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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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Schon seit Ende 1918 waren polnische Einheiten in Kämpfe mit ukrainischen nationalistischen<br />

Kräften verwickelt. Nachdem die 50 000 Mann starke Armee von General<br />

Haller für diese Kämpfe eingesetzt worden war, mußte <strong>Piłsudski</strong> die Offensive<br />

in Galizien unter dem Druck der Entente abbrechen, konnte aber die darauf folgende<br />

ukrainische Gegenoffensive abwehren, so daß die Kämpfe bis Mitte Juli 1919 beendet<br />

wurden. Als der Sejm daraufhin eine Resolution verabschiedete, nach der die nordöstlichen<br />

Gebiete von den Russen befreit <strong>und</strong> der polnischen Republik angeschlossen<br />

werden sollten 71 , entschloß sich <strong>Piłsudski</strong> zur militärischen „Befreiung“ Wilnas von<br />

Litauen, die am 21. April 1919 erreicht wurde.<br />

Trotz der seit Ende 1919 geführten Friedensverhandlungen stellte <strong>Piłsudski</strong> die<br />

militärischen Operationen gegen die Rote Armee nicht ein <strong>und</strong> schloß am 21. April<br />

1920 ein Offensivbündnis mit dem ukrainischen Nationalisten Symon Petljura über<br />

das weitere militärische Vorgehen in Ostgalizien. <strong>Piłsudski</strong>s Vorstoß im Südosten<br />

führte am 5. Mai 1920 zur Besetzung Kievs durch das polnische Heer. 72 Während des<br />

Kiev-Feldzuges hatte die Rote Armee aber begonnen, eine Gegenoffensive unter den<br />

Generälen Michail Tuchačevskij <strong>und</strong> Simen Budennyj vorzubereiten. Diese Gegenoffensive<br />

drängte die polnischen Truppen im August 1920 bis vor die Tore Warschaus<br />

zurück; Kiev <strong>und</strong> Minsk fielen in die Hände der Roten Armee. Um sich der Hilfe der<br />

Ententemächte zu versichern, stimmte Ministerpräsident Stanisław Grabski am 10. Juli<br />

1920 im Protokoll von Spa den für Polen ungünstigen Bedingungen der Alliierten<br />

zu, die einen Waffenstillstand entlang der Curzon-Linie, die Rückgabe Wilnas an Litauen<br />

<strong>und</strong> die Anerkennung der noch von der Entente zu treffenden Regelungen bezüglich<br />

der Grenze zu Litauen, in Ostgalizien sowie im Teschener Gebiet forderten.<br />

Die Hilfe der Entente bestand aber lediglich aus einer Beobachtergruppe unter Leitung<br />

des britischen Botschafters in Berlin Lord Edgar Vincent D’Abernon, an der der<br />

Generalstabschef der Entente, General Maxime Weygand, teilnahm. Anfang August<br />

verwarf <strong>Piłsudski</strong> jedoch die Abwehrpläne Weygands. Nachdem Tuchačevskij am 13.<br />

August den Angriff auf Warschau begonnen hatte, begann in den Morgenst<strong>und</strong>en des<br />

16. August die polnische Gegenoffensive bei Warschau, die überraschend zum Sieg<br />

Zarenherrschaft befreiten Völker sich gegenseitig benötigten <strong>und</strong> eine Föderation zwischen<br />

Polen, Litauen <strong>und</strong> Weißrußland Vorbildcharakter bzw. eine Magnetwirkung auf die Völker<br />

des Nordkaukasus ausüben würde. Dadurch, daß die schwächeren Staaten polnische<br />

Hilfe in Anspruch nähmen, sollte gleichzeitig die Position Polens gestärkt werden. Dabei<br />

unterschätzte der Marschall aber die dynamische Kraft Sowjetrußlands <strong>und</strong> den ukrainischen<br />

<strong>und</strong> litauischen Nationalismus. Diese Vorstellungen fanden ihren Niederschlag in<br />

der sogenannten „Prometheus-Bewegung“. Vgl. ebenda, S. 348-353; CISEK, <strong>Piłsudski</strong>’s<br />

Federalism; DERS., Kilka uwag.<br />

71 Vgl. W. JĘDRZEJEWICZ, Life, S. 84.<br />

72 General Wojciech Trąmpczyński empfing <strong>Piłsudski</strong> mit den Worten, daß seit Zeiten Bolesław<br />

Chrobrys die polnische Nation keinen solchen Triumph erlebt habe. Vgl. ebenda, S.<br />

104, siehe auch SULEJA, <strong>Piłsudski</strong>, S. 227; HAUSER, S. 164.<br />

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