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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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Nicht zuletzt seien die Massenmedien als wesentliche Quellenart erwähnt, wobei<br />

die Presse 164 für die damalige Zeit zweifelsohne von herausragender <strong>Bedeutung</strong> war.<br />

Die Medien trugen einerseits zur Verbreitung des <strong>Piłsudski</strong>-Mythos in Form von Erinnerungen<br />

oder anderen Beschreibungen historischer, mit <strong>Piłsudski</strong> verb<strong>und</strong>ener Ereignisse<br />

bei. Andererseits berichteten sie über die verschiedenen Vermittlungsformen<br />

des <strong>Kult</strong>es, insbesondere aber über die <strong>Piłsudski</strong>-Feiern, so daß diese Quellengruppe<br />

notwendigerweise die lückenhaften Aktenbestände ergänzt. 165 Dazu wurden ausgewählte<br />

repräsentative <strong>und</strong> überregionale Organe der Sanacja <strong>und</strong> der Endecja als<br />

stärkste Oppositionsgruppierung, aber auch der wichtigsten nationalen Minderheiten<br />

analysiert.<br />

Dagegen sind die Erinnerungen der <strong>Piłsudski</strong>-Anhänger <strong>und</strong> deren im Exil entstandene<br />

Korrespondenz untereinander als Quelle zu vernachlässigen. Sie spiegeln<br />

zwar die Verehrung für den Marschall wider, nehmen jedoch zur Etablierung <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ionalisierung<br />

des <strong>Kult</strong>es nicht Stellung. Eine Erklärungsmöglichkeit dafür ist,<br />

daß es für sie eine selbstverständliche <strong>und</strong> natürliche Angelegenheit war, die Verehrung<br />

ihres Vorbildes voranzutreiben. Wahrscheinlich ist auch, daß sie durch das Eingeständnis,<br />

daß der <strong>Kult</strong> vom Staat gefördert worden ist, den Nimbus des <strong>Piłsudski</strong>-<br />

<strong>Kult</strong>es als spontane Verehrung „von unten“, die allein durch die Leistungen <strong>und</strong> das<br />

Charisma <strong>Piłsudski</strong>s entstanden sei, gefährdet sahen.<br />

Aus der Fragestellung, den gr<strong>und</strong>sätzlichen theoretischen bzw. methodischen<br />

Prämissen, dem Forschungsstand <strong>und</strong> der Quellenbasis ergibt sich als Schwerpunkt<br />

die Analyse des <strong>Piłsudski</strong>-<strong>Kult</strong>es als politisches Stilmittel. Dieser systematisch angelegten<br />

Darstellung wird jedoch ein biographisch-chronologisches Kapitel vorangestellt,<br />

das die wichtigsten Stationen in <strong>Piłsudski</strong>s Leben beschreibt <strong>und</strong> in Verbindung<br />

mit der zeitlichen Entwicklung des <strong>Kult</strong>es um den Marschall bringt, um die innere<br />

Verbindung zwischen beiden Bereichen herauszuarbeiten <strong>und</strong> dem Leser die notwendige<br />

biographische Orientierung zu ermöglichen, zumal immer auf wichtige Ereignisse<br />

rekurriert wird. Die Darstellung der Begräbnisfeierlichkeiten <strong>und</strong> der Gründung<br />

bzw. der Tätigkeit des Obersten Gedächtniskomitees sind im Hauptkapitel Ausgangspunkt<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage für die Analyse des <strong>Piłsudski</strong>-<strong>Kult</strong>es als politisches Stilmittel. In<br />

diesem werden in weiteren Abschnitten die verschiedenen Vermittlungsformen des<br />

<strong>Kult</strong>es sowie die Hauptelemente des <strong>Piłsudski</strong>-Mythos als inhaltliche Komponente<br />

des <strong>Piłsudski</strong>-<strong>Kult</strong>es dargelegt, wobei zum besseren Verständnis die Entwicklungslinien<br />

insgesamt nachvollzogen werden. Jedem Abschnitt über eine konkrete Vermittlungsform,<br />

die zugleich auch als Ausdrucksform des <strong>Kult</strong>es zu betrachten ist, wird eine<br />

theoretische Erörterung der jeweiligen Wirkungsweise vorangestellt. Anschließend<br />

werden die maßgeblichen Begründer bzw. Förderer des <strong>Piłsudski</strong>-<strong>Kult</strong>es vorgestellt,<br />

um dann im Schlußkapitel in historischer Perspektive auf die Charakteristika, Motive<br />

164<br />

Zur Presse siehe: PACZKOWSKI, Prasa polska; DERS., Prasa codzienna.<br />

165<br />

So gibt die Presse beispielsweise auch Aufschluß über das Bildungsideal der Sanacja <strong>und</strong><br />

über die <strong>Piłsudski</strong>-Denkmalprojekte.<br />

31

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