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Karsten Sommer - BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland

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tistischen Analyse haben sich Autobahnen als nicht unbedingt notwendig <strong>und</strong> keinesfalls<br />

hinreichend <strong>für</strong> eine positive regionalwirtschaftliche Entwicklung erwiesen: In<br />

einem geeigneten wirtschaftlichen Umfeld strukturstarker Regionen können sie zahlreiche<br />

regionalwirtschaftliche Indikatoren positiv beeinflussen; in strukturschwachen<br />

Teilräumen besteht allerdings die Gefahr, dass sich durch den beschleunigten Anpassungs-<br />

<strong>und</strong> Modernisierungsdruck der regionalen Wirtschaft die Probleme des Arbeitsmarktes<br />

zunächst sogar weiter verschärfen“ (vgl. S. 93 des genannten Forschungsvorhabens).<br />

Für die neuen B<strong>und</strong>esländer untersuchte Gather in Thüringen, ob der Bau der BAB 4, der<br />

BAB 9, der BAB 38 <strong>und</strong> BAB 71/73 positiven Einfluss auf die Entwicklung des Gewerbes im<br />

Umfeld der Autobahnen hat (Prof. Dr. Manfred Gather: Regionale Effekte des Fernstraßenbaus<br />

in den neuen B<strong>und</strong>esländern, Erfurt 1999). Seine Ergebnisse machen deutlich, dass ein<br />

direkter Zusammenhang zwischen Gewerbeflächenentwicklung bzw. -belegung <strong>und</strong> Verkehrsinfrastrukturausstattung<br />

nicht nachweisbar ist. Denn die Standortwahl von Unternehmen<br />

ist von verschiedenen Faktoren abhängig, von denen die Verkehrsinfrastruktur nur ein Faktor<br />

unter vielen (Gewerbeflächenangebot, räumliche Lage zu Absatz- <strong>und</strong> Beschaffungsmärkten,<br />

bauliche Erweiterungsmöglichkeiten/Größe <strong>und</strong> Zuschnitt verfügbarer Gr<strong>und</strong>stücke, Arbeitskräftepotential<br />

(qualitativ <strong>und</strong> quantitativ), Lohnkostenniveau, Steuerbelastung <strong>und</strong> Kommunalabgaben,<br />

öffentliche Förderung, <strong>Umwelt</strong>schutzauflagen usw.) ist. Außerdem zeigen seine<br />

Ergebnisse deutlich, dass kein direkter Zusammenhang zwischen der Gewerbegebietsentwicklung<br />

<strong>und</strong> der Anbindung zum Autobahnnetz des Landes Thüringen besteht.<br />

Damit fehlt der Behauptung, die BAB 14 könnte zu mehr Wachstum <strong>und</strong> Wohlstand im nördlichen<br />

Sachsen-Anhalt beitragen, jegliche Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Bei der hier getroffenen Region handelt es sich unstreitig durchweg um ein strukturschwaches<br />

Gebiet. Die negativen Konsequenzen sind ebenso zu erwarten.<br />

Die zitierte Untersuchung ist die einzige, die sich dezidiert mit den Zusammenhängen zwischen<br />

regionaler Entwicklung <strong>und</strong> Fernstraßenbau in den östlichen B<strong>und</strong>esländern befasst.<br />

Aus ihr geht aber hervor, dass sie sich durchaus mit neueren Untersuchungen aus den westlichen<br />

B<strong>und</strong>esländern in Übereinstimmung bringen lässt.<br />

Folgende weitere Argumente sprechen gegen die Bejahung des Bedarfs:<br />

• Die extrem niedrige Bevölkerungsdichte wird mit oder ohne A 14 aufgr<strong>und</strong> der geringen<br />

Geburtenraten <strong>und</strong> der Arbeitsmarktsituation weiter abnehmen. Die technische<br />

<strong>und</strong> soziale Infrastruktur ist unzureichend <strong>und</strong> wird de Facto abgebaut. Regionale<br />

Theater, Einkaufsmöglichkeiten sowie sozio-kulturelle Angebote <strong>für</strong> junge <strong>und</strong> ältere<br />

Menschen werden geschlossen. Dem kann die A 14 nichts entgegen setzen. Die hier<strong>für</strong><br />

vorgesehen Mittel könnten regional sehr viel gewinnbringender eingesetzt werden.<br />

• Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ist eingeschränkt <strong>und</strong> wird - jedenfalls<br />

nach dem Bau der A 14, der einseitig den Individualverkehr fördert - noch weiter reduziert,<br />

beispielsweise durch die Abbestellung von SPNV Strecken durch die Landesregierung.<br />

• Die im agrarstrukturellen Wandel arbeitslos gewordene Bevölkerung kann aufgr<strong>und</strong><br />

der fehlenden Arbeitsplätze im sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Sektor nicht aufgefangen<br />

M:\Dokumente <strong>und</strong> Einstellungen\KUEHNS\Lokale Einstellungen\Temporary Internet Files\OLKF6\05-060-07-Stellungnahme im<br />

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