Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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letztlich wohl zu einer inhaltlichen Harmonisierung der Institutsforschungen geführt hat. Es gelang weder Wasilewski noch Prystor und Sławek, das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit für das Institut zu wecken. 224 Um die „Aufgaben mit tiefen ideellen Prämissen“ 225 zu erfüllen, erschienen institutseigene Publikationen in großer Auflage. Das Institut veröffentlichte nicht nur die Werkausgaben Piłsudskis Pisma – Mowy – Rozkazy („Schriften – Reden – Befehle“) und Pisma Zbiorowe („Gesammelte Schriften“) und in mehreren Auflagen seine Schriften Rok 1920 226 („Das Jahr 1920“) und Poprawki Historyczne 227 („Historische Korrekturen“), sondern gab auch den Band Polska Organizacja Wojskowa – Szkice i Wspomnienia 228 („Die Polnische Militärorganisation – Skizzen und Erinnerungen“) heraus und veröffentlichte teilweise in mehreren Auflagen die Erinnerungen von Sławoj-Składkowski 229 und Michał Sokolnicki 230 sowie u.a. Arbeiten von Lipiński 231 , Feldman 232 und Pobóg-Malinowski. 233 Wichtige Tätigkeiten waren auch die Vorbereitung und Begleitung der ausländischen Werkausgaben Piłsudskis und die speziell auf die Verbreitung in den Schulen abgestellten Fassungen seiner Werke, beispielsweise der Moje pierwsze boje 234 („Meine ersten Kämpfe“) und der noch für 1939 geplanten Sammlung seiner Texte über den Januaraufstand. 235 Während die Ausgabe der Pisma Zbiorowe den Arbeitsschwerpunkt der Jahre 1936 bis 1938 gebildet hatte, hat das Institut für die Zukunft die Ausgabe einer großen Fotokollektion über Piłsudski geplant. 236 Einen weiteren Schwer- den wissenschaftlichen Kolloquien des Piłsudski-Instituts für das Jahr 1936/37, in: CCIK, f. 476-1-13, B. 18). Die überarbeiteten Texte wurden dann in der Niepodległość veröffentlicht. 224 Vgl. JASKÓLSKI, S. 9. 225 „zadań o glębokich założeniach ideowych“ (Präambel des Statuts von 1936, zit. nach: SKRZYPEK, S. 141). 226 PIŁSUDSKI, Rok 1920. 227 PIŁSUDSKI, Poprawki historyczne. 228 Polska Organizacja Wojskowa. Szkice i Wspomnienia. 229 SŁAWOJ-SKŁADKOWSKI, Beniaminów; DERS., Strzępy meldunków (1935); DERS., Slużba (1932 f.). 230 SOKOLNICKI, Czternaście lat. 231 Zu Lipiński siehe auch Kap. 4.2., Anm. 46. 232 Vgl. FELDMAN. 233 Zu Pobóg-Malinowski siehe auch Kap. 4.2., Anm. 48. 234 Vgl. den Bericht des Direktors im Protokoll der Mitgliederversammlung vom 28.III.1938, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag. 235 Vgl. Genehmigungsschreiben des MWRiOP an Lipiński vom 6.II.1939, in: CAW, IBNHP, 15, n.pag. 236 Aus diesem Grund wurde eine große Aktion unter der Bevölkerung gestartet, in der alle aufgefordert wurden, ihre Fotos von Piłsudski an das Institut zu senden, damit auch bisher 114

punkt sollten die Materialsammlungen für die Ausarbeitung einer (wissenschaftlichen) Biographie darstellen. 237 Zu diesem Zweck versuchte das Piłsudski-Institut, möglichst alle Informationen und Dokumente über den Marschall zusammenzutragen. 238 Dies alles zeigt, daß die Institutsmitglieder Józef Piłsudski als allein maßgebliche, geschichtsprägende Persönlichkeit ansahen. Die ersten Statuten von 1923 und 1930 schrieben zwar diese Personifizierung der polnischen Geschichte nicht fest, aber die Tendenz, das Piłsudski-Lager in den Mittelpunkt zu stellen und die anderen politischen Richtungen außer acht zu lassen, ist schon in ihnen deutlich erkennbar. Insgesamt identifizierte das Forschungsinstitut die Neueste Geschichte Polens allein mit dem Marschall, personifizierte sie dadurch und tendierte folglich in seiner Forschungsarbeit zu einer hagiographischen und mythologisierenden Interpretation der Geschichte. unbekannte Fotografien veröffentlicht werden könnten (vgl. die Akte CAW, IBNHP, 8, in der die entsprechenden Vortragstexte, Aufrufe etc. zusammengefaßt sind). Der Band ist jedoch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht mehr erschienen. 237 LIPIŃSKI, Materiały, erläutert das geplante Vorgehen: Erschließung von Erinnerungen und anderen Quellen von Mitarbeitern und Zeitgenossen, Umfragen und Gespräche mit Zeitzeugen. Dann sollte zunächst eine Lebenschronik erstellt werden, auf deren Grundlage dann die Biographie hätte erarbeitet werden können. 238 Dazu erließ das Piłsudski-Institut Aufrufe u.a. auch an die Mitarbeiter und Soldaten Piłsudskis, die nicht nur ihre Dokumente zur Verfügung stellen, sondern sich auch zu Interviews bereiterklären sollten. Dabei wurde betont, daß Dienstgeheimnisse etc. gewahrt werden würden. Vgl. den Aufruf in: CCIK, f. 476-1-11, B. 41; weitere Materialien, in: CAW, IBNHP, 25, n.pag. 115

punkt sollten die Materialsammlungen für die Ausarbeitung einer (wissenschaftlichen)<br />

Biographie darstellen. 237 Zu diesem Zweck versuchte das <strong>Piłsudski</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

möglichst alle Informationen <strong>und</strong> Dokumente über den Marschall zusammenzutragen.<br />

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Dies alles zeigt, daß die <strong>Institut</strong>smitglieder Józef <strong>Piłsudski</strong> als allein maßgebliche,<br />

geschichtsprägende Persönlichkeit ansahen. Die ersten Statuten von 1923 <strong>und</strong> 1930<br />

schrieben zwar diese Personifizierung der polnischen Geschichte nicht fest, aber die<br />

Tendenz, das <strong>Piłsudski</strong>-Lager in den Mittelpunkt zu stellen <strong>und</strong> die anderen politischen<br />

Richtungen außer acht zu lassen, ist schon in ihnen deutlich erkennbar. Insgesamt<br />

identifizierte das Forschungsinstitut die Neueste Geschichte Polens allein mit<br />

dem Marschall, personifizierte sie dadurch <strong>und</strong> tendierte folglich in <strong>seine</strong>r Forschungsarbeit<br />

zu einer hagiographischen <strong>und</strong> mythologisierenden Interpretation der<br />

Geschichte.<br />

unbekannte Fotografien veröffentlicht werden könnten (vgl. die Akte CAW, IBNHP, 8, in<br />

der die entsprechenden Vortragstexte, Aufrufe etc. zusammengefaßt sind). <strong>Der</strong> Band ist jedoch<br />

vor Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht mehr erschienen.<br />

237 LIPIŃSKI, Materiały, erläutert das geplante Vorgehen: Erschließung von Erinnerungen <strong>und</strong><br />

anderen Quellen von Mitarbeitern <strong>und</strong> Zeitgenossen, Umfragen <strong>und</strong> Gespräche mit Zeitzeugen.<br />

Dann sollte zunächst eine Lebenschronik erstellt werden, auf deren Gr<strong>und</strong>lage<br />

dann die Biographie hätte erarbeitet werden können.<br />

238 Dazu erließ das <strong>Piłsudski</strong>-<strong>Institut</strong> Aufrufe u.a. auch an die Mitarbeiter <strong>und</strong> Soldaten <strong>Piłsudski</strong>s,<br />

die nicht nur ihre Dokumente zur Verfügung stellen, sondern sich auch zu Interviews<br />

bereiterklären sollten. Dabei wurde betont, daß Dienstgeheimnisse etc. gewahrt werden<br />

würden. Vgl. den Aufruf in: CCIK, f. 476-1-11, B. 41; weitere Materialien, in: CAW,<br />

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