ETF-Magazin: "Gefährliche Nähe" (Q2-2010) - Börse Frankfurt

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Anlagestrategie Schlaues Risikomaß Die üblicherweise zur Messung des Anlagerisikos verwendete Standardabweichung als Ausdruck der Volatilität ist intuitiv schwer erfassbar. Viel aussagekräftiger ist es, die Volatilitätssteuer als Risikomaß zu nehmen. Diese „Steuer“ zeigt den Renditeschwund auf Grund der jeweiligen Volatilität des Anlageobjekts. �� Belastung. Die Volatilitätssteuer lässt sich mit der folgenden Gleichung berechnen: Durch Diversifi kation und andere Mittel kann die Volatilität eines Portfolios glücklicherweise klein gehalten werden. Hat ein Investorenportfolio eine Jahresvolatilität von 50 Prozent, würde eine Reduzierung dieser hohen Jahresvolatilität auf 32 Prozent zu einem „Steuervorteil“ von sieben Prozentpunkten führen. So hoch ist die Differenz zwischen beiden „Steuersätzen“. Bei 50 Prozent Volatilität beträgt die Volatilitätssteuer zwölf Prozent, bei 32 Prozent Volatilität liegt die Steuer bei nur fünf Prozent. Diese „Steuersenkung“ von sieben Prozentpunkten kann direkt der Rendite zugeschlagen werden. Selbst die vermeintlich so risikoarmen Renten-<strong>ETF</strong>s sind mit nicht unerheblichen Volatilitätssteuern belastet. Jedoch bleibt die Belastung bei den Zinspapieren erheblich unter der Volatilitätssteuer bei Aktien. Üblicherweise wird die Volatilität als Maß des eingegangenen Risikos verwendet. Jedoch kann auch die Volatilitätssteuer als Risikomaß interpretiert werden, so wie dies in der Grafi k oben erfolgt. Die Volatilitäts- 38 Laufzeit 7 bis 10 Jahre Laufzeit 5 bis 7 Jahre Gesamtmarkt Laufzeit 3 bis 5 Jahre Laufzeit 1 bis 3 Jahre Laufzeit 3 Monate �� Quelle: Dieter Girmes Laufzeit mehr als 10 Jahre �� steuer ist bei einer intuitiven Kosteninterpretation besser verständlich als die statistische Maßzahl Standardabweichung, durch die die Volatilität in der Regel ausgedrückt wird. Überlegene Strategie. Auf der Grundlage der zuvor angestellten Überlegungen kann das von uns angestrebte Investitionsziel „angemessener Renditezuwachs bei Kapitalerhalt und Risikominimierung“ mit einer 3-Phasen-Umschichtung besser verwirklicht werden als mit der Strategie „Kaufen und Halten“. Jede Marktphase erfordert dabei andere Investmentschwerpunkte. In Seitwärtsmärkten stimmt das Rendite-Risiko-Verhältnis nicht. Durch die horizontale Kursentwicklung entsteht keine positive Rendite, während gleichzeitig die Volatilität sehr hoch sein kann. Anders ausgedrückt: Anleger tragen nur Risiken, für die sie jedoch nicht mit höherer Rendite entschädigt werden. Die numerischen Werte der Kennzahl RRR bleiben während Seitwärtsmärkten in der Nähe der Null-Linie. Der Investor sollte in solchen Phasen in Geldmarktpapiere oder Anleihen investieren. Nur in der Baisse erhalten Anleger ein noch schlechteres Rendite-Risiko- Verhältnis. Die numerischen Werte der Kennzahl RRR sind in dieser Phase grundsätzlich negativ. Für Anleger sind negative RRR-Werte das Signal zum Ausstieg. Sind Investoren dagegen in der Hausse nicht dabei, erleiden sie Gelegenheitsverluste. Auch diese Verluste können durch mathematische Mustererkennung mit Hilfe der Kennzahl RRR eingeschränkt werden. Die numerischen Werte der Kennzahl sind in der Hausse grundsätzlich positiv. Eine konsequente Umsetzung der von der Kennzahl RRR gelieferten Einstiegs- und Ausstiegssignale hätte in der Zeit von Anfang Januar 1999 bis Ende 2009 zu attraktiven Renditen bei niedriger bis moderater Volatilität geführt (s. Grafi k S. 37 unten). Je nach maximal möglicher Aktienquote betrug die durchschnittliche Jahresrendite zwischen 6,6 Prozent (bei maximal zehn Prozent Aktien) und 9,7 Prozent (bei maximal 50 Prozent Aktien). Die Volatilität bewegte sich dabei zwischen 5,1 Prozent (10 Prozent Aktien) und 11,6 Prozent (50 Prozent Aktien). Bei einer maximalen Aktienquote von 30 Prozent errechnete sich eine Durchschnittsrendite von 8,2 Prozent bei 7,5 Prozent Volatilität. Die Simulationsrechnung zeigt, dass eine fl exible Anlagestrategie mit regelmäßigen Anpassungen anhand der Kennzahl Risiko-Rendite-Ratio zu besseren Ergebnissen führt. DIETER GIRMES UNIVERSITY COLLEGE LONDON dieter@stats.ucl.ac.uk
Vermögens- verwalter Stiftungen Kommunen A-Depot- Manager Risiko-Kontrolle GEFAHR IM GRIFF Richtiges Risikomanagement sichert Renditeziele Mehr Rendite gleich mehr Risiko. So lautet eine einfache Faustregel am Kapitalmarkt. Asset-Managern bei Stiftungen und Kommunen hilft diese Erkenntnis jedoch nur bedingt weiter. Schließlich sind sie einerseits verpfl ichtet, die ihnen anvertrauten Gelder zu bewahren, gleichzeitig soll sich das Vermögen jedoch ordentlich vermehren. Vollkommen risikofreie Geldanlagen – wenn es sie denn überhaupt geben sollte – können also nicht der Ausweg aus dieser Zwickmühle sein. Die damit erzielbaren Renditen sind schlichtweg zu niedrig. Die Lösung des Problems liegt vielmehr auf einer anderen Ebene: Professionelles Risikomanage- Foto: Photocase APRIL <strong>2010</strong> ment bringt Wagnisse und Wertzuwachs in das richtige Verhältnis. Sowohl bei der Einrichtung wie auch bei der Pfl ege eines Risikomanagementsystems kommt der Identifi - kation der Risiken besondere Bedeutung zu. Zudem muss bestimmt werden, wie mit den identifi zierten Risiken umgegangen werden soll. In der Praxis hat sich hier eine vorteilhafte Vorgehensweise herausgebildet, welche die folgenden Schritte umfasst: ■ festlegen von Rendite-/Risiko-Zielen ■ defi nieren von Werttreibern ■ festlegen der Risikomanagement-Strategie ■ identifi zieren der Risiken ››› 39
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