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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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ten <strong>und</strong> nicht zuletzt die demonstrative Spende <strong>seine</strong>r Marschallspension für wohltätige<br />

Zwecke nach <strong>seine</strong>m Rückzug nach Sulejówek bei. 1116<br />

Zur Darstellung des „großen Menschen“ <strong>Piłsudski</strong> gehörte weiterhin, dessen<br />

menschliche Qualitäten zu betonen. Er galt als eine Art „Prototyp“ hinsichtlich der<br />

Liebe zu <strong>seine</strong>r Mutter, als der „beste Sohn“ 1117 , dann auch als der liebende Vater, der<br />

<strong>seine</strong> Töchter mehr liebte als <strong>seine</strong> Frau. Sein Familienleben wurde insgesamt als mustergültig<br />

dargestellt. 1118 Eine hierfür typische Anekdote ist, daß er beispielsweise<br />

<strong>seine</strong> Frau davon überzeugt habe, daß die Tochter Wanda tatsächlich krank sei, als sie<br />

einmal keine Lust hatte, eine Klassenarbeit mitzuschreiben. Immer wieder wurde betont,<br />

wie sehr er vor allem Kinder, 1119 aber auch Tiere – <strong>und</strong> hier besonders <strong>seine</strong> Stute<br />

Kasztanka 1120 – geliebt habe. Dementsprechend galt er als guter Mensch mit einem<br />

edlen Herzen <strong>und</strong> einem gütigen Antlitz. 1121<br />

Daher war es leicht, <strong>Piłsudski</strong> als einen Menschen zu begreifen, in dem sich alle<br />

edlen Eigenschaften der polnischen Mentalität konzentrierten. 1122 Er wurde so zum<br />

„lebendigen Symbol des wiedergeborenen Polen <strong>und</strong> <strong>seine</strong>s nationalen Gewissens“<br />

1123 bzw. zum „Symbol der Staatlichkeit <strong>und</strong> [zum] Symbol der Liebe <strong>und</strong> Arbeit<br />

für den Staat“ 1124 . Schon im Ersten Weltkrieg hatte die Propaganda <strong>seine</strong>r Anhänger<br />

<strong>Piłsudski</strong>s Symbolkraft für den Freiheitskampf herausgestellt, <strong>und</strong> man empfand ihn<br />

1116 Vgl. z.B. Interview <strong>Piłsudski</strong>s im Kurier Poranny vom 29.V.1926, in: Pisma Zbiorowe,<br />

Bd. 9, S. 27-30, <strong>und</strong> in der Gazeta Polska vom 23.VIII.1390, in: Pisma Zbiorowe, Bd. 9,<br />

S. 217-224; vgl. auch D. NAŁĘCZ/T. NAŁĘCZ, S. 252; GARLICKI, <strong>Piłsudski</strong>, S. 318; W.<br />

JĘDRZEJEWICZ/CISEK, Bd. 3, S. 435; CIOMPA, S. 49-63; IŁŁAKOWICZÓWNA, Ścieżka, S.<br />

191. Siehe dazu auch die Bücher von WIELOPOLSKA, <strong>Piłsudski</strong>, <strong>und</strong> KLOBERÓWNA.<br />

1117 „najlepszy syn“ (SZCZERBOWSKI, S. 15).<br />

1118 Vgl. z.B. SŁAWOJ-SKŁADKOWSKI, Gdzie widzałem, S. 34 ff. <strong>und</strong> 41.<br />

1119 Vgl. WIEROŃSKI, S. 61-66. Dazu gehörte auch, daß zahlreiche Kinder anläßlich des Namenstages<br />

eines jeden Jahres das Belweder besuchten. W. JĘDRZEJEWICZ/CISEK, Bd. 3, S.<br />

177, berichten, daß <strong>Piłsudski</strong> anläßlich <strong>seine</strong>s Namenstages eine Theatervorstellung für<br />

Kinder besuchte.<br />

1120 Daher thematisierte der Głos Prawdy vom 26.X.1927 die Stute in einem Bericht <strong>und</strong> beschrieb,<br />

wie <strong>Piłsudski</strong> auf ihrem Rücken die Militärparaden abgenommen hat.<br />

1121 Hierzu gibt es eine Vielzahl von Belegen, z.B. SŁAWOJ-SKŁADKOWSKI, Gdzie widziałem,<br />

S. 41; LEPECKI, Na Maderze, S. 48-96; CIOMPA, S. 89-98. DASZYŃSKI, Wielki człowiek,<br />

S. 4 (ein moralischer Mensch) <strong>und</strong> S. 7 f., wo er betont, daß <strong>Piłsudski</strong> ein samotnik (Eigenbrötler,<br />

einsamer Mensch) gewesen sei, der dadurch <strong>seine</strong>n Geist zur hervorragenden<br />

Stärke entwickelt habe.<br />

1122 Vgl. S. LEWICKI, S. 13, <strong>und</strong> Notesik żołnierski [Soldatenbüchlein], in: AAN, Inst.wojsk,<br />

296/I-56, B. 101 f.<br />

1123 „żywy symbol Polski odrodzonej i jej sumienia narodowego“ (beides bei GULIŃSKI, S.<br />

15).<br />

1124 „symbol państwowości i symbol miłości i pracy dla państwa“ (KUSIŃSKI, Materiały, S.<br />

294<br />

31).

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