29.01.2013 Aufrufe

Experimente und Praxisversuche von Biobauern in Österreich

Experimente und Praxisversuche von Biobauern in Österreich

Experimente und Praxisversuche von Biobauern in Österreich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Siliertes italienisches Raygras (Lolium multiflorum Lam.) als<br />

wesentliche Rationskomponente für biologisch gefütterte Milchkühe<br />

Bald<strong>in</strong>ger, L., Zollitsch, W. <strong>und</strong> Knaus, W. 1<br />

1 Universität für Bodenkultur, Dept. für nachhaltige Agrarsysteme, Institut für Nutztierwissenschaften;<br />

Gregor Mendel Str. 33, 1180 Wien, <strong>Österreich</strong>; lisa.bald<strong>in</strong>ger@boku.ac.at, http://www.boku.ac.at<br />

E<strong>in</strong>leitung <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

Im S<strong>in</strong>ne der bestmöglichen Schließung <strong>von</strong> Stoffkreisläufen strebt die biologische Milchviehfütterung<br />

nach e<strong>in</strong>er effizienten Nutzung der betriebseigenen Futtermittel, <strong>in</strong>sbesondere des Raufutters aus dem<br />

Dauergrünland <strong>und</strong> dem Feldfutterbau. International betrachtet wird als Feldfutter angebautes<br />

italienisches Raygras deshalb als Gr<strong>und</strong>futterkomponente für konventionell gefütterte Milchkühe<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, weil es <strong>in</strong>tensive Düngung verträgt, hohe Erträge bei hohen Energiegehalten liefert <strong>und</strong><br />

hohe Gr<strong>und</strong>futteraufnahmen fördert. Das Ziel dieses <strong>von</strong> 2008-2011 laufenden Projekts ist es, die<br />

E<strong>in</strong>satzwürdigkeit <strong>von</strong> siliertem italienischem Raygras <strong>in</strong> der W<strong>in</strong>terfütterung <strong>von</strong> biologisch gefütterten<br />

Milchkühen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> zu testen.<br />

Methoden<br />

Von 2008-2010 wurde italienisches Raygras am biologisch bewirtschafteten Lehrbetrieb der HLFS<br />

Ursprung <strong>in</strong> Salzburg angebaut <strong>und</strong> als Ballensilage konserviert. In den W<strong>in</strong>termonaten der Jahre<br />

08/09, 09/10 <strong>und</strong> 10/11 wurden damit Fütterungsversuche mit der Holste<strong>in</strong> Friesian Herde des<br />

Lehrbetriebs durchgeführt. In jedem der drei Versuche wurden jeweils zwei Rationen verglichen,<br />

<strong>in</strong>dem an e<strong>in</strong>e Kuhgruppe <strong>in</strong> der ersten Versuchshälfte die Kontrollration <strong>und</strong> <strong>in</strong> der zweiten<br />

Versuchshälfte die Versuchsration verfüttert wurde, <strong>und</strong> an e<strong>in</strong>e zweite Kuhgruppe genau umgekehrt.<br />

In e<strong>in</strong>em Zeitraum <strong>von</strong> 12 Wochen je Versuch wurden unter anderem die tier<strong>in</strong>dividuelle Gr<strong>und</strong>futter-<br />

<strong>und</strong> Kraftfutteraufnahme <strong>und</strong> die Milchleistung erhoben. Im ersten <strong>und</strong> zweiten Versuch wurde jeweils<br />

e<strong>in</strong> Teil (500 bzw. 300 g kg -1 T) e<strong>in</strong>er standortüblichen Gras-Kleegrassilage-Ration mit ger<strong>in</strong>gem<br />

Heuanteil (= Kontrollration) durch siliertes italienisches Raygras ersetzt (= Versuchsration). Im ersten<br />

Versuch hatten die Gesamtrationen durch angepasste Kraftfuttergaben (durchschnittlich 3,5 kg T)<br />

gleiche Rohprote<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Energiegehalte. Im zweiten Versuch enthielten die Gesamtrationen bei<br />

gleicher Kraftfutterergänzung (durchschnittlich 0,7 kg T) ebenfalls gleich viel Rohprote<strong>in</strong>, aber<br />

unterschiedlich viel Energie. Im dritten Versuch wurden bei gleicher Kraftfutterergänzung zwei<br />

aufgewertete Mischrationen verglichen, <strong>von</strong> denen die e<strong>in</strong>e 400 g kg -1 T siliertes italienisches Raygras,<br />

die andere 400 g kg -1 T Maissilage enthielt. Durch ger<strong>in</strong>ge Mengen Gerste <strong>und</strong> Sojakuchen hatten die<br />

aufgewerteten Mischrationen gleiche Rohprote<strong>in</strong>- aber ungleiche Energiegehalte.<br />

Vorläufige Ergebnisse<br />

Im ersten Versuch wirkte sich der 500 g kg -1 T Anteil <strong>von</strong> siliertem italienischem Raygras <strong>in</strong> der<br />

Gr<strong>und</strong>futtermischung positiv auf die Gr<strong>und</strong>futteraufnahme der Kühe aus (14,5 kg T versus 13,4 kg T <strong>in</strong><br />

der Kontrollgruppe), dies resultierte allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er höheren Milchleistung (20,3 versus 21,0<br />

kg <strong>in</strong> der Kontrollgruppe), da das silierte italienische Raygras niedrigere Energie- <strong>und</strong> Prote<strong>in</strong>gehalte<br />

als erwartet aufwies. Im zweiten Versuch ergab sich durch niedrige Trockenmassegehalte <strong>in</strong><br />

sämtlichen Gr<strong>und</strong>futterkomponenten (aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er regnerischen Vegetationsperiode 2009) e<strong>in</strong>e<br />

deutlich ger<strong>in</strong>gere Gr<strong>und</strong>futteraufnahme (12,5 bzw. 12,3 kg T <strong>in</strong> Versuchs- <strong>und</strong> Kontrollgruppe), die<br />

komb<strong>in</strong>iert mit sehr restriktivem Kraftfuttere<strong>in</strong>satz (durchschnittlich 0,7 kg T) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em entsprechend<br />

niedrigen Leistungsniveau resultierte (14,9 bzw. 14,6 kg <strong>in</strong> Versuchs- <strong>und</strong> Kontrollgruppe). Auf diesem<br />

Niveau waren die positiven Effekte der Fütterung <strong>von</strong> siliertem italienischem Raygras zwar ebenfalls<br />

vorhanden, aber viel schwächer ausgeprägt. Der dritte Versuch bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong> der Auswertung.<br />

Die besonders im ersten Versuch positiven Erfahrungen mit siliertem italienischem Raygras werden<br />

dadurch relativiert, dass nach Schwierigkeiten im ersten Jahr zwar Futter <strong>von</strong> guter bis sehr guter<br />

Qualität produziert werden konnte, die Erträge (durchschnittlich 1,1 t T ha -1 ) aber <strong>in</strong> allen drei<br />

Anbaujahren deutlich unter den Erwartungen blieben. Zusammengefasst eignet sich siliertes<br />

italienisches Raygras also durchaus für die biologische Fütterung <strong>von</strong> Milchkühen, erwies sich im<br />

Salzburger Flachgau aber als ertragsschwach <strong>und</strong> kann daher aktuell nicht für die Praxis empfohlen<br />

werden.<br />

Danksagung<br />

Für die Projektf<strong>in</strong>anzierung bedanken wir uns beim B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<br />

Umwelt <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (BLMFUW), beim Land Salzburg, Raiffeisen Salzburg <strong>und</strong> Bio Austria.<br />

Weiters gebührt unser Dank der HLFS Ursprung für die Bereitstellung <strong>von</strong> Anbauflächen,<br />

Versuchstieren <strong>und</strong> Arbeitskräften.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!