Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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freit wurde. Staatliche Subventionen lassen sich in den Quellen erst für die Tätigkeit nach dem Statut von 1936 feststellen. 190 Bedeutsam war auch die Beziehung zur Regierungsebene, die nicht nur in bezug auf die Subventionen seit 1936 formal festgelegt war. Die Präambel unterstrich, daß das Institut unter „staatlicher Obhut und insbesondere der des Generalinspekteurs der Streitkräfte“ 191 stünde. Ein gemeinsamer Delegierter des Ministeriums für Militärangelegenheiten, des Ministerstwo Wyznań Religijnych i Oświecenia Publicznego (Ministerium für Religionsgemeinschaften und Öffentliche Bildung, MWRiOP, im folgenden kurz als Kultusministerium bezeichnet) und des Innenministeriums kontrollierte Programmatik, Tätigkeit und Ausgaben des Instituts und erstattete den Ministerien darüber Bericht. Dieser Delegierte sollte der Direktor des Wojskowe Biuro Historyczne sein. 192 Faktisch nahm dessen Leiter seit 1930 an den Sitzungen der Institutsdirektion als Generalsekretär des Instytut Badania Najnowszej Historii Polski teil, so daß schon vor 1936 eine personelle Verknüpfung beider Einrichtungen bestand. 193 Der Minister für Militärangelegenheiten beharrte daher bei den Entwürfen für das neue Statut darauf, daß die Beziehungen untereinander ausdrücklich definiert würden, zumal das Wojskowe Biuro Historyczne die militärhistorische Forschung über die Jahre 1910 bis 1921 durchführte. 194 Schließlich ar- retär in seinem Bericht auf der Mitgliederversammlung vom 24.III.1937, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag. 190 Der Entwurf des Statuts, in: CCIDK, f. 476-1-12, B. 160, sah staatliche Subventionen als Finanzierungsmöglichkeit vor. Eine Aufstellung des Budgets nennt in CCIDK, f. 476-1-12, B. 165, eine ständige Subvention in Höhe von 60 000 Złoty durch das Ministerium für Militärangelegenheiten. Das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 28.III.1938, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag., verdeutlicht den Etat für das vergangene Jahr: Das Instytut Badania Najnowszej Historii Polski erhielt vom Ministerium für Militärangelegenheiten 60 540 Złoty Zuschuß, während es an Gewinnen aus dem Verkauf von Publikationen 20 146,77 Złoty und an Mitgliedsbeiträgen nur 740 Złoty erhielt. Es nahm 91 143,52 Złoty ein, die Ausgaben betrugen 105 609,88 Złoty. Davon entfielen auf das Personal 69 180 Złoty und auf die Subvention der Zeitschrift Niepodległość 6844,17 Złoty. Die Differenz zwischen Ein- und Ausgaben ergibt sich daraus, daß in die Auflistung der Einnahmen nur die Gewinne aus den Verkäufen aufgenommen wurden und nicht die gesamten Verkaufseinnahmen. 191 „pod opieką Państwa, a w szczególności Gen.Insp.Sił Zbrojnych“ (SKRZYPEK, S. 141); der Entwurf des Statuts von 1936 sah noch die Formulierung „unter der Schirmherrschaft“ („pod protektoratem“) des Generalinspekteurs der Streitkräfte vor. Vgl. CCIDK, f. 476-1- 12, B. 157. 192 Vgl. die Instruktionen für den Delegierten, in: CCIDK, f. 476-1-11, B. 96-99 und f. 476-1- 12, B. 155. 193 Die Hilfen bestanden in der Bereitstellung eines Raumes und in monatlichen Zuschüssen von insgesamt 2400 Złoty für die Angestellten. Vgl. den Bericht des Direktors vom 25.VI. 1936, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag. 194 Vgl. den Brief des Ministerbüros für Militärangelegenheiten vom 16.IX.1936 an den Vorsitzenden des Instituts, in: CCIK, f. 476-1-12, B. 163. 108

eitete das Instytut Badania Najnowszej Historii Polski auch mit dem Józef-Piłsudski- Museum im Belweder, dessen Direktor auch Institutsmitglied war, und teilweise auch mit dem Obersten Gedächtniskomitee zusammen. 195 Die Statuten von 1923 und 1936 unterschieden sich grundsätzlich nur in der Definition des zu erforschenden Zeitraums, der mit dem Januaraufstand einsetzte: Das Statut von 1923 definierte diesen Zeitabschnitt als die „Nachaufstandszeit“ (doba popowstaniowa), d.h. die Jahre von 1863/64 bis 1918, während das Statut von 1936 diesen zu bearbeitenden Zeitraum mit der Erforschung der Ereignisse, „die mit der Tätigkeit Piłsudskis sowie seiner Epoche“ 196 verbunden waren, beschrieb und damit gleichzeitig auch den Forschungsrahmen bis zum Jahr 1935 ausweitete. Die Mitgliederversammlung vom Mai 1936 hatte den Januaraufstand als Beginn des Forschungszeitraums festgelegt, weil er die geistigen Grundlagen für Piłsudski geschaffen habe 197 , wobei die Periodisierung nach den Lebensabschnitten des Marschalls erfolgen sollte. 198 Die Geschichte des Instituts läßt sich somit in drei Phasen unterteilen, die eng mit der damaligen politischen Entwicklung verbunden sind. In der ersten Phase trat es lediglich durch die Publikation von Wspomnienia legjonowe 199 („Erinnerungen an die Legionen“) in Erscheinung. Von Bedeutung ist die Entscheidung der Mitglieder im November 1924, daß möglichst alle Materialien über den von Piłsudski und seinem Lager geführten Unabhängigkeitskampf gesammelt werden sollten. 200 In diesem Zusammenhang rief beispielsweise Sławek die Legionäre im Legionärsverband (ZLP) dazu auf, Dokumente über Piłsudski und über seine Gefolgsleute zusammenzutra- 195 Vgl. den Bericht des Direktors auf der Mitgliederversammlung vom 24.III.1937, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag. Diese beiden Institutionen tauschten untereinander Materialien aus. So kopierte beispielsweise das Piłsudski-Institut die Handschriften Piłsudskis aus dem Museum. Der genaue Grad der Zusammenarbeit läßt sich jedoch nicht feststellen. 196 LIPIŃSKI, Organisation, S. 508. 197 Vgl. das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 25.VI.1936, in: CAW, IBNHP, 2, n.pag; vgl. auch die Anmerkungen zum Entwurf des neuen Statuts, in: CAW, IBNHP 1, n.pag. 198 Vgl. ebenda. 199 Vgl. Wspomnienia legjonowe. Materjały z dziejów walk o Niepodległość. Das Vorwort des ersten Bandes (J. JĘDRZEJEWICZ, Przedmowa, S. 3 f.) macht deutlich, daß sich alle Autoren der „historischen Wahrheit“ verpflichtet fühlten. Der tendenziöse Charakter des Bandes wird aber in dem Schlußsatz offenbar, wonach der Leser erkennen sollte, was die Erste Brigade der polnischen Legionen gewesen sei und wie sich ihre Beziehung zu den anderen militärischen Formationen gestaltet habe. Piłsudski legte in der Einleitung (PIŁSUDSKI, Wstęp, S. 5 f.) dar, daß er den ersten Band initiiert habe. Er trug selbst seinen Teil zum ersten Band über die Kämpfe bei Czeremoszno am 15.IX.1915 (PIŁSUDSKI, Czeremoszno) und zum zweiten Band über die Schlacht bei Ożarów am 26.II.1915 (S. 40-48) bei. 200 Vgl. das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 2.XI.1924, in: AAN, IBNHP, 357/6. 109

freit wurde. Staatliche Subventionen lassen sich in den Quellen erst für die Tätigkeit<br />

nach dem Statut von 1936 feststellen. 190 Bedeutsam war auch die Beziehung zur Regierungsebene,<br />

die nicht nur in bezug auf die Subventionen seit 1936 formal festgelegt<br />

war. Die Präambel unterstrich, daß das <strong>Institut</strong> unter „staatlicher Obhut <strong>und</strong> insbesondere<br />

der des Generalinspekteurs der Streitkräfte“ 191 stünde. Ein gemeinsamer<br />

Delegierter des Ministeriums für Militärangelegenheiten, des Ministerstwo Wyznań<br />

Religijnych i Oświecenia Publicznego (Ministerium für Religionsgemeinschaften <strong>und</strong><br />

Öffentliche Bildung, MWRiOP, im folgenden kurz als <strong>Kult</strong>usministerium bezeichnet)<br />

<strong>und</strong> des Innenministeriums kontrollierte Programmatik, Tätigkeit <strong>und</strong> Ausgaben des<br />

<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> erstattete den Ministerien darüber Bericht. Dieser Delegierte sollte der<br />

Direktor des Wojskowe Biuro Historyczne sein. 192 Faktisch nahm dessen Leiter seit<br />

1930 an den Sitzungen der <strong>Institut</strong>sdirektion als Generalsekretär des Instytut Badania<br />

Najnowszej Historii Polski teil, so daß schon vor 1936 eine personelle Verknüpfung<br />

beider Einrichtungen bestand. 193 <strong>Der</strong> Minister für Militärangelegenheiten beharrte<br />

daher bei den Entwürfen für das neue Statut darauf, daß die Beziehungen untereinander<br />

ausdrücklich definiert würden, zumal das Wojskowe Biuro Historyczne die militärhistorische<br />

Forschung über die Jahre 1910 bis 1921 durchführte. 194 Schließlich ar-<br />

retär in <strong>seine</strong>m Bericht auf der Mitgliederversammlung vom 24.III.1937, in: CAW,<br />

IBNHP, 1, n.pag.<br />

190<br />

<strong>Der</strong> Entwurf des Statuts, in: CCIDK, f. 476-1-12, B. 160, sah staatliche Subventionen als<br />

Finanzierungsmöglichkeit vor. Eine Aufstellung des Budgets nennt in CCIDK, f. 476-1-12,<br />

B. 165, eine ständige Subvention in Höhe von 60 000 Złoty durch das Ministerium für Militärangelegenheiten.<br />

Das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 28.III.1938, in: CAW,<br />

IBNHP, 1, n.pag., verdeutlicht den Etat für das vergangene Jahr: Das Instytut Badania<br />

Najnowszej Historii Polski erhielt vom Ministerium für Militärangelegenheiten 60 540<br />

Złoty Zuschuß, während es an Gewinnen aus dem Verkauf von Publikationen 20 146,77<br />

Złoty <strong>und</strong> an Mitgliedsbeiträgen nur 740 Złoty erhielt. Es nahm 91 143,52 Złoty ein, die<br />

Ausgaben betrugen 105 609,88 Złoty. Davon entfielen auf das Personal 69 180 Złoty <strong>und</strong><br />

auf die Subvention der Zeitschrift Niepodległość 6844,17 Złoty. Die Differenz zwischen<br />

Ein- <strong>und</strong> Ausgaben ergibt sich daraus, daß in die Auflistung der Einnahmen nur die Gewinne<br />

aus den Verkäufen aufgenommen wurden <strong>und</strong> nicht die gesamten Verkaufseinnahmen.<br />

191<br />

„pod opieką Państwa, a w szczególności Gen.Insp.Sił Zbrojnych“ (SKRZYPEK, S. 141); der<br />

Entwurf des Statuts von 1936 sah noch die Formulierung „unter der Schirmherrschaft“<br />

(„pod protektoratem“) des Generalinspekteurs der Streitkräfte vor. Vgl. CCIDK, f. 476-1-<br />

12, B. 157.<br />

192<br />

Vgl. die Instruktionen für den Delegierten, in: CCIDK, f. 476-1-11, B. 96-99 <strong>und</strong> f. 476-1-<br />

12, B. 155.<br />

193<br />

Die Hilfen bestanden in der Bereitstellung eines Raumes <strong>und</strong> in monatlichen Zuschüssen<br />

von insgesamt 2400 Złoty für die Angestellten. Vgl. den Bericht des Direktors vom 25.VI.<br />

1936, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag.<br />

194<br />

Vgl. den Brief des Ministerbüros für Militärangelegenheiten vom 16.IX.1936 an den Vorsitzenden<br />

des <strong>Institut</strong>s, in: CCIK, f. 476-1-12, B. 163.<br />

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