View - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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3.5 Zellwachstum auf Substraten 43<br />
durch eine Elektrolytschicht von ca. 10 bis 100 nm getrennt. Dabei wird das Zytoplasma<br />
durch die Zellmembran vom Elektrolyten isoliert. Gleichzeitig isoliert eine Schicht aus<br />
Siliziumdioxid den Silizium-Chip vom Elektrolyten [92, 93] . Die wesentlichen Verhaltensweisen<br />
können durch ein zweigeteiltes Ersatzschaltbild beschrieben werden, das für zwei<br />
spezifische Ionenleitfähigkeiten in Abb. 3.27 dargestellt ist. Die Zellmembran - hier unterteilt<br />
in die gekoppelte Fläche AJM und den Bereich AFM ohne Kontakt zwischen Silizium<br />
und Zelle - lässt sich über verschiedene ionenspezifische Leitfähigkeiten pro freier bzw. gekoppelter<br />
Fläche charakterisieren (gi FM bzw. gi JM ). Diese Leitfähigkeiten hängen von der<br />
Membranspannung ab. Die spezifische Membrankapazität cM ist gleich für die gesamte<br />
Zelle, und die Mikroelektrode hat die spezifische Kapazität cEL. Die elektrische Abdichtung<br />
zwischen Zelle und Chip lässt sich durch die spezifische Leitfähigkeit gJ beschreiben.<br />
Durch eine Mikropipette wird ein Strom IINJ in die Zelle injiziert. Dann werden die intrazelluläre<br />
Spannung VM und die lokale extrazelluläre Spannung VJ über die Strombilanz in<br />
der Zelle und an der Schnittstelle zum Chip bestimmt. Unter der Annahme einer schnellen,<br />
schwachen und gleichzeitig kleinen Kopplung zwischen Zelle und Chip lässt sich VJ(t)<br />
dann über die Differenzen der ionischen Ströme und durch IINJ bestimmen zu [92] :<br />
dVJ<br />
cEL<br />
dt + gJVJ = �<br />
i<br />
(g i JM − g i FM) · (VM − V i<br />
0 )+ IINJ<br />
AFM<br />
(3.30)<br />
Mit diesem Kopplungsmodell unter den drei genannten Bedingungen konnten Fromherz<br />
et al. zeigen, dass extrazelluläre Signalableitungen deutlich von den spannungsgesteuerten<br />
Ionenleitfähigkeiten einer Zellmembran abhängen.<br />
Auf der Basis eines einfachen Impedanzmodells für das Interface zwischen Neuron und<br />
Elektrode gelang es Buitenweg et al. im Jahr 2002 den linearen Anteil des neuronalen Antwortsignals<br />
bei Stimulation durch einen Strompuls vorherzusagen [94, 95] . Hieraus ließ sich<br />
der nichtlineare Anteil der extrazellulären Antwort abschätzen, woraus anschließend die<br />
aktiven Membranströme für die unterschiedlichen Ionenkanäle ermittelt werden konnten.<br />
Durch die Spannungsabhängigkeit der Membranströme wurde dann auf die Verteilung<br />
der unterschiedlichen Kanäle an der Zellmembran geschlossen. Hierfür stellten Buitenweg<br />
et al. ein Modell mit finiten Elementen auf, das den Einfluss der Ionenkanal-Verteilung<br />
auf den Kontakt zwischen Neuron und Elektrode beschreibt. Ihre Simulationen verglichen<br />
sie mit experimentellen Daten und kamen zu dem Schluss, dass die Verteilung der<br />
Ionenkanäle ausschlaggebend für die Ableitung und Interpretation extrazellulärer Signale<br />
ist.