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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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unabhängige Zweite Republik begründet, die als Staat in dem Geschichtsbild der<br />

Volksrepublik negiert wurde.<br />

Erst in den 1960er Jahren setzte mit den auflagenstarken Werken von Stefan<br />

Arski 101 <strong>und</strong> Andrzej Micewski eine kritische, meist negative Auseinandersetzung mit<br />

einigen Aspekten aus dem Leben <strong>und</strong> Wirken <strong>Piłsudski</strong>s ein. Ziel war es, die in der<br />

Bevölkerung vorhandenen positiven <strong>Piłsudski</strong>-Bilder zu widerlegen 102 , da deutlich<br />

wurde, daß eine „wissenschaftliche“ Auseinandersetzung mit <strong>Piłsudski</strong> der einzige<br />

Weg war, diese zu verwischen. Bis in die 1970er Jahre erschienen zu bestimmten Gelegenheiten<br />

häufig „schablonenhafte“ 103 Veröffentlichungen über <strong>Piłsudski</strong>, denn <strong>seine</strong><br />

Taten wurden immer wieder bei Krisen- <strong>und</strong> Wendepunkten von Oppositionskreisen<br />

beschworen. Da es keine Hinweise auf besondere Zensurvorschriften gegenüber<br />

<strong>Piłsudski</strong> gibt, ist jedoch von einer Art Selbstzensur der Autoren auszugehen. 104 In<br />

den 1970er Jahren setzte eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Marschall<br />

ein. Im Rahmen der akademischen Beschäftigung mit <strong>Piłsudski</strong> erschienen in<br />

dieser Phase die wichtigen Werke von Andrzej Garlicki 105 <strong>und</strong> Jan Molenda 106 .<br />

Als Reaktion auf die zahlreichen illegalen Veröffentlichungen 107 , die häufig Reprints<br />

aus der Zwischenkriegszeit waren <strong>und</strong> meist von der Unabhängigen Gewerkschaft<br />

Solidarność (Solidarität) herausgegeben wurden, gab es in den 1980er Jahren<br />

eine „offizielle“ <strong>Piłsudski</strong>-Forschung, während bis dahin nur vereinzelt Forschungen<br />

zu <strong>Piłsudski</strong> betrieben worden waren. Insgesamt änderte sich die Taktik, weniger aber<br />

die Inhalte, ging es doch der offiziellen Forschung darum, das „wahre Gesicht“ 108 <strong>Piłsudski</strong>s<br />

zu zeigen. 109 Einige Historiker, vor allem der Kreis um den bis heute führen-<br />

101<br />

STEFAN ARSKI <strong>und</strong> Galicyjska działalność wojskowa.<br />

102<br />

Andrzej Micewski beschreibt etwa, daß er somit nolens volens zum „Historiker der Endecja“<br />

wurde, da er sich deren Kritikpunkte zu eigen machte. Vgl. MICEWSKI, W cieniu, S. 9;<br />

siehe z.B. die Erinnerungen von ROMEYKO.<br />

103<br />

Vgl. CHWALBA, S. 169.<br />

104<br />

Vgl. ebenda, S. 170 f. Vgl. auch MICHALSKI, Siwy, S. 107 f. CHWALBA, S. 170 ff., erläutert<br />

dies in bezug auf die Würdigung der Schriften <strong>Piłsudski</strong>s über den Januaraufstand 1863/64<br />

<strong>und</strong> den polnisch-sowjetrussischen Krieg 1919/20: Während dessen Darstellung des Jahres<br />

1920 gar nicht erwähnt wurde, wurden <strong>seine</strong> Äußerungen über den Januaraufstand kritisiert,<br />

aber immerhin historiographisch beurteilt.<br />

105<br />

Vgl. GARLICKI, Geneza.<br />

106<br />

Vgl. MOLENDA, Piłsudczycy.<br />

107<br />

Z.B. Reprint von SKRZETUSKI (o.O. o.J.), erschienen in: Wydawnictwo Sanacja (Verlag<br />

Sanacja) – das Wort Sanacja ist mit einer weiß-roten Fahne an dem verlängerten Buchstaben<br />

„n“ versehen <strong>und</strong> spielt durch die Typographie auf das Solidarność-Zeichen an).<br />

108<br />

Vgl. CHWALBA, S. 170.<br />

109<br />

Vgl. z.B. „Józef <strong>Piłsudski</strong> w opiniach polityków i wojskowych“: Diese Absicht wird in einer<br />

kontrastiven Darstellung von Aussagen der Piłsudczycy wie Felicjan Sławoj-<br />

Składkowski <strong>und</strong> <strong>seine</strong>n Gegnern wie Wincenty Witos erreicht. Im Vorwort betont der<br />

Herausgeber Eugeniusz Kozłowski (vgl. ebenda, S. 5), daß die Erinnerungen der bürgerli-<br />

21

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