Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut
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zur Erinnerung an die Entwaffnung der Deutschen durch das Bataillon der POW in Nieszawa am 11. November 1918“ 592 angebracht worden. Wesentliche Elemente der Feier anläßlich der Enthüllung eines Denkmals waren meist eine (Feld-)Messe, Reden, die auf das Ereignis vor Ort Bezug nahmen und das Wirken Piłsudskis hervorhoben, das Absingen der Nationalhymne und des Marsz Pierwszej Brygady. Häufig fand noch eine Parade der dort stationierten Militäreinheiten und Kombattantenverbände statt. Außerdem nahmen die örtlichen Honoratioren und Vertreter der jeweiligen Garnison daran teil, nach 1926 waren gewöhnlich auch höhere staatliche Würdenträger anwesend. 593 Nach dem Tode Piłsudskis gab es in fast jeder polnischen Stadt oder Gemeinde Initiativen zur Errichtung eines Piłsudski-Denkmals, die, wie oben beschrieben, das Oberste Gedächtniskomitee systematisch erfassen und in einen überregionalen Zusammenhang stellen sollte. Zu diesen im folgenden zu erläuternden gesamtnationalen Denkmälern und Gedenkstätten gehörten insbesondere Projekte in den nationalen Zentren Krakau, Warschau und Wilna, aber auch die im Rahmen eines „steinernen Itinerars“ zu errichtenden Gedenksteine in den größeren und kleineren Städten Polens. 3.2.4.1. Der Piłsudski-Erdhügel bei Krakau Der Piłsudski-Erdhügel war, abgesehen von nur regional bzw. örtlich bedeutsamen Denkmälern, Gedenktafeln oder Straßenbezeichnungen, das erste und einzige vor dem Mai 1935 begonnene national bedeutsame Denkmalsprojekt. Die Aufschüttung von kopce (Erdhügeln) geht auf alte slavische Traditionen zurück. So befinden sich im Bereich Krakaus der kopiec Krakusa (Krakus-Erdhügel) und der kopiec Wandy (Wanda-Erdhügel), die wohl beide in vorchristlicher Zeit errichtet wurden. 594 Für die neuere Geschichte Polens ist der kopiec Kościuszki 595 (Koś- 592 „cześć ukochanego Komendanta Józefa Piłsudskiego i na pamiątkę rozbrajania Niemców przez pluton P.O.W. w Nieszawie dn. 11 listopada 1918 roku“ (CAW, 341.1.327, B. 80; vgl. auch die Begründungen im Bericht des Magistrats von Nieszawa von 1930, in: CAW, 341.1.327, B. 157 f.). 593 Vgl. den Bericht in der Polska Zbrojna vom 11.VI.1933 über die Einweihung des Denkmals in Wilczno, die Berichte weiterer Zeitungen, in: CAW, GMSWojsk., I.300.1.122 (z.B. im Kurier Poranny über die Einweihung eines Denkmals in Suwałki an der Grenze zu Ostpreußen); diverse Berichte, in: CAW, ZLP 62 und in: IJPA, ARz Pomniki (dort auch Abbildungen bzw. Beschreibungen); die Berichte in der Gazeta Polska vom 29.XI.1929 (in Rotkino), vom 27.II.1930 (in Brześć Kujawski), vom 10.I.1930 (in Dubno) oder vom 11.VI.1930 (in der Garnison in Wilna). 594 Vgl. BUKOWSKI u.a.Weiterführende grundlegende Literatur zur Tradition der kopce ist leider nicht nachweisbar. 182
ciuszko-Erdhügel) bedeutsam und regte auch sicherlich zur Aufschüttung des Piłsudski-Erdhügels an. In der Zweiten Republik wurden jedoch noch weitere kopce aufgeschüttet. 596 Allein für Piłsudski sind mehrere Projekte überliefert. 597 Die Idee, einen Erdhügel zu Ehren des Marschalls aufzuschütten, entstand auf dem Delegiertentag des Legionärsverbandes (ZLP) von 1934. 598 Anläßlich des 20. Jahrestages des „Abmarschs der Kaderkompanie“ aus Krakau und des Beginns der „bewaffneten Tat“ sollte der Wiedererlangung der Unabhängigkeit und gleichzeitig des diesbezüglichen Wirkens Piłsudskis gedacht werden. Daher wurde der Hügel zunächst als Kopiec Niepodległości im. Józefa Piłsudskiego (Józef Piłsudski-Unabhängigkeitserdhügel) bezeichnet, später setzte sich im allgemeinen Sprachgebrauch die kurze Bezeichnung kopiec Józefa Piłsudskiego (Józef-Piłsudski-Erdhügel) durch. Der Standort für ein solches Projekt war – von Krakau aus gut sichtbar – der Berg Sowieniec (350 Meter über NN, 140 Meter über Krakau) im Wolski-Wald, der durch Spazierwege erschlossen war. Er sollte 36 Meter hoch werden und lag von Krakau aus gesehen hinter dem Kościuszko-Erdhügel. 599 Um allen Bürgern des polnischen Staates und allen Polen in der Emigration die Möglichkeit einer Beteiligung an der Aufschüttung zu geben, wurde in Warschau im März 1935 ein spezielles Baukomitee 600 (Komitet Budowy Kopca Józefa Piłsudskiego) gegründet. Das Komitee sollte dafür die nötigen Gelder sammeln, die Bauarbeiten 595 Die Aufschüttung dieses Hügels anläßlich des Todes des Freiheitskämpfers wurde zu einer nationalen Manifestation im geteilten Polen. Vgl. dazu FRANČIĆ, S. 185-238; GORDZIAŁ- KOWSKI, S. 85-184. 596 So z.B. der kopiec Mickiewicza (Mickiewicz-Erdhügel, Gazeta Polska vom 30.VI.1931), für die Gefallenen der Schlesischen Aufstände in Piekary (vgl. Powstaniec Śląski Nr. 4-5 1932), der kopiec Sienkiewicza (Sienkiewicz-Erdhügel, Gazeta Polska vom 6.X.1938; Warszawski Dziennik Narodowy vom 19.IX.1938) in dessen Geburtsort Okrzeł, der am 1.IX.1938 aufgeschüttet wurde. 597 In der Landgemeinde Zadwy-Majówka wurde ein Piłsudski-Erdhügel im Jahre 1938 in Anwesenheit Mościckis der Öffentlichkeit übergeben. Mościcki betonte, daß der Hügel in Podlasien das Märtyrertum Polens für den Glauben und die Idee der nationalen Unabhängigkeit repräsentiere und dessen gedenke, dessen Name Symbol des siegreichen Kampfes um Größe und Ehre Polens gewesen sei (Gazeta Polska vom 16.V.1938); außerdem gab es Pläne, in Schlesien und Warschau Piłsudski-Erdhügel aufzuschütten. 598 Vgl. Express Poranny vom 1.VI.1935, in: BJ, JPZCz, n.pag. Nach AAN, ZLP, 63, B. 13, entstand Anfang August 1933 zuerst die Idee, in Warschau einen solchen Erdhügel zu errichten. 599 Vgl. die Projektbeschreibung in: CAW, GISZ I.302.4.128. 600 Ihm gehörten neben dem Ministerpräsidenten und Komiteevorsitzenden Sławek auch Prystor, Rydz-Śmigły, Sosnkowski, General Ferdynand Zarzycki und Oberst L. Toruń als Mitglieder des Präsidiums an. In Krakau wurde ein Exekutivkomitee mit dem Wojewoden an der Spitze einberufen. Vgl. Przegląd Tygodniowy vom 23.VI.1935, in: AAN, WWNK, 3, B. 40, 60. 183
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an. In der Zweiten Republik wurden jedoch noch weitere kopce<br />
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Die Idee, einen Erdhügel zu Ehren des Marschalls aufzuschütten, entstand auf<br />
dem Delegiertentag des Legionärsverbandes (ZLP) von 1934. 598 Anläßlich des 20.<br />
Jahrestages des „Abmarschs der Kaderkompanie“ aus Krakau <strong>und</strong> des Beginns der<br />
„bewaffneten Tat“ sollte der Wiedererlangung der Unabhängigkeit <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
des diesbezüglichen Wirkens <strong>Piłsudski</strong>s gedacht werden. Daher wurde der Hügel zunächst<br />
als Kopiec Niepodległości im. Józefa <strong>Piłsudski</strong>ego (Józef <strong>Piłsudski</strong>-Unabhängigkeitserdhügel)<br />
bezeichnet, später setzte sich im allgemeinen Sprachgebrauch die<br />
kurze Bezeichnung kopiec Józefa <strong>Piłsudski</strong>ego (Józef-<strong>Piłsudski</strong>-Erdhügel) durch. <strong>Der</strong><br />
Standort für ein solches Projekt war – von Krakau aus gut sichtbar – der Berg Sowieniec<br />
(350 Meter über NN, 140 Meter über Krakau) im Wolski-Wald, der durch Spazierwege<br />
erschlossen war. Er sollte 36 Meter hoch werden <strong>und</strong> lag von Krakau aus<br />
gesehen hinter dem Kościuszko-Erdhügel. 599<br />
Um allen Bürgern des polnischen Staates <strong>und</strong> allen Polen in der Emigration die<br />
Möglichkeit einer Beteiligung an der Aufschüttung zu geben, wurde in Warschau im<br />
März 1935 ein spezielles Baukomitee 600 (Komitet Budowy Kopca Józefa <strong>Piłsudski</strong>ego)<br />
gegründet. Das Komitee sollte dafür die nötigen Gelder sammeln, die Bauarbeiten<br />
595 Die Aufschüttung dieses Hügels anläßlich des Todes des Freiheitskämpfers wurde zu einer<br />
nationalen Manifestation im geteilten Polen. Vgl. dazu FRANČIĆ, S. 185-238; GORDZIAŁ-<br />
KOWSKI, S. 85-184.<br />
596 So z.B. der kopiec Mickiewicza (Mickiewicz-Erdhügel, Gazeta Polska vom 30.VI.1931),<br />
für die Gefallenen der Schlesischen Aufstände in Piekary (vgl. Powstaniec Śląski Nr. 4-5<br />
1932), der kopiec Sienkiewicza (Sienkiewicz-Erdhügel, Gazeta Polska vom 6.X.1938;<br />
Warszawski Dziennik Narodowy vom 19.IX.1938) in dessen Geburtsort Okrzeł, der am<br />
1.IX.1938 aufgeschüttet wurde.<br />
597 In der Landgemeinde Zadwy-Majówka wurde ein <strong>Piłsudski</strong>-Erdhügel im Jahre 1938 in<br />
Anwesenheit Mościckis der Öffentlichkeit übergeben. Mościcki betonte, daß der Hügel in<br />
Podlasien das Märtyrertum Polens für den Glauben <strong>und</strong> die Idee der nationalen Unabhängigkeit<br />
repräsentiere <strong>und</strong> dessen gedenke, dessen Name Symbol des siegreichen Kampfes<br />
um Größe <strong>und</strong> Ehre Polens gewesen sei (Gazeta Polska vom 16.V.1938); außerdem gab es<br />
Pläne, in Schlesien <strong>und</strong> Warschau <strong>Piłsudski</strong>-Erdhügel aufzuschütten.<br />
598 Vgl. Express Poranny vom 1.VI.1935, in: BJ, JPZCz, n.pag. Nach AAN, ZLP, 63, B. 13,<br />
entstand Anfang August 1933 zuerst die Idee, in Warschau einen solchen Erdhügel zu errichten.<br />
599 Vgl. die Projektbeschreibung in: CAW, GISZ I.302.4.128.<br />
600 Ihm gehörten neben dem Ministerpräsidenten <strong>und</strong> Komiteevorsitzenden Sławek auch Prystor,<br />
Rydz-Śmigły, Sosnkowski, General Ferdynand Zarzycki <strong>und</strong> Oberst L. Toruń als Mitglieder<br />
des Präsidiums an. In Krakau wurde ein Exekutivkomitee mit dem Wojewoden an<br />
der Spitze einberufen. Vgl. Przegląd Tygodniowy vom 23.VI.1935, in: AAN, WWNK, 3,<br />
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