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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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gliedes Professor Helena Sujkowska inhaltliche Vorschriften für die Feiern in der<br />

Provinz erließ, ist nicht zu erkennen. Sie wollte auf der einen Seite den Glauben an<br />

die eigene (staatliche) Stärke durch die Betonung der <strong>Bedeutung</strong> <strong>und</strong> des Wertes der<br />

Armee stärken, auf der anderen Seite die Notwendigkeit, das Niveau des Bildungswesens<br />

in Polen zu heben, inhaltlich in den Vordergr<strong>und</strong> der Trauerfeiern stellen. 965 In<br />

den Aktenbeständen ist dagegen eine Broschüre mit Zitaten aus den Schriften <strong>Piłsudski</strong>s<br />

über Polen, die Soldaten <strong>und</strong> die menschlichen Werte erhalten geblieben, die<br />

zumindest als Hilfestellung für die Organisatoren von Trauerfeiern gedacht war. 966<br />

<strong>Der</strong> zweite Todestag im Jahre 1937 schuf in <strong>seine</strong>m Ablauf endgültig das Muster<br />

für die weiteren Todestage, wobei jedoch die Kommandantur des Grenzschutzes in<br />

diesem Jahr zusätzlich eine interessante Aktion 967 durchführte. An allen Grenzen, außer<br />

denjenigen zu Danzig, sollten in unmittelbarer Grenznähe weit sichtbare Feuerstöße<br />

entzündet werden. Die Bevölkerung aus der jeweiligen Region sollte sich an einigen<br />

Feuern einfinden <strong>und</strong> dort Auszüge aus den Schriften <strong>Piłsudski</strong>s hören; denn:<br />

„Die erzieherische Einwirkung auf die breitesten Massen der Bevölkerung an der<br />

Grenze ist das Hauptziel [dieser Aktion].“ 968<br />

Die Feierlichkeiten zum Todestag <strong>Piłsudski</strong>s sollten seit 1937 aus drei Elementen<br />

bestehen: aus einem stillen Gebet, aus dem Schweigen in der Todesst<strong>und</strong>e des Marschalls<br />

<strong>und</strong> aus andächtigem Zuhören, wenn die „Anweisungen“ <strong>Piłsudski</strong>s verlesen<br />

wurden. 969 Morgens wurden Gottesdienste aller Konfessionen gehalten, um möglichst<br />

allen Menschen die Teilnahme an diesem Tag zu ermöglichen. 970 Nachmittags fanden<br />

besondere Trauerveranstaltungen statt. Auf zentralen Plätzen sollte abends an Feuerstößen<br />

nach den drei Schweigeminuten in der Todesst<strong>und</strong>e <strong>Piłsudski</strong>s aus dessen<br />

Werken vorgetragen werden. Dabei wurden auch Zitate verlesen, die zu der Region,<br />

wo die jeweilige Feier stattfand bzw. zur politischen Situation paßten oder in dem von<br />

menschlichen Werten wie denen der Ehre die Rede war. 971 Hervorzuheben ist beispielsweise<br />

für das Jahr 1939, daß in der außenpolitisch angespannten Lage insbesondere<br />

die Worte <strong>Piłsudski</strong>s beschworen wurden, die von der Verteidigung des Va-<br />

965 Vgl. AAN, WWNK, 12, B. 73.<br />

966 Vgl. AAN, WWNK, 12, B. 4-7.<br />

967 Nach den einschlägigen Quellen läßt sich nicht feststellen, ob diese Aktion in den Folge-<br />

jahren wiederholt wurde.<br />

968 „Głownym celem jest oddziałanie wychowaniem na jak najszersze masy ludności pogra-<br />

niczna“ (AAN, WWNK, 13, B. 277).<br />

969 Vgl. z.B. den R<strong>und</strong>brief vom 25.IV.1939, in: AAN, MJPB, 11, B. 313 f. oder AAN,<br />

WWNK, 5, B. 1 f.<br />

970 Vgl. AAN, WWNK, 6, n.pag. (R<strong>und</strong>schreiben für alle Gedächtniskomitees im Land <strong>und</strong><br />

in der Polonia vom 26.IV.1937).<br />

971 Vgl. AAN, WWNK, 13, B. 394 <strong>und</strong> AAN, MJPB, 11, B. 312 (1939).<br />

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