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Heidi Hein, Der Piłsudski-Kult und seine Bedeutung ... - Herder-Institut

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lich mit militärisch-taktischen <strong>und</strong> operativen Fragen <strong>und</strong> nur innerhalb dieser Fragestellung<br />

ansatzweise mit allgemeinen politischen oder umfasssenderen Problemen.<br />

Diese Lücke schloß erst im Jahre 1923 die Gründung des Instytut Badania Najnowszej<br />

Historii Polski (Forschungsinstitut für die Neueste Geschichte Polens,<br />

IBNHP). 180<br />

Die Entstehung dieses Forschungsinstituts 181 in Warschau ist eng mit dem Bestreben<br />

der Piłsudczycy verb<strong>und</strong>en, ihr Bild vom „Kommandanten“ zu popularisieren. Ob<br />

diese Gründung durch eine neunköpfige Personengruppe 182 , wie nach 1935 häufig<br />

behauptet wurde, tatsächlich auf eine gezielte Anregung <strong>Piłsudski</strong>s zurückging oder<br />

lediglich zur „Legende“ um ihn beitrug, läßt sich aufgr<strong>und</strong> der Aktenlage heute nicht<br />

mehr eindeutig klären. Die Gründe für die Bildung dieses <strong>Institut</strong>s liegen im politischen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen 183 Bereich. Ein Hauptmotiv findet sich in der bei der<br />

<strong>Institut</strong>sgründung nicht explizit formulierten Erkenntnis 184 , daß neben dem <strong>Piłsudski</strong>-<br />

erschienen) wichtige Dokumente über den Krieg mit der Roten Armee vermißte <strong>und</strong> auf<br />

dem Legionärstag im August 1924 in diesem Zusammenhang der amtierenden Regierung<br />

Geschichtsfälschung vorwarf. Dieses führte zu einem heftigen Disput zwischen den Beteiligten<br />

<strong>und</strong> den Anhängern beider Seiten. So warf Stachiewicz beispielsweise Kukiel vor,<br />

Unterlagen gefälscht zu haben. <strong>Der</strong> Konflikt beruhigte sich trotz bzw. gerade wegen der<br />

Feststellung einer vom Ministerium für Militärangelegenheiten berufenen Untersuchungskommission,<br />

daß die Vorwürfe nicht berechtigt seien, nur allmählich. Vgl. die Akten in:<br />

IJPA, AJP, 36 <strong>und</strong> 38.<br />

180 Vgl. LIPIŃSKI, Stan badań, S. 164 ff.; RAKOWSKI.<br />

181 Daneben sind zur Geschichte des <strong>Institut</strong>s gr<strong>und</strong>legend: PEŁCZARSKI; KIEDRZYŃSKA;<br />

SKRZYPEK <strong>und</strong> trotz einiger Mängel JASKÓLSKI. Vgl. auch LIPIŃSKI, Organisation.<br />

182 Die Gründer waren Walery Sławek, Aleksander Dębski, Wacław Sieroszewski, Adam<br />

Skwarczyński, Michał Sokolnicki, Artur Śliwiński, Kazimierz Świtalski, Aleksander Prystor<br />

<strong>und</strong> Leon Wasilewski (vgl. PEŁCZARSKI, S. 3; SKRZYPEK, S. 138; KIEDRZYŃSKA, S.<br />

39). Nach JASKÓLSKI, S. 85 <strong>und</strong> 91, ging die Initiative von Sławek aus; PEŁCZARSKI, S. 2,<br />

verlegt diese in die nächste „Umgebung“ <strong>Piłsudski</strong>s. Nach dem Tod <strong>Piłsudski</strong>s bzw. der<br />

Benennung des <strong>Institut</strong>s nach <strong>Piłsudski</strong> wird aber dessen Initiative in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt<br />

(vgl. Kurier Bałtycki/„Ostsee-Kurier“ vom 12.V.1937, in: CAW, IBNHP, 1, n.pag.;<br />

Tätigkeitsbericht des <strong>Institut</strong>s 1923-1936, in: CAW, IBNHP, 2, n.pag.; Memorandum zur<br />

Gründung eines Lehrstuhls für die Neueste Geschichte Polens an der Warschauer Universität<br />

in: CCIDK, f. 476-1-5, B. 12). Im Protokoll der Mitgliederversammlung vom 25.VI.<br />

1936 wird der Marschall dagegen als „geistiger Initiator“ („duchowy initiator“) <strong>und</strong> auch<br />

als langjähriger Schirmherr (<strong>Piłsudski</strong> war, nach der Aktenlage, formaliter weder Mitglied<br />

noch Mentor oder Mäzen des <strong>Institut</strong>s) bezeichnet (vgl. CAW, IBNHP 1, n.pag.), aber auch<br />

LIPIŃSKI, Organisation, S. 504, merkt an, daß das <strong>Institut</strong> unter <strong>Piłsudski</strong>s „Auspi-<br />

zien“ gegründet worden sei.<br />

183 Zur Beschreibung des Zustands der Geschichtswissenschaft siehe z.B. TYMIENIECKI.<br />

184 <strong>Der</strong> Tätigkeitsbericht des <strong>Institut</strong>s von 1923-1936, in: CAW, IBNHP, 2, n.pag., hebt hervor,<br />

daß vor der Gründung nur politisch tendenziöse Arbeiten entstanden seien, die das<br />

Wirken <strong>Piłsudski</strong>s <strong>und</strong> <strong>seine</strong>r Anhänger falsch darstellten.<br />

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