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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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Lager auch andere politische Kräfte bestrebt waren, ihre Rolle bei der Wiedererlangung<br />

der Unabhängigkeit hervorzuheben, so daß das <strong>Piłsudski</strong>-Lager offensichtlich<br />

unter „Konkurrenzdruck“ stand, der es veranlaßte, sein eigenes Geschichtsbild bekannt<br />

zu machen. Außerdem befanden sich wesentliche historische Dokumente aus<br />

der Teilungszeit in nicht zugänglichen Beständen der staatlichen Archive der ehemaligen<br />

Teilungsmächte, wobei die aufgr<strong>und</strong> der konspirativen Tätigkeit spärlichen<br />

Quellen über die polnischen Unabhängigkeitsbestrebungen seit dem Januaraufstand<br />

in Vergessenheit zu geraten bzw. vernichtet zu werden drohten. Ferner hatten die polnischen<br />

Universitäten den Zeitraum ihrer Forschung <strong>und</strong> Lehre im Bereich der polnischen<br />

Geschichte bis zu den 1870er Jahren beschränkt, so daß sich das <strong>Institut</strong> seit<br />

1936 für die Gründung eines Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Warschauer<br />

Józef-<strong>Piłsudski</strong>-Universität einsetzte. Gleichzeitig hatten aber auch andere regionale<br />

<strong>Institut</strong>e wie das Instytut Bałtycki (Ostseeinstitut) in Thorn kein Interesse an der Zeit<br />

von 1863 bis 1918. 185 Daher sollte das Instytut Badania Najnowszej Historii Polski<br />

auch Forschungen zur Neuesten Geschichte Polens initiieren <strong>und</strong> koordinieren. 186<br />

Die Statuten von 1923 <strong>und</strong> 1936 – weniger das Statut von 1930 187 – illustrieren<br />

die Zielsetzungen der <strong>Institut</strong>sgründer. Die gr<strong>und</strong>sätzlichen Aufgaben unterschieden<br />

sich jedoch nicht voneinander. Das <strong>Institut</strong> sollte die historischen Materialien aus der<br />

Zeit nach 1864 sammeln <strong>und</strong> archivieren, oder, wenn dies nicht möglich war, sie wenigstens<br />

sichten. Es sollte sie schließlich erforschen <strong>und</strong> veröffentlichen. Dazu sollte<br />

das Instytut Badania Najnowszej Historii Polski mit staatlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

<strong>Institut</strong>ionen des In- <strong>und</strong> Auslands zusammenarbeiten. Das Statut von 1923 grenzte<br />

das Tätigkeitsfeld auf das Gebiet Polens ein, das von 1930 weitete es ins Ausland<br />

bzw. das von 1936 auf die Polonia aus. Die Statuten schrieben außerdem die Abhaltung<br />

von regelmäßigen Mitgliederversammlungen <strong>und</strong> von öffentlichen Vorträgen,<br />

Konferenzen, Kursen etc. vor. Wohl vor allem aus finanziellen Gründen förderte das<br />

<strong>Institut</strong> keine individuellen Forschungsvorhaben. 188 Es sollte sich vor allem auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage von privaten Spenden, Beihilfen <strong>und</strong> den Erträgen von Vorträgen <strong>und</strong><br />

Veröffentlichungen finanzieren. Erst das Statut von 1936 bzw. die Bestätigung durch<br />

den Ministerrat vom 17. Dezember 1936 stellte fest, daß das <strong>Institut</strong> eine gemeinnützige<br />

Einrichtung 189 sei, so daß es deswegen von sämtlichen Steuern <strong>und</strong> Abgaben be-<br />

185<br />

Vgl. SKRZYPEK, S. 138 f.; JASKÓLSKI, S. 84 f. <strong>und</strong> 180.<br />

186<br />

So jedenfalls nach den Anmerkungen zum Entwurf der Statuten von 1936 (CAW, IBNHP,<br />

1, n.pag.). Aufgr<strong>und</strong> der beschriebenen Defizite in der damaligen polnischen historischen<br />

Forschung ist anzunehmen, daß die Gründer dieses ehrgeizige Ziel schon bei der Errichtung<br />

des <strong>Institut</strong>s verfolgten.<br />

187<br />

Vgl. die Statuten, in: AAN, IBNHP, 357/5.<br />

188<br />

Vgl. JASKÓLSKI, S. 97.<br />

189<br />

Siehe auch den Entwurf zum Statut in: CCIDK, f. 476-1-12, B. 157; auch in: CAW,<br />

IBNHP, 2, n.pag. Es erhielt damit den gleichen Status wie die Józef-<strong>Piłsudski</strong>-Nationalbibliothek<br />

<strong>und</strong> die Józef-<strong>Piłsudski</strong>-Universität in Warschau. Dies betont der Generalsek-<br />

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