ETF-Magazin: "Gefährliche Nähe" (Q2-2010) - Börse Frankfurt
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Viel preiswerter: Erfolgsportfolio mit <strong>ETF</strong>s<br />
<strong>ETF</strong> ISIN Portfolio-Anteil Kosten pro Jahr<br />
in Prozent in Prozent<br />
iShares MSCI Europe (Acc) <strong>ETF</strong> DE000A0YBR20 62,3 0,35<br />
Comstage MSCI EM Eastern Europe TRN <strong>ETF</strong> LU0392495379 1,0 0,60<br />
Lyxor MSCI EMU Growth <strong>ETF</strong> FR0010168765 0,3 0,40<br />
db x-trackers MSCI Europe Mid Cap <strong>ETF</strong> LU0322253732 14,7 0,40<br />
db x-trackers MSCI Europe Small Cap <strong>ETF</strong> LU0322253906 21,7 0,40<br />
Quelle: Institut für Vermögensaufbau<br />
ten Schwerpunkt bei den Risikoprämien für mittelgroße<br />
und kleine Unternehmen überein. Sowohl der Midcap-<br />
<strong>ETF</strong> als auch der Smallcap-<strong>ETF</strong> besitzen relevante Gewichte.<br />
Die <strong>ETF</strong>s für den Investmentstil Growth und für<br />
die Schwellenländer werden dagegen praktisch nicht<br />
investiert (s. Tabelle oben).<br />
Aufschlussreiche Ergebnisse. Eine erschöpfende historische<br />
Betrachtung des Risikoprämienportfolios ist<br />
für die gesamten vergangenen zehn Jahre leider nicht<br />
möglich, weil der MSCI-Europe-Small-Cap-TR-Index<br />
und der MSCI-Eastern-Europe-TR-Index erst seit Ende<br />
2000 existieren. Auf der anderen Seite liegen für die<br />
untersuchte Fondsauswahl lediglich jährliche Performance-Zahlen<br />
vor, sodass ein historischer Vergleich<br />
der Stichprobe mit dem <strong>ETF</strong>-Portfolio sehr grob ausfallen<br />
muss. Ein gleichgewichtetes Portfolio der 30 untersuchten<br />
Investmentfonds hätte in den letzten neun<br />
Jahren von 2001 bis 2009 eine Seitwärtsbewegung vollzogen<br />
und würde heute bei 105 Prozent seines Ausgangswerts<br />
notieren.<br />
Der von uns gewählte Vergleichsindex MSCI-Europe<br />
verlor dagegen über den gleichen Zeitraum 14 Prozent<br />
an Wert. Diese Divergenz ist erstaunlich, denn der<br />
MSCI-Europe-Index ist als Benchmark für die betrachteten<br />
Fonds durchaus brauchbar, zumindest in Bezug<br />
auf die regionale Abgrenzung des investierbaren Aktienuniversums<br />
ohne die Betrachtung von Risikoprämien.<br />
Das zeigt sich auch an der mit 0,964 sehr hohen<br />
Korrelation des Index mit dem Fondsdurchschnitt. Das<br />
von uns konstruierte Risikoprämienportfolio hätte Ende<br />
2009 etwa bei 103 Prozent seines Ausgangswerts geschlossen.<br />
Damit liegt es wesentlich näher an dem Ergebnis<br />
der untersuchten 30 Top-Fonds als an der marktkapitalisierten<br />
Benchmark MSCI-Europe-Index.<br />
Die von uns errechneten Wertentwicklungen unterstellen<br />
bei den aktiven Investmentfonds und bei dem<br />
konstruierten <strong>ETF</strong>-Portfolio eine jährliche Wiederherstellung<br />
der Gewichtung. Auch sind sie relativ ungenau,<br />
weil für das <strong>ETF</strong>-Portfolio Indexzeitreihen zu<br />
Grunde gelegt werden, die bei der Reinvestition ihrer<br />
Erträge zwar eine Steuerbereinigung vornehmen, dafür<br />
aber keine Verwaltungsgebühr beinhalten. Die untersuchten<br />
30 Top-Fonds beinhalten zwar Kosten, die<br />
von ihnen erzielten Erträge werden jedoch ohne Steuerabzug<br />
reinvestiert.<br />
Insgesamt zeigt unser Datenexperiment, dass neben<br />
der Basis-Allokation auch die Positionierung bezüglich<br />
der Risikoprämien für den nachhaltigen Anlageerfolg<br />
von größerer Bedeutung ist als Timing und die Auswahl<br />
von Einzelwerten. Vor diesen Erkenntnissen ist<br />
es erstaunlich, dass Fondsmanager ausgerechnet diese<br />
offensichtlich weniger wichtigen Aktionsparameter<br />
gern als ihr Erfolgsgeheimnis verkaufen. Das Ergebnis<br />
unserer Untersuchung ist darüber hinaus auch insofern<br />
bemerkenswert, als dass das von uns konstruierte Risikoprämienportfolio<br />
nahezu den gleichen Wertzuwachs<br />
erzielt wie der durchschnittliche Top-Fonds, obwohl<br />
wir weder die historische Wertentwicklung der Top-<br />
Fonds noch die regelmäßige Veränderung ihrer Allokation<br />
berücksichtigt haben. Darüber hinaus ist das<br />
von uns angewendete Berechnungsverfahren durchaus<br />
interessant für die Konstruktion einer individuellen<br />
Benchmark.<br />
Gutes Angebot. Unsere Untersuchung zeigt zudem,<br />
dass der <strong>ETF</strong>-Markt bezüglich der Verfügbarkeit von<br />
fundamentalen Risikoprämien mittlerweile eine hinreichende<br />
Vielfalt bietet, um zumindest innerhalb des<br />
europäischen Aktienmarkts ein beliebiges Exposure<br />
in allen relevanten Risikoprämien zu realisieren. Weiterhin<br />
erfolgt die Vereinnahmung von Risikoprämien<br />
über <strong>ETF</strong>s ausgesprochen effi zient, da die entsprechenden<br />
Risikoprämien innerhalb eines Strategie-<strong>ETF</strong><br />
sehr stark konzentriert werden. Aktive Investmentfonds<br />
mischen Risikoprämienstrategien häufi g nur bei,<br />
um die Fondsperformance von der Benchmark abzuheben,<br />
sind aber an ihren Anlageschwerpunkt gebunden<br />
und können deshalb nicht beliebig in Nebenwerte<br />
oder Titel aus den Emerging Markets investieren. Demgegenüber<br />
ermöglicht das mit <strong>ETF</strong>s umgesetzte Alternativportfolio<br />
wegen der starken Bündelung der Risikoprämien<br />
innerhalb der Strategie-<strong>ETF</strong>s ein maximal<br />
kosteneffi zientes Kerninvestment in den MSCI-Europe-<br />
<strong>ETF</strong>, der mit einem Gewicht von 62,3 Prozent einen<br />
deutlichen Schwerpunkt innerhalb des konstruierten<br />
Portfolios besitzt.<br />
ANDREAS BECK/ ANDREAS RITTER<br />
INSTITUT FÜR VERMÖGENSAUFBAU<br />
ab@institut-va.de<br />
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