierte und an <strong>der</strong><br />

Praxis orientierte Ausbildung.<br />

Die <strong>Seminar</strong>e stehen vor <strong>der</strong> Aufgabe,<br />

vielfältige Kompetenzen und<br />

Qualifi kationselemente zu erweitern,<br />

zu vertiefen und auch dabei zu<br />

helfen, diese personal zu integrieren.<br />

Das Charakteristische und Faszinierende<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit ist, dass<br />

wir bei <strong>der</strong> Beratung in <strong>Seminar</strong> und<br />

Schule dauernd authentische Erfahrungen<br />

im Schulalltag vor Augen<br />

und Ohren haben. Es geht um das<br />

pädagogische Denken und Handeln<br />

im Blick auf den realen Schüler, auch<br />

in seiner Wi<strong>der</strong>ständigkeit, und die<br />

konkrete Klassensituation in ihrer<br />

Komplexität. Die Fachleiter/innen, die<br />

immer auch an ihrer Schulart unterrichten,<br />

haben sich durch eine Reihe<br />

von Hospitationen und Prüfungsteile<br />

von <strong>der</strong> unterrichtspraktischen<br />

Qualifi kation <strong>der</strong> Auszubildenden zu<br />

überzeugen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Kulturhoheit <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> differieren die Organisationsmodelle<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e und die Ausbildungs-<br />

und Prüfungsordnungen<br />

für die verschiedenen Lehrämter in<br />

den sechzehn Bundeslän<strong>der</strong>n nicht<br />

unerheblich. Die <strong>Seminar</strong>e verfügen<br />

über erfahrene und kompetente pädagogische<br />

Experten, die fl exibel und<br />

vielfältig einsetzbar sind. So haben<br />

sie in einigen Bundeslän<strong>der</strong>n nach<br />

ihrem Organisationsstatut neben<br />

dem Ausbildungsauftrag zugleich<br />

ein Mandat für die Lehrerfortbildung<br />

(für die Mentorenfortbildung ohnehin)<br />

und an<strong>der</strong>e Aufgaben eines Didaktischen<br />

Zentrums. Die Fortbildung <strong>der</strong><br />

Dritten Phase ist ohne die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e kaum vorstellbar. Und<br />

nicht wenige <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen<br />

sind zudem in <strong>der</strong> Ersten<br />

Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung tätig.<br />

Die <strong>Seminar</strong>e erfüllen somit eine<br />

Schlüsselfunktion für das gesamte<br />

Bildungswesen.<br />

Der BAK veranstaltet jährlich Fortbildungskongresse,<br />

seine so genannten<br />

<strong>Seminar</strong>tage, für alle Ausbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Zweiten Phase. Diese bundesweit<br />

ausgeschriebenen Kongresse werden<br />

in Abstimmung mit dem Bundesvorstand<br />

im allgemeinen von einer Landesgruppe<br />

vorbereitet. Ein Überblick<br />

über die Themen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>tage<br />

in den letzten zehn Jahren zeigt die<br />

Bandbreite <strong>der</strong> vom BAK behandelten<br />

Probleme.<br />

1997 Bildungsqualität braucht<br />

professionelle Lehrerbildung (Bonn)<br />

1998 Bildungswandel in Ost- und<br />

Westeuropa (Königstein)<br />

1999 For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n. Schule<br />

und Lehrerbildung an <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />

(Braunschweig)<br />

2000 Aufbrüche (Rostock)<br />

2001 Perspektiven – Der Weg in<br />

die Zukunftsfähigkeit (Berlin)<br />

2002 Brücken (Bautzen)<br />

2003 Orientierung – Aneignen von<br />

Wissen und Werten (Erfurt)<br />

2004 Das Lehren lernen (Dessau)<br />

2005 Kulturen (Frankfurt am Main)<br />

2006 Bewertung in <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

(Cottbus)<br />

Die Zweiphasigkeit <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

hat sich grundsätzlich bewährt.<br />

In <strong>der</strong> Ersten Phase dominiert <strong>der</strong><br />

Erkenntniszusammenhang, während<br />

die Zweite Phase stärker den Handlungszusammenhang<br />

betont. Allerdings<br />

sollten die Gesamtperspektive<br />

<strong>der</strong> Ausbildung und ihre Kontinuität<br />

durch eine bessere Verzahnung<br />

und Vernetzung <strong>der</strong> beiden Phasen<br />

geför<strong>der</strong>t werden. Wir brauchen eine<br />

kohärente Lehrerbildung mit klar defi<br />

nierten Anschlussfähigkeiten. Sicher<br />

müssen auch die Berufseingangsphase<br />

und die Fortbildung – als bedeutsame<br />

Dritte Phase – noch stärker<br />

in dem Gesamtkonzept berücksichtigt<br />

werden. Im Blick auf die heute<br />

gefor<strong>der</strong>ten vielfältigen Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> jungen Lehrer/innen müssen<br />

neue Modelle <strong>der</strong> Koordination und<br />

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Seite 71


BAK BAK<br />

Kooperation entwickelt werden.<br />

Auch obligatorische und kompetent<br />

angeleitete, betreute und ausgewertete<br />

Schulpraktika (mit Beteiligung<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e) sind nötig, wenn die<br />

Lehrerausbildung insgesamt professionellen<br />

Standards genügen soll.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Ersten Phase wäre<br />

es günstig, wenn die Erziehungswissenschaften<br />

nicht nur ihre „klinische“<br />

Komponente verstärkten, wie es ja<br />

auch von manchen Hochschullehrern<br />

gefor<strong>der</strong>t wird, son<strong>der</strong>n auch die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Lehrberuf thematisch<br />

und curricular stärker zu berücksichtigen<br />

bereit und in <strong>der</strong> Lage wären.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Lehrerbild- und Lehrerbildungsdiskussion<br />

hat <strong>der</strong> BAK<br />

Flagge gezeigt und auf vielen Podien<br />

und bei <strong>der</strong> KMK-Anhörung Perspektiven<br />

und Positionen einer zukunftsfähigen<br />

Lehrerbildung aus <strong>der</strong> Sicht<br />

<strong>der</strong> Zweiten Phase vorgestellt.<br />

Auf dem Bundeskongress 1994 hat<br />

<strong>der</strong> BAK seine „<strong>Seminar</strong>-Perspektiven<br />

2000“ verabschiedet und weitere<br />

Konsequenzen für die Lehrerausbildung<br />

angesichts neuer gesellschaftlicher<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen entfaltet.<br />

So muss zum Beispiel die vielfach<br />

gefor<strong>der</strong>te Stärkung <strong>der</strong> personalkommunikativen<br />

Kompetenz <strong>der</strong><br />

Lehrer/innen vor allem in <strong>der</strong> Zweiten<br />

Phase geleistet werden. Die <strong>Seminar</strong>e<br />

brauchen dazu auch in Zeiten<br />

knapper Kassen eine personell,<br />

räumlich und sächlich gute Ausstattung.<br />

Die <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/<br />

innen müssen eine ihrer Bedeutung<br />

und Verantwortung im Bildungswesen<br />

entsprechende Stellung und<br />

Besoldung erfahren.<br />

Im Dezember 2003 hat <strong>der</strong> BAK unter<br />

dem Titel „Zukunftsfähige Lehrerbildung“<br />

seine Stellungnahme zur<br />

aktuellen Lehrerbildungsdiskussion<br />

prägnant gebündelt vorgelegt. Im<br />

Son<strong>der</strong>heft 2005/2006 „Stärken<br />

und Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Zweiten<br />

Phase“ wird die Stellungnahme durch<br />

weitere aktuelle Beiträge vertieft und<br />

erweitert.<br />

Aktuell kümmert sich <strong>der</strong> BAK<br />

beson<strong>der</strong>s um neue Ansätze in den<br />

Fachdidaktiken und hat dazu im<br />

November 2006 einen außerordentlichen<br />

Bundeskongress in Leipzig<br />

durchgeführt, <strong>der</strong> Ende <strong>2007</strong> mit erweiterter<br />

Themenstellung fortgeführt<br />

werden soll.<br />

Weitere aktuelle Schwerpunkte sind<br />

<strong>der</strong> lange vernachlässigte Bereich<br />

<strong>der</strong> Berufseignung – Stichwort:<br />

diagnostische Lehrerbildung – sowie<br />

die Diskussion und Gestaltung <strong>der</strong><br />

Bachelor-Master-Studiengänge, die<br />

spätestens seit den Quedlinburger<br />

Beschlüssen <strong>der</strong> KMK und <strong>der</strong> Initiative<br />

<strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz<br />

immer größeren Raum einnehmen.<br />

Der BAK unterstützt die Lehrerausbildung<br />

und die <strong>Seminar</strong>arbeit vor<br />

allem auch durch seine Publikationen.<br />

Anhand <strong>der</strong> „Mitteilungen des<br />

BAK“ lässt sich die Geschichte <strong>der</strong><br />

<strong>Seminar</strong>e und die Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Seminar</strong>landschaft in Deutschland<br />

nachzeichnen. Aber es geht in diesen<br />

<strong>Heft</strong>en von Anfang an nicht nur um<br />

Informationen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e o<strong>der</strong><br />

des <strong>Bundesarbeitskreis</strong>es. Schon zu<br />

Zeiten von Frau Dr. Erika Essen, <strong>der</strong><br />

ersten Vorsitzenden des BAK, be-<br />

mühte sich die Zeitschrift vor allem<br />

um gegenseitige Verständigung, um<br />

Aufarbeitung und kritische Begleitung<br />

aktueller bildungspolitischer,<br />

schulpädagogischer und didaktischer<br />

Tendenzen. Eigene fach- und seminardidaktische<br />

Konzepte wurden<br />

entwickelt und vorgestellt. An <strong>der</strong><br />

Nahtstelle von Theorie und Praxis<br />

angesiedelt, brauchen wir die ständige<br />

Refl exion und Vergewisserung des<br />

eigenen Standorts im Spannungsfeld<br />

von Schule, Hochschule und <strong>Seminar</strong>.<br />

Seit 1995 publizieren wir unsere<br />

Zeitschrift als neugestaltete Vierteljahresschrift<br />

unter dem Titel „SEMI-<br />

NAR – Lehrerbildung und Schule“.<br />

Durch gründliche thematische Aufarbeitung,<br />

vermehrte Praxis-Berichte<br />

und zusätzlichen Kolumnen wollen<br />

wir den Informations- und Meinungsaustausch<br />

vor allem in den Kollegien<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>e weiter för<strong>der</strong>n und<br />

so die Arbeit <strong>der</strong> Zweiten Phase<br />

nachhaltig unterstützen. Wir wollen<br />

zugleich den Dialog mit an<strong>der</strong>en<br />

Ausbildungsinstitutionen verstärken.<br />

Die Nachfrage nach den <strong>Seminar</strong>beiträgen<br />

ist groß, die Resonanz sehr<br />

erfreulich. Neben den Lesern an den<br />

<strong>Seminar</strong>en gibt es zunehmend auch<br />

an<strong>der</strong>e Interessenten und Abonnenten<br />

– in Schulen, Hochschulen,<br />

Fortbildungsinstitutionen und in <strong>der</strong><br />

Administration.<br />

Einzelne ältere <strong>Heft</strong>e sind auf Nachfrage<br />

noch erhältlich.<br />

Die Berliner Landesgruppe hat 2005<br />

zusammen mit den Schulleiterver-<br />

bänden eine Veranstaltung mit Herrn<br />

Staatssekretär Haertel zur künftigen<br />

Gestaltung des Vorbereitungsdienstes<br />

in Berlin sowie eine Fortbildung<br />

zur Modularisierung und Portfolioarbeit<br />

in <strong>der</strong> 2. Phase durchgeführt.<br />

2006 wurde auf einer außerordentlichen<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung die aktuelle<br />

Position <strong>der</strong> Landesgruppe zur<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> schulpraktischen<br />

Ausbildung beschlossen, in <strong>der</strong><br />

Zeitschrift SEMINAR veröffentlicht<br />

und den Parteien als Wahlprüfsteine<br />

zugesandt.<br />

Das Fortbildungsangebot galt dem<br />

Thema „Diagnose, För<strong>der</strong>ung und<br />

Beratung individueller Lernprozesse<br />

im Rahmen einer verän<strong>der</strong>ten Lern-<br />

und Leistungskultur“.<br />

Eine weitere Veranstaltung galt <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kooperation<br />

von Universität und Vorbereitungsdienst<br />

in <strong>der</strong> Lehrerausbildung.<br />

Im Herbst wird die Fortbildung zur<br />

Diagnostik fortgesetzt werden.<br />

Bernd Knittel, Landesprecher<br />

Wilfried Roe<strong>der</strong>, Schriftführer<br />

Bisher liegen folgende <strong>Heft</strong>e <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

„SEMINAR“ vor:<br />

SEMINAR 1995<br />

1/95 Bildungslandschaft Deutsch-<br />

land<br />

2/95 Beratung<br />

3/95 Ästhetische und politische<br />

Bildung<br />

4/95 <strong>Seminar</strong>didaktik<br />

SEMINAR 1996<br />

1/96 Beurteilen<br />

2/96 Wirksamkeit <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

Seite 72 Seite 73


BAK<br />

3/96 Umgang mit schwierigen Schul-<br />

situationen<br />

4/96 Interdisziplinarität<br />

SEMINAR 1997<br />

1/97 Qualität <strong>der</strong> Lehrer/innen-Aus-<br />

bildung<br />

2/97 Menschenbild und Organisation<br />

3/97 Kooperation <strong>Seminar</strong> - Schule<br />

4/97 Fächerübergreifendes Arbeiten<br />

in <strong>der</strong> Schule und im <strong>Seminar</strong><br />

SEMINAR 1998<br />

1/98 Bildungsqualität braucht pro-<br />

fessionelle Lehrerbildung<br />

2/98 Multimedia<br />

3/98 <strong>Seminar</strong>profi le<br />

4/98 Bildungswandel in Ost- u. W-<br />

Europa<br />

SEMINAR 1999<br />

1/99 Beratung und Kommunikation<br />

2/99 Beurteilen und Prüfen<br />

3/99 Perspektiven <strong>der</strong> Lehrer/innen-<br />

Bildung<br />

4/99 Didaktik <strong>der</strong> Fächer I: Math-<br />

ematik - Deutsch<br />

SEMINAR 2000<br />

1/00 For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n<br />

2/00 Fachdid. II:<br />

Sprachen,Physik,Chemie<br />

3/00 Projekte in <strong>Seminar</strong> und Schule<br />

4/00 <strong>Seminar</strong>-Methoden und Unter-<br />

richts- kultur<br />

SEMINAR 2001<br />

1/01 Aufbrüche – 34. <strong>Seminar</strong>tag<br />

Rostock<br />

2/01 Evaluation in Lehrerbildung und<br />

Schule<br />

3/01 Lehrerbildung – Anspruch und<br />

Wirklichkeit<br />

4/01 Berufl iche Bildung<br />

SEMINAR 2002<br />

Seite 74<br />

1/02 Perspektiven – Weg in die Zu-<br />

kunftsfähigkeit<br />

2/02 Eingangsqualifi kation f. Ausbil-<br />

dende<br />

3/02 Berufl iche Bildung II<br />

4/02 Wertorientierung in d. Lehrerbil-<br />

dung<br />

SEMINAR 2003<br />

1/03 Brücken – 36. <strong>Seminar</strong>tag<br />

Bautzen<br />

2/03 Standard, Modul, Portfolio -<br />

neue Schlüsselwörter<br />

3/03 Bildung 2003<br />

4/03 Positionen – Diskussionen<br />

SEMINAR 2004<br />

1/04 Orientierung – Aneignen von<br />

Wissen und Werten<br />

2/04 Lernen u. Leisten in <strong>der</strong> Grun-<br />

dschule<br />

3/04 Unterrichtsrefl exion<br />

4/04 Videogestützte Unterrichtsre-<br />

fl exion (mit DVD)<br />

SEMINAR 2005<br />

1/05 Das Lehren lernen (Dessau)<br />

2/05 Standards und Module<br />

3/05 Gestaltung von Praxisphasen<br />

4/05 Nach Bologna und PISA<br />

SEMINAR 2006<br />

1/06 Kulturen (Frankfurt am Main)<br />

2/06 Qualität <strong>der</strong> Lehrerbildung im<br />

Wandel sichern und weiterentwickeln<br />

3/06 Neue Ansätze in den Fachdida-<br />

ktiken<br />

4/06 Medien in <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

(mit DVD)<br />

Eine BAK - Beitrittserklärung liegt <strong>der</strong><br />

Broschüre in <strong>der</strong> <strong>Heft</strong>mitte bei.<br />

Die komplette Auftaktnummer <strong>der</strong> Broschüre<br />

„Betrifft: Lehrerausbildung und<br />

Schule“ steht als Download-Datei zur<br />

Verfügung. Über www.bak-online.de kann<br />

man auf die Internetseite des Landesverbandes<br />

Berlin zugreifen und die Datei<br />

herunterladen.

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