Karsten Sommer - BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland

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29.01.2013 Aufrufe

M:\Dokumente und Einstellungen\KUEHNS\Lokale Einstellungen\Temporary Internet Files\OLKF6\05-060-07-Stellungnahme im PlFVerf.doc - 8 - Das tatsächliche Verkehrsaufkommen mit dem zu rechnen sein wird, ist wesentlich niedriger als im Erläuterungsbericht angenommen. Aufgrund der realen Verkehrsentwicklung der letzten Jahre, dem steigenden Benzinpreis – mit weiterhin zu erwartender Steigerung aufgrund global steigender Nachfrage und sinkenden Förderkapazitäten – und des demographischen Wandels wird das Verkehrsaufkommen sinken. Diese drei Aspekte werden in der Prognose wohl eben so wenig berücksichtigt wie in der Aktualisierung der VUNO von 2002, die von den selben Autoren stammt. Ein Bedarf für den Bau der gesamten BAB A 14 von Magdeburg nach Schwerin ist nicht gegeben. Der Erläuterungsbericht schafft es nicht, einen Bedarf plausibel und nachvollziehbar zu begründen. Auch aus dem Verweis auf die Verkehrsuntersuchung Nord-Ost (VUNO) lässt sich keine Rechtfertigung ableiten, denn zum einen beruht die VUNO auf veralteten Daten, zum anderen leitet sie einen Bedarf für den Bau einer völlig neuen Autobahn zwischen Magdeburg und Ludwigslust nicht wissenschaftlich ab, sondern hat offenbar die Aufgabe, eine politische Entscheidung nachträglich zu begründen. Die Mindestvoraussetzung, die das BVerwG als Rechtfertigung verlangt, nämlich dass das Vorhaben „vernünftigerweise geboten“ ist (zuletzt BVerwG vom 15.01.04, Az. 4 A 11.02), ist nicht erfüllt. Die Verkehrsverhältnisse in der Region Der Erläuterungsbericht stellt fest: „Die B 189 (in Verbindung mit der B 5 außerhalb Sachsen-Anhalts) stellt die einzige leistungsfähige überregionale Nord-Süd- Bundesstraßenverbindung zwischen den Oberzentren Magdeburg und Schwerin dar“ (Erläuterungsbericht, Seite 12). Damit ist klargestellt: die B 189/B 5 sind leistungsfähige (Bundes-) Fernstraßen. Als erstes Argument für den Bau der A 14 nennt der Erläuterungsbericht die zunehmende Bedeutung der Nord- und Ostseehäfen, die gemeinsam mit der Fertigstellung der A 14 das Verkehrsaufkommen zwischen Magdeburg und Schwerin ansteigen lasse (Erläuterungsbericht, Seite 12). Dieser Effekt ist aber ausschließlich darauf zurück zu führen, dass die A 14 die Verbindungen zwischen Magdeburg und Schwerin und damit zwischen Magdeburg und Ostseehäfen wie Kiel, Rostock und Wismar um maximal 70 km verkürzt. Die Verbindung zu den beiden wichtigen Nordsee-Häfen kann die A 14 aber nicht verbessern: Nach Bremerhaven ist die bestehende Strecke sogar um 140 km kürzer. Auch im weiteren Verlauf bringt die A 14 keine Verbesserung. Selbst die Strecke von Rostock nach Halle beträgt über die A 24/A 10/A 9 nur 360 km während man über die A 14 etwa 15 km länger fahren müsste. Entfernung nach Magdeburg ohne A 14 (Bestand) über A 14 (Planung) von Bremerhaven 310 km 450 km von Hamburg 280 km 280 km von Kiel 375 km 345 km von Rostock 325 km 290 km Wismar 275 km 240 km

M:\Dokumente und Einstellungen\KUEHNS\Lokale Einstellungen\Temporary Internet Files\OLKF6\05-060-07-Stellungnahme im PlFVerf.doc - 9 - Das zweite von den Straßenbaubehörden vorgetragene Argument für den Bau der A 14 ist der Freizeitverkehr. Insbesondere wird das Heide-Camp Colbitz als Grund für steigendes regionales und überregionales Verkehrsaufkommen genannt. Das Heide-Camp ist ein relativ kleiner 5-Sterne Camping-Platz, der neben seiner guten Ausstattung mit der Ruhe der Heidelandschaft und der dort unberührten Natur sowie der großen unzerschnittenen Landschaft wirbt. Damit wird es bald bald vorbei: Die A 14 wird in 300 Metern Entfernung vom Freizeitzentrum (Erläuterungsbericht, Seite 29) auf einem etwas über 7 Meter hohen Damm (Erläuterungsbericht, Seite 38) vorbei führen. Als Lärmschutz sind lediglich einige Lärmschutzfenster vorgesehen. Die Auswirkungen auf das vom Heide-Camp generierte Verkehrsaufkommen sind offensichtlich: Es wird sinken. Als drittes Argument wird die laut Prognose bis 2015 ansteigende Verkehrsbelastung genannt (Erläuterungsbericht, Seite 12). Zweispurige (vierspurige) Bundesstraßen haben in der Regel eine Kapazität von bis zu 20.000 KFZ pro 24 Stunden. Ausgehend von der niedrigen Belastung in Colbitz von 12.000 KFZ/24 Stunden im Jahr 2002 (Ministerium oder Amt: Verkehrsmengenkarte Jahr) müsste fast eine Verdoppelung eintreten, um die B 189 zu überlasten. Das ist ebenso unrealistisch wie die zugrundegelegten Prognosen. Deren Ergebnisse sind nur durch unwahrscheinliche Annahmen erklärbar. Auch die allgemeine Verkehrszunahme kann auf keinen Fall einen Ausbau rechtfertigen. Gegenüber dem Jahr 2001 resultiert im Jahre 2004 ein Zuwachs der Verkehrsleistung in Deutschland (inklusive Wachstumskerne!) um 2,7 % („Verkehr in Zahlen 2005/2005“). Das vorhandene Straßennetz der Region wird das realistisch zu erwartende Verkehrsaufkommen vollkommen zureichend abwickeln können. Als viertes Argument für den Bau der A 14 wird die Unverträglichkeit zwischen der städtebaulichen Situation einiger Orte und dem angeblich zu erwartenden Verkehrsaufkommen genannt. Zudem entstünden Überlagerungen des örtlichen Ziel- und Quellverkehrs mit dem „übergeordneten Fernverkehr“ (Erläuterungsbericht, Seite 12). Schon allein durch die ausbleibende Verkehrssteigerung verliert dieses Argument an Gewicht. Zum Thema der Überlagerung unterschiedlicher Verkehre ist erstens zu bemerken, dass Bundesfernstraßen für alle Verkehrsarten gewidmet und ausgebaut sind und nicht nur für den örtlichen Ziel- und Quellverkehr. Da zweitens nicht ausgeführt wird, welche Anteile der örtliche und der überörtliche Verkehr am Aufkommen in den einzelnen Ortschaften hat, ist nicht nachvollziehbar welche Entlastung der Bau der A 14 für die Ortschaften bringt. In der Regel – das zeigen mehrere Untersuchungen der letzten Jahre (unter anderem des Bundesverkehrsministeriums im Zuge der Bundesverkehrswegeplanung 2003) - wird der Anteil des

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Das tatsächliche Verkehrsaufkommen mit dem zu rechnen sein wird, ist wesentlich niedriger<br />

als im Erläuterungsbericht angenommen. Aufgr<strong>und</strong> der realen Verkehrsentwicklung der letzten<br />

Jahre, dem steigenden Benzinpreis – mit weiterhin zu erwartender Steigerung aufgr<strong>und</strong><br />

global steigender Nachfrage <strong>und</strong> sinkenden Förderkapazitäten – <strong>und</strong> des demographischen<br />

Wandels wird das Verkehrsaufkommen sinken. Diese drei Aspekte werden in der Prognose<br />

wohl eben so wenig berücksichtigt wie in der Aktualisierung der VUNO von 2002, die von<br />

den selben Autoren stammt.<br />

Ein Bedarf <strong>für</strong> den Bau der gesamten BAB A 14 von Magdeburg nach Schwerin ist nicht gegeben.<br />

Der Erläuterungsbericht schafft es nicht, einen Bedarf plausibel <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

zu begründen. Auch aus dem Verweis auf die Verkehrsuntersuchung Nord-Ost (VUNO) lässt<br />

sich keine Rechtfertigung ableiten, denn zum einen beruht die VUNO auf veralteten Daten,<br />

zum anderen leitet sie einen Bedarf <strong>für</strong> den Bau einer völlig neuen Autobahn zwischen Magdeburg<br />

<strong>und</strong> Ludwigslust nicht wissenschaftlich ab, sondern hat offenbar die Aufgabe, eine<br />

politische Entscheidung nachträglich zu begründen. Die Mindestvoraussetzung, die das<br />

BVerwG als Rechtfertigung verlangt, nämlich dass das Vorhaben „vernünftigerweise geboten“<br />

ist (zuletzt BVerwG vom 15.01.04, Az. 4 A 11.02), ist nicht erfüllt.<br />

Die Verkehrsverhältnisse in der Region<br />

Der Erläuterungsbericht stellt fest: „Die B 189 (in Verbindung mit der B 5 außerhalb Sachsen-Anhalts)<br />

stellt die einzige leistungsfähige überregionale Nord-Süd-<br />

B<strong>und</strong>esstraßenverbindung zwischen den Oberzentren Magdeburg <strong>und</strong> Schwerin dar“<br />

(Erläuterungsbericht, Seite 12). Damit ist klargestellt: die B 189/B 5 sind leistungsfähige<br />

(B<strong>und</strong>es-) Fernstraßen.<br />

Als erstes Argument <strong>für</strong> den Bau der A 14 nennt der Erläuterungsbericht die zunehmende<br />

Bedeutung der Nord- <strong>und</strong> Ostseehäfen, die gemeinsam mit der Fertigstellung der A 14 das<br />

Verkehrsaufkommen zwischen Magdeburg <strong>und</strong> Schwerin ansteigen lasse (Erläuterungsbericht,<br />

Seite 12).<br />

Dieser Effekt ist aber ausschließlich darauf zurück zu führen, dass die A 14 die Verbindungen<br />

zwischen Magdeburg <strong>und</strong> Schwerin <strong>und</strong> damit zwischen Magdeburg <strong>und</strong> Ostseehäfen<br />

wie Kiel, Rostock <strong>und</strong> Wismar um maximal 70 km verkürzt. Die Verbindung zu den beiden<br />

wichtigen Nordsee-Häfen kann die A 14 aber nicht verbessern: Nach Bremerhaven ist die<br />

bestehende Strecke sogar um 140 km kürzer.<br />

Auch im weiteren Verlauf bringt die A 14 keine Verbesserung. Selbst die Strecke von Rostock<br />

nach Halle beträgt über die A 24/A 10/A 9 nur 360 km während man über die A 14<br />

etwa 15 km länger fahren müsste.<br />

Entfernung nach Magdeburg ohne A 14 (Bestand) über A 14 (Planung)<br />

von Bremerhaven 310 km 450 km<br />

von Hamburg 280 km 280 km<br />

von Kiel 375 km 345 km<br />

von Rostock 325 km 290 km<br />

Wismar 275 km 240 km

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