ETF-Magazin: "Gefährliche Nähe" (Q2-2010) - Börse Frankfurt
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Vermögens-<br />
verwalter<br />
Stiftungen Kommunen<br />
A-Depot-<br />
Manager<br />
Forscher lüften das Erfolgsgeheimnis der besten Aktienfonds –<br />
und zeigen, wie leicht es mit <strong>ETF</strong>s zu kopieren ist<br />
Die vergangenen zehn Jahre waren nicht leicht<br />
für Anleger. Auf die Jahrhundert-Baisse zu<br />
Beginn des Jahrzehnts folgten fünf goldene<br />
Jahre – bevor die Aktienmärkte in einer rasanten<br />
Talfahrt einen Großteil der zuvor erzielten Gewinne<br />
wieder hergaben, nur um sich anschließend in<br />
null Komma nix wieder fantastisch zu erholen. In Summe<br />
kam dennoch ein Verlust heraus: Wer Anfang 2000<br />
in europäische Aktien investierte, musste sich Ende<br />
2009 über eine jährliche Durchschnittsrendite von minus<br />
1,6 Prozent ärgern. Doch es ging auch anders. Das<br />
zeigt die Wertentwicklung der besten Europa-Aktienfonds.<br />
So erzielte etwa Bernd Maisch, der Manager des<br />
Fonds LBBW Dividendenstrategie Euroland, angesichts<br />
der schwierigen <strong>Börse</strong>ntrends sehr akzeptable 4,1 Prozent<br />
jährliche Rendite. Wie erzielten Maisch und andere<br />
Fondsmanager diese beeindruckenden Ergebnisse?<br />
Waren es nur Zufallstreffer, oder steht ein gemeinsames<br />
Erfolgsrezept dahinter? Und: Lassen sich die Top-Renditen<br />
mit preiswerten <strong>ETF</strong>s reproduzieren? Am Münchner<br />
Institut für Vermögensaufbau (IVA) haben wir jetzt<br />
die Anlagestrategie dieser Top-Fonds analysiert.<br />
Die aus unserer quantitativen IVA-Studie abgeleiteten<br />
Antworten sind ermutigend. Untersucht wurden<br />
die Portfolios der erfolgreichsten aktiven Investmentfonds<br />
in den vergangenen zehn Jahren. Als Maßstab<br />
für den Anlageerfolg der Fonds verwendeten wir dabei<br />
das jeweils erzielte Alpha, also die Überrendite des<br />
Fonds gegenüber einer Benchmark, die nicht durch<br />
den Betakoeffi zienten eines einfachen linearen Modells<br />
erklärt wird. Wir wollten also herausfi nden, inwieweit<br />
die erzielte Überrendite auf die tatsächliche<br />
Managementleistung zurückzuführen ist, also auf Titelselektion<br />
und Timing.<br />
Zu Beginn unserer Untersuchung stand die Auseinandersetzung<br />
mit den theoretischen Grundlagen,<br />
dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) und Jensens<br />
Alpha (vgl. dazu den Kasten auf Seite 31). Unserer<br />
Auffassung nach geht aus der Herleitung der Alpha-<br />
Kennzahl im Sinn der Abweichung der realen Portfolio-Rendite<br />
von der durch das CAPM geschätzten Ren-<br />
APRIL <strong>2010</strong><br />
dite unmittelbar hervor, dass positives Alpha nicht in<br />
unbegrenztem Umfang von den Marktteilnehmern erwirtschaftet<br />
werden kann, sondern dass die Summe der<br />
Abweichungen individueller Depots von der Kapitalmarktlinie<br />
vor der Einbeziehung von Kosten jeglicher<br />
Art genau null ergeben muss. Vor diesem Hintergrund<br />
hat eine Abweichung von der Allokation des effi zienten<br />
Marktportfolios keinen höheren Erwartungsnutzen,<br />
sondern lediglich einen Anstieg des unsystematischen<br />
Risikos zur Folge.<br />
Gnadenlose Theorie. Die Gültigkeit dieser Gesetzmäßigkeit<br />
kann auch anhand der folgenden Argumentationslinie<br />
von William F. Sharpe nachvollzogen werden:<br />
Es wird davon ausgegangen, dass sich die Anlegerschaft<br />
in einem beliebigen Kapitalmarkt in Gestalt<br />
eines repräsentativen marktkapitalisierten Index wie<br />
dem S&P-500 oder dem MSCI-Europe aus aktiven und<br />
passiven Anlegern zusammensetzt. Weiterhin kann<br />
angenommen werden, dass jeder passive Investor ein<br />
Portfolio hält, dessen Asset-Allocation mit der Allokation<br />
des Kapitalmarkts übereinstimmt. Das bedeutet,<br />
dass auch der verbleibende Anteil des Marktvolumens,<br />
der sich in den Händen der aktiven Anlegerschaft befi<br />
ndet, eine mit dem gesamten Kapitalmarkt identische<br />
Struktur besitzt. Folglich müssen auch die aktiven<br />
Anleger im Durchschnitt vor Kosten eine Rendite<br />
erzielen, die der Marktrendite entspricht, ferner muss<br />
die Überrendite eines Marktteilnehmers immer mit<br />
einem entsprechenden Verlust anderer Marktteilnehmer<br />
einhergehen. Aus diesem Grund ist es für aktive<br />
Fondsmanager schwierig, nach dem Abzug von Transaktions-<br />
und Managementkosten über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg ein besseres Ergebnis als die Marktrendite<br />
zu erzielen.<br />
Im folgenden Abschnitt wird deshalb zunächst die<br />
Frage untersucht, welche Investmentstrategien aktiver<br />
Aktienfonds in den vergangenen zehn Jahren im<br />
Sinn des erzielten Alpha erfolgreich waren. Die Auswahl<br />
der 30 besten europäischen Aktienfonds erfolgte<br />
anhand von fünf Kriterien:<br />
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