Griechenland Die Barakuda Story - KORFU-DIVING
Griechenland Die Barakuda Story - KORFU-DIVING
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<strong>Griechenland</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Barakuda</strong> <strong>Story</strong><br />
Vorwort: <strong>Die</strong> Tauchbasis ist unter den folgenden Namen bekannt:<br />
1. Korfu Diving 2. <strong>Barakuda</strong> Club 3. Sport Touristik Club Rolf Weyler<br />
<strong>Die</strong> Basis wurde 1963 von Joachim Bergann, dem späteren Präsidenten des VDST<br />
und Inhaber der Fa. <strong>Barakuda</strong> Wassersport, gegründet.<br />
Ab 1969 übernahm Rolf Weyler die Leitung der Basis und führte sie in den folgenden<br />
Jahrzehnten durch die Höhen und Tiefen die eine Tauchbasis im Ausland mit sich<br />
bringt. Von der Pionierzeit des Tauchtourismuses bis hin in die Moderne.<br />
<strong>Die</strong> Basis auf Korfu in Paleokastritsa ist Deutsche Tauchgeschichte und weit über die<br />
Grenzen Europas bekannt.<br />
Das Schicksalsjahr 2012<br />
Es begann bereits im Juni 2011, da wurde die Marlin (unser großes Schlauchboot)<br />
nachts unter den Augen der Polizei gestohlen.<br />
Zum Zeitpunkt des <strong>Die</strong>bstahls ca. um 4:00 morgens waren 4 Beamte der Polizei ca.<br />
150 m von der Marlin entfernt. Nach Ihrer Aussage haben sie nichts bemerkt.<br />
Merkwürdig!<br />
Am 21. Juli 2012 war in der neben unserer Bucht, der Paleobucht, eine Beach Party.<br />
So gegen 3:30 Uhr wurde ich von meinen Mitarbeiter geweckt, mit dem Hinweis,<br />
unser Tauchboot die <strong>Barakuda</strong> sei weg! Ich lief sofort in die Paleobucht, denn ich<br />
wusste, dass ich dort Christos mit seinem Speedboot antreffen würde.<br />
Nachdem wir aufgetankt und uns mit Lampen versorgt hatten, begannen wir mit der<br />
Suche nach der <strong>Barakuda</strong>. Wir hatten Glück. Unterhalb des Angelokastro, unweit<br />
der Basis geht ein Weg kommend von Krini bis direkt zum Meer. Dort sahen wir<br />
Lichter, wir fuhren näher an die Felsküste und entdeckten die Umrisse der<br />
<strong>Barakuda</strong>. Wir blieben in sicherer Entfernung von ca. 300 m und überlegten, was wir<br />
tun sollten!<br />
Uns war schnell bewusst, dass es sich hier um eine kriminelle Aktion handeln<br />
musste und für uns nicht ungefährlich, denn wir mussten damit rechnen, dass die<br />
Personen bewaffnet sind. Per Handy benachrichtigten wir die Orts- und<br />
Wasserschutzpolizei. Nach geraumer Zeit hatten wir auch Verbindung zu dem Boot<br />
der Küstenwacht, welches sich zufällig nur ca. 40 Mininuten von uns entfernt befand.<br />
Von dort erhielten wir die Anweisung, mit einem Sicherheitsabstand von ca. 300 m<br />
der <strong>Barakuda</strong> zu folgen. Wir gaben laufend unsere Position dem Küstenwachboot<br />
weiter.<br />
Inzwischen waren wir weit von der Küste Korfus entfernt. Es war gespenstig ruhig<br />
und stockfinster auf der See. <strong>Die</strong> Lichter Korfus waren nur noch als kleine Punkte zu<br />
erkennen - wir waren auf dem Weg in Richtung Italien.
Endlich kam das Boot der Küstewacht und hätte uns fast übersehen, erst als wir es<br />
mit unserer Lampe mit SOS angeblinkt hatten wurden sie auf uns aufmerksam.<br />
Kurz darauf wurde die <strong>Barakuda</strong> durch die Küstenwacht gestoppt. Auf der <strong>Barakuda</strong><br />
befanden sich 22 Flüchtlinge auf dem Weg nach Italien. Sie wurden von der<br />
Küstenwacht übernommen, der Kapitän bedankte sich bei uns für die gute<br />
Zusammenarbeit. Ich fuhr darauf hin, glücklich mein Boot wieder zu besitzen, zurück<br />
nach Paleokastritsa.<br />
<strong>Die</strong>s war der erste Teil<br />
Der 2. Teil ist insofern bemerkenswert, da er die Behördenstruktur <strong>Griechenland</strong>s<br />
verdeutlicht.<br />
Der Tag danach<br />
Wir wollten gerade mit der <strong>Barakuda</strong> vom Bootsteg ablegen um die geplante<br />
Tauchausfahrt mit meinen Gästen zu machen, da kam der Hafenkommandant von<br />
Paleokastritsa und forderte mich auf, sofort und unverzüglich das Boot<br />
festzumachen, es sei beschlagnahmt. Bis auf weiteres dürfte ich das Boot weder<br />
benutzen noch betreten.<br />
Na ja dachte wir, das wird wohl 3-4 Tage dauern bis alle Protokolle geschrieben sind,<br />
dann können wir wieder über unser Boot verfügen und normal weiter arbeiten.<br />
Einheimische rieten uns, wir sollte einen Rechtsanwalt einschalten, der sich der<br />
Angelegenheit annimmt, sie kennen ähnliche Fälle, da sei es über Monate und Jahre<br />
gegangen bis das gestohlene Gut dem Eigentümer zurückgegeben wurde, meist<br />
dann unbrauchbar.<br />
<strong>Die</strong>ses war dann auch mein nächster Weg. Der Anwalt füllte jede Menge Formulare<br />
aus, jedes Formular und der damit verbunden Antrag kostet Geld, wir musste dann<br />
noch 750 € Gerichtszulassungsgebühr zahlen. Als ich unseren Anwalt nach einer<br />
Quittung fragte, sagte er, dies sei auch bei Staatsorganen nicht üblich.<br />
Jeden 2. Tag fuhr ich zu meinem Anwalt, mit Ihm zum Gericht, zur<br />
Staatsanwaltschaft, zu den verschiedenen Büros, teilweise nur um einen Stempel<br />
abzuholen. Ich war mitten drin in dem Wirrwarr griechischer Bürokratie. Von der<br />
Staatsanwaltschaft hörten wir immer wieder dasselbe, es dauert höchsten noch 2-3<br />
Tage dann ist das Boot wieder frei. So vergingen Wochen. Inzwischen erfuhr ich,<br />
dass es der Polizei, noch in derselben Nacht, als die <strong>Barakuda</strong> gestohlen wurde,<br />
gelang 3 Schlepper festzunehmen 2 Griechen und einen Pakistani.<br />
<strong>Die</strong>ses gelang nur durch unseren Anruf in der fraglichen Nacht.<br />
Ich ließ der Staatsanwaltschaft mitteilen, dass wir eine Griechische Firma sind und<br />
durch den Ausfall der <strong>Barakuda</strong> einen großen Schaden haben. Denn ohne Boot<br />
können wir nicht arbeiten. Ein anderes Boot z.B. ein Fischerboot zu mieten ist nicht<br />
möglich, da dieses keine Lizenz zu Beförderung für Taucher hat. Ich ließ auch<br />
mitteilen, dass wir mit großen Reiseunternehmen wie TUI und Neckermann<br />
zusammen arbeiten und es zu Stornierungen kommen wird, und deren Kunden<br />
gleich andere Urlaubsziele buchen würden. Wir informierten die Deutsche Botschaft<br />
in Athen und baten um Hilfe. Von dort erhielten wir die Mitteilung, wir sollten uns an
das Konsulat auf Korfu wenden. Von dort erhielt ich die Antwort, ich sollte mir einen<br />
Anwalt nehmen und auf wiedersehen. Hier hätten wir etwas mehr Unterstützung<br />
erwartet.<br />
Das Rad der Ereignisse läuft weiter<br />
Durch den <strong>Die</strong>bstahl der <strong>Barakuda</strong> verloren wir auch die Lizenz für die Tauchschule,<br />
bzw. wir konnten die Lizenz nicht verlängern, da ohne Boot keine Tauchlizenz.<br />
Möglich ist.<br />
Den kommerziellen Betrieb mussten wir einstellen, eine Vielzahl von Tauchgästen<br />
mussten wir wieder fort schicken, was neben Verärgerung der Gäste auch einen<br />
vernichtenden Schlag in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit der Basis bedeutet.<br />
Im August 2012 erhielten wir vom Gericht ein Schreiben in dem wir darauf<br />
hingewiesen wurde, dass wir - was die <strong>Barakuda</strong> betrifft - enteignet sind und das<br />
Boot nun Eigentum des griechischen Staates ist.<br />
Nun verstand ich die Welt nicht mehr. Ich habe doch nichts Unerlaubtes getan!!<br />
Uns wurde unser Boot gestohlen, mit Hilfe von drei griechischen Freunden haben wir<br />
unser Boot selber wieder gefunden. Durch uns konnten 3 Schlepper festgenommen<br />
werden.<br />
Durch uns wurde verhindert, dass 22 Flüchtlinge nach Italien fliehen konnten. Wir<br />
haben möglicherweise unser eigenes Leben auf´s Spiel gesetzt.<br />
Wir haben mit den Behörden zusammengearbeitet, dass dieses alles möglich wurde.<br />
Als Dank dafür, wird meine in 43 Jahren aufgebaute Existenz zerstört, die Fa Korfu<br />
Diving wird es nicht mehr geben.<br />
<strong>Die</strong>se Argumente habe ich meinem Anwalt mitgeteilt. Seine Antwort:“ Herr Weyler,<br />
gegen Sie liegt am Gericht nichts vor, im Gegenteil ihr Name wird dort geschätzt, da<br />
Sie dem griechischem Staat in vielen Angelegenheiten geholfen haben, das wissen<br />
wir auf Korfu alle.<br />
Das ist eben die griechische Bürokratie, so wie Ihnen ergeht es vielen.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte ist noch nicht zu Ende.<br />
Das Freigabepapier der <strong>Barakuda</strong> habe ich immer noch nicht.<br />
Meine Einschätzung über <strong>Griechenland</strong><br />
Seit 1969 erlebe ich hautnah die Entwicklung von der Diktatur bis heute.<br />
Ich will mich kurz fassen:<br />
Ich könnte Bücher über meine Erlebnisse schreiben. <strong>Griechenland</strong> hat ein<br />
Strukturproblem, und dies nicht erst seit heute, sondern seit langem.<br />
Mit ausgelöst durch die Parteipolitik der jeweiligen Regierungsparteien, die zu ihrem<br />
Parteivorteil einen riesigen Beamten und Behörden Apparat aufgebaut haben, der
ealistisch gesehen nie bezahlbar war. Dadurch hat sich im Laufe der Jahrzehnte<br />
eine Art Beamtendiktatur entwickelt. <strong>Die</strong> Bürokratie wurde überdimensional<br />
aufgebläht und verkompliziert. Es gleicht einem undurchdringlichen Dschungel von<br />
Behörden, in dem man sich nur mit Rechtsanwälten und teuren Gefälligkeiten<br />
zurecht finden kann.<br />
Wenn überhaupt. Siehe unser Problem.<br />
Jetzt wo dem Griechischen Staat das Geld fehlt. funktioniert das System nicht mehr.<br />
Ich möchte die lange Liste der Versäumnisse und der Misswirtschaft nicht aufzählen,<br />
dies ist bekannt. Durch meine Beobachtung in 43 Jahren bin ich geneigt zu sagen.<br />
Es ist richtig, dass man <strong>Griechenland</strong> wieder auf die Füße hilft, bitte aber nicht nur<br />
mit Geld, sondern mit Entwicklungshelfern und Strukturprogrammen. <strong>Die</strong> Griechen<br />
selbst sind dazu im Moment nicht in der Lage, denn die Bürokraten blockieren jede<br />
Strukturänderung frei nach dem Motto: es war ja bis jetzt alles so schön und jemand<br />
könnte bemerken, dass die meisten von uns überflüssig sind.<br />
Es wurde von der EU an <strong>Griechenland</strong> schon soviel Geld verschenkt welches unten<br />
nie ankam. Viele Geschäfte und Betriebe müssen schließen, nicht etwa weil die<br />
Aufträge zurück gehen, sondern weil der griechische Staat mit viel zu hohen<br />
Forderungen und Belastungen Harakiri betreibt.<br />
Es sind gerade die kleinen und die mittleren Betriebe, die besonders schwer<br />
betroffen sind. Der Staat übersieht dabei, dass mit jeder Betriebsaufgabe Arbeitslose<br />
entstehen. Ein Pulverfass wo nur der Funke zum Flächenbrand fehlt. Viele Junge<br />
Leute verlassen das Land, weil es für sie weder Arbeit noch Zukunftsperspektiven<br />
gibt.<br />
Man könnte durchaus das Zitat anwenden.<br />
„ <strong>Die</strong> Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen“<br />
Anders formuliert:<br />
<strong>Die</strong> Großen haben Ihr Geld im Ausland und die Kleinen müssen die Krise bezahlen.<br />
Derzeit in <strong>Griechenland</strong> ein Gewerbe zu unterhalten, sich selbstständig zu machen<br />
oder groß in <strong>Griechenland</strong> zu investieren, dazu kann ich aus eigener Erfahrung nur<br />
abraten.Der Behördendschungel ist unvergleichlich kompliziert und fast<br />
undurchdringlich. Hinzu kommt auch immer noch die Willkür, die jede Aktion<br />
unberechenbar macht.<br />
Trotz alledem <strong>Griechenland</strong> ist ein wunderschönes Urlaubsland mit vorwiegend<br />
netten Menschen. Paleokastritsa bleibt weiterhin ein kleines Paradies mit tollen<br />
Tauchplätzen. Wir sollten gerade jetzt in <strong>Griechenland</strong> Urlaub machen, denn unser<br />
Geld kommt unten an.<br />
Der Urlauber merkt von den Strukturen in der Regel nichts. Nach diesem Sommer<br />
hatte ich eigentlich die Nase voll. Oft habe ich mir darüber Gedanken gemacht,<br />
warum ich mir das mit meinen 72 Jahren noch antue. Das Jahr 2012 hat mich viel<br />
Geld und Nerven gekostet.<br />
Ich mache irgendwie weiter, dies mit dem Blick auf die Geschichte der Basis.<br />
Vor allem für meine treuen Stammgäste und den vielen Freunden, die mit Korfu<br />
eine Urlaubsheimat gefunden haben. Und auch den vielen Tauchern, die über
das Internet von unserem Drama erfahren haben und mitfiebern und hoffen,<br />
dass die <strong>Barakuda</strong> wieder frei kommt.<br />
Man muss wissen die <strong>Barakuda</strong> ist kein beliebiges Boot, sie ist ein Mythos.<br />
Das älteste deutsche Tauchboot auf dem schon die halbe deutsche<br />
Taucherszene gefahren ist und diverse Prominenz von Politik, Sport, Film und<br />
Fernsehen.<br />
Wie angekündigt, ich werde weitermachen, allerdings in einer anderen Form.<br />
Der Wirtschaftsbetrieb ist in der gehabten Form derzeit nicht mehr realisierbar.<br />
Herzlichst,<br />
Euer Rolf Weyler